Wyatt Earp Staffel 1 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 1 – Western - William Mark D.


Скачать книгу
Tramp zurück.

      Und wieder brüllte sein Gewehr auf.

      In die Mündungsflamme hinein hielt Wyatt das Feuer seiner Winchester.

      Die erste Kugel schon riss den Banditen aus dem Sattel.

      Als der Constabler das hochbeinige Pferd Bing Longs erreichte, sah er den dunklen Körper des Mannes wenige Yards davon entfernt lang ausgestreckt am Boden liegen.

      Er war tot.

      Aber nicht die Kugel des Constablers hatte seinem Leben ein Ende gesetzt – sie hatte ihn oben rechts in der Schulter erwischt – der Tramp hatte sich bei dem Sturz das Genick gebrochen.

      Stumm lag er am Boden und starrte mit gläsernen Augen in den Nachthimmel.

      Wyatt sprang sofort wieder auf sein Pferd und hielt auf den Feuerschein zu.

      Als er die Büsche erreichte, die in den Farmhof führten, schlug ihm das schrille Schreien der Kinder entgegen.

      Der alte Mann, der neben der Frau am Boden kniete, riss verzweifelt das Gewehr hoch und gab einen Schuss auf den Reiter ab. Glücklicherweise verfehlte die Kugel ihr Ziel.

      Der Alte sah jetzt erst den Stern auf der Brust des Reiters – und dann erkannte er auch den Mann.

      »Earp! Schnell! Einer war im Haus, einer ist da hinübergelaufen …«

      Wyatt blickte auf die junge Frau, die reglos am Boden lag. Ihr weißes Nachtkleid war vorn über der Brust tiefdunkel gefärbt.

      Der Alte richtete sich auf. Auch sein Gesicht war blutbeschmiert.

      »Sie ist tot«, stieß er heiser hervor. Wyatt sog die Luft ein. Dann sah er den Alten an.

      »Sie sind auch verwundet, Mister Calligan.«

      »Äh – ein Streifschuss an meinem alten Schädel. Der hindert mich nicht, noch zwanzig Jahre hier mit den vier armen Würmern zu leben!«

      Er warf das Gewehr hart auf den Boden und hob die Fäuste gegen den Himmel. Der verlöschende Feuerschein zuckte über sein faltenzerrissenes Gesicht.

      »Ich habe ihn gesehen, den Teufel. Da drüben stand er …, drüben am Haus, als ich herauskam. Mit zwei Schüssen hat er uns niedergestreckt. Mary muss sofort tot gewesen sein. Sie gab keinen Laut mehr von sich. Ich brach in die Knie, konnte sekundenlang nichts sehen. Als ich wieder etwas erkennen konnte, sah ich ihn drüben vor den Büschen stehen. Mit zwei Revolvern in den Fäusten, bleichem, verzerrtem Gesicht und engen Augen …«

      »Hatte er einen weißen Hut auf dem Kopf?«, fragte der Constabler in einer dumpfen Ahnung.

      Der Alte wischte sich durch die Augen. »Einen weißen Hut? Nein, der Hut war …, rot, hellrot, glaube ich.

      »Der Feuerschein hat ihn rot gefärbt, Calligan. Der Mann trug einen weißen Hut, und ich kenne ihn genau! Es war Hal Flanagan …«

      *

      Der nächste Morgen war grau und wolkenverhangen.

      Seit Stunden fiel ein dünner Regen. Wie ein Lauffeuer hatte sich die Schreckensbotschaft in der kleinen Stadt verbreitet.

      Niemand konnte begreifen, was die Banditen auf der kleinen Farm der Calligans gesucht hatten. Sie waren die ärmsten Leute in der ganzen Umgebung und hatten Mühe genug, sich selbst durchs Leben zu bringen, seit der Mann von einem Blitz erschlagen worden war.

      Mary Calligan hatte es immer schwer gehabt mit den vier Kindern. Sie und ihr Schwiegervater hatten hart arbeiten müssen, um die Kinder zu ernähren.

      Und da war ein Mann in der Nacht gekommen und hatte die Frau niedergeschossen.

      Mit einem tödlichen sicheren Schuss hatte er eine Kugel in ihr Herz geschickt.

      Vier weinende Kinder und ein Greis standen oben auf dem Friedhof vor der offenen Grube und blickten fassungslos auf den Sarg, mit dem fremde Leute ihre Mutter in die Erde gesenkt hatten.

      Der Mörder hatte einen bekannten und berüchtigten Namen: Hal Flanagan!

      Der Revolverschwinger war mit den beiden Tramps Bing Long und Steve Hopkins gemeinsam auf der Calligan-Farm gewesen. Später erinnerten sich die Leute auch, dass die drei ja bereits im Eastern Saloon zusammen an einem Tisch gesessen hatten. Aber da hatten sie doch kaum etwas miteinander gesprochen.

      Ob sie sich schon vorher gekannt hatten?

      Kaum anzunehmen.

      Einer der Banditen war tot.

      Wyatt Earp hatte ihn aus dem Sattel geholt.

      Die beiden anderen waren entkommen.

      Aber sie hatten einen großen Wolf auf ihrer Fährte. Einen Wolf, wie sie ihn sich nicht gefährlicher und härter denken konnten.

      Wyatt Earp hatte nur das Grauen des Tages bei der Farm abgewartet und war den beiden dann gefolgt.

      Er fand die Spuren ihrer Pferde, die auf der Straße nach Cherokee führten.

      Aber nach zwei Stunden hatte der Regen die Fährte verwischt.

      Wyatt fand sie am späten Vormittag wieder, verlor sie erneut und entdeckte sie nach stundenlangem Suchen wieder auf den Wagengleisen, die zur Grenze von Kansas führten.

      Er würde ihnen folgen, das wusste jeder, der ihn kannte, folgen, bis er beide gestellt hatte.

      *

      Wo war Ed Holyoke geblieben, als er die Stadt verlassen hatte?

      Er war mit dumpfem, rauchendem und dröhnendem Schädel weitergeritten auf der Straße nach Cherokee.

      Als er das Feuer sah, hatte er die Calligan-Farm schon weit hinter sich gelassen. Er kümmerte sich nicht darum und ritt weiter.

      Kurz vor dem Morgengrauen, ehe der Regen kam, erreichte der Reiter die ersten Häuser von Cherokee.

      Ein Junge, der Brote aus der Backstube über die Straße trug, blickte den Fremden neugierig an.

      »Ist hier heute schon ein Reiter durchgekommen? Ein Mann mit einem weißen Hut?«, forschte der Händler.

      »Nein!« Der Junge schüttelte den Kopf. Holyoke hielt bei dem Vorbau eines Saloons.

      Dann begann der Regen.

      Der Händler zog sich auf den Vorbau zurück und starrte auf die Straße. Der Tag begann.

      Das Leben in der Stadt regte sich.

      Die Leute blickten auf den finsteren Mann mit der verbundenen Hand. Aber niemand sprach ihn an.

      Gegen Mittag stieg Holyoke auf sein Pferd und ritt durch den Regen zurück.

      Plötzlich sah er hinter einer Wegbiegung einen Reiter auftauchen.

      Es war der Constabler Wyatt Earp. Holyoke spannte die Linke um das Gewehr und hielt sein Pferd an.

      Der Constabler kam heran.

      Die beiden Männer sahen einander in die Augen.

      Schließlich presste der Händler heiser hervor: »Ich suche Hal Flanagan.«

      »Den suche ich auch!«

      Holyoke riss die Augen auf.

      »Weshalb suchen Sie ihn? Sie haben ihn doch gestern laufen lassen!«

      »Er hat mit zwei Tramps die Calligan-Farm überfallen.«

      »Was –?«

      »Mary Calligan ist tot. Flanagan hat sie erschossen.«

      Holyoke fühlte, wie sich seine Kopfhaut zusammenzog. Sein Hals war trocken, und die Zunge klebte ihm wie ein Blatt am Gaumen.

      »Mary Calligan –?« Er wischte sich durchs Gesicht. Dann hob er den Kopf. »All right, Earp. Ich reite mit.«

      Der Constabler schüttelte den Kopf und blickte in das über Nacht zerfallene Gesicht des anderen.


Скачать книгу