Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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hat’s Ihnen den Durst verhagelt, Ringo?«

      Der Schießer schluckte den Schreck hinunter und ging weiter. Als er vor dem Marshal stand, griente er: »No, Earp. Ich habe einen gesunden Durst, und den behalte ich auch und lasse ihn mir von niemandem stehlen. Übrigens, es kommen alle von euch dran. Einer nach dem anderen.«

      Und schon schlugen die Pendeltüren der Bar hinter ihm zusammen.

      Wyatt ging weiter. Am Hoftor kam Doc Holliday auf ihn zu.

      »Aus Rozy Ginger ist nichts herauszubringen.«

      »Ich habe nichts anderes erwartet«, versetzte der Spieler. Sie weiß zwar etwas, aber sie hat Angst.«

      »Die ganze Stadt scheint Angst zu haben.«

      Wieder waren sie auf dem Weg zum Russian House, als der Spieler plötzlich stehenblieb.

      »Es gibt noch eine Möglichkeit!«

      Wyatt Earp blickte den Gefährten forschend an.

      Holliday sah zu den Nissenhütten der Miner-Camps hinüber.

      »Es gibt da einen netten Mann namens Duffy…«

      Wyatt schnipste mit den Fingern. »Das ist ein Gedanke. Kommen Sie!«

      Wenige Minuten später gingen sie durch die sogenannte Sand-Avenue, bogen an der ersten Quergasse ein und blieben vor einer der baufälligen Hütten stehen.

      Der Marshal klopfte an.

      Eine Frau mit einem Kind auf dem Arm öffnete ihm. Sie hatte ein verhärmtes Gesicht, trug ein verwaschenes Kopftuch, ein zerschlissenes Kleid und eine dunkelblaue, bis zu den Füßen reichende Schürze.

      »Der Marshal!« entfuhr es ihr verstört. »Mr. Earp! Wollen Sie zu uns?«

      »Ja, ich möchte Mr. Duffy sprechen.«

      Im Hintergrund des muffigen Korridors tauchte die Gestalt eines Mannes auf. Er war von gnomenhaftem Wuchs, kaum 1,58 groß, schmalschultrig, mit spitzem, hagerem Schädel, langer dünner Nase und engstehenden Augen. Der Mund saß wie ein schmaler Strich direkt unter der Nase. Unrasiert und in schmieriger Kleidung tauchte der Mann neben der Frau an der Tür auf. Sein Gesicht verzog sich zu einem faunischen Grinsen, als er den Missourier sah.

      »Oh, Mr. Earp, kommen Sie herein in die gute Stube!«

      Die ›gute Stube‹ stank entsetzlich nach Zwiebeln, fauligen Speiseresten und anderen üblen Dingen.

      Die Frau wischte einen Stuhl ab und bat den Marshal Platz zu nehmen.

      »Nein, nein, danke, Mrs. Duffy. Ich möchte nur einen Augenblick mit Ihrem Mann sprechen.«

      »Ja, natürlich«, sagte die Frau und verließ das Haus durch die Hoftür. Als sie sich der Nebenhütte nähern wollte, um der Nachbarin die Neuigkeit mitzuteilen, entdeckte sie in letzter Sekunde vorn auf der Straße den Georgier, der sich gegen einen Karren gelehnt hatte.

      Sie blieb stehen, ging in den engen Hof zurück und wartete dort.

      Wyatt Earp fixierte den zwergenhaften Mann. »Ich suche den Mörder von Jeff Cornelly.«

      Duffy schob die Zunge zwischen seine Lippen und blinzelte an dem Missourier vorbei. »Hm, das ist gar nicht so einfach. Sie glauben doch nicht, daß ich es war?»

      »Reden wir nicht um den Brei herum, Duffy. Wer war es?«

      »Ich weiß es nicht!«

      »Wenn Sie etwas wissen, Duffy, müssen Sie es mir sagen.«

      »Ich weiß aber nichts, Marshal. Wer war denn dieser Cornelly schon! Irgendein korrupter Sheriff!«

      »Ja, er war ein Bandit. Aber nicht nur irgendein kleiner Gauner. Er gehörte zu den Galgenmännern.«

      Der zwergenhafte Mann zog die Stirn kraus, daß die Falten bis hoch in seine Glatze hinein reichten. Er bot einen seltsam skurrilen Anblick.

      Wyatt zündete sich eine Zigarre an und bot auch Duffy eine an. Duffy nahm sie und zerbrach sie zum Schrecken des Marshals, um die eine Hälfte in seine halbzernagte Maiskolbenpfeife zu stopfen.

      »Ja, also…« Er zündete die Pfeife an und lief in der engen, muffigen Stube auf und ab wie ein gefangener Coyote.

      Wyatt dachte: Wenn er doch nur auf den Gedanken käme, die Tür zum Hof etwas zu öffnen, damit frische Luft hereinkommt. Aber auf diesen Gedanken kam der kleine Joseph Cornelius Duffy nicht. Er hatte früher in den Silberminen oben in den Bergen gearbeitet und war bei einer Sprengung verletzt worden. Wovon er seitdem lebte, wußte niemand so recht. Aber eines wußte man genau in Tombstone: dem kleinen Duffy war so manches Geheimnis bekannt. Er wußte über alles und jedes Bescheid, das sich in Tombstone tat.

      Woher? Das konnte allerdings niemand sagen.

      Wyatt hatte den Gnom damals für einen Mittelsmann Ike Clantons gehalten, war aber dann von dieser Ansicht abgekommen, als er kurz vor dem Fight im O.K.-Corral von einem Jungen zu dem kleinen Mann hier gerufen worden war. Damals hatte ihm Duffy gesagt: »Ike plant ein Ding gegen Sie und Ihre Brüder, Marshal.«

      Wyatt Earp hatte dem kleinen Mann eine Belohnung für diesen Tip gegeben, obwohl er den Tip gar nicht nötig gehabt hatte, denn er wußte ja selbst, daß Ike Clanton zum Schlag gegen ihn ausgeholt hatte. Doch war ihm durch diese Mitteilung klargeworden, daß der kleine Duffy nicht zu den Banditen zählte.

      Als er ihn aber jetzt so vor sich stehen sah, kamen ihm wieder Zweifel.

      »Ich habe ganz dringend ein Paar Stiefel nötig. Aber wenn ich Ihre Stiefel so sehe, muß ich sagen, daß die auch nicht gerade neu sind, doch noch recht gut. Mit den abgelaufenen Hacken aber eigentlich für einen Mann wie den großen Wyatt Earp nicht sehr passend.«

      »Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Duffy. Sie sagen mir, wer Cornelly erschossen hat, und ich schenke Ihnen meine Stiefel.«

      »Schenken? Hehehehe.« Der kleine Mann lachte meckernd. »Es wäre gar kein Geschenk, Marshal, es wäre dann eine Bezahlung.«

      »Nennen Sie es, wie Sie wollen, Duffy.«

      »Ich würde dieses Geschäft gern machen, Mr. Earp, aber leider kann ich es nicht, denn ich weiß wirklich nicht, wer Cornelly umgebracht hat.«

      Da steckte Doc Holliday den Kopf durch einen Türspalt.

      Duffy erschrak.

      »Herrgott, der Mann schleicht wie ein Indianer. Ich habe ihn gar nicht kommen hören.«

      »Das soll manchmal ganz nützlich sein«, meinte der Spieler. Dann nahm er eine Zehndollarnote aus der Tasche und warf sie mit Zeige- und Mittelfinger neben Wyatt auf den Tisch. »Den Schein setze ich anstelle der Stiefel des Marshals, Duffy, dann ist es ein Geschenk.«

      Gierig blickte der einstige Minenarbeiter auf die Dollarnote. Als er sah, daß sich der Georgier wieder entfernt hatte, meinte er in plump vertraulichem Ton: »Äh, ich könnte Ihnen vielleicht einen Tip geben, Mr. Earp.«

      »Schießen Sie los, wir werden sehen, ob er das Geschenk wert ist.«

      »Das kann ich natürlich nicht versprechen, aber ich möchte Ihnen so viel sagen, daß ich ihn heute morgen hier durch die Gasse habe reiten sehen.«

      »Wen?«

      »Cornelly.«

      »Kannten Sie ihn denn?«

      »Ja.«

      »Woher?«

      »Ich habe ihn einmal gesehen; mein Bruder wohnt in Nogales.«

      »Und der Tip?«

      »Das war er schon.«

      »Hm, der ist mir nicht einmal einen krummen Absatz wert, Duffy.«

      »Nun, ich meine, so wie ich ihn gesehen habe, hat ihn vielleicht auch der andere gesehen.«

      »Welcher andere?« forschte der Marshal aufhorchend.


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