G.F. Barner Staffel 1 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 1 – Western - G.F. Barner


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rannte Clancy im Bach entlang, dessen Ufer seinen geduckt vorwärtsstürmenden Körper deckte. Er lief und hörte hinter sich das Krachen des Gewehres. Aber im Krachen des Schusses war jetzt das grelle Wiehern rechter Hand. Clancy sprang aus dem Bach. Er flog das Ufer empor auf die Baumstämme zu, als das Trommeln der Hufe einsetzte. Hinter den Baumstämmen herausstürzend sah er das Pferd vierzig Schritt entfernt im Galopp aus dem Schatten des Corrals auftauchen. Clancy kniete, hielt den Colt in beiden Fäusten. Im Mondlicht raste das Pferd an ihm vorbei. Es war genau auf seiner Höhe, als er abdrückte.

      Das dröhnende Brüllen der Waffe vermischte sich mit dem Trompeten des Pferdes. In der nächsten Sekunde überschlug sich das Pferd. Der Reiter schrie. Aber sein Schrei erstickte gleich darauf.

      Im selben Augenblick raste das Getrommel heran. Es war zu weit entfernt gewesen. Die Schlucht hatte es verschlungen, und das Belfern der Schüsse es übertönt. Ehe er sich herumwerfen konnte, war das erste Pferd keine sechzig Schritt vor ihm. Er sah das Pferd, den hageren Schatten von Long-Tom und wollte noch feuern. Doch der Blitz raste über dem Kopf des Pferdes auf. Danach traf ihn der Hieb und riß sein linkes Bein weg.

      Clancy fiel schwer auf die linke Seite. Vier Schritt waren es bis zu den Baumstämmen, hinter denen er Dekkung finden konnte. Die Deckung war nahe für jemanden, der springen konnte. Aber zu weit für jemanden, der sich über den Boden rollen mußte. Dennoch versuchte Clancy es. Er rollte einmal, als die nächste Kugel kam. Sie schlug dicht neben ihm ein, riß den Boden auf. Plötzlich wußte er, daß er nicht mehr in den Schlagschatten der Baumstämme kommen würde. Er lag im vollen Mondlicht, ein dunkler Fleck am Boden, auf den Long-Tom nun zum drittenmal feuerte. Die dritte Kugel fauchte genau zwischen seinen Beinen durch, als er sich verzweifelt herumwarf.

      Aus der Rolle riß er die Arme hoch und feuerte. Es war ein Schnappschuß, nichts mehr. Die Kugel traf nicht. Doch vielleicht konnte sie Long-Tom am nächsten Schuß hindern. Clancy schlug herum auf die Brust. So sah er sie, zwei Pferde dicht hintereinander. Er konnte nur eins treffen, als er liegenblieb und die Faust hochriß. Es kam ihm vor, als bräche nun die Hölle los. Was er gefürchtet hatte, geschah. Ferris hatte keine Waffe besessen, aber todsicher von Long-Tom Sharkey den Colt bekommen. Genauso war es, das wußte er, als Ferris, der hinter Long-Tom ritt, zu schießen begann. Ob er das Pferd Sharkeys getroffen hatte, sah er nicht mehr. Irgendeine Kugel schleuderte Clancy Sand in die Augen. Er war blind, doch er gab noch nicht auf. Während er sich herumrollte und mit einem letzten, verzweifelten Versuch doch noch an die Stämme kommen wollte, feuerte er blindlings in das Herantrommeln der Hufe hinein. Ihm war, als hörte er irgendwo hinter sich einen Schrei, dem zwei Gewehrschüsse folgten. Dann schien die Welt in einem dröhnenden, schweren Krachen unterzugehen. Holz polterte, Baumstämme bewegten sich. Irgend etwas traf seinen Rücken, lag jäh wie ein Berg auf ihm. Er sah nichts, obgleich er sich hastig über die Lider fuhr. Jemand schrie keine fünf Schritt rechts von ihm. Er schrie durchdringend und schrill, bis aus dem Schreien ein heulendes Jammern wurde.

      Weit hinter Clancy fiel noch ein Schuß. Das Gewicht lag über ihm, seine Hand tastete hoch. Es war Holz, das er fühlte, Borke, gegen die er sich zu stemmen versuchte.

      »Clancy, wo bist du? Clancy!«

      Großer Gott, ein Baumstamm, dachte Clancy entsetzt. Er rieb sich die Augen.

      Die Tränen liefen ihm über das Gesicht, bis sie soviel Sand herausgespült hatten, daß er wenigstens verschwommen sehen konnte.

      »Clancy!«

      »Hier«, sagte er mühsam. Er bekam kaum Luft, das Gewicht nahm noch zu und wollte ihm die Rippen eindrücken. »Hier, Floyd!«

      »Yeah, yeah. Clancy, wo denn?«

      Der Mann stieß nun kleine, schrille Schmerzensschreie aus. Er schrie ohne Unterlaß.

      »Hier, Floyd, hier!«

      Es polterte. Stiefel traten auf Holz. Dann berührte die Hand seine Schulter.

      »Rühr dich nicht, Clancy.«

      »Ich kann mich ja nicht rühren, Floyd. Bring den Stamm weg, schnell!«

      Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis das Gewicht fort war und das Gepolter verklang. Keuchend kam er in die Höhe, riß die Augen auf und sah nun besser. Aber was er sah, brachte ihn fast um den Verstand. Der ganze Stapel Baumstämme war ins Rutschen geraten. Seitlich an ihm lag ein Pferd, über dem ein Stamm quer ruhte. Der Stapel war nach rechts gerutscht, die Stämme gekollert, als das Pferd gegen sie geprallt war. Zwischen dem Holz ragte ein Arm hoch. Die Schreie kamen dorther, und die Hand zuckte bei jedem Schrei.

      Als Clancy sich umblickte, sah er Floyd stehen, den Baumstamm daneben. Floyd keuchte rasselnd, er hatte die Arme auf die Knie gestemmt.

      »Floyd, hast du – den – allein bewegt?« ächzte Clancy. »Den hast du doch nicht ohne Hilfe...«

      »Das war schwer«, sagte Floyd schnaufend. »Alle Teufel, war das Ding schwer. Wie der schreit, was? Das ist Ferris, Clancy. O’Mallon schoß auf den Gaul, und der sprang gegen die Stämme. Da liegt Long-Tom, du hast ihn noch erwischt.«

      Clancy wollte loshumpeln, knickte jedoch ein.

      »Mein Bein«, brummte er unwirsch, als Floyd auf ihn zustürzte. »Es kann nicht weiter schlimm sein, Junge. Stütz mich etwas, dann geht es schon.«

      Von drüben schrie O’Mallon, er hätte einen Toten und drei Verwundete. Ob sie ihm helfen könnten, die Kerle zu binden. Clancy humpelte, bis er sie liegen sah. Er hockte sich auf Bretter und sah auf sie hinab. Patty Chickens lag am Schuppen. Er war tot, während Jeff Skate stöhnte. Hooper wimmerte leise. Sein Gesicht sah im Schein der Laterne, die O’Mallon aus dem Schuppen geholt hatte, gelblich aus.

      Seine Hände hielt er auf die Hüfte gepreßt. George Paine war still und ohnmächtig.

      Als Clancy den Kopf hob, stand O’Mallon neben ihm. Das grobe Gesicht zeigte keine Regung.

      »Weißt du, wer ich bin?«

      O’Mallon sah auf Skate hinab. Der stöhnte nur einmal:

      »No.«

      »Ich«, sagte O’Mallon, und etwas in seiner Stimme erinnerte Clancy plötzlich an Kinsey. »Ich, mein Freund, bin Henry O’Mallon, Oberaufseher im

      State-Jail. Ich werde euch mitnehmen. Und ihr werdet auf dem Wagen, der dort hinten am Schuppen steht, darüber nachdenken können, ob ihr Halunken nicht besser hier gestorben wäret. Eines Tages, mein Freund, seid ihr gesund. Dann werden sie euch zu mir bringen. Ich werde am Tor stehen und euch empfangen, ich, Henry O’Mallon.«

      Er sagte es und spuckte aus. Danach half ihm Floyd, die drei Männer zu verbinden – damit sie ihm nicht doch noch starben, sagte O’Mallon grimmig.

      Clancy aber hockte auf den Brettern. Er riß das Hemd entzwei, das ihm June Crossils gegeben hatte. Es war das Hemd von Samuel Crossils, jenes Ranchers, dem er einmal geholfen hatte. Clancy dachte an die Crossils. Arme Leute, die ihm mehr Hilfe gegeben hatten als er ihnen. Er sah nur einmal hoch, weil Stacy wimmernd heranschwankte und Floyd ihn fluchend vor sich herjagte.

      »Ich habe ihn unter dem Gaul herausgezogen«, berichtete Floyd bissig. »Statt sich zu bedanken, wollte er mit der linken Hand sein Messer nach mir werfen, obwohl sein rechter Arm gebrochen ist und er vor Schmerz heulte. Jetzt heult er doppelt, Clancy. Sein linker Arm ist ausgekugelt. Will auf mich werfen, der Kerl. Gleich hole ich noch Ferris, wie?«

      Er ging davon und fluchte immer noch.

      Clancy verband sich den Beindurchschuß. Er dachte wieder an die Crossils. Und er wußte, daß er zu ihnen gehen und seinemVater schreiben würde.

      Ich werde nicht nachgeben, dachte Clancy bitter. Jahrelang habe ich gehorcht und getan, was er wollte. Aber er muß einsehen, daß es eine Grenze des Gehorsams gibt. Soll er mir mein Erbteil von Mutter auszahlen und sein Geld behalten. Soll er damit machen, was er will. Ich habe mich lange genug herumgetrieben, einmal ist damit Schluß.

      Die Crossils haben genug Land, aber zu wenig Vieh. Vielleicht baue ich auf ihrem Land irgendwo eine Ranch,


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