G.F. Barner Staffel 3 – Western. G.F. Barner
die beiden Pferde!«
»Die Pferde nehme ich, das Geld aber nicht, Doan«, erwidert sie heiser. »Das Pferd für diese beiden Burschen werde ich bezahlen. Und auf der Spur werde ich auch nicht reiten!«
»Doch, Sie reiten auf der Spur und werden den Leuten sagen, daß wir schon längst über die Grenze sind. Alles Gute, Lady! Nehmen Sie das Geld!«
»Bat – nie! Sie sind – ach, zum Teufel, Bat!«
Sie hastet zu den beiden Pferden, steigt auf und sieht Bat ganz verschwommen. Er sitzt auf seinem großen Pferd, das Geld in der linken und den Revolver in der rechten Hand.
»Bat – wenn ich wüßte, welcher Ort in Arizona es sein wird, dann – Bat, ich würde kommen!«
»Reit schon Mädel, viel Glück auf dem Weg!«
Er lächelt so wie damals, als er ihr die Koffer abnahm.
Und sie zieht das Pferd herum, reißt das andere mit und sieht sich nicht mehr um.
Plumo steht still, nagt auf seiner stark vorgewölbten Unterlippe und wartet nur darauf, daß sich Bat Doan eine Blöße gibt; daß er sich länger als zehn Sekunden umsieht.
Zehn Sekunden brauche ich bestimmt, denkt Plumo nervös. Was hat der Halunke nur mit mir vor? Das Girl ist weg, dort hinten verschwinden Bennet und dieser Taugenichts. Nur ich bin noch da und weiß nicht, was der Kerl von mir will. Wenn er sich doch nur mal lange genug umsehen würde, was? Aber ich weiß, daß er verdammt schnell ist.
»Plumo!«
Plumo wird immer unruhiger.
»Was willst du, Bat?«
»Geh mal nach links!«
Plumo geht los. Hinter ihm bewegt sich das Pferd und kommt nach.
»Well, jetzt kannst du stehenbleiben, Freund Henry!«
»Mensch, was soll der Spaß?« fragt Plumo und steht dicht vor der rauchgeschwärzten Mauer des Hauses. »Was denn, du steigst ab?«
Doan ist schon unten und bindet mit der linken Hand sein Pferd am Stumpf des verbrannten Baumes an. Dann kommt er langsam auf Plumo zu und deutet mit dem Colt auf das Türloch in der Mauer.
»Geh rein, Plumo, und versuch nicht, mich anzuspringen; ich schlag’ dir deine Ohren platt!«
»Was hast du mit mir vor?«
Er fürchtet sich plötzlich.
Aber was soll er tun?
Um die Ecke springen und in die Gesäßtasche greifen? Keinen Zweck, Doan kommt zu dicht hinter ihm; hat keinen Sinn, das wäre Selbstmord.
Doan kommt herein und lehnt sich neben der Türöffnung an die kahle Wand.
Plumo stolpert in die andere Ecke und blickt verstört zu dem eiskalten Doan hin.
»Du bist doch nicht etwa nervös?« fragt Doan kalt.
»Wozu denn?« fragt Plumo und kann kaum noch richtig sprechen, so groß wird die Angst in ihm. »Du willst mich erschießen, was? Ja, das ist es, das hast du die ganze Zeit im Sinn gehabt!«
»Ich? Bin ich so schlecht wie du, Henry? Nein, mein Freund, wir werden hier beide warten, sicher nicht lange. Ich kann genau zur Grenze sehen, ich weiß, daß unsere Fährte schön breit und deutlich zu sehen ist. Was machen denn unsere Leute, wenn sie so nahe an der Grenze sind, wie? Sie kommen herüber. Und sie werden kommen, weil sie das Pferd sehen. Bei dem Pferd muß ich sein – und du wahrscheinlich, denn einige Leute kennen mich und werden sich sagen, daß du ohne Pferd nicht weit gekommen sein wirst. Darum kommen sie zuerst her. Und weißt du, wen sie dann finden werden? Dich, mein Freund, mit einem Gewehr in der Hand! Du darfst dich verteidigen, mit meinem Gewehr. Dies ist deine Chance, eine zu gute Chance, aber hängen ist eine scheußliche Sache. Henry Plumo, hier werden sie dich finden, denn ich jage dich nachher hinaus, sobald die Leute kommen.«
Plumo wird kreidebleich und atmet rasselnd. Einen Augenblick sieht es aus, als wenn er sich auf Bat stürzen will, aber dann sinkt er an der Wand zurück und senkt den Kopf.
Sein Pferd, denkt Plumo, sein Pferd muß ich haben.
Damit holt mich keiner ein. Ich reite allen auf und davon. Wenn ich bloß eine kleine Chance erwischen könnte!
Die Minuten verrinnen. Doan steht wachsam neben dem einzigen Loch, das dieses Mauerviereck besitzt.
»Meine Freunde kommen, deine sind es auch«, sagt Doan ruhig. »Ich zähle etwa drei Dutzend Reiter, Plumo. Sieh über die Mauer hinweg, dann kannst du sie auch erkennen!«
Plumo fährt herum und reckt sich hoch.
Da kommen sie. Verdammt, sie sind ja schon über die Grenze und reiten genau auf das Haus zu.
Plumo sieht sich gehetzt um und bewegt die Lippen, aber er keucht nur laut.
»Du, Doan, laß mich raus!«
»Noch nicht, sie sind noch zu weit entfernt. Langsam, mein Freund, Plumo! Jetzt kannst du kommen; geh links herum, genau umgekehrt wie ein Uhrzeiger.«
Er geht selbst nach rechts und gibt langsam die Tür frei. Durch die Tür will Plumo, seine rechte Hand zuckt schon nervös.
»Nicht so schnell, ich komme erst hinterher, Mister. So, jetzt hinaus mit dir! Von dieser Seite an das Pferd!«
Mondlicht liegt grell über dem kargen Land. Der Schatten des Pferdes zeichnet sich klar gegen den Boden ab. Und die Reiter kommen jetzt immer schneller heran. Noch 700 Schritt etwa.
»Geh zum Pferd! Nur ruhig, ich komme nach und passe auf, daß du keine Dummheiten machst, Plumo. Jetzt nimm die Hand hoch und das Gewehr!«
»Nein«, sagt Plumo schrill und wirft sich unter dem Tier jäh nach vorn, prallt hinter dem Baumstumpf auf und will nach den Zügeln greifen.
Nur seine linke Hand ist zu sehen, die hochkommt.
Seine Rechte liegt auf dem Rücken. Er greift blitzschnell unter die Jacke, reißt seinen Revolver heraus und duckt sich dann unter dem Pferdehals durch.
»Da«, sagt Plumo fauchend und hat Bat Doan auf drei Schritt gegenüber. »Da, du Narr!«
Doan greift von der anderen Seite nach den Zügeln, sieht urplötzlich den Revolver und hört auch schon den Krach.
Aus der Revolvermündung schießt eine Feuerlanze gegen seine Brust. Der Schlag wirft ihn zurück. Er taumelt nach hinten, hört Plumos schreckliches und höhnisches Lachen in den Ohren gellen und sieht den vierschrötigen Mann mit einem Satz im Sattel hocken.
»Mich bekommt nicht mal der Teufel«, ruft Plumo gellend von oben herab. »Da, du Narr, so mache ich es!«
Er fegt los. Doan liegt auf der linken Seite, der Revolver blinkt vor ihm am Boden. Er streckt langsam die Hand aus, greift nach der Waffe und packt sie nun nach einer kurzen Bewegung seines Körpers, der ihn in die Bauchlage bringt, mit beiden Händen.
Bat Doan hört das gellende Hohngelächter Plumos, zielt und drückt ab.
Er ist müde, seine Augen wollen ihm zufallen. Der dumpfe Schlag gegen den Boden läßt ihn die Augen öffnen. Dort steht sein Pferd jäh still, am Boden liegt ein Schatten im Mondlicht reglos auf dem hellen Sandfleck.
Von links kommt das Trommeln, Hufe dröhnen, Reiter fliegen heran und Pferde tauchen neben ihm auf.
»Ich – ich«, sagt Doan heiser. »Ich habe nun mal was gegen einen Galgen. Eine Kugel ist gut, ein Strick sollte für den Nasenring eines Bullen taugen, aber nicht für einen Menschen!«
»Dieser Kerl, den hängt keiner mehr, darum hat er mich auch noch gebracht. Steh auf, du verdammter Schuft!«
Die Männer sind plötzlich weg, nur einer ist noch da.
Jaime Potrillo!
»Ah«, murmelt Doan und fühlt sich so elend wie nie zuvor. »Mein Freund – Jaime.