G.F. Barner Staffel 3 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 3 – Western - G.F. Barner


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      »Sie haben die Platte mit dem Magneten nach unten gezogen!«, sagt sich Rosco grimmig. »Die nächsten Spiele laufen normal. Nun gut, passt mal auf, ihr Halunken, ich kann auch anders!«

      Er blickt kurz auf das grüne Tuch mit den farbigen Zahlen und den Feldern.

      Die Wahrscheinlichkeitsrechnung Nummer eins.

      Die Chips wandern auf die Felder. Man blickt jetzt auf Rosco, der alte Johnson stiert ihn an wie eine gereizte Bulldogge. Was hinter Johnsons Stirn vorgeht, das ist für Rosco leicht zu erraten. Er denkt jetzt, dass der verdammte Kartenhai wieder einmal Glück hat. Und jetzt …

      »Nichts geht mehr!«

      Scharrendes Geräusch der Kugel – das Klickern kommt, wird ruhig. Rosco steht da und lächelt.

      »Rouge neun!«

      Einer sagt etwas, nur ein Wort: »Verflucht!«

      Der alte Johnson platzt beinahe, als die Chips zu Rosco wandern. Der Croupier bekommt für einen Moment den stechenden Blick.

      »Die Einsätze zu machen, Gentlemen!«

      Rosco setzt, belegt die Felder nach seinem System, geerbt von Daniel Jonathan Rosco, seinem Vater.

      Die Kugel rollt wieder. Gesichter, starre Augen, die zu zucken beginnen, als die Kugel ausrollt und in ein Feld klickert, liegen bleibt.

      »Mister, Ihr Gewinn!«

      »Bleibt stehen«, sagt Rosco freundlich. »Alles so lassen!«

      In diesem Augenblick tritt der Mann an den Tisch, ein schlanker, kleiner Mann mit schon ergrautem Haar. Er setzt auf dreizehn Schwarz, sechs Rot und vier Rot. Rosco sieht ihn an und lächelt. Auch er setzt, genau dieselben Zahlen.

      »Nichts geht mehr!«

      Der Croupier hat ein wenig gezaudert, der kleine grau melierte Mann ihn jedoch einmal angesehen.

      Dann rollt die Kugel, hüpft, klickert und bleibt auf sieben Rot liegen. Dort liegen Roscos Zwanziger.

      Joe Rosco senkt den Kopf, er denkt blitzschnell nach. Das System hat funktioniert – der kleine Mann muss erkannt haben, dass Rosco die gleichen Zahlen wie er setzte und hat anscheinend vorher Befehl gegeben, in diesem Fall nicht den Magneten zu benutzen.

      Einen guten Hammer und eine Stahlplatte, denkt Rosco grimmig, ich würde die Kugel zertrümmern und den Eisenkern herausholen. Sie müssen einen verteufelt starken Magneten unter der Platte haben. In diesem Augenblick sieht er Hoyt auftauchen. Hoyt nickt unmerklich, blickt ihn dabei aber nicht an.

      Rosco wendet langsam den Kopf, sieht hinter den beiden Burschen, die den Geldkasten bewachen, zwei Texaner stehen, als wenn sie nur zusehen wollen, sonst nichts.

      Und dann sagt der kleine grau melierte Mister neben ihm: »Hallo, mein Freund. Sie haben ein System, wette ich.«

      Joe Rosco denkt an Memphis, an die »River Queen«, an zwanzig andere Schiffe, an Städte im heißen Süden und in allen Staaten vom Mississippi bis zum Strand des Pazifik.

      »Ja«, sagt er weich. »Das habe ich. Wollen Sie es sehen?«

      »Ich wäre neugierig, wie es funktioniert«, murmelt der kleine Mann an seiner Seite. »Unterhalten wir uns darüber in meinem Büro, Fremder?«

      »Gleich, aber vorher müssen Sie den Ausgangspunkt kennenlernen, mein Freund«, antwortet Rosco sanft. »Er sitzt hier! Wenn man …«

      Er macht die zwei Schritte, die Leute weichen aus, sie sind nur neugierig, sonst nichts, sie ahnen nichts … Dann steht er neben dem Croupier und sieht die Unruhe in den Augen des kleinen Mannes.

      »Wenn man«, sagt Rosco und legt die Hand auf den Rechen des Croupiers, die andere liegt dicht neben dem Roulettetrichter. »Diese Kugel nimmt und einen schweren Hammer, dann …«

      Er kommt nicht weiter, er hat es gewusst.

      Der kleine Mann hat die Hand scheinbar nur nach seiner Uhr geführt, aber er zieht nicht die Uhr, er zieht seine Waffe, als Rosco die Kugel nimmt.

      Und genau das ist sein erster und letzter Fehler.

      Der Rechen ist wie ein Speer, als Rosco ihn losschleudert und den Mann mitten vor den Kopf trifft.

      Dabei schlägt Rosco die linke Hand herum und trifft den Croupier seitlich am Hals.

      Der Croupier sagt keinen Laut mehr, er fällt vom Stuhl.

      Rosco aber hört den Schrei des kleinen Mannes, sieht den Mann zwar taumeln, aber doch den Derringer herausreißen.

      Der Mann prallt auf einen der hinter ihm stehenden Zuschauer.

      Und seine Waffe fliegt hoch. Sie zielt auf Rosco.

      Der Betrug ist entdeckt.

      Der Kampf beginnt.

      *

      In dem Moment, in dem der Derringer sich auf Rosco richtet, lässt sich Rosco fallen. Er taucht weg, sieht den kleinen Mann plötzlich schwanken, einen baumlangen Texaner von hinten die Hand ausstrecken und jäh zugreifen. Der Griff ist es, der den kleinen Betrüger am Kragen erwischt und zurückreißt. Zwei-, dreimal schlägt die Faust des Texaners zu, dann wird der kleine Mann schlaff. Der Mann aus Texas packt ihn und zieht, als er ihn mit der linken Hand hält, den Revolver.

      Rosco aber reißt seine Waffe heraus, ist unter dem Tisch und wirft sich nach vorn. Er saust unter dem Tisch durch, hat die Beine des Mannes, der die Chips ausgibt, vor sich und packt zu.

      Dann reißt er sie nach vorn.

      Er hört den Mann vor Schreck schreien, brüllt aber selber laut: »Betrug, sie haben einen Magneten unter dem Roulettetrichter. Betrug, Leute, Betrug!«

      Er zieht den Mann zu sich heran, sieht dessen Griff in die Jacke und prallt auf ihn. Sie liegen beide unter dem Tisch. Um sie schreien zehn, zwanzig, dreißig Männer jetzt wie auf Kommando wild los. Der Chipsausgeber kommt nicht mehr dazu, seine Waffe zu ziehen. Rosco holt einmal aus, trifft seinen Oberarm. Der zweite Hieb trifft den Kopf. Dann rollt er sich über ihn hinweg, kommt an der anderen Seite hoch und blickt auf die Tür. Dort versuchen drei, vier Spieler, den Raum zu verlassen, aber sie kommen nicht weiter. In der Tür tauchen jäh ein halbes Dutzend Herdentreiber auf. Der erste Spieler, der ihnen entgegenstürmt, erhält einen Hieb, fliegt auf den anderen zurück und reißt zwei um, ehe er selber zu Boden geht.

      »Hoyt!«, ruft Rosco scharf, als er Hoyt mit gezogenem Revolver auf den nächsten Roulettetisch zuspringen und einen der Aufpasser dort eine Waffe in der Hand halten sieht. »Rechts – Vorsicht, Hoyt!«

      Hoyt fährt herum, der Aufpasser wird aschgrau, als der Revolver auf ihn deutet und lässt seine Waffe fallen. Drei, vier Cowboys stürmen zum Tisch, an dem der Croupier versucht, sich unter die Platte zu werfen. Einer packt ihn, zwei andere bedrohen die Aufpasser und den Chipsverteiler. Männer brüllen wütend. Irgendwo schreit einer: »Ich habe zweihundertsechzig Dollar verloren – an diesem Tisch hier! Reißt das Ding ab, Freunde!«

      Rosco aber stürmt auf Hoyt zu, deutet mit dem Revolver nach oben und ruft scharf: »Über uns – Löcher in der Decke, sie können von oben jedes Spiel beobachten. Über uns sind noch mehr Halunken. Hoyt, nach oben, schnell!«

      An der Tür brüllt einer der Texaner, kaum dass Hoyt sich herumwirft, seinen Partnern etwas zu. Drei, vier Mann rennen durch den Flur, stürmen vor Hoyt und Rosco die Treppe hoch und reißen die Tür auf. Ein Flur, drei, vier Zimmer rechts und links. Ein Cowboy wirft sich gegen die erste Tür, hört Roscos Warnschrei, achtet aber nicht darauf und fliegt samt der Tür, die aus den Angeln kracht, in den Raum hinein.

      Über ihn hinweg pfeift eine Kugel. Der peitschende Klang eines Revolvers gellt durch den Raum. Dann klirrt das Fenster, ein Schrei auf der Gasse und der scharfe Ruf: »Lass fallen, sonst stirbst du in deinen Stiefeln!«

      »Das war Bunty!«, knurrt Hoyt wild. »Brecht die Türen auf, wenn sie verschlossen sind. He, da drin, schießt ihr, dann stecken wir den Palast an!«


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