Perry Rhodan 3080: Sternfinder. Susan Schwartz

Perry Rhodan 3080: Sternfinder - Susan Schwartz


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den Rückweg?«, fragte sie ratlos.

      »Weil es erstens eine andere Stele ist und es zweitens nicht funktionieren wird, solange wir nicht wissen, wie wir sie bedienen müssen«, antwortete Perry. Er legte die Hand an das glasartige blaue Material, das eine verschwommene Durchsicht bot. »Außerdem könnte diese Stele lediglich ein Empfänger sein, der nicht senden kann.«

      »Aus technologischer Sicht scheint das wenig sinnvoll. Aber vielleicht können wir lernen, sie und ihre Funktionsweise zu verstehen«, meinte Rico.

      »Sie sieht genauso aus ...« Obyn legte nun auch die Hand an das Artefakt und zuckte kurz zusammen, als der Handschuh das Tastgefühl übermittelte. Die Stele war kühl, wie sie es in Erinnerung hatte. Aber wenn sie hindurchblickte, sah sie keine Stadt, von der aus ein Wesen, das aus wirbelndem Sand zusammengesetzt schien, auf sie zukam.

      »Kein Handbuch. Oder Empfänger, nicht Sender. Ich verstehe das Problem.« Sie sah sich um.

      Trostlosigkeit umgab sie, wie sie sie nie zuvor erlebt hatte, nicht einmal in der Steinwüste der Yacol. Ein flaches, graues, von gelegentlichen weißen Flecken durchsetztes Land reichte fast bis zum Horizont. Erst dort stieg es an und türmte sich zu einem mächtigen, schroffen schwarzen Gebirge auf.

      »Wir sind nicht dort herausgekommen, wo der Staubfürst sich aufhält, den du und ich gesehen haben, Perry. Ist es möglich, dass die Stele sich geirrt und uns falsch gesendet hat?«

      »Das müssen wir herausfinden.«

      In der Ferne hörte Obyn ein Geräusch, das ihr nicht gefiel. »Was hat dieses Rauschen zu bedeuten?«

      »Das muss ein Meer sein«, gab Rico Auskunft.

      Meer? Das Wort hatte einen unangenehmen Klang.

      »Ihr wisst aber, wo wir sind. Sicherlich müssen wir nur jemanden suchen, den ihr kennt, und ihn um Hilfe bitten«, stellte sie fest.

      Perry druckste herum. »So einfach ist das leider nicht. Rico ist überzeugt, diese Sonne zu kennen ...«

      »Es ist Verth, daran besteht kein Zweifel!«

      »... und auch ich habe den Eindruck – reines Gefühl –, schon einmal hier gewesen zu sein. Aber Gatas, sollte es dieser Planet sein, ist bei uns ganz anders. Viel wärmer, wir könnten ohne Helm frei atmen, und er ist grün, von viel Wasser durchzogen. Es gibt Leben auf ihm. Dieser Planet aber ist ohne Leben. Das sagt auch meine Anzugpositronik.«

      »Da ist so ein Maschinending drin?« Obyn staunte und musste es gleich ausprobieren. »Anzug, kannst du mich hören?«

      »Ich verstehe dich«, antwortete etwas in ihrem Helm, und dann erblickte sie irgendwelche seltsamen Kritzeleien auf der Innenseite.

      »Hör auf damit! Ich sehe ja gar nichts mehr.« Die Erscheinungen verschwanden.

      »Anzug, gibt es hier Leben?«

      »Soll ich die Ortung aktivieren?«

      »Wenn das notwendig ist, um meine Frage zu beantworten – ja, bitte.«

      Sie hatte gar keine Zeit, einen weiteren Gedanken zu fassen, da kam schon die Antwort. »Ich kann keine Bioorganismen feststellen.«

      Obyn starrte ihre Begleiter an, die geduldig gewartet hatten. »Ich glaube, ich verstehe, was ihr meint. Aber eine Frage habe ich trotzdem noch an dich, Perry. Du sagtest ›bei uns‹. Was ist damit gemeint?«

      »Das ist komplizierter«, antwortete er. »Kurz gesagt, es gibt zwei Zweige des Universums. Deswegen bezeichnen wir es als Dyoversum, was ich zuvor ebenfalls erwähnt habe. Es gibt den Zweig, in dem du lebst, und den Zweig, von dem ich komme.«

      Obyn dachte darüber nach.

      »Deine Körpertemperatur erhöht sich«, stellte das Anzugsystem fest. »Ich reguliere ein wenig die Heizung.«

      »Du tust ... was? Nein! Lass alles, wie es ist, am Ende falle ich noch in Starre!«

      Obyn war fasziniert von diesem Anzug, der so viel konnte. Wie winzig mussten die Maschinen sein, die all das ermöglichten? Immerhin gehorchte er, es blieb warm, und sie konnte besser nachdenken. »Aber normalerweise gleicht doch kein Zweig dem anderen«, wandte sie ein. »Und doch gibt es viele Übereinstimmungen?«

      »Es ist gleich und doch nicht gleich. Wir arbeiten daran herauszufinden, was das genau zu bedeuten hat.«

      Sie war froh, dass nicht nur sie unwissend war oder zu wenig verstand. Was mit dem Stamm war, von dem diese Zweige abgingen, wollte sie gar nicht erst nachfragen. »Hat dich auch eine Stele hergebracht?«

      »Ähm ... also, das war gewissermaßen ich«, sagte Mulholland.

      Obyn hob die Hand, nun wurden es zu viele Fragen. »In Ordnung. Das genügt fürs Erste. Konzentrieren wir uns auf unser aktuelles Problem.«

      Perry streckte plötzlich den Arm aus. »Seht ihr auch da vorne einen Mond aufgehen?«

      Er hatte recht. Das war nicht zu übersehen. Ein Gigant, der sich gerade über den Kamm des schwarzen Gebirges schob – und es ganz klein und bedeutungslos werden ließ.

      »Gatas hat keinen Mond!«, fuhr Perry fort. »Du musst dich irren, Rico!«

      »Ich kann mich nicht irren«, beharrte der Bronzemensch. »Aber ich bin überrascht. Dieser Trabant durchmisst satte 6545 Kilometer.«

      »Das ist ja ein Planet«, murmelte Iwán/Iwa. »Fast wie der Mars.«

      »Und ich fürchte, das bringt uns gleich in große Schwierigkeiten«, ergänzte Rico.

      Ein Donnern, das sich rasch zum Brüllen steigerte, raste heran.

      *

      Obyn warf sich zu Boden und grub wie besessen. Der Anzug stieß mehrere Warnungen aus, insbesondere, weil es kein Sand, sondern Steine waren und sie nicht durchkommen konnte. Doch es geschah reflexartig, instinktiv. Sie kannte dieses Geräusch, auch wenn es diesmal kein Sand war. Sondern schlimmer.

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      Illustration: Swen Papenbrock

      Viel, viel schlimmer.

      »Obyn!« Perry versuchte sie hochzuzerren. In diesem Moment schrie sie los, denn sie sah es kommen: Wasser.

      Eine gigantische Flutwelle, die bis in den Himmel reichte, rollte ohrenbetäubend brausend heran. Zweimal in ihrem Leben hatte Obyn einen Sandsturm vergleichbaren Ausmaßes erlebt, der vom Himmel nur einen schmalen Streifen übrig gelassen hatte. Zweimal war sie nur äußerst knapp mit dem Leben davongekommen, weil sie es geschafft hatte, tief genug zu graben und bei der Befreiungsaktion nicht zu ersticken.

      Doch diese Situation auf Gatas war der schlimmste aller vorstellbaren Albträume – nicht anders, als wenn die Sonne für immer erlöschen würde und ewige Nacht auf Yenren herrschte, was die Verurteilung der Yenranko zur ewigen Starre bedeutete.

      Obyn hatte ihr ganzes Leben kaum Angst gekannt, und sie war mit zunehmendem Alter eher furchtloser geworden.

      Aber dieses Ereignis überforderte sie. Sie wusste nicht, wie sie dem nassen Tod entgehen sollte, und Wasser in dieser Menge kannte sie ohnehin nicht. Was unter dem Sand in den Kavernen war, ruhte still und tief, ausschließlich Lebensspender, keine tödliche Macht. Aber dieser Wassersturm ... Das war das pure Grauen.

      Obyn schüttelte Perrys Hand ab und kroch davon, so schnell sie konnte.

      Es vergingen höchstens drei Sekunden, bis die Welle über sie hereinbrach und sie davonriss. Auch Perry, der ihr nachgesprungen war, um sie festzuhalten, wurde fortgeschleudert, eingesaugt von den tobenden Fluten.

      Obyn wurde herumgewirbelt, es gab kein Halten, kein Oben oder Unten, ihr wurde schwindlig und übel, und sie schrie. Der Anzug fiel in den Schrei mit ein und untermalte ihn mit flammendem, warnendem Rot, an der Innenseite des Helms erschienen wiederum wirre Symbole.

      Das ist das Ende, dachte Obyn


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