Wyatt Earp Staffel 1 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 1 – Western - William Mark D.


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Hal Flanagan war kein Stier, wenn er sich auch tierisch benahm. Er rutschte wie eine fadenlos gewordene Marionette in sich zusammen und schlug hart mit dem Schädel auf die weiß gescheuerten Dielen.

      Wyatt wischte sich durchs Gesicht, wandte sich um, nahm die vier Revolver an sich und ging benommen hinaus.

      Vor der Tür blieb er stehen und wartete. Es dauerte fast fünf Minuten, bis er Schritte hörte.

      Hal Flanagan stand in der Tür und glotzte ihn an wie ein tödlich verwundetes Raubtier. Dann öffnete er die schmalen Lippen, die von den Schlägen Wyatts aufgesprungen waren.

      »Well, das war der erste Gang. Wir werden uns schießen, Earp!«

      Der Missourier nickte. »All right«, versetzte er rau.

      »Heute Abend, wenn die Sonne sinkt. Hier in der Mainstreet!«

      Wyatt nickte, dann legte er die beiden Revolver des Texaners auf die Vorbaubretter und ging zu seinem Pferd hinüber.

      *

      Es gab keinen Menschen in Pan­handle, der ihm etwas zu essen oder zu trinken hätte geben wollen.

      Stur führte Wyatt sein Pferd in einen Mietstall und ließ es an der großen Tränke aus einem ausgehöhlten Baumstamm saufen.

      Der Mietstalleigner sah ihn mit einem fast mitleidigen Gesicht an.

      »Reiten Sie weg, Mister. Sonst erleben Sie die Nacht nicht mehr.«

      Daran, dass die heiße Stadt den Mörder dem Marshal hätte ausliefern müssen, dachte niemand. Er sollte mit Flanagan kämpfen, und wenn der ihn besiegte, war die Story zu Ende.

      Wyatt Earp irrte indessen durch die Stadt und suchte einen Brunnen.

      Die Hitze hatte ihn völlig ausgetrocknet. Und der Schatten vor dem Hotel wurde immer schmäler, bis schließlich auch der Gaul in der prallen Sonne stand.

      Da stieß Wyatt die Tür des Sheriff-Office auf.

      Dublin stierte ihm aus glasigen Augen entgegen.

      »Was wollen Sie, Earp? Bleiben Sie drau…, draußen. Die Leute zerhacken mich, wenn sie an…, annehmen, dass ich es mit Ihnen halte …«, lallte er.

      Wyatt fegte mit einem Faustschlag die Whiskyflasche vom Tisch.

      Dublin schrie auf vor Schreck.

      »Hören Sie, Sheriff, wenn ich in Ihrer verdammten Stadt schon schmoren muss, so geben Sie wenigstens meinem Gaul einen schattigen Platz!«

      »Ja – sicher. Aber ich …«

      »Wo ist Ihr Stall?«

      »Gleich hier neben dem Office das Tor …«

      Wyatt ging hinaus und stieß das graue Tor auf. Ein dürrer Brauner stand da und wieherte laut.

      Wyatt brachte den Apfelschimmel in den Stall und schloss das Tor wieder.

      Dann schlenderte er hinüber in den Mietstall und warf sich ein paar Hände von dem lauwarmen Wasser ins Gesicht.

      Der Mietstalleigner saß auf einer Tonne im Schatten und hatte ein ausdrucksloses Gesicht.

      Wyatt ging wieder zurück auf die Straße und ließ sich schließlich auf dem kleinen Vorbau vor dem Haus des Doktors Corry im Schatten nieder.

      Der Arzt kam an die Tür.

      »Es tut mir leid, Mister. Aber ich muss Sie bitten, hier wegzugehen. Ich weiß, dass es sich scheußlich anhört, aber die Leute …«

      Wyatt nickte und winkte ab. »Ich weiß, die Leute.« Leise seufzend erhob er sich und schlenderte weiter.

      Drüben die City Hall hatte auch einen Vorbau, dessen Dach einen breiten Schatten warf.

      Wyatt ließ sich da nieder.

      Es dauerte nicht lange, da schoben drüben aus dem Dusty-Saloon mehrere Männer in Weidereiterkleidung heran. Sie blieben auf der Straße stehen und blickten zu dem Mann mit dem von zahllosen Schrammen und Striemen bedeckten Gesicht hinauf.

      Einer von ihnen, ein großer breitschultriger Bursche mit hagerem Gesicht und breiten Händen, lehnte sich gegen einen Vorbaupfosten, schlug die Füße übereinander und zog den Hut bis auf die Nasenwurzel herunter.

      »He, Jim Brennan, wem gehört das Haus, vor dem der Mann da hockt?«

      Einer der Cowboys auf der Straße spie ein dickes Stück Kautabak auf den Vorbau vor Wyatt hin und krächzte heiser: »Es gehört dem County, Nat.«

      Der lange Nat feixte.

      »Well, und wem gehört das County?«

      »Uns!«, rief der Kautabak-Cowboy. Nat schob seinen Revolver nach vorn. »He, Missouri-Mann, steh auf. Wir haben was dagegen, wenn du wie ein kranker Hund vor unserer City-Hall hockst.« Wyatt erhob sich und kam auf den Mann zu.

      »Was willst du?«

      Es zuckte im Gesicht des Cowboys.

      »Wir sind von der großen Looney-Ranch, Stranger – wir haben was gegen stinkende Köter.«

      Wyatts tiefdunkles Gesicht verfinsterte sich. In seinen Augen stand Eiseskälte. »Ich auch, Nat«, sagte er schneidend. Da hob der Weidemann den Kopf. »Wie meinst du das, Stranger?«

      »Wie ich es gesagt habe!«

      Da griff der lange Nat Cradeby zum Colt. Seine Hand erstarrte aber noch vor dem Griff, denn sein Auge sah in die kreisrunde Mündung des Colts an der linken Hüfte des Missouriers.

      Jim Brennan auf der Straße stieß einen leisen Pfiff durch die Zähne aus.

      »Well, er ist ein Gegner für Hal. Lass ihn da oben hocken, Nat. Hal wird ihn schon fertigmachen!«

      Grinsend schoben die Cowboys davon. Dann war die Straße wieder leer.

      Die Stunden krochen dahin.

      Die Hitze wurde nicht geringer. Kein Lufthauch fächelte durch die Straße. Die weißen Häuserwände warfen die Helle zurück und machten das Sehen schmerzhaft.

      Die Kehle des zusammengesunkenen Mannes oben auf dem Vorbau der City-Hall war ausgedörrt. Wie ein trockenes Blatt klebte ihm die Zunge am Gaumen. In seinem Hals brannte ein stechender Schmerz.

      Er machte keinen Versuch mehr, um etwas Trinkbares zu bitten. Wie ein Indianer hockte er da in dem allmählich kleiner werdenden Schatten und briet schließlich in der glühenden Sonne. Er fühlte sich elend und zerschlagen, hatte keine Lust mehr, aufzustehen, – nur ein Gedanke brannte noch in seinem Hirn: Ich muss auf den Abend warten.

      Es gab keine Seele in dieser Stadt, die etwa Mitleid mit ihm gehabt hätte. Mit dem Mann, der mit der sinkenden Sonne sterben musste. Mit einer Kugel Hal Flanagans im Leib.

      Endlich war die Frist verstrichen. Die Stepwalks füllten sich mit Menschen. Auf dem Vorbau der City-Hall allerdings fand sich keiner ein. Wie einen Aussätzigen mied die Stadt den Mann, der gekommen war, ihren großen Hal Flanagan zu holen.

      Wyatt hockte noch immer in der Sonne an der Hauswand und blickte unter halb geschlossenen Lidern auf die faserigen Vorbaudielen.

      Und genau um sieben Uhr trat Hal Flanagan aus der Texas-Bar. Er trug wieder seinen weißen Hut, hatte ein neues blutrotes Hemd und eine schwarze Jacke an. Auch seine Hose und seine Stiefel waren nagelneu.

      Mitten auf der Straße blieb er stehen. Breitbeinig und hölzern.

      »Earp!«, rief er.

      Aber der Missourier war schon an der Vorbautreppe und trat auf die Straße. Zwanzig Yards staubiger Mainstreet lagen zwischen den beiden Männern. Flanagan hob den Kopf.

      »Earp, jetzt wird es entschieden. Und wenn du tot bist, wirst du vor der Stadt auf dem Friedhof begraben. Deine Brüder haben kein recht, hierherzukommen.«

      »Meine Brüder machen dir wohl eine Menge Sorgen«, versetzte der Constabler


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