Feuerjäger 1: Die Rückkehr der Kriegerin. Susanne Pavlovic

Feuerjäger 1: Die Rückkehr der Kriegerin - Susanne Pavlovic


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es nicht eilig, aber wenn sie sich nicht warmhielt, würde das Wetter ihre Knochen rosten lassen wie ein altes Schwert.

      Sie mochte Halmesholm nicht besonders: zu reich, zu herausgeputzt und selbstzufrieden, wie es da am Ufer des Grünmeeres saß wie eine fette, vollgefressene Kröte. Die Bürger taten so, als sei es heldenhaft, sich hinter Mauern von Goldkronen zu verschanzen. Nicht einmal das Grünmeer war, was der Name versprach, sondern einfach nur ein großer See. Immerhin zog die Stadt allerlei Leute an, die Arbeit suchten, und Krona suchte Leute, die Arbeit suchten.

      Auf dem Rathausplatz wurden die ersten Marktstände aufgebaut. Der frische Wind, von dem diese Stadt viel zu wenig hatte, riss Tücher los und ließ Leinen flattern. Die Händler beäugten Krona argwöhnisch, als sie sich ihren Weg durch die Budenstraßen suchte.

      In einer Bäckerei auf der anderen Seite des Platzes brannte schon Licht. Als Krona eintreten wollte, fand sie die Tür verschlossen. Sie klopfte und trat einen Schritt zurück.

      Stimmengemurmel von drinnen, und nichts geschah.

      Krona klopfte erneut, diesmal mit der Faust.

      »Meridias nackter Arsch! Öffnet, oder ich trete die verfluchte Tür ein!«

      Sie überlegte gerade, ob sie ihre Drohung wahr machen sollte, als sich ein Schlüssel im Schloss drehte und die Tür eine Handbreit aufging.

      »Wir haben noch nicht geöffnet«, sagte eine Frau, die ihre füllige Leibesmitte mit einer Schürze verschnürt hatte, unfreundlich. »Kommt wieder, wenn die Sonne über den Dächern ist.«

      Sie wollte die Tür wieder schließen, aber Krona hatte schon ihren Fuß in den Spalt gestellt.

      »Und wie Ihr geöffnet habt. Zumindest für mich.«

      Unsicherheit malte sich auf den Zügen der Bäckerin. Krona ergriff die Gelegenheit, legte ihre Schulter an die Tür und schob sie mit einem Ruck auf. An der eingeschüchterten Bäckersfrau vorbei betrat sie den Verkaufsraum, der ihr in diesem Augenblick erschien wie das Paradies: angefüllt von goldenem Licht und der Wärme eines Feuers, die Luft voller verführerischer Düfte.

      »Wunderbar«, sagte sie zufrieden. »Rieche ich da nicht Schwarztee? Ihr könnt mir gerne etwas davon abgeben. Und spart nicht mit dem Zucker.« Sie befreite sich von ihrem schweren Rucksack und stellte ihn mitten im Durchgang ab.

      »Aber …« Die Bäckerin stand wie festgewachsen, die Klinke in der Hand.

      »Macht Euch keine Umstände wegen mir«, sagte Krona, umrundete den Verkaufstisch und betrachtete die ausgebreiteten Leckereien. »Ich werde mich inzwischen selbst bedienen.«

      »Das ist Diebstahl«, brachte die Bäckersfrau hervor.

      »Quatsch. Es ist ein Frühstück. Diebstahl ist es erst, wenn ich gehe, ohne zu bezahlen – dann könnt Ihr Euch aufregen. Was soll das sein?« Sie fasste mit zwei Fingern ein mit Honig übergossenes Gebäckstück und hielt es hoch. »Ein Apfelkrapfen? Und schließt endlich die Tür, oder wollt Ihr die Straße heizen?«

      »Ich werde die Stadtwache rufen«, drohte die Bäckersfrau, die sich offenbar vom ersten Schreck erholt hatte. »Ihr habt mich überfallen und bedroht. Sie werden Euch einsperren! Hier herrschen Recht und Ordnung, wenn Ihr das noch nicht gemerkt habt!«

      »Aha! Und warum wohl?« Krona ließ den Apfelkrapfen achtlos auf den Boden fallen, wo er unter den Verkaufstisch rollte und im dort ausgebreiteten Stroh, das augenblicklich an dem Gebäckstück festklebte, liegen blieb. »Warum herrschen wohl Recht und Ordnung in dieser fabelhaften Stadt und nicht, sagen wir, das Faustrecht eines dicken, stinkenden, mit Knochen behängten Clanführers? Der Euch einfach mal so Eure speckige Hand abhackt, wenn Eure Brötchen ihm nicht schmecken? Warum dürft Ihr alle Euch frei bewegen und Euer Gold horten, anstatt in den Steinbrüchen zu schuften? Soll ich Euch das mal erklären?«

      Das Kinn der Bäckerin zitterte. Krona nahm das als Zustimmung.

      »Weil wir sie nicht in die Ebenen gelassen haben, Schätzchen. All die Schrate und Trolle und Riesen, die nicht länger auf ihren Felsen hocken wollten, sondern scharf auf Euer fruchtbares Land waren. Wir – eine ganze Armee von tapferen Soldaten, wir haben uns die Ärsche aufgerissen, um die Kreaturen in ihren Löchern zu halten, ganz oben im Gebirge, wo sie Euch nicht stören!«

      Sie kam hinter dem Verkaufstisch hervor und näherte sich mit hartem Schritt der Bäckerin, die sich erschreckt gegen die Wand drückte.

      »Könnt Ihr Euch vorstellen, was es heißt, im Winter Krieg zu führen? Bis zum Knie im Dreck? Sich die Finger abzufrieren, und nicht zu wissen, wird der nächste Schrat dich erledigen oder der nächste Schneesturm? Ich war dort, Teuerste, bis zum bitteren Ende, ich habe mein Blut dort gelassen und habe Freunde sterben sehen, was sage ich, verrecken sehen, in den Schneelöchern, die wir unseren Stützpunkt nannten! Und jetzt kommt Ihr daher mit Eurem fetten Arsch und wollt mir vorschreiben, wann ich mein Brötchen essen soll? Wir wär’s? Lassen wir sie beim nächsten Mal doch einfach runter in die Ebenen, und dann gute Nacht, Halmesholm!«

      Sie holte tief Luft. Sie merkte, sie hatte sich in Eifer geredet, mehr als ursprünglich beabsichtigt, doch es tat gut. Sie wollte gerade aufs Neue ansetzen, als ein unerwartetes Geräusch sie herumfahren ließ.

      Jemand klatschte Beifall. In der offenen Tür stand ein Mann, hochgewachsen, schlank und in die Farben des Waldes gekleidet. Glattes schwarzes Haar fiel ihm über die Schultern. Ein leichter Stoppelbart legte einen Schatten auf sein Kinn. An der Seite trug er ein schmuckloses Schwert und über dem Rücken einen langen Bogen.

      »Welch flammende Rede«, sagte er und lächelte, Krona konnte auf den ersten Blick nicht entscheiden, ob freundlich oder spöttisch. »Was ist denn der Grund für diesen frühmorgendlichen Aufruhr?«

      »Und wer seid Ihr, dass es Euch etwas angeht?«, fauchte Krona, die so schnell ihre Ruhe nicht wiederfand.

      »Nur ein Wanderer auf der Suche nach einem warmen, trockenen Ort für ein Frühstück.«

      »Wir reden hier gerade über Frühstück«, erklärte Krona etwas besänftigt. »Unter anderem.«

      Die Bäckersfrau sah zwischen den beiden düsteren Eindringlingen hin und her.

      »Ich … ich werde dann Euren Tee holen … das heißt, wenn Ihr noch welchen möchtet …«, schlug sie mit schwacher Stimme vor. Krona, die sie immer noch zwischen sich und der Wand quasi eingeklemmt hatte, trat einen Schritt zurück.

      »Es macht Euch doch sicher keine Umstände, eine zweite Tasse zu bringen, oder?«, fragte der Fremde höflich. »Eine gute, starke Tasse Tee ist genau das Richtige nach einer so regnerischen Nacht.«

      Die Bäckerin sah gehetzt zu Krona hinauf.

      »Ihr habt es gehört«, sagte die. »Tee für mich und meinen Freund hier.«

      Fluchtartig verschwand die Bäckersfrau nach hinten in einem Nebenraum.

      Hochzufrieden setzte Krona sich auf den Verkaufstisch, nahm sich einen Apfelkrapfen aus dem Korb und begann, mit den Beinen baumelnd, zu essen.

      Der Fremde ließ seinen Rucksack von den Schultern gleiten und zog sich einen Hocker heran, der zu niedrig für seine langen Beine war. Von unten herauf musterte er Krona eingehend. Das Lampenlicht legte einen gelblichen Schein auf seine Augen, was ihm ein irritierendes Aussehen verlieh.

      »So, so – Ihr habt also im Winterkrieg gekämpft.«

      »Ich war Offizier im Rang eines Hauptmanns«, sagte Krona mit vollem Mund. »Ich kommandierte eine Kompanie von hundertfünfzig Mann.«

      Der Fremde nickte anerkennend. »Er muss hart gewesen sein … der Winterkrieg.«

      »Jeder Krieg war hart. Das liegt in der Natur der Sache.«

      »Aber nun habt Ihr dem Kriegshandwerk den Rücken gekehrt?«

      »Wollt Ihr reden oder frühstücken?« Krona griff sich ein noch warmes Brötchen und warf es ihm zu. Er fing es geschickt und roch daran, bevor er hineinbiss.

      »Und


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