H. G. Wells – Gesammelte Werke. Herbert George Wells

H. G. Wells – Gesammelte Werke - Herbert George Wells


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hat­ten mit rie­si­gen Auf­schrif­ten:

      »Eine Bot­schaft vom Mars.«

      »Merk­wür­di­ger Be­richt aus Wo­king.«

      und so wei­ter, ganz Lon­don auf­ge­schreckt. Dazu noch Ogil­vys Te­le­gram­me an die astro­no­mi­sche Mit­tei­lungs­sta­ti­on, die alle Stern­war­ten in den drei Kö­nig­rei­chen in Auf­re­gung ver­setzt hat­ten.

      Es war glü­hend heiß, nicht ein Wölk­chen am Him­mel, kein Lüft­chen weh­te, ei­ni­ge ver­ein­zelt ste­hen­de Fich­ten spen­de­ten den ein­zi­gen Schat­ten. Das bren­nen­de Hei­de­kraut war end­lich er­lo­schen, aber die Ebe­ne ge­gen Ot­ters­haw zu war ge­schwärzt, so­weit das Auge reich­te, und senk­rech­te Rauch­säu­len stie­gen im­mer noch auf. Ein Obst­händ­ler in der Chob­ham Road hat­te sei­nen Sohn mit ei­ner Wa­gen­la­dung grü­ner Äp­fel und Ing­wer­bier her­auf­ge­schickt.

      Als ich zum Ran­de der Gru­be kam, fand ich sie von ei­ner Grup­pe von Män­nern, etwa ei­nem hal­b­en Dut­zend, be­setzt — Hen­der­son, Ogil­vy und ei­nem großen blond­haa­ri­gen Mann (wie ich spä­ter hör­te, war es Mr. Stent von der kö­nig­li­chen astro­no­mi­schen Ge­sell­schaft) mit ei­ni­gen Ar­bei­tern, die Spa­ten und Bei­le schwan­gen. Stent gab sei­ne Be­feh­le in ei­ner kla­ren, ho­hen Stim­me. Er stand auf dem Zy­lin­der, der jetzt of­fen­bar viel küh­ler war. Sein Ge­sicht war dun­kel­rot und der Schweiß floss ihm in Strö­men her­ab. Es schi­en ihn et­was ir­ri­tiert zu ha­ben.

      Ein großer Teil des Zy­lin­ders war nun bloß­ge­legt, ob­wohl das un­te­re Ende noch ein­ge­bet­tet lag. So­bald Ogil­vy mich un­ter dem gaf­fen­den Hau­fen am Ran­de der Gru­be be­merk­te, rief er mir zu hin­ab­zu­kom­men und frag­te mich, ob ich zum Guts­herrn Lord Hil­ton hin­über­ge­hen wol­le.

      Die wach­sen­de Men­schen­men­ge, sag­te er, sei ein ernst­li­ches Hin­der­nis, das sich ih­ren Aus­gra­bun­gen ent­ge­gen­stel­le, be­son­ders die Kna­ben. Es müs­se ein leich­tes Ge­län­der auf­ge­stellt wer­den, um die Leu­te zu­rück­zu­drän­gen. Er er­zähl­te mir, dass im In­nern des Kör­pers ge­le­gent­lich noch eine lei­se Be­we­gung wahr­nehm­bar sei, dass es aber den Ar­bei­tern nicht ge­lun­gen wäre, den Schluss­teil ab­zu­schrau­ben, da er ih­nen kei­ne Hand­ha­be bot. Der Kör­per schi­en un­ge­heu­er dick zu sein, und es war mög­lich, dass die schwa­chen Lau­te, die wir ver­nah­men, von ei­nem lär­men­den Tu­mult im In­nern her­rühr­ten.

      Ich war mit Freu­den be­reit, sei­nen Wunsch zu er­fül­len, und da­durch ei­ner der be­vor­zug­ten Zuschau­er in­ner­halb der ge­plan­ten Um­zäu­nung zu wer­den. Lei­der traf ich Lord Hil­ton nicht zu Hau­se an, man teil­te mir aber mit, dass er mit dem Sechs-Uhr­zug aus Lon­don er­war­tet wer­de. Da es da­mals un­ge­fähr ein Vier­tel auf sechs war, ging ich noch nach Hau­se, trank Tee, und ging dann zum Bahn­hof, um ihn un­ter­wegs auf­zu­hal­ten.

      1 klei­ne ein­spän­ni­ge Miet-Eil­wa­gen <<<

      2 ein­ach­si­ge Kut­sche; Sul­ky <<<

      IV. Das Öffnen des Zylinders

      Als ich auf die Wei­de zu­rück­kehr­te, war die Son­ne im Sin­ken. Zer­streu­te Grup­pen Neu­gie­ri­ger eil­ten aus der Rich­tung von Wo­king her­an, und ei­ni­ge Leu­te kehr­ten zu­rück. Die Men­ge um die Gru­be war an­ge­wach­sen und hob sich schwarz von dem Zitro­nen­gelb des Him­mels ab. Es moch­ten etwa zwei­hun­dert Per­so­nen ge­we­sen sein. Ei­ni­ge lau­te Stim­men wa­ren ver­nehm­bar und eine Art Kampf schi­en sich bei der Gru­be ent­s­pon­nen zu ha­ben. Die selt­sams­ten Vor­stel­lun­gen kreuz­ten sich in mei­nem Kopf. Als ich nä­her­kam, hör­te ich Stents Stim­me.

      »Zu­rück! Zu­rück!«

      Ein Kna­be kam auf mich zu ge­lau­fen.

      »Es be­wegt sich!«, rief er mir im Vor­über­ei­len zu — »es dreht sich, und dreht sich auf. Das ge­fällt mir nicht. Da gehe ich lie­ber nach Hau­se!«

      Ich kam nä­her zur Men­ge her­an. Es moch­ten in Wirk­lich­keit zwei- bis drei­hun­dert Leu­te ge­we­sen sein, die sich ge­gen­sei­tig puff­ten und stie­ßen. Je­der such­te, sich vor­zu­schie­ben und die an­de­ren zu­rück­zu­drän­gen. Die paar Da­men, die zu­ge­gen wa­ren, blie­ben da­bei nicht am we­nigs­ten zu­rück.

      »Er ist in die Gru­be ge­fal­len!«, rief ei­ner.

      »Zu­rück!«, schri­en an­de­re.

      Der Hau­fe schwank­te ein we­nig, und ich ar­bei­te­te mich mit den Ell­bo­gen durch. Alle schie­nen in höchs­ter Auf­re­gung zu sein. Aus der Gru­be her­aus scholl ein ei­gen­tüm­li­ches sum­men­des Geräusch.

      »Ich bit­te Sie!«,rief Ogil­vy, »hel­fen Sie mir, die­se Nar­ren zu­rück­zu­drän­gen. Wir wis­sen ja noch nicht, was in die­sem ver­wünsch­ten Ding steckt!«

      Ich sah einen jun­gen Mann (ich glau­be, es war ein Kom­mis aus Wo­king), auf dem Zy­lin­der ste­hen und sich be­mü­hen, wie­der aus der Höh­le her­aus­zu­krie­chen. Die Men­ge hat­te ihn hin­ein­ge­sto­ßen.

      Der Schluss­teil des Zy­lin­ders war von in­nen her­aus auf­ge­schraubt wor­den. Schon wa­ren na­he­zu zwei Fuß der glän­zen­den Schrau­be sicht­bar. Je­mand stieß mich un­ver­se­hens von rück­wärts, und ich ent­ging nur mit knap­per Not der Ge­fahr, auf das Schrau­be­nen­de zu stür­zen. Ich wand­te mich um, und in die­sem Au­gen­blick muss die Schrau­be her­aus­ge­kom­men sein. Der De­ckel des Zy­lin­ders schlug in hef­ti­ger Er­schüt­te­rung auf den Kie­sel­bo­den auf. Ich stieß mei­ne Ell­bo­gen ge­gen die mich von hin­ten drän­gen­de Men­ge und wand­te mich neu­er­dings dem Ko­loss zu. Ei­nen Au­gen­blick lang schi­en die kreis­run­de Öff­nung völ­lig schwarz. Der Glanz der sin­ken­den Son­ne blen­de­te mei­ne Au­gen.

      Ich glau­be, je­der­mann er­war­te­te, einen Men­schen auf­tau­chen zu se­hen — wahr­schein­lich ein Ge­schöpf, das sich ein we­nig von uns ir­di­schen Men­schen un­ter­schei­den wür­de, aber im We­sent­li­chen doch einen Men­schen. Ich we­nigs­tens er­war­te­te es. Aber als ich ge­nau­er hin­sah, be­merk­te ich plötz­lich, wie sich im Schat­ten et­was rühr­te, grau, in wel­len­för­mi­gen Be­we­gun­gen, ei­nes über dem an­de­ren. Und dann ge­wahr­te ich zwei glü­hen­de Schei­ben wie Au­gen. Dann lös­te sich et­was, das ei­ner klei­nen grau­en Schlan­ge glich, etwa in der Stär­ke ei­nes Spa­zier­stockes, aus der sich win­den­den Mas­se los und schlän­gel­te sich in der Luft ge­gen mich — und dann ein zwei­tes.

      Mich durch­frös­tel­te es plötz­lich. Hin­ter mir hör­te ich eine Frau laut krei­schen. Ich dreh­te mich halb um, mei­ne Bli­cke un­ver­wandt auf den Zy­lin­der ge­hef­tet, aus dem im­mer neue Fühl­hör­ner


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