Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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Mann, dem er das mitteilen wollte, nämlich Phin Clanton, drehte sich nicht um.

      Dafür aber rollte James Curly Bill Brocius sich herum und stierte den beiden aus glänzenden Augen entgegen.

      »Ah, da seid ihr vier ja wieder…«

      Phin stieß ihm den Ellbogen so derb in die Seite, daß er zurücktorkelte.

      »Du bist dran, Idiot.«

      »Womit?« krächzte James.

      »Mit der nächsten Runde!«

      »Ach ja, Rozy, geben… geben… geben… Sie uns noch… n… och ein... ein Doppeldrink… Doppel…«

      »Halt’s Maul!« fauchte Phin ihn an. »Sie hat schon verstanden, die Schöne!« Er hob den Schädel und blickte aus glasigen Augen auf die Wirtin.

      Rozy Ginger zuckte unter diesem wilden, begehrenden Blick des Mannes zusammen. Sie hatte Angst vor diesem Phineas Clanton. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, wo dieser gefürchtete Mann um sie geworben hatte. Zwar nicht wie ein Gentleman – mit netten Worten oder gar Liebesbriefen – aber der Cowboy hatte sie zur Frau haben wollen.

      Sie hatte den alkoholsüchtigen, streitsüchtigen und unberechenbaren Phineas Clanton abgewiesen, obgleich sie befürchten mußte, sich die Rache dieses Mannes, all seiner Freunde und jener Männer, die Angst vor ihm hatten, zuzuziehen.

      »Nicht wahr, Miß Rozy«, stieß Phin jetzt mit schwerer Zunge hervor.

      Die Frau dachte daran, daß er einmal ein gutaussehener Mann gewesen war, daß sich die Mädchen in der Stadt nach ihm umgesehen hatten. Aber sein wüstes Leben hatte ihm sein gutes Aussehen geraubt. Trotz seiner einunddreißig Jahre – älter war er noch nicht – wirkte er verbraucht, schwammig, vorzeitig gealtert.

      Nur die Angst der Menschen vor dem Clanton war geblieben.

      Rozy schenkte ein.

      Man hatte sie den ganzen Abend über in Ruhe gelassen und nur getrunken. Plötzlich aber schoß Phins Rechte über das Thekenblech, umspannte das linke Handgelenk der Frau und preßte es, daß die Saloonerin leise aufschrie.

      »Rozy!« Er lachte zynisch.

      Sie sah in seine gelblichen rotunterlaufenen Augen.

      »Lassen Sie mich los, Phin!«

      »Sag Darling!« krächzte er.

      »Nein!«

      Da glühte es gefährlich in der Tiefe seiner Augen auf.

      »Ich möchte wissen, zu wem Rozy Ginger Darling sagt!« steigerte er sich in seinen Zorn hinein.

      »Lassen Sie mich los!«

      »Vorwärts, rede!«

      »Sie sollen mich loslassen…«

      Da schleuderte er ihre Hand zurück und stieß ein wildes barbarisches Gelächter aus, das die beiden nüchternen Tramps vorn an der Tür erzittern ließ.

      Es war das ungebärdige Lachen der Clantons. So hatten sie Ike früher lachen hören und auch Billy, dessen junges Banditenleben vor zwei Jahren im O.K. Corral geendet hatte.

      Plötzlich wirbelte Phin herum.

      In jeder Hand einen seiner großen Hampton-Revolver. Er fletschte die Zähne und schrie Batko und Somers an: »Was steht ihr da und gafft, ihr Hunde!«

      Die beiden rührten sich nicht. Der Schreck schien sie versteinert zu haben.

      »Raus!« donnerte Phin ihnen entgegen.

      Diese Aufforderung ließen sie sich nicht zweimal sagen.

      Als sie kehrtgemacht hatten, jagte Phin jedem zwei Schüsse nach, die ihre Stiefelabsätze aufrissen.

      Weder Batko noch Somers hatten den Mut, dem angetrunkenen Schützen zu antworten.

      Mit welch unheimlicher Bewegungslosigkeit er plötzlich dagestanden hatte, der gleiche Mann, der eben noch so schwer angetrunken schien! Wieder einmal hatte er ihnen bewiesen, wie gefährlich und unberechenbar er war, der zweite Clanton.

      Batko und Somers stahlen sich davon und gingen auf das Courthouse zu, um endlich ihren »Auftrag« auszuführen, der nicht mehr aber auch nicht weniger von ihnen forderte, als den Tod des Richters.

      Als sie den Platz erreicht hatten, blieb Somers stehen.

      »Der Galgen ist verschwunden!«

      »Na und, wundert dich das? Glaubst du, der Marshal ließe die Dinger als Schmuckstücke für die Stadt stehen.«

      »Aber es ist doch Vorschrift…«

      »Was ist Vorschrift?« unterbrach ihn der Mestize brüsk. »Vorschrift ist nur, daß der Galgen aufgestellt werden soll. Das ist geschehen. Mir ist nichts darüber bekannt, daß er zweimal aufgestellt werden muß. Vorwärts, wir haben in der Schenke schon zuviel Zeit verloren! Wenn sie den Toten im Office finden, ist die Hölle in der Stadt los!«

      Mit raschen, huschenden Schritten überquerten sie den kleinen Platz vorm Courthouse und starrten auf das große Haus, in dessen rechten Flügel die Wohnung Richter Gordons lag…

      *

      Der Marshal hatte sich nach einem Bad in seinem Zimmer zur Ruhe begeben.

      Nelli Cashman, die Inhaberin des Hotels, stand auf dem Flur vor der Zimmertür des Missouriers und sah Doc Holliday an, der ihr gegenüberstand.

      »Er hat anscheinend Scheußliches durchgestanden?«

      »Darauf können Sie sich verlassen«, entgegnete der Spieler. »Aber wie ich ihn kenne, schüttelt er das in einer Nacht ab. Er muß nur schlafen.«

      Die Frau nickte und ging mit dem Georgier in die Halle.

      Da saß der riesige Texaner Luke Short, kniff das linke Auge ein und blinzelte durch den Rauch seiner Strohhalmzigarre auf das Kartenblatt, das er sich selbst gelegt hatte.

      Als er Holliday entdeckte, rief er: »Ah, da kommen Sie ja, Doc! Wollen wir eine Runde spielen?«

      Der Spieler schüttelte den Kopf.

      »Ich habe aber noch keine Lust, mich schon hinzulegen«, meinte der Tex bedauernd.

      »Die Absicht hatte ich auch nicht. Im Gegenteil, ich werde noch einmal ins Office gehen«, versetzte der Spieler.

      Short stand sofort auf.

      »Ist mir auch recht. Nur noch nicht die Koje!«

      Sie verließen das Russian Hotel und gingen zur Allenstreet hinauf.

      Holliday blieb sofort stehen, als er einen Blick auf die gegenüberliegende Häuserfront geworfen hatte. Das fünfte Haus war das Marshals Office.

      »Was ist los?« fragte der Hüne, der auch stehengeblieben war.

      »Wahrscheinlich der Teufel«, entgegnete Holliday leise. »Das Licht im Office ist aus!«

      »Und?«

      »Wyatt hatte dem Deputy aufgetragen, es unter keinen Umständen verlöschen zu lassen.«

      »Stimmt!« erinnerte sich Luke. Dann rieb er sich das Kinn.

      »Ist es richtig, wenn ich diesmal den Part des Marshals übernehme und von vorn komme, und Sie wie immer durch die Hintertür marschieren?«

      »Ja. Aber warten Sie drei Minuten!«

      Der Riese ließ drei Minuten verstreichen, betrat dann den Vorbau, zündete ein Stück Zeitung an, trat die Tür auf und warf das brennende Blatt in den Raum.

      Beide Türen standen offen, zum Hof und zum Zellengang.

      Und am Boden lag der Hilfssheriff Imre Koreinen.

      Luke sprang ins Büro, löschte das Papier und zündete die Lampe an. Dann rannte er in den Zellengang, stoppte aber sofort wieder, als er die offene Gittertür sah.


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