Reise Know-How Reiseführer Marokko. Erika Därr

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      Der Mittlere Atlas wird im Vergleich zum Hohen Atlas relativ selten von Touristen besucht, fehlen doch spektakuläre Schluchten, Palmen und Kasbahs. Auch als Wandergebiet ist der Mittlere Atlas noch wenig bekannt. Schade, denn die Region ist nicht ohne Grund das bevorzugte Ausflugsgebiet der Stadtbevölkerung von Fès und Meknès und bietet für Wanderer abwechslungsreiche Eindrücke. Die Umgebung von Ifrane, Azrou, Imouzzer hat Mittelgebirgscharakter, dort plätschern Bäche zwischen grünen Wiesen und Obstbäumen, leben Berberaffen in uralten Zedernwäldern, und grün-blaue Seen laden zum Baden ein. Diese Region sollten Sie auch abseits der Hauptwege gründlich bereisen, denn hier kommen Naturfreunde voll auf ihre Kosten, und zum Wildcampen gibt es zahlreiche romantische Stellplätze.

       NICHT VERPASSEN!

      imageMeknès – auf den Spuren des prunksüchtigen Sultans in der Cité Impériale | 151

      imageMoulay Idris – Aussicht und Stimmung des heiligen Ortes genießen | 159

      imageVolubilis – ein Spaziergang durch die römische Ruinenstätte | 160

      imageFès – Koranschulen, Stadtpaläste und uraltes Handwerk in Fès el-Bali | 177

      imageAzrou – durch Zedernwälder spazieren und Berberaffen beobachten | 205

      imageNationalpark Djabal Tazzeka – einsame Wanderungen zwischen grünen Bergen | 225

       Diese Tipps erkennt man an der gelben Hinterlegung.

      Der Mittlere Atlas kann aber auch mit zerklüfteten Hochgebirgslandschaften im Osten (Djabal Bou Iblane, 3081 m, bzw. Djabal Bou Naceur, 3340 m) und Süden im Übergang zum Hohen Atlas (Djabal Ayachi, 3747 m) aufwarten. Hier finden nicht nur Mountainbiker und Offroader jede Menge einsamer Routen, sondern im Winter/Frühjahr können auch Skitourengeher ihrer Leidenschaft frönen. Auf den kargen Hochplateaus des Mittleren Atlas schlagen Halbnomaden im Sommer ihre schwarzen Wollzelte auf. Sie betreiben Wanderweidewirtschaft, d.h. sie ziehen nur im Sommer mit ihrem Vieh über die Weideflächen in höheren Lagen, im Winter bleiben sie sesshaft an einem Ort. Einige Nomaden leben unter ärmlichsten Bedingungen (mit Zelten und Holzverschlägen) sogar ganzjährig auf den Hochebenen.

      Von Dezember bis März sind die Höhen des Mittleren Atlas schneebedeckt, manchmal liegt in den Hochgebirgszonen über 2300 m auch noch im Mai Schnee, was bei der Reiseplanung zu berücksichtigen ist.

      Mit den Königsstädten Meknès und Fès (beide UNESCO-Weltkulturerbe), dem Wallfahrtsort Moulay Idris und den sehr gut erhaltenen römischen Ruinen von Volubilis (ebenfalls Weltkulturerbe) kann dieses Gebiet zudem mit unvergleichlichen kulturellen Höhepunkten aufwarten.

       Meknès

      Meknès liegt auf einer Hochebene 550 m über dem Meer und zählt zu den vier Königsstädten Marokkos. Die Stadt mit rund 690.000 Einwohnern besteht aus zwei Teilen, die durch den Fluss Boufekrane voneinander getrennt sind. Meknès ist ein wichtiges Handwerks- und Handelszentrum in einem der landwirtschaftlich reichsten Gebiete des Landes mit einem gesunden, milden Klima über das ganze Jahr. Die nationale Landwirtschaftsschule und zahlreiche Nahrungsmittelindustriebetriebe befinden sich hier. Die Stadt ist außerdem bekannt für seine Weine, die durchaus die Qualität guter französischer Landweine erreichen. Nach dem Abzug der französischen Winzer nach der Unabhängigkeit wurden die Weingüter vom Staat übernommen und die Anbauflächen verkleinert – Hauptabnehmer ist nach wie vor Frankreich. Die bekanntesten Marken sind Ksar, Guerrouane und Les Trois Domaines, vorwiegend Rotund Roséweine, die von Meknès Vins vertrieben werden (siehe „Einkaufen/Wein“).

      Der relative Wohlstand der Region macht sich auch in der Stadt bemerkbar. Die Neustadt und ihre Bewohner wirken modern und dem Westen gegenüber sehr aufgeschlossen. In der Medina hingegen überwiegt wie in den meisten Altstädten Marokkos die traditionelle Kleidung und Lebenseinstellung.

      Meknès wird von Touristen nicht so stark frequentiert wie Fès, hat aber eine Menge historischer Sehenswürdigkeiten zu bieten. Die Altstadt zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. In Meknès bleibt man im Gegensatz zu Fès meist unbehelligt von Schleppern – hier kann man in aller Ruhe auf Entdeckungstour gehen. Die Menschen sind sehr freundlich.

       Geschichte

      Meknès verdankt seinen Namen dem Stamm der Meknèssa, die vom Osten her kommend Anfang des 10. Jh. an den Ufern des Flusses siedelten. Die almoravidische Festung Tagrart, die Yussuf ibn Tashfin 1063 erbauen ließ, bildet den Mittelpunkt der Stadt. Die Almohaden als Nachfolger der Almoraviden, richteten ein Wasserversorgungsnetz ein.

      Unter den Meriniden wurde die Stadt beträchtlich vergrößert, aber erst unter dem Alawitenherrscher Moulay Ismail (1672–1727) erlebte Meknès seine Blütezeit. Moulay Ismail wurde wegen seiner Grausamkeit und Prunksucht, aber auch als Baumeister bekannt. Der „Ludwig XIV. Marokkos“, wie er oft genannt wird, ließ mit Hilfe von 30.000 Sklaven Gärten, Stadtmauern von 40 km Länge und Paläste von gewaltigen Ausmaßen bauen. So fanden in den riesigen Stallungen 12.000 Pferde Platz, und die Getreidespeicher hatten die Dimensionen einer Kathedrale. Im ganzen Land ließ er 76 Festungen bauen und vertrieb mit seiner 150.000 Mann starken Armee die Engländer aus Tanger und die Spanier aus Larache und Mehdia. Selbst die Türken konnte er im Osten des Reiches aufhalten. Moulay Ismail hatte angeblich 500 Frauen und ca. 800 Söhne, die Mädchen wurden wie üblich nicht gezählt.

      Nach dem Tod Moulay Ismails verlegten seine Nachfolger die Königsresidenz nach Fès. Während der Kämpfe um die Nachfolge wurden die Paläste von Meknès zerstört. Das Erdbeben von 1755 trug zur weiteren Verwüstung der Stadt bei.

      Erst nach 1912 kam Meknès wieder entscheidende Bedeutung zu, als es zu einem der wichtigsten landwirtschaftlichen Zentren Marokkos wurde.

       Sehenswertes

      Meknès ist dreigeteilt: in die Neustadt (Ville nouvelle), die Altstadt (Medina) mit den Suqs und in die 4 ha große Cité impériale, die Königsstadt, deren Monumentalbauten von Moulay Idris errichtet wurden. Am besten nimmt man sich zwei Tage Zeit, notfalls reicht auch je ein halber Tag für die Medina bzw. Ville impérale. Ein Stadtrundgang beginnt am Place el Hedim (N 33°53,607’, W 05°33,974’, öffentliche Toiletten am Platz).

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