Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.
weil… Ich habe ihr einmal gesagt, daß ich sie liebe.«
Der Junge wurde puterrot und senkte den Kopf. Aber dann mußte er plötzlich lachen. »Aber das ist schon lange her, damals war ich noch zwölf!«
Holliday fuhr ihm durch den Wuschelkopf und schickte ihn los.
»Vorwärts, sei ein Gentleman und befreie sie. Sie wird dir bestimmt dankbar sein.«
»Glauben Sie?«
Der Spieler nickte. »Ganz bestimmt. Und jetzt beeil dich.«
Der Boy wetzte über die Straße. Als er in das Wohnzimmer trat, stand Judy Harrison immer noch an dem zertrümmerten Fenster.
Betreten blieb Bill an der Tür stehen.
»Miß Judy…«, stammelte er. »Es ist so… Der Marshal ist ja noch nicht dazu gekommen, Sie loszuschneiden… Wenn… Also, ich habe hier ein Messer; wenn Sie erlauben…«
Die Frau schickte einen flehentlichen Blick zum Himmel.
Da trat der Kleine rasch auf sie zu und zog ihr das schmutzige Halstuch aus dem Mund, das ihr der Bandit zwischen die Zähne gestopft hatte.
»Wollten Sie etwas sagen…, Miß Judith?« stotterte er.
»Ja, Billy, und zwar, daß ich dir von ganzem Herzen danken möchte für das, was du für mich getan hast.«
»Ich?« Die Augen des Jungen wurden groß und rund wie mexikanische Ohrringe.
»So, Bill, und jetzt wäre ich froh, wenn du dein Messer herausnimmst und die Stricke zerschneiden würdest, denn ich möchte mich gern bei dir bedanken.«
»Ja, möchten Sie das wirklich?«
»Ja, natürlich«, nickte sie, und die Tränen von dem überwundenen Schrecken standen ihr noch in den Augen.
Bill schnitt sie los, und gleich darauf beugte sich die hübsche Frau zu ihm nieder und küßte ihn auf beide Wangen.
Ganz taumelig war dem kleinen Burschen vor Freude. Dann wandte er sich um und lief mit puterrotem Kopf hinaus.
Doc Holliday hatte inzwischen von seinem Pferd die schwarze krokodillederne Instrumententasche geholt, die er seit Jahren auf all seinen Ritten mit sich führte.
Es war wieder einmal ein Kugelzug notwendig.
Die Operation war nicht allzu schwierig und auch nicht allzu gefährlich, da die Kugel oben rechts in der Schulter glücklicherweise nicht sehr tief saß.
Dennoch veranstaltete der Wirt ein Gezeter, als sollte der Arm amputiert werden.
Es ging alles sehr schnell.
Das Lederstück, das ihm der Gambler zwischen die Zähne geschoben hatte, damit er darauf beißen konnte, wollte der Wirt gar nicht wieder zurückgeben.
»Es gibt nichts mehr zu beißen, Salooner, es ist vorbei. Hier.« Holliday hielt ihm ein verformtes Bleistück vor die Nase. »Das war’s.«
Der Wirt schielte auf die Kugel.
»Geben Sie her. Ich muß sie aufheben. Ich werde sie unter ein Glas stellen und ein Schild davor machen: Diese Kugel war in meinem Rücken – Doc Holliday hat sie mir herausoperiert!«
»Das steigert todsicher Ihren Umsatz«, meinte der Gambler spöttisch.
Völlig ernsthaft entgegnete der Wirt: »Sie werden lachen, es steigert ihn sogar enorm. Es wird sich herumsprechen. Und die Leute werden von weither kommen, um das Geschoß zu besichtigen.« Spontan streckte er jetzt dem Georgier die Hand entgegen. »Doc Holliday, ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet. Und jetzt die Rechnung. Was kostet die Behandlung?«
»Haben Sie einen anständigen Brandy im Haus?«
Der Wirt strahlte. »Und ob, Sie können sich darauf verlassen. Ich habe den besten Brandy weit und breit.«
Er rutschte von dem Tisch, wollte weitergehen, aber plötzlich wurde er blaß und knickte in die Knie ein.
Doc Holliday und die Saloonerin fingen ihn gemeinsam auf und setzten ihn in einen Stuhl.
Todesschrecken hatte die Frau erfaßt.
»Er wird sterben!« jammerte sie.
Der Georgier schob sich eine seiner langen russischen Zigaretten zwischen die Lippen und schüttelte gelassen den Kopf.
»Absicht nicht, Madam, er ist nur ein bißchen schwindelig geworden. Schließlich war es ja kein Zahnziehen. Er muß sich hinlegen. Den Brandy können auch Sie mir einschenken.«
Von den elf Galgenmännern, die die Bank von Casa Grande ausnehmen wollte, waren neun bereits dingfest gemacht.
Tony Marten und Willie Brand allein befanden sich noch auf freiem Fuß – und ahnten nichts von dem, was sich in der Stadt ereignet hatte.
Die beiden Verbrecher hockten draußen vor dem letzten Haus auf einer Vorbautreppe und vertrieben sich die Zeit mit dem Doublepoker.
Während der kleine Willie Brand den langen einfältigen Tony Marten über den Löffel halbierte, fielen in der Stadt die Schüsse.
»Was mag das sein?« meinte Marten.
»Was weiß denn ich. Wird schon nicht so schlimm sein.«
»Na hör mal«, gab der Lange zu bedenken, »schließlich stecken unsere Leute doch in der Stadt.«
»Na, glaubst du denn, das geht alles so reibungslos ab? Zwei, drei Leute werden dabei ausgelöscht.«
Der lange Marten befand sich noch nicht lange in der großen Crew der Graugesichter. Er war erst vor zwei Monaten von seinem Freund Willi Brand, mit dem zusammen er wegen schweren Diebstahls und Raubes zwei Jahre in Forth Worth gesessen hatte, für die Bande angeworben worden.
Auch solche Leute konnte der Big Boß gebrauchen, natürlich nur für ganz untergeordnete Aufgaben.
Der lange Marten hatte noch keinen Überfall mitmachen müssen. Die Gibson Crew war erst seit kurzer Zeit zusammengestellt und jetzt zu diesem Coup bestimmt worden.
Das, was er da hörte, gefiel ihm absolut nicht. Well, er war ein Bandit und sogar ein Räuber. Aber ein Mörder wollte er nicht sein. Und mit Mördern wollte er auch nichts zu tun haben.
Er hatte das Gesetz der Galgenmänner nicht begriffen.
Verblüfft starrte er jetzt seinen Partner an. »Sag mal, ist das denn notwendig?« krächzte er.
»Natürlich ist das notwendig. Glaubst du, die machen sich einen Kummer daraus, ein paar Leute niederzuschießen?«
»Aber, wenn wir geschnappt werden, kommen wir doch alle an den Galgen.«
»Rede keinen Blödsinn«, versuchte der Bandit ihn zu beschwichtigen.
»Blödsinn? Mensch, das ist doch kein Blödsinn«, meinte der Lange empört. So einfältig er auch war, an den Galgen wollte er nicht. »Denk doch bloß an die Sache in Tulsa. Wie war es da? Sieben Banditen haben eine Bank überfallen. Fünf davon standen Schmiere, zwei waren in der Bank. Einer von diesen schoß einen Kassierer nieder. Und was passierte? Alle sieben kamen an den Strick.«
»Ich weiß, ich weiß, so was soll’s geben.«
»Soll’s geben! Das ist doch überall das gleiche. Wenn sie hier einen von uns erwischen, dann sind wir alle dran.«
»Mensch, was willst du denn, wir sind zu elf Leuten hier. Bildest du dir ein, daß es in diesem Kaff Leute genug gibt, die gegen elf Reiter antreten wollen?«
Der Lange seufzte tief. Großes Unbehagen hatte ihn erfaßt. Nein, das hatte er sich nicht so vorgestellt. Und in seiner Einfalt ging er nun soweit, daß er erklärte:
»Ich werde nachsehen, was los ist.«
»Du wirst hierbleiben.« Der Kleine sprang auf und legte die Hand auf den Revolverkolben.
Da hob