Wyatt Earp Staffel 1 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 1 – Western - William Mark D.


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Mann zurück. Und jetzt hatte der Eingesperrte Muße, das Gesicht des anderen zu betrachten.

      Es war ein kantiges, hartes Gesicht mit tiefblauen Augen. Die Nase war gerade und der Mund energisch und gutgeschnitten. Es war ein edles, wohlgeformtes Männergesicht, das, von tiefer Wetterbräune bedeckt, unter der breiten Krempe des ungekniffenen schwarzen Hutes hervorsah. Ein Gesicht, aus dem Entschlossenheit, Unbeirrbarkeit und Klugheit sprachen.

      Niemand in dem kleinen Raum ahnte wohl in diesem Augenblick, daß es das Gesicht eines Mannes war, dessen Name einmal leuchtend groß in den Annalen der Geschichte Amerikas verzeichnet sein sollte. Dieser junge Wyatt Earp, dessen Stern in dieser Stunde aufgegangen war, würde sie einmal alle überstrahlen, die wenigen wirklich Großen aus der Pionierzeit der Vereiniten Staaten.

      Der einfache Mann, der 1848 als Sohn eines Nordstaaten-Offiziers auf einer Farm bei der Stadt Monmouth­ ­(Illinois) geboren worden war, hatte sich von frühester Jugend an in den Weststaaten aufgehalten. Er war Treckbegleiter von Planwagenzügen gewesen, die von den Städten des Ostens hinüber nach Californien an die Westküste gezogen waren. Er hatte mehrere Jahre auf einer großen Ranch in Texas als Cowboy verbracht, war in Colorado als Holzfäller in einem Gebirgscamp beschäftigt, hatte in Montana Büffel geschossen, in Dakota in Goldgräber-Lagern gearbeitet und war nun seit einiger Zeit als Fahrer bei der Overland.

      Bevor er hierher nach Kansas gekommen war, hatte er bei den Eltern gelebt, die drüben in Missouri ein Stück Land erworben hatten. Diese Tatsache verlieh ihm den Beinamen, den er zeitlebens nicht mehr loswerden sollte: Der Missourier.

      Das Leben, das vor dem jungen, sehr ernsten Mann lag, war so bunt und vielgestaltig, so abenteuerlich und gefährlich, daß er es vielleicht selbst für ausgeschlossen gehalten hätte, wenn ihm jetzt ein Prophet einiges darüber berichtet hätte.

      Es war irgend etwas im Blick des jungen Menschen, das den Mörder Ben Thompson innehalten ließ. Tief in den Augen Wyatt Earps, die jetzt etwas von der kristallenen Kälte eines zugefrorenen Bergsees an sich hatten, lag ein Schimmern, das den Banditen gefrieren ließ.

      Erst als Bewegung in die anderen Männer im Office kam, schüttelte Thompson den Bann ab, der auf ihm gelegen hatte. Wieder zerrte er wild und ungebärdig an den Gittern und schrie:

      »Was soll das, Boy? Das ist doch nicht dein Ernst?«

      Da trat der Mayor an das Gitter.

      »Doch, Ben Thompson. Es ist bitterer Ernst. Sie sind verhaftet. Richter Cordell wird über Sie zu Gericht sitzen. Und dann wird man Sie an einem grauen Morgen draußen auf dem Galgenhügel an den kahlen Ast knüpften.«

      In den gelblichen Augen des Banditen stand für den Bruchteil einer Sekunde kalte Angst. Dann wischte er sich über die Stirn und hatte sich sofort wieder in der Gewalt. Er legte den Kopf etwas auf die Seite, kniff die Augen ein und schleuderte dem Bürgermeister einen blitzenden Blick zu:

      »Halt’s Maul, Fettwanst! Ich rede mit diesem jungen Wolf hier. Ihr andern seid Ratten, verdammte feige Ratten!« Er sah Wyatt wieder an. »Also, Mann, wie hast du dir das vorgestellt?«

      Wyatt verschränkte in einer für ihn typischen Manier die Arme über der Brust, schob mit der Zunge die Zigarre in den rechten Mundwinkel, spreizte die Beine und senkte den Kopf ein wenig.

      »Was gibt’s da vorzustellen, Thompson? Sie sind ein Mörder und bekommen Ihre Strafe.«

      Danach wandte sich der Missourier ab, nahm sich den Stern von der Brust und drückte ihn dem Mayor in die Hand.

      »Hier, Mister, ich brauche ihn nicht mehr.« Er ging zur Tür.

      »He!« Wie ein Tier hatte der Mörder den Schrei ausgestoßen, der den Postfahrer an der Schwelle festnagelte. »Du machst das Spiel nicht, Bursche! Mein Bruder Bill wird dir das Genick nach Osten drehen!«

      Wyatt wandte den Kopf. Ein dünnes Lächeln lag um seine Lippen.

      »Für den wird die Bürgerschaft einen neuen Marshal anwerben!«

      »Earp!« rief der Bürgermeister, als er sah, daß der Postfahrer gehen wollte. »Sie können doch jetzt nicht weg!«

      »Weshalb nicht? Meine Gäule kriegen einen Sonnenstich!«

      »Haben Sie denn nicht gehört, was er gesagt hat? Sein Bruder Bill wird kommen!« zeterte der Mayor.

      »Na und?«

      »Kennen Sie Bill Thompson denn nicht? Er ist noch schlimmer als Ben!«

      »Kann sein. Sperrt ihn in die Zelle nebenan, dann können die beiden durch das Gitter miteinander pokern.«

      »Verdammter Skunk!« kreischte der Bandit.

      »Ich verstehe Sie nicht, Thompson. Double-Poker ist ein sehr unterhaltsames Spiel. Man kann es tagelang spielen. Man vergißt darüber den Galgen.«

      Wyatt wandte sich um und ging hinaus.

      Stumm blickten die Männer hinter ihm her; sie liefen ans Fenster und sahen, wie er zu seinen Pferden trat.

      »He!« grölte die bellende Stimme des Banditen hinter ihnen und riß sie herum. »Da glotzt ihr, ihr Ratten! Was passiert jetzt? Euer As pfeift euch was! Haha! Ihr Hohlköpfe. Was glaubt ihr, was Bill mit euch aufstellen wird, ihr Geier? Er wird euch der Reihe nach umbringen. Dich zuerst, du Fleischberg! Er hat eine Vorliebe für feiste Burschen wie dich. Er sagt, nichts ließe sich besser voll Blei pumpen, als ein Mann mit einem ganz schweren Bauch! Hahaha!«

      Die grelle Lache des Banditen schnürte dem Mayor die Kehle zu.

      Mit Unbehagen im Herzen wandten sich die Männer zur Tür.

      Draußen zog sich der Postfahrer eben auf den Kutschbock, stemmte seine staubigen Stiefel gegen das Fußbrett, nahm die Zügelleinen zurück und rief. »Hooo –!«

      *

      Aber dieser 18. August sollte noch nicht zu Ende sein. Noch lange nicht.

      Wyatt Earp hatte mit seiner Postkutsche kaum zwanzig Yards hinter sich gebracht, als das Geräusch von Pferdehufen an sein Ohr drang. Er wandte sich um und sah eine Reiterschar die Straße hinaufsprengen. Sofort nahm er die Zügelleinen hoch und hielt den Wagen an.

      Die Reiter machten mitten auf der Straße vor dem Sheriff Office halt. Wyatt schätzte, daß es wenigstgens dreißig Mann waren. Rauhe Burschen mit harten Gesichtern und staubigen Treiberkleidung.

      Ein mittelgroßer Mann mit olivfarbenem Gesicht und dunklen Augen hielt direkt vor dem Vorbau des Büros. Er lehnte sich nach vorn, stützte die Linke auf das Sattelhorn, die Rechte auf den Oberschenkel und fixierte Sefton Miller, den Mayor.

      »Hallo, Dicker, wie geht’s?«

      Der Mayor zog die Brauen hoch. Aber er wagte nicht, auf diesen Spott zu antworten.

      »Wie’s geht?« fragte der Cowboy, und diesmal klang es schon bedeutend bedrohlicher.

      Der Mayor hatte es gespürt und blickte unbehaglich und hilfesuchend den kleinen Mann mit der roten Nase an, der direkt neben ihm stand.

      Da stieg der Reiter vom Pferd und trat an die Vorbautreppe heran.

      »Hör zu, Dicker, wenn du hier der Mayor bist, so möchte ich dir sagen, daß wir die lieben Boys aus Texas sind. Wir haben 17.000 Rinder von Cheerbake heraufgetrieben. Und jetzt bringen wir die Dollars, die wir dabei gemacht haben, in eure dreckige Zigarrenkistenstadt. Hast du das kapiert, Alter?«

      Der Bürgermeister war kein Mann von großer Überlegung, seine anfängliche Angst war verflogen, gereizt erwiderte er:

      »Ihr befindet euch hier in Ellsworth. Das ist keine dreckige Zigarrenkistenstadt, verstanden!«

      Der Cowboy war mit zwei schnellen Sprüngen oben auf dem Vorbau und stand dicht vor Miller.

      »Hör zu, Lad. Dieser Ton mißfällt mir erheblich.«

      Er wandte sich um, stützte sich mit der Linken gegen einen Vorbaupfeiler und sah zu seinen Leuten hinüber.

      »He,


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