Gedichte. August von Platen

Gedichte - August von Platen


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Nächtlich am Busento lispeln, bei Cosenza, dumpfe Lieder,

       Aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wider!

       Und den Fluß hinauf, hinunter, ziehn die Schatten tapfrer Goten,

       Die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Toten.

       Allzufrüh und fern der Heimat mußten hier sie ihn begraben,

       Während noch die Jugendlocken seine Schulter blond umgaben.

       Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette,

       Um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette.

       In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde,

       Senkten tief hinein den Leichnam, mit der Rüstung, auf dem Pferde.

       Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe,

       Daß die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe.

       Abgelenkt zum zweiten Male, ward der Fluß herbeigezogen:

       Mächtig in ihr altes Bette schäumten die Busentowogen.

       Und es sang ein Chor von Männern: Schlaf in deinen Heldenehren!

       Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je dein Grab versehren!

       Sangen's, und die Lobgesänge tönten fort im Gotenheere;

       Wälze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere!

      Der Tod des Carus

      1830

       Mutig stand an Persiens Grenzen Roms erprobtes Heer im Feld,

       Carus saß in seinem Zelte, der den Purpur trug, ein Held.

       Persiens Abgesandte beugten sich vor Roms erneuter Macht,

       Flehn um Frieden an den Kaiser; doch der Kaiser wählt die Schlacht.

       Kampfbegierig sind die Scharen, die er fern und nah beschied,

       Durch das Heer, aus tausend Kehlen, ging das hohe Siegeslied:

       Weh den Persern, Römer kommen, Römer ziehn im Flug heran,

       Rächen ihren Imperator, rächen dich, Valerian!

       Durch Verrat und Mißgeschick nur trugst du ein barbarisch Joch;

       Aber, starbst du auch im Kerker, deine Rächer leben noch!

       Wenn zu Pferd stieg Artaxerxes, ungezähmten Stolz im Blick,

       Setzte seinen Fuß der König auf Valerians Genick.

       Ach, und Rom in seiner Schande, das vordem die Welt gewann,

       Flehte zum Olymp um einen, flehte nur um Einen Mann!

       Aber Männer sind erstanden, Männer führen uns zur Schlacht:

       Scipio, Marius und Pompejus sind aus ihrem Grab erwacht!

       Unser Kaiser Aurelianus hat die Goten übermannt,

       Welche deinen Wundertempel, Ephesus, zu Staub verbrannt.

       Unser Kaiser Aurelianus hat die stolze Frau besiegt,

       Welche nun im stillen Tibur ihre Schmach in Träume wiegt.

       Probus führte seine Mauer durch des Nordens halbe Welt,

       Neun Germanenfürsten knieten vor dem römischen Kaiserzelt.

       Carus, unser Imperator, sühnt nun auch die letzte Schmach,

       Geht mit Heldenschritt voran uns, Heldenschritte folgen nach.

       So der Weihgesang. Und siehe, plötzlich steigt Gewölk empor,

       Finsternis bedeckt den Himmel, wie ein schwarzer Trauerflor.

       Regen stürzt in wilden Güssen, grausenhafter Donner brüllt,

       Keiner mehr erkennt den Andern, Alles ist in Nacht verhüllt.

       Plötzlich zuckt ein Blitz vom Himmel. Viele stürzen bang herbei,

       Denn im Zelt des Imperators hört man einen lauten Schrei.

       Carus ist erschlagen! Jeder tut auf Kampf und Wehr Verzicht,

       Und es folgt des Heers Verzweiflung auf die schöne Zuversicht.

       Alle fliehn, das Lager feiert, wie ein unbewohntes Haus,

       Und der Schmerz der Legionen bricht in laute Klagen aus:

       Götter haben uns gerichtet, Untergang ist unser Teil;

       Denn des Kapitols Gebieter sandte seinen Donnerkeil!

       Untergang und Schande wälzen ihren uferlosen Strom:

       Stirb und neige dich, o neige dich zu Grabe, hohes Rom!

      Harmosan

      1830

       Schon war gesunken in den Staub der Sassaniden alter Thron,

       Es plündert Mosleminenhand das schätzereiche Ktesiphon:

       Schon langt am Oxus Omar an, nach manchem durchgekämpften Tag,

       Wo Chosrus Enkel Jesdegerd auf Leichen eine Leiche lag.

       Und als die Beute mustern ging Medinas Fürst auf weitem Plan,

       Ward ein Satrap vor ihn geführt, er hieß mit Namen Harmosan;

       Der letzte, der im Hochgebirg dem kühnen Feind sich widersetzt;

       Doch ach, die sonst so tapfre Hand trug eine schwere Kette jetzt!

       Und Omar blickt ihn finster an und spricht: Erkennst du nun, wie sehr

       Vergeblich ist vor unserm Gott der Götzendiener Gegenwehr?

       Und Harmosan erwidert ihm: In deinen Händen ist die Macht,

       Wer einem Sieger widerspricht, der widerspricht mit Unbedacht.

       Nur eine Bitte wag ich noch, abwägend dein Geschick und meins:

       Drei Tage focht ich ohne Trunk, laß reichen einen Becher Weins!

       Und auf des Feldherrn leisen Wink steht ihm sogleich ein Trunk bereit;

       Doch Harmosan befürchtet Gift, und zaudert eine kleine Zeit.

       Was zagst du, ruft der Sarazen, nie täuscht ein Moslem seinen Gast,

       Nicht eher sollst du sterben, Freund, als bis du dies getrunken hast!

       Da greift der Perser nach dem Glas, und statt zu trinken, schleudert hart

       Zu Boden er's auf einen Stein mit rascher Geistesgegenwart.

       Und Omars Mannen stürzen schon mit blankem Schwert auf ihn heran,

       Zu strafen ob der Hinterlist den allzuschlauen Harmosan;

       Doch wehrt der Feldherr ihnen ab und spricht sodann: Er lebe fort!

       Wenn was auf Erden heilig ist, so ist


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