Reise Know-How Praxis: Sicherheit in Bärengebieten: Mit vielen praxisnahen Tipps und Informationen. Rainer Höh

Reise Know-How Praxis: Sicherheit in Bärengebieten: Mit vielen praxisnahen Tipps und Informationen - Rainer Höh


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heller gefärbt als der übrige Kopf und auch an der Brust haben sie häufiger einen helleren Fleck. Sie besitzen keinen Schulterhöcker wie die Braunbären, doch wenn sie den Kopf gesenkt halten, kann durch die Stellung der Schulterblätter eine Art Buckel entstehen. Aber während der Muskelhöcker beim Braunbären meist auch vom Hals deutlich abgesetzt ist (so dass dieser eine leicht konkave Form erhält), ist der „Scheinhöcker“ des Schwarzbären nur gegen den Rücken abgesetzt und geht in gerader Linie in den Hals über. Die Krallen sind dunkel bis schwarz, stark gekrümmt und deutlich kürzer als bei Braunbären – sie eignen sich daher weniger zum Graben, aber besser zum Klettern.

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      Links: Schwarzbär mit deutlich erkennbarer hellerer Schnauze

      Rechts: Braunbärin mit Jungen. Man beachte die unterschiedliche Fellfarbe!

      008ba Abb.: rh

      009ba Abb.: rh

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      Verbreitungsgebiet der Bären in Nordamerika

      801ba

      Die Spuren des Schwarzbären sind an mehreren Merkmalen deutlich von denen eines Braunbären zu unterschieden: Die Krallenabdrücke liegen näher bei den Zehen (kürzere Krallen), die Zehen sind mehr bogenförmig angeordnet und haben einen klaren Abstand voneinander.

      Schwarzbären leben in fast allen bewaldeten Gebieten Nordamerikas und haben sich weit besser als Grizzlys an die Besiedelung des Kontinents angepasst. Ihre Gesamtzahl wird auf etwa 600.000 geschätzt und soll heute nicht viel unter der ursprünglichen Population bei Ankunft der Weißen liegen. Sie haben in der Regel deutlich mehr Respekt vor dem Menschen und sind im Allgemeinen kleiner als Braunbären – aber auf beides kann man sich nicht mit Sicherheit verlassen. Da die Größe bei beiden Arten stark vom Nahrungsangebot der Region abhängig ist, können Schwarzbären in milderen Gegenden mit reichen Nahrungsquellen größer und schwerer werden als ein Grizzlybär im Yukon Territory mit seinen langen, harten Wintern und spärlichen Energie-Ressourcen.

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      Erkennungsmerkmale Schwarzbär

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      Erkennungsmerkmale Braunbär

      803ba Abb.: al

      Bärinnen dieser Spezies zeigen eine weit geringere Tendenz, ihre Jungen zu verteidigen, als Grizzlymütter. Bei plötzlichen Konfrontationen neigen die Schwarzbären deutlich seltener zum Angriff als ein Grizzly und bei tatsächlichen Attacken durch Schwarzbären kommen die Opfer weitaus häufiger mit relativ leichten Wunden davon (in über 90 % der von imagesStephen Herrero untersuchten Fälle).

      Provianträuber unter den Schwarzbären sind deutlich weniger aggressiv als Grizzlys und lassen sich durch beherztes Auftreten meist verscheuchen. Durch Schwarzbären sind erfahrungsgemäß vorwiegend Kinder und kleinere Personen gefährdet, obwohl ein Schwarzbär mühelos einen starken, erwachsenen Mann töten kann, was auch gelegentlich schon vorgekommen ist. Andererseits handelte es sich in den seltenen Fällen, in denen ein Bär den Menschen als Beute betrachtet hat, fast immer um Schwarzbären.

      Stephen Herrero

      Der Biologe und Bärenexperte hat jahrelang viele hundert Berichte über Bärenunfälle gesammelt und analysiert (s. Buchtipp im Anhang).

      Braunbär (Ursus arctos)

      Der Braunbär ist auf der Nordhalbkugel in subarktischen und gemäßigten Breiten rings um den ganzen Globus verbreitet. In Europa haben sich kleinere (aber teils wieder zunehmende) Populationen u. a. in Skandinavien, den Abruzzen, den Pyrenäen und den Südalpen erhalten und größere Populationen in Ost- und Südosteuropa. Eine sehr große Unterart ist der auf der gleichnamigen Halbinsel Sibiriens beheimatete Kamtschatkabär (Ursus arctos beringianus, bis 2,40 m lang). In Nordamerika unterscheidet man heute nach Region und Erscheinungsform die genetisch identischen Unterarten Grizzly (Ursus arctos horribilis, bis 2,30 m lang und 300 kg schwer) und Alaska-Braunbär bzw. Kodiakbär (Ursus arctos middendorffi, bis 3 m lang, 1,20 m Schulterhöhe und 600 kg schwer; einzelne Exemplare bis 1000 kg!).

      Die Fellfarbe des Braunbären kann zwischen dunkel bis fast schwarz, gelbbraun, hellblond und gräulich variieren und sehr unterschiedliche Kombinationen umfassen. Viele amerikanische Braunbären haben hellere Haarspitzen, die zwischen blond, grau und weiß variieren und ihnen den Namen „Grizzly“ (von grizzled = grauhaarig) eingebracht haben. Bei Schwarzbären kommen diese helleren Haarspitzen fast nie vor. Aber bei beiden Spezies kann sich die Fellfarbe einzelner Tiere auch im Laufe des Jahres erheblich verändern.

      Alle Unterarten des Braunbären haben einen deutlichen Schulterhöcker und eine kurze, von der Stirn klar abgesetzte Schnauze. Der Höcker besteht aus dicken Muskelpaketen, die der Braunbär braucht, weil er weit mehr als der Schwarzbär in der Erde nach Nahrung gräbt. Der Braunbär hat meist einen breiteren, „runderen“ Kopf als der Schwarzbär und eine senkrechte Stirnfurche. Die Krallen der Vorderpranken sind deutlich länger und heller gefärbt, sie eignen sich hervorragend zum Graben, aber weniger zum Klettern.

      Bei den Spuren des Braunbären liegen die Krallenabdrücke vorn deutlich weiter vor den Zehen als beim Schwarzbären, die Zehen sind eng nebeneinander (meist ganz ohne Abstand) und in einer eher geraden Linie angeordnet. Am sichersten sind die Fußabdrücke beider Spezies zu unterscheiden, indem man – siehe Abbildung oben – eine gerade Linie zieht, die von der Innenseite der äußeren Zehe am Ballen entlang zur inneren (kleineren) Zehe geht. Schneidet diese Linie den Abdruck der kleineren Zehe auf oder vor der Mitte, so kann man davon ausgehen, dass es sich um einen Schwarzbären handelt; schneidet sie ihn hinter der Mitte oder gar nicht, so hat fast mit Sicherheit ein Braunbär die Fährte hinterlassen.

      Grizzlys sind in Amerika wesentlich seltener als Schwarzbären. Ihre Gesamtzahl wird auf ca. 55.000–60.000 geschätzt. Sie leben in Bergregionen im westlichen und nordwestlichen Kanada (Yukon, NWT, British Columbia und Alberta; ca. 25.000 Tiere) und in Alaska (ca. 32.000 Tiere) sowie in einzelnen isolierten Gebieten in den Rocky Mountains von Montana, Wyoming und Idaho (ca. 500 bis 900 Exemplare). Ihr Verbreitungsgebiet überschneidet sich mit dem der Schwarzbären. Im Gegensatz zu ihren kleineren Vettern sind sie aber auch oberhalb und nördlich der Waldgrenze heimisch. Sie sind dem Schwarzbären an Körperkraft weit überlegen und es kommt sogar vor, dass sie ihn als Beute schlagen. „Den Grizzly mit seinem kleineren Vetter zu vergleichen“, schreibt Andy Russell in seinem Buch „Grizzly Country“ (s. Anhang), „ist so, als würde man eine Kiste Dynamit neben einen Sack Gänsefedern stellen!“.

      Braunbären brauchen große und weitgehend unberührte Wildnisgebiete. Sie gehen dem Menschen meist ebenfalls aus dem Weg (oft sogar bei plötzlichen Konfrontationen), sind aber selbstbewusster als Schwarzbären, haben weniger Respekt vor dem Menschen und vor allem: Grizzlybärinnen greifen viel schneller und heftiger an, um ihre Jungen zu verteidigen. Bei Attacken von Grizzlys sind schwere bis schwerste Verletzungen weit häufiger als bei Schwarzbär-Attacken (etwa in 50 % der Fälle). Außerdem werden Provianträuber unter den Grizzlys viel schneller aggressiv und wesentlich gefährlicher als die Baribals.

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      010ba Abb.: rh

      image In Grizzly-Gebieten sind daher stets besondere Vorsichtsmaßnahmen geboten!

      Eisbären (Ursus maritimus)

      Eisbären


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