Perry Rhodan 3080: Sternfinder. Susan Schwartz

Perry Rhodan 3080: Sternfinder - Susan Schwartz


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ohne das Transitionstriebwerk? Wie irgendwohin gelangen, ohne dafür Jahrhunderte oder Jahrtausende durch das schwarze Nichts des Leerraums zu reisen?

      Aber natürlich war man auf eine solche Katastrophe vorbereitet.

      Selbstverständlich gab es Ersatzteile an Bord.

      Es reisten äußerst kompetente Techniker und Wissenschaftler mit, um genau in einem Fall wie diesem eine Reparatur durchführen zu können.

      Nur dass es einen Fall wie diesen noch nie gegeben hatte.

      »Wie lange?«, wollte Klybz wissen.

      »Wie lange ... was?«, fragte Sternfinder 47 zurück.

      »Welche Zeit nimmt es in Anspruch, das Transitionstriebwerk zu reparieren?«

      »Mir ist keine fundierte Prognose möglich, und an bloßen Mutmaßungen bist du wohl kaum interessiert. Nur eines kann ich mit Sicherheit sagen.«

      »Und das wäre?« Der Kommandant unterlegte diese Worte vor Aufregung mit einem ultrahochfrequenten Fiepen.

      Die Antwort erschütterte ihn bis ins Innerste.

      *

      Die Uggaz-Würmer ringelten sich auf dem schwarzen Teller, während der Roboterkoch die Üllyan-Gewürzknolle über ihnen zerrieb. Das Pulver fiel auf sie hinab wie zarte rosa Schneeflocken. Die Würmer wälzten sich darin; sie liebten Üllyan, und je länger man es einwirken ließ, umso besser schmeckten sie. Allerdings nur, bis der Punkt ohne Wiederkehr überschritten wurde und sich die Uggaz verflüssigten. Dann nahmen die Bitterstoffe so sehr zu, dass sie kaum noch genießbar waren.

      Den idealen Moment zu bestimmen, galt als eine der größten Herausforderungen der Edelküche, und so mancher Gataser verwettete einen seiner drei Daumen der rechten Hand darauf, der Beste zu sein. Zu anderen Zeiten war Eylczenc-Trü-Klybz ein fanatischer Koch ... momentan jedoch interessierten ihn kulinarische Spitzfindigkeiten nicht. Er musste essen, um bei Kräften zu bleiben, und das war lästig genug.

      Er nahm sich den Teller, griff zu, hob den Arm und saugte einige Uggaz ein. »Ich habe euch zusammengerufen, um unsere Lage zu besprechen.« Einer der Würmer ringelte sich im Mundwinkel; er zerquetschte ihn. »Und zwar ehe ich in einer offiziellen Ansprache die Besatzung informiere und in einem zweiten Schritt sämtliche Passagiere.«

      »Warum wir?«, fragte Asis-Asyv-Griist. »Oder genauer gesagt, wieso ich? Dass du die anderen beiden gerufen hast, überrascht mich nicht.«

      Neben dem alten Mediker hatte der Kommandant auch den Chefingenieur Kruma-Jüryzz-Pattray zu sich in die Kabine gebeten, außerdem natürlich Wale-Kry-Lölözyn, die Pilotin – und seine Lebensgefährtin. So begaben sie sich zu viert auf das Tsülüyn-Laufband, während der Kochroboter manche Köstlichkeit servierte.

      »Weil ich euch vertraue. Und weil jeder von uns von herausragender Bedeutung sein wird, bis wir diese Reise beenden werden. Was länger dauern wird als angenommen.«

      Bislang wussten nur Klybz selbst und Pattray von den Zerstörungen am Transitionstriebwerk. Der Kommandant hatte den Chefingenieur zwar informiert, aber gebeten, der Besatzung gegenüber Stillschweigen zu bewahren, bis die Mannschaft das genaue Ausmaß der Schäden erfuhr.

      Klybz blieb stehen; das Laufband zog ihn zurück, weg von seinen Gästen. »Tsülüyn anhalten«, sagte er. Das Band stoppte.

      Wale-Kry-Lölözyn ging noch einige Schritte, bis sie es bemerkte. Sie war in der letzten Stunde in einen immer gleichen Trott gefallen. Dank guter medizinischer Versorgung war sie nach dem erst einen Tag zurückliegenden Unfall bereits völlig wiederhergestellt.

      »Du weißt etwas, das du uns bislang verschwiegen hast.«

      Der vorwurfsvolle Tonfall in ihrer Stimme betrübte ihn. »Das kann ich nicht leugnen«, gab er zu.

      Er eilte zu einem der Sessel, die er für diese Besprechung hatte bereitstellen lassen, und ließ sich nieder. Die hinteren Augen schloss er und legte den Kopf in die Stützmulde. Mit sanftem Druck aktivierte er die Wärmefunktion – derlei sehr einfache Technologie funktionierte an Bord noch. Wenigstens das. Im Ganzen betrachtet, sah es allerdings verheerend aus.

      Die anderen gesellten sich zu ihm und setzten sich ebenfalls. Nur Chefingenieur Kruma-Jüryzz-Pattray blieb stehen und bewegte die Arme unruhig. »Soll ich ...«

      »Nein«, unterbrach Klybz. »Ich habe ein Holo vorbereitet, um es euch deutlich vor Augen zu führen – und später auch den Passagieren. Darum seht es mir nach, wenn ich am Anfang Dinge zeige, die ihr kennt. Vielleicht hilft euch das gesamte Bild am Ende doch dabei, die Lage besser zu verstehen.«

      Pattray signalisierte sein Einverständnis, indem er den Tellerkopf leicht zur linken Seite drehte – gerade so weit, wie sein verkümmerter Hals es zuließ. Er wählte den letzten freien Sessel.

      Nun saßen sie zu viert nebeneinander und schauten auf die blaurot gemusterte Kabinenwand.

      Der Kommandant aktivierte das vorbereitete Holo, ein Feld aus Schwärze legte sich vor die Wand, und eine blaue Sonne flammte darin auf. Ein wunderschöner Anblick – ein Stern der Spektralklasse A1III.

      »Dies ist unser Heimatstern Verth«, sagte Eylczenc-Trü-Klybz. »Das auserlesenste Juwel aller Sonnen, der Traum selbst der Strahlendgelben Kreatur der ewigen Suche. Die Heimat Gatas dreht sich darum, die fünfte von vierzehn Welten.«

      Ein Gewimmel aus winzigen Punkten entstand rund um das blaue Gestirn – die Planeten des Heimatsystems und deren Monde. Gatas war darin nicht genauer gekennzeichnet, denn natürlich erkannte jeder Betrachter ihn sofort.

      »Von dort sind wir aufgebrochen«, fuhr der Kommandant fort. »Die CHYLLITRISS ist Schiff 47 der Kampagne-78 zur Besiedelung des Kosmos. Unser Ziel ist die Sonne T'krür, ein Stern, der Verth extrem ähnelt, gewaltige vierundzwanzig Lichtjahre von unserem Zuhause entfernt.«

      Während dieser Worte formte sich im Holo eine gelbe Linie, die von der Heimatsonne wegführte – hinaus ins Nichts des Weltraums. Je weiter sie in die Ferne führte, desto stärker schrumpfte die Wiedergabe der Heimat, weil sich der Maßstab der gigantischen Entfernung anpasste. Eigentlich wäre Verth auf dieser wenige Meter großen Wand gar nicht mehr zu erkennen, doch auf derlei Genauigkeit hatte der Kommandant beim Erstellen des Holos keinen Wert gelegt.

      »Vierundzwanzig Lichtjahre!«, wiederholte Klybz.

      Die Linie erreichte ihr Ziel, und dort formte sich ein Bild der Sonne T'krür, um die zwölf Welten ihre Bahn zogen.

      »Kampagne-78 schickt uns nach Dryviert, dem sechsten Planeten. Den Messungen sämtlicher gatasischer Astronomen zufolge handelt es sich um eine Welt, wie geschaffen für uns. Uns obliegt die Ehrfurcht gebietende Aufgabe, einen neuen Himmelskörper zu besiedeln, die Herrlichkeit der Gataser hinauszutragen und einen Stützpunkt auf unserem Weg ins Universum aufzubauen. Eine Reise, die fast einhundertfünfzig Tageshände in Anspruch nimmt. Nahezu drei Jahre. Jeder von uns hat sich darauf eingelassen, so lange an Bord zu leben.«

      Hatten die anderen bislang schweigend zugehört, konnte sich Wale eine Bemerkung nun nicht länger verkneifen; ausgerechnet Wale! »Das wissen wir alles.«

      »Und ich habe euch angekündigt«, konterte er, »dass ihr besser verstehen lernt, sobald ich das Gesamtbild vor Augen rufe. Denn wir haben den geplanten Kurs ...« Die gelbe Linie blinkte auf. »... verlassen. Um mehr als ein halbes Lichtjahr – um die Weite von vier Sprüngen mit unserem Transitionstriebwerk. Das ist kein Vorwurf gegen die Pilotin.« Sein Blick wanderte zu Wale, und er sah sie liebevoll an.

      »Und wenn es ein Vorwurf wäre«, sagte sie, »würde ich ihn abschmettern. Mir ist kein Fehler unterlaufen. Beim letzten Aufenthalt der CHYLLITRISS im Normaluniversum, also vor dem verhängnisvollen Transitionssprung, befanden wir uns noch genau auf Kurs.« Sie stand auf, eilte zu dem Holo und legte den mittleren ihrer sieben Finger direkt auf die Linie. »Und zwar exakt an diesem Platz.«

      »Bitte, bleib stehen!«, forderte Klybz. »Und nun, nach dieser fatalen, unterbrochenen Transition, steht die CHYLLITRISS hier.«

      Mit


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