Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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der Georgier.

      Und diese Bemerkung war durchaus berechtigt, denn wie es jetzt schien, hatte der See überhaupt keine wegsamen Ufer, sondern war wie ein in den Fels geschlagenes Loch, auf dessen Tiefe das Wasser stand.

      Höchstwahrscheinlich hatte noch niemals ein Mensch den Weg da hinunter gefunden.

      »Es kann hier am nordöstlichen Rand ganz anders aussehen. Außerdem ist gar nicht gesagt, daß der See wirklich rund ist. Das scheint vielleicht von hier oben nur so, durch die Felsformationen, die uns hier einen Teil der Sicht verdecken.«

      Sie folgten dem Weg weiter, und zu ihrer Verwunderung senkte er sich nach einer Weile und begann wieder mit tückischen Serpentinen, die ein sehr starkes Gefälle hatten und rasch talwärts führten.

      Lotrecht schoben sich neben ihnen die Felswände wieder in die Höhe.

      Es wurde dunkler.

      »Wir müssen uns beeilen«, raunte der Marshal seinem Gefährten zu. Wenn es ihnen nicht gelang, vor Einbruch der Nacht wenigstens das Ufer des Sees zu erreichen, mußten sie bis zum nächsten Morgen warten, um ihre Nachforschungen anzustellen. Denn in der Dunkelheit war es ausgeschlossen, in dem ihnen unbekannten Gelände herumzukriechen.

      Plötzlich hörte der Fels rechts vom Weg auf, und Wyatt hielt verblüfft sein Pferd an.

      Zum Greifen nahe schimmerte die dunkelrote Oberfläche des Sees zu ihnen herauf.

      Und im Westen und Süden war der See tatsächlich uferlos. Das Gestein, das jetzt schon in grauschwarzem Dunkel lag, fiel tatsächlich steil ab ins Wasser.

      Wyatt stieg vom Pferd und kletterte über den Wegrand hinweg, da er vermuten konnte, von der Felsnase, die etwa hundert Yard hier dem Westen zu lag und sich wie ein Balkon über das Wasser zu schieben schien, einen besseren Blick zu bekommen.

      Sehr bald mußte sich der Marshal mit allen vieren vorwärtsbewegen, und der Blick, den er auf das Wasser unten hatte, war doch nicht sehr viel besser als oben vom Pfad aus.

      Unverrichteter Dinge mußte er wieder zurückkehren.

      Sie ritten weiter, so schnell, wie ihnen dies bei der Unebenheit des Bodens und der einbrechenden Dunkelheit möglich war.

      Nach einer Viertelstunde gab der Weg, der bisher wieder von hohen Felsen umsäumt war, erneut einen Blick auf den See frei. Es war noch dunkler geworden. Und jetzt sahen sie, daß auch der Nordrand des Gewässers völlig uferlos war.

      Schweigend blickten die beiden Männer in die Tiefe hinunter.

      »Wir müssen uns noch mehr beeilen«, meinte der Missourier. »Es darf nicht völlig dunkel sein, ehe wir da unten sind.«

      »Sind Sie überhaupt überzeugt, daß der Weg hier hinunterführt?«

      »Überzeugt bin ich natürlich nicht, aber die Tatsache, daß er so beharrlich abwärts führt, läßt doch den Schluß zu, daß er zum See führt.«

      Der Weg war jetzt breiter, und obgleich er immer noch sehr abschüssig war, kamen sie rascher vorwärts. Nach weiteren zehn Minuten sahen sie den See fast ganz vor sich liegen. Nur das östliche Ufer konnten sie nicht erkennen. Es war inzwischen noch etwas dunkler geworden. Und der See bot einen geradezu faszinierenden Anblick.

      Aus seiner Tiefe heraus schien ein dunkelrotes Feuer zu glimmen, das ihn regelrecht erglühen ließ. Der Wasserspiegel lag völlig bewegungslos da und hatte einen leichten silbernen Glanz über dem purpurnen Rot in seiner Mitte gebreitet. Die Felswände schimmerten grauschwarz, wogegen sich der See magisch abhob.

      Schweigend blickten die beiden Männer auf das unerwartet schöne Naturpanorama.

      Dann riß sich der Georgier von dem Anblick los und zog einen locker gewordenen Sattelgurt seines Rapphengstes enger.

      Flüsternd wandte er sich an den Marshal: »Und wie nun, wenn sie nicht mehr hier sind?«

      »Das ist nicht ausgeschlossen«, antwortete Wyatt ebenso leise. »Schließlich ist es nun schon über zwei Tage her, daß Cochise uns den Hinweis gegeben hat. Vielleicht haben sie sich nur für einen oder zwei Tage hier getroffen.«

      »Wenn man dazurechnet, daß Cochise den Ritt auch von hier oben hinunter nach Chiricahua zurückgelegt hat…«

      Wyatt schüttelte den Kopf. »Er braucht selbst gar nicht hiergewesen sein. Ich vermute sogar, daß er nicht hier war. Er hat seine Späher. Wenn er selbst hiergewesen wäre, hätte er es mir sicher gesagt, denn dann bestand die Wahrscheinlichkeit, daß wir die Graugesichter nicht mehr antreffen würden. So aber sind wir sehr schnell geritten und haben nicht sehr viel Zeit verloren.«

      Holliday deutete in die Tiefe. »Aber diese Stille…«

      Wyatt zog die Schultern hoch, ließ sie wieder fallen. »Wir müssen weiter.«

      Der Weg durch die Felsschlucht abwärts war jetzt in tiefes Dunkel gehüllt, und die beiden kamen nur noch sehr langsam vorwärts. Nach weiteren zehn Minuten hatten sie abermals einen Blick auf den nächtlichen See und mußten zu ihrer Verblüffung feststellen, daß sie sich nur noch etwa zwanzig oder fünfundzwanzig Yard oberhalb des Seespiegels befanden.

      Der Marshal reichte dem Georgier die Zügelleinen seines Falbhengstes und ging langsam vorwärts an einer Felsnase entlang. Als er deren Spitze fast erreicht hatte, hielt er inne und blickte verwundert auf das Ostufer des Sees, das eine verblüffend weite Einbuchtung hatte, die dicht mit Tannenwald bestanden war. Durch den immer noch silberrot schimmernden See waren die Stämme der hohen Tannen am Ufer noch deutlich zu erkennen.

      Wyatt wandte sich ab und kam zurück. Er berichtete dem Freund von seiner Entdeckung.

      »Also war Ihre Vermutung doch richtig«, meinte Holliday leise.

      »Wer weiß. Jedenfalls ist da unten ein Platz, an dem man sich treffen kann, und der doch wohl kaum so leicht bemerkt wird.«

      »Was wollen Sie jetzt tun?«

      »Ich muß hinunter. Am besten bleiben Sie hier mit den Pferden für den Fall, daß wir fliehen müssen.«

      »Dann müssen Sie erst wissen, wie Sie hinunterkommen und wo der Weg mündet; vielleicht führt er idiotischerweise um das ganze Wasser hier herum.«

      »Kann er ja nicht«, gab Wyatt zurück. »Drüben fällt der Fels in den See.«

      »Ja, das meine ich auch nicht. Aber er kann hinter den Felsen entlangführen und vielleicht erst auf der anderen Seite drüben im Wald in Form einer Schneckenlinie zurückkommen.«

      Vorsichtig gingen sie weiter.

      Nach einer Weile blieb der Marshal wieder stehen und wandte sich um.

      »Sie haben recht«, flüsterte er. »Es hat ganz den Anschein, daß dieser Pfad um den See herumführen würde. Und zwar da drüben hinter den Felsen her in sanft abfallender Linie, so daß er höchstwahrscheinlich dann genau auf den Wald stößt.«

      »Dazu brauchen wir mindestens noch anderthalb Stunden.«

      »Ja, bei dieser Dunkelheit vielleicht sogar noch länger«, gab der Marshal zurück.

      Unverwandt hatten sie auf das Waldstück geblickt und plötzlich glaubten beide einer Sinnestäuschung zum Opfer gefallen zu sein. Irgendwo unten, nicht weit vom Ufer entfernt, war ein Lichtschein aufgeblitzt.

      Wyatt wandte den Kopf: »Haben Sie das gesehen?«

      »Ja, ein Licht. Es war nicht einmal sehr schwach. Der Schein fiel in einem langen Strahl auf das Wasser.«

      »Und jetzt ist wieder alles dunkel.«

      Also hielten sich unten in dem Waldstück Menschen auf.

      »Es ist kaum anzunehmen, daß da jemand wohnt«, meinte der Marshal.

      »Eben – es sind die Galgenmänner.«

      Mit brennenden Augen starrten die beiden Reiter auf das Waldstück in

      der Felseinbuchtung


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