G.F. Barner Staffel 3 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 3 – Western - G.F. Barner


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gar nichts tun sie. Aber irgendwoher muss der Kerl unter dem Tisch im Keller doch wissen, welche Farbe und welche Nummer er zu wählen hat, wohin er den Magneten bringen, die Scheibe unter dem Roulettetrichter mit dem Magneten anhalten lassen muss. Irgendwoher muss es ihm gesagt werden.

      Die Decke.

      Rosco, denkt Joe Rosco, du bist ein Idiot, natürlich ist es die Decke. Einer liegt oben und blickt auf den Tisch herab. Wenn die anderen die Einsätze machen, dann hat er ja Zeit genug, dem Kerl im Keller seine Signale zu geben, er sieht ja alles von oben. Verdammte Sache, der Mississippitrick, die Gauner benutzen eine Schiffsrohrleitung zum Sprechen, ich bin sicher.

      Er bückt sich, dreht sich um und ist sicher, dass hier überall in der Decke, in dem dunklen Stoff kleine Löcher sind, die man in den Falten des Stoffes nicht entdecken kann. Über dem Raum liegen sie und blicken auf alle Roulettes herab! Er geht zum nächsten. Derselbe Trick, die Roulettetische stehen weit auseinander. Dazwischen sind immer noch gewöhnliche Spieltische für Faro oder Poker. Weiter Abstand und …, die kleinen Türmchen, die die Croupiers setzen.

      Es ist Rosco, als wenn alles in ihm kalt wird, eiskalt. Er hasst Betrug, vielleicht erst seit dem Tag richtig, an dem man seinen Vater einen Betrüger, einen Kartenhai und Falschspieler nannte.

      Er schlendert durch den Saloon, harmlos, das Pokergesicht lächelt, aber die Gedanken, oh, mein Gott, hat er finstere Gedanken. Den Trick, das weiß er, merkt so schnell niemand.

      Über den Tisch hinweg sieht er Hoyt an und winkt schwach – sein Kopf ruckt zweimal. Von oben, denkt Rosco, können sie nichts sehen, der Blickwinkel ist zu klein, aber vielleicht sind irgendwo hinter den geschliffenen Kristallgläsern der Wandlampen einige Spione untergebracht. Nur vorsichtig, sie dürfen nichts merken.

      Hoyt kommt, Rosco redet und lacht.

      »Lach auch, du Narr, ich erzähle dir einen schmutzigen Witz. Lach, Mann, auch wenn du vor Wut brüllen möchtest!«

      Er stößt ihm die Faust vor die Brust und wiehert. Hoyt lacht nun endlich. Braucht der Mann lange, um sich verstellen zu können!

      »Hoyt, kannst du deine Männer zusammenholen?«

      »Ja, warum?«

      »Weil dies eine verfluchte Spielhölle ist! Sie betrügen, sie arbeiten mit zwei Roulettetellern und Magneten!«

      »Was ist das – wie arbeiten sie? Wie geht das? Ich verstehe kein Wort!«

      Und macht ein grüblerisches Gesicht, der Mensch, der baumlange.

      »Du sollst lachen, du Narr, wirst du wohl lachen!«

      Nun lacht er, nicht echt, aber immerhin sieht es so aus, als wenn er einen Spaß zu verkraften hat.

      »Ich erkläre es dir später, Hoyt. Es ist kein Zufall, dass dein Boss verloren hat, verstanden – sie betrügen. Hör zu, bring drei, vier von deinen Leuten her. Zwei sollen sich um den Chip-Verteiler und die beiden Geldkassenbewacher kümmern, zwei uns den Rücken decken. Die anderen müssen draußen warten. Sobald hier der Krach losgeht, müssen sie hereinstürzen und alles daran hindern, den Saloon zu verlassen. Du hast doch fast vierzig Mann, Junge, kannst du sie herbringen und den Saloon umstellen lassen, aber so, dass es nicht auffällt?«

      »Verflucht, ich drehe den Yanks den Hals …«

      »Hoyt, wirst du wohl grinsen!«

      »Ja«, sagt Hoyt und verzieht das Gesicht zu einer Fratze. »Erinnere mich bloß, wenn ich es vergesse. Ich kann das alles besorgen, aber – wie betrügt man hier?«

      »Unter den Tischen – im Keller – sitzen welche!«

      »Was? Halunken, Packzeug, ich werde …«

      »Grinsen, Mann!«

      »Ja, ja, oh, heiliger Bonifatius, von dem Palast bleibt nichts heil.«

      »Nicht so eilig, Mann, nicht so schnell. Sie dürfen nichts merken, sonst ist es vorbei mit der Überraschung! Es kann zu einer Schießerei kommen!«

      »Na und – du warst doch in Texas, wie?«

      »Ja«, sagt Rosco und denkt entsetzt daran, was diese Burschen tun werden, wenn sie wütend sind. »Immer ruhig, wir müssen vorsichtig sein. Pass auf deinen Boss auf, wenn es losgeht. Du hast Zeit, sie zu holen, deine Burschen. Wie lange brauchst du?«

      »Die sind im Tanzpalast und im Dead­man-Saloon, da sind wir immer, wenn wir hier sind. Eine Viertelstunde, dann habe ich sie hier!«

      »Dann verschwinde!«

      Hoyt geht hinaus, nicht zu eilig. Und Rosco lacht leise vor sich hin, als wenn er noch immer den Nachgeschmack eines Witzes auf der Zunge hat.

      Er raucht, geht zum Tisch und schiebt sich an die Platte.

      In diesem Moment entdeckt ihn der alte Johnson und erstarrt. Einen Augenblick sieht ihn der Alte finster an, dann zuckt er die Achseln und lässt sich weitere zehn Chips zu je zehn Dollar geben.

      Rosco greift in die Tasche, holt sein Geld heraus und kauft sich Chips, das Stück zu zwanzig Dollar.

      Dann sieht er auf den Turm neben dem Croupier – vier Chips.

      Denkst du – sagt sich Rosco – hast du dir gedacht. Und setzt! Er setzt in derselben Sekunde, in der der Croupier den Mund aufmachen will, um zu sagen, dass nichts mehr geht. Drei Chips auf Rouge drei. Zu spät für dich, mein Freund, denkt Rosco grimmig, aber er lächelt – und wie er lächelt, sanft wie ein satter, vollgefressener Tiger. Der Croupier kann nichts mehr tun, gar nichts. Er kann nicht warten, bis noch jemand die Einsätze macht. Einer der drei Burschen, die laufend gewinnen, könnten noch setzen, aber sie sind zu verblüfft.

      »Nichts geht mehr!«

      Das sagt er, der Betrüger, der seine Chips nicht mehr verschieben kann, denn die unter dem Rouletterad sitzende Platte mit ihrem Magneten klebt auf Rouge drei, das weiß er und das wissen auch die anderen. So schnell klappt die beste Sprechrohranlage nicht.

      Das Rad dreht sich wirbelnd, die Kugel rollt und kommt zur Ruhe. »Rouge drei!«

      Drei Chips für jeweils zwanzig Dollar. Und Rosco lächelt, ein unschuldiger Mensch, ein harmloser Zeitgenosse!

      Chips kommen auf ihn zu, viele Chips.

      Der alte Johnson blickt hoch, seine Augen rollen ihm fast aus den Höhlen. Er keucht und sagt etwas heiser und kaum hörbar. Es hört sich nach einem Fluch an.

      Rouge drei!

      »Bitte die Einsätze zu machen!«

      Rosco wartet auf die Hand des Croupiers, der will etwas wissen, der arme Narr, auch er wartet, er verschiebt seinen Haufen erst nach kurzem Zögern. Und Rosco setzt irgendeine Zahl. Dabei blickt er wieder den Burschen an, der sich so schlecht beherrschen konnte, jenen angeblichen Cowboy, der die ganze Zeit gewonnen hat, wenn es nicht gerade einer der anderen oder die Bank übernahm.

      Fünf noir – fünf Schwarz!

      Fünf Schwarz gewinnt, der Händler streicht seinen Gewinn ein. Rosco hat Zeit, viel Zeit, wartet ab, bis der Croupier seine Chips nach links geschoben hat. Dort ist das rote Feld. Sieben Rot.

      Und der Reisende setzt auf sieben Rot. Rosco verteilt seine Chips, gibt die Nummern und die Farbe an. Unter anderen sieben Rot. Der Croupier zuckt mit keiner Wimper, als die Zwanziger-Chips auf sieben Rot liegen. Hält er es doch für einen Zufall?

      »Nichts geht mehr!«

      Das Rad dreht sich, die Kugel hüpft …, und raus!

      Noch einmal die drei Schwarz!

      Der Kerl, denkt Rosco, der über mir liegt, hat den Braten gerochen und Befehl gegeben, auf drei Schwarz den Magneten anzuklemmen. Wer hat drei Schwarz?

      Er selber, sieh mal einer an.

      Chips kommen, klappern leise. Er lächelt, als er sie auftürmt und das kurze, spöttische Zucken der Mundwinkel des Croupiers sieht.

      Von


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