Verbrechen im Café. Фиона Грейс

Verbrechen im Café - Фиона Грейс


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schürzte die Lippen. Sie blickte sie an wie eine strenge Stiefmutter. „Warum wusste ich nichts davon?“

      „Nun, du hast damals noch nicht für mich gearbeitet, oder? Du warst nur die nette Dame von nebenan, deren Schafe unbefugt mein Grundstück betreten hatten.“ Lacey kicherte über die liebevolle Erinnerung an ihren ersten Morgen, an dem sie in Crag Cottage aufgewacht war und eine Schafherde vorgefunden hatte, die gerade ihr Gras futterte.

      Gina erwiderte das Lächeln nicht. Sie schien in einer störrischen Stimmung zu sein.

      „Trotzdem“, sagte sie und verschränkte die Arme, „du wirst es bei der Polizei registrieren lassen müssen, nicht wahr? In der Datenbank für Schusswaffen.“

      Bei der Erwähnung der Polizei erschien vor Laceys geistigem Auge das Bild des strengen, emotionslosen Gesichts von Hauptkommissar Karl Turner, gefolgt von dem Gesicht seiner stoischen Partnerin, Kommissarin Beth Lewis. Für ihren Geschmack hatte sie schon genug Begegnungen mit den beiden gehabt.

      „Eigentlich muss ich das nicht“, sagte sie zu Gina. „Es ist eine Antiquität und funktioniert wahrscheinlich gar nicht mehr. Das bedeutet, es ist als Antiquität klassifiziert, nicht als Waffe. Ich sagte doch, ich habe meine Hausaufgaben gemacht!“

      Doch Gina gab nicht auf. Sie schien entschlossen, einen Fehler an der Sache zu finden.

      „Funktioniert wahrscheinlich nicht mehr?“, wiederholte sie. „Woher weißt du das mit Sicherheit? Ich dachte, du hättest gesagt, dass sich der Papierkram noch verzögert hatte?“

      Lacey stockte. Da hatte Gina recht. Sie hatte die Unterlagen noch nicht gesehen, also konnte sie nicht hundertprozentig sicher sein, dass das Gewehr nicht funktionstüchtig war. Aber zum einen war in dem Koffer keine Munition enthalten, und Lacey war sich ziemlich sicher, dass Xavier ihr kein geladenes Gewehr per Post schicken würde!

      „Gina“, sagte sie mit fester und bestimmter Stimme, „ich verspreche dir, ich habe alles unter Kontrolle.“

      Diese Zusicherung kam Lacey leicht über die Lippen. Jetzt konnte sie es noch nicht wissen, aber diese Worte würde sie schon sehr bald bereuen.

      Gina schien nachzugeben, obwohl sie nicht allzu glücklich dabei aussah. „Gut. Wenn du sagst, du hast die Sache im Griff, dann hast du sie im Griff. Aber warum sollte Xavier ausgerechnet dir eine verdammte Waffe schicken?“

      „Das ist eine gute Frage“, sagte Lacey und fragte sich plötzlich dasselbe.

      Sie griff in das Innere des Pakets und fand am Boden ein gefaltetes Stück Papier. Sie nahm es heraus. Ginas Andeutung von vorhin, dass Xavier mehr als nur Freundschaft im Sinn hatte, verursachte in ihr ein eigenartiges Gefühl. Sie räusperte sich, als sie den Brief öffnete und laut vorlas.

      „Liebe Lacey!

      „Wie du weißt, war ich kürzlich in Oxford…“

      Sie hielt inne und fühlte, wie sich Ginas Blick verschärfte, als würde ihre Freundin sie schweigend verurteilen. Lacey spürte, wie ihre Wangen wieder rot wurden und drehte den Brief, um Gina den Blick darauf zu versperren.

      „Wie du weißt, war ich kürzlich in Oxford auf der Suche nach den verlorenen Antiquitäten meines Urgroßvaters. Ich sah dieses Gewehr, und es half meinem Gedächtnis auf die Sprünge. Dein Vater hatte ein ähnliches Gewehr in seinem New Yorker Geschäft zu verkaufen. Er erzählte mir mehr davon. Er erzählte mir, dass er kürzlich auf einer Jagdreise in England gewesen war. Es war eine lustige Geschichte. Er sagte, er habe es nicht gewusst, aber es war Nebensaison gereist und so durfte er nur Kaninchen jagen. Ich recherchierte mehr über die Jagdsaisons in England und die Nebensaison ist tatsächlich im Sommer. Ich erinnere mich nicht, dass er Wilfordshire namentlich nannte, erinnere mich aber daran, dass du sagtest, er habe dort in den Sommermonaten Urlaub gemacht? Vielleicht gibt es dort eine lokale Jagdgruppe? Vielleicht haben sie ihn gekannt?

      Dein Xavier.“

      Lacey mied Ginas prüfenden Blick, als sie den Brief zusammenfaltete. Die ältere Frau brauchte nicht einmal zu sprechen, um Lacey wissen zu lassen, was sie dachte – dass Xavier ihr diese Erinnerung in einer Textnachricht hätte mitteilen können, anstatt es derart zu übertreiben, ihr ein Gewehr zu schicken! Aber es kümmerte Lacey nicht wirklich. Sie interessierte sich mehr für den Inhalt des Briefes als für etwaige romantische Gesten, die Xaviers Handlungen untermauerten.

      Ihr Vater hatte also in seinen Sommerurlauben in England gejagt? Das war ihr neu! Abgesehen von der Tatsache, dass sie keine Erinnerungen daran hatte, dass er überhaupt ein Gewehr besessen hatte, konnte sie sich nicht vorstellen, dass ihre Mutter damit einverstanden gewesen war. Sie war extrem zimperlich. Leicht zu schockieren. War er deshalb dafür in ein anderes Land gereist? Es hätte ein Geheimnis sein können, das er ihrer Mutter völlig verschwiegen hatte, ein Vergnügen, dem er sich nur einmal im Jahr hingab. Oder vielleicht war er wegen der Gesellschaft, die er hier hatte, zum Schießen nach England gekommen…

      Lacey erinnerte sich an die wunderschöne Frau im Antiquitätengeschäft, diejenige, die Naomi geholfen hatte, nachdem sie ein antikes Stück zerbrochen hatte, diejenige, die sie auf der Straße wieder getroffen hatten. Der plötzliche Schein der Sonne hinter ihrem Kopf hatte ihre Gesichtszüge verdunkelt. Die Frau mit dem sanften englischen Akzent, die so schön geduftet hatte. Könnte sie diejenige gewesen sein, die ihren Vater in das Hobby eingeführt hatte? War es ein Zeitvertreib gewesen, den sie miteinander geteilt hatten?

      Sie schnappte sich ihr Handy, um ihrer jüngeren Schwester eine Nachricht zu schicken, kam aber nur dazu, „Hat Dad Waffen besessen…“, zu schreiben, als sie von Chesters Winseln unterbrochen wurde. Die Glöckchen über der Eingangstür mussten geklingelt haben.

      Sie legte das Gewehr in seinen Koffer zurück, schloss die Schnappverschlüsse und ging zurück in den Verkaufsraum.

      „Du kannst das doch nicht so herumliegen lassen!“, rief Gina und war sofort wieder in Panik.

      „Dann lege es in den Safe, wenn es dir so wichtig ist“, sagte Lacey über die Schulter.

      „Ich?“, hörte sie Gina schrill ausrufen.

      Obwohl sie bereits auf halbem Weg den Korridor entlang war, hielt Lacey inne. Sie seufzte.

      „Ich bin in einer Minute bei Ihnen!“, rief sie in die Richtung, in die sie gegangen war.

      Dann drehte sie sich wieder um, ging zurück in den Lagerraum und hob den Koffer auf.

      Als sie ihn an Gina vorbei trug, hielt die Frau ihren vorsichtigen Blick darauf gerichtet und trat zurück, als ob er jeden Moment explodieren könnte. Lacey schaffte es, zu warten, bis sie ganz an ihr vorbeigegangen war, bevor sie die Augen wegen Ginas übermäßig dramatischer Reaktion verdrehte.

      Lacey legte das Gewehr in den großen Stahlsafe, in dem ihre wertvollsten und teuersten Gegenstände sicher eingeschlossen waren. Dann ging sie zurück in den Korridor, wo ihr Gina in den Verkaufsraum folgte. Zumindest jetzt, da das Gewehr außer Sichtweite war, hatte sie endlich aufgehört zu protestieren.

      Zurück im vorderen Bereich des Ladens erwartete Lacey, dass jemand gerade eines ihrer überfüllten Regale durchstöbern wurde. Stattdessen musste sie feststellen, dass Taryn auf sie wartete, ihre Erzfeindin aus der Boutique nebenan.

      Beim Geräusch von Laceys Schritten wirbelte Taryn auf ihren spindeldürren Absätzen herum. Ihre dunkelbraune Frisur war mit so viel Gel überzogen, dass nicht ein einziges Haar verrutschte. Trotz des strahlenden Sonnenscheins in diesem Juni war sie in ihr typisches kleines Schwarzes gekleidet, das jede scharfe Kante ihrer knochigen Modelfigur zur Geltung brachte.

      „Lässt du deine Kunden immer so lange unbeaufsichtigt und ohne Hilfe warten?“, fragte Taryn hochmütig.

      Neben Lacey ertönte ein leises Knurren von Chester. Der englische Schäferhund mochte die hochnäsige Ladenbesitzerin überhaupt nicht. Ebenso wenig wie Gina, die selbst etwas vor sich hinmurmelte, bevor sie sich mit Büroarbeiten ablenkte.

      „Guten Morgen, Taryn“, sagte Lacey und zwang sich dazu, freundlich zu sein. „Wie kann ich dir an diesem


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