Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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presse sie! Trockne sie! Ich katalogisiere sie und hoffe, irgendwann mal Pflanzen zu finden, die als ausgestorben gelten. Oder ich hoffe, vielleicht einmal eine neue, unentdeckte Pflanze zu finden, die dann nach mir benannt wird.«

      »Maja Blümchen«, sagte Henk.

      »Ich dachte eher an ›Hackl-Kraut‹! Ich heiße mit dem Familiennamen nämlich Hackl.«

      »›Maja-Blümchen‹ oder ›Maja-Kraut‹ ist besser! Vielleicht heiratest du eines Tages und nimmst den Familiennamen deines Mannes an. Dann wird aus Margit Hackl … vielleicht Margit Gruber.«

      »Wie kommst du auf Gruber?«

      Henk errötete.

      »Nun, ich heiße Gruber! Nicht, dass ich etwas gegen den Namen Hackl hätte, aber Gruber ist ein schöner Name, finde ich. Würde dir ›Margit Gruber‹ nicht gefallen?«

      Margit schaute ihn an und schüttelte den Kopf.

      »Was du denkst? Scheinst ein Draufgänger zu sein!«

      »Ich denke nur voraus!«, verteidigte sich Henk. »Ich lote meine Chancen aus. Du gefällst mir, das hast du doch bemerkt, oder?«

      Margit errötete.

      »Du denkst, ich bin solo. Wie kannst du annehmen, dass ich niemand habe, zu niemandem gehöre?«

      Henks Augen strahlten.

      »Diese Frage ist ganz einfach zu beantworten, Maja! Weil dieser Mann ein Dummkopf wäre, dich alleine in Urlaub fahren zu lassen.«

      Maja lächelte.

      »Vielleicht hatte er beruflich keine Zeit.«

      »Dann müsste er sich welche nehmen! Wenn einem Mann eine Frau wichtig ist, dann nimmt er sich die Zeit. Das kann ich auch beweisen.«

      »So? Wie?«

      »Nun, ich hätte abfahren können! Ich hätte mich vorher nach deiner Adresse erkundigen und dir einen Blumenstrauß schicken können, um mich in aller Form zu bedanken. Aber ich sage dir, nichts – nichts auf der Welt, hätte mich von hier fortgebracht. Ich wollte dich einfach wiedersehen. Und ich nehme mir die Zeit!«

      Maja strahlte ihn an.

      »Du scheinst ein besonders schillernder Fisch zu sein! Was habe ich mir da nur geangelt?«, sagte sie leise. »Ich habe keine Erfahrung mit dieser Spezies. Scheinst ein völlig unbekanntes Exemplar zu sein.«

      »Ich nehme deine Worte als Kompliment! Ich bin vielleicht so eine unbekannte Pflanze, wie du eine suchst?«

      Henk schmunzelte. Margit verstand ihn gut. Sie errötete. Henk stand auf und trat vor sie. Er nahm ihre Hand und zog sie auf die Füße. Er zog sie an sich und legte die Arme um sie. Maja war irgendwie willenlos und wehrte sich nicht. Er schaute ihr in die blauen Augen.

      »Du hast mich im Wasser gerettet, und jetzt rette ich dich aus dem Meer der Gefühle. Da tobt ein Sturm in deinem Herzen mit haushohen Wellen. Ich bin jetzt der Seenotrettungsdienst. Lege deine Arme um meinen Hals.«

      Maja seufzte tief.

      »Oh, Henk! Das geht alles zu schnell!«, hauchte Margit. »Wohin führt das?«

      Trotzdem schlang sie die Arme um ihn. Sie hielten sich fest.

      »Was fühlst du? Sag schon! Sei ganz ehrlich, vor allem zu dir selbst!«

      Margit schloss für einen Augenblick die Augen und seufzte erneut. Sie führte einen inneren Kampf mit sich selbst aus. Sollte sie ihm sagen, dass ihr Herz für ihn schlägt? Es dauerte eine Weile, bis sie den Mut aufbrachte, ihm zu antworten. Margit hatte sich entschieden. Ich kann nichts verlieren, sagte sie sich.

      Sie schaute ihn nicht an, als sie sagte:

      »Ich fühle, als hätte ich etwas gefunden, was vor mir noch nie ein Mensch gefunden hat!«

      »Gut so!«, flüsterte Henk.

      Er griff ihr sanft unter das Kinn und hob ihren Kopf an. Dann beugte er sich zu ihr hinunter. Zärtlich berührten seine Lippen die ihren. Maja schloss die Augen. Sie fühlte, wie sie in einem Meer der Gefühle versank und gleichzeitig, wie von Engeln getragen, in den Himmel aufstieg.

      Sie küssten sich lange und innig. Maja schlug die Augen auf. Henk lächelte sie an.

      »Alles in Ordnung?«, fragte er vorsichtig.

      »Es dreht sich alles in meinen Kopf, Henk!«

      Er strich ihr über ihr langes blondes, noch immer etwas feuchtes Haar.

      »Ich glaube, das kommt vom Sauerstoff! Das ist bei Mund zu Mund-Beatmung so. Ein neues Leben hat für uns begonnen, Maja«, sagte er leise.

      Margit lehnte den Kopf an seine Schulter. Sie seufzte tief.

      »Ja, es ist eine Veränderung geschehen. Ich wollte es nicht. Aber wahrscheinlich kann man so etwas nicht wollen. Es geschieht einfach. Man hofft immer darauf, aber gezielt kann man nach dieser einen seltenen Pflanze nicht suchen. Entweder findet man sie oder man findet sie nicht.«

      Henk hielt sie ganz fest.

      »Unsere Pflanze ist eine besondere Pflanze. Sie gedeiht im Wasser und auf Land, auf trockenem und auf sumpfigem Boden.«

      »Am besten sind Feuchtwiesen, Henk! Dann hat sie alles, was sie braucht, Wasser und guten Boden!«

      »Wenn du denkst? Du bist die Expertin für Pflanzen.«

      »Ja, die bin ich! Was für ein Experte, was für ein Ingenieur bist du? Was ist dein Fachgebiet?«

      »Ich bin bei einer Entwicklungsgesellschaft beschäftigt. Meine Aufgabe ist, den Boden zu untersuchen, damit die Statik der Bauwerke genau berechnet werden kann, zum Beispiel.«

      Margit schmiegte sich eng an ihn.

      »Das ist gut! Und wie steht es mit dem Baugrund für uns?«

      »Ich denke, es sieht gut aus. Es sieht nach meinem ersten Dafürhalten sehr, sehr hoffnungsvoll aus. Wir müssen uns nur noch einigen, wie das Gebäude sein soll, das wir darauf bauen. Ich stelle mir ein großes Haus auf einer Wiese vor. Du legst einen Garten an.«

      Margits Herz klopfte.

      »Henk«, sagte sie leise. »Ich mag keine Häuser, wenn dafür die schöns­ten Wiesen mit den schönsten Pflanzen plattgewalzt werden müssen. Das tut mir weh!«

      »Oh, Maja! Für dich baue ich dann ein Baumhaus. Aber nicht alle Menschen können in Baumhäusern leben. Es wird immer wieder vorkommen, dass Wiesen und Wälder weichen müssen. Seit es Menschen gibt, gibt es den Kampf zwischen Natur und Kultur.«

      »Ich weiß, Henk! Ich bin im Konflikt. Ich weiß nicht, ob ich mit jemand zusammen sein kann, der Wiesen und Wälder zerstört.«

      Margit spürte, wie Henk erschrak. Er zuckte regelrecht zusammen.

      »Maja, wenn ich es nicht tue, den Boden auf seine Beschaffenheit, Standfestigkeit und Struktur prüfe, dann tut es jemand anderes. Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten.«

      »Das weiß ich! Ich sehe es auch ein, trotzdem habe ich meine Bedenken, Henk. Das wollte ich dir nur sagen. Außerdem ist es eine Frage der Auslegung, was Menschen als Fortschritt ansehen.«

      »Was siehst du als Fortschritt an, Maja?«

      »Ich mache selbst im Augenblick eine Wandlung durch. Ich denke über vieles nach. Naturverbunden war ich schon immer. Trotzdem hatte ich mich mit vielem abgefunden. Die Welt ist eben so, wie sie ist, dachte ich. Doch dann kam ich hierher nach Waldkogel. Es war Zufall, dass ich mir diesen Ort ausgesucht habe. Die Beschreibung in der Reisebroschüre hatte mir gefallen. Da stand etwas von ursprünglich und unverdorben. Ich wusste nicht genau, was damit gemeint war. Es reizte mich. Also fuhr ich her und quartierte mich auf der Berghütte ein. Ich war neugierig, wie es sein würde, ohne Autoauffahrt, ohne Skilift, ohne ständigen Strom.«

      »Kein Strom? Keine Elektrizität?«, staunte Henk.

      »Es


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