Hey, Milla! - Mein geheimer Wünschesommer. Katharina Schöde

Hey, Milla! - Mein geheimer Wünschesommer - Katharina Schöde


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getan. In der Nacht quält mich ein gruseliger Albtraum: Ich sitze mitten in der Idiotenklasse. Frau von Teufel, die Lehrerin, hat sogar Hörner. Grusel! Lachend schwingt sie eine brennende Peitsche. Dabei ruft sie: »Idioten, Idioten!«

      Ich verstecke mich unter meinem Tisch, damit sie mich nicht findet. Doch dann bemerke ich die Ameisen. Sie schauen von draußen durch das Fenster in die Förderklasse und sie sind RIESIG! Die Bande grinst mich an und singt: »Milla-Muh, dumme Kuh, ein Idiot, das bist du!« Sie zeigt auf mich. Und jetzt beugt sich auch die von Teufel zu mir herunter und entdeckt mich.

      image Ich versuche abzuhauen, aber sie kommt immer näher.

      »Hiiilfe! Paaapaaa!« Ich schreie, so laut ich kann – und davon wache ich auf.

      Papa kommt angelaufen, macht das Licht an und nimmt mich in den Arm. Mein T-Shirt ist ganz verschwitzt und mein Herz klopft superschnell. Alles nur ein Traum! Ich atme tief durch.

      »Alles gut. Ich bin hier, es kann nichts passieren«, flüstert Papa und drückt mich fest. Ich nicke. Dann bemerke ich, dass noch jemand im Türrahmen steht. Es ist Greta, eine Kollegin von Papa. Wir waren schon mal mit ihr Pizza essen. Ich mag sie, aber dass sie gehört hat, wie ich so kleinkindhaft herumschreie, ist mir jetzt irgendwie peinlich. Deshalb versuche ich, tapfer zu sein und meine Tränen ganz schnell zu stoppen.

      »Was war denn los?«, fragt Papa und küsst meinen Kopf. Aber ich schaue zu Greta und will es nicht erzählen. Sie lächelt mich an und meint: »Du siehst aus, als hättest du gerade im Traum gegen ein riesiges Monster gekämpft.«

      Ich nicke. »So was Ähnliches.«

      »Dann hast du jetzt bestimmt Durst«, folgert sie. Und es stimmt. Meine Kehle ist total ausgetrocknet. Woher weiß sie das? Ich nicke und sie geht in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen.

      Im Wohnzimmer kuschle ich mich auf das Sofa, trinke das Wasser schnell aus und dann geht es mir wirklich schon viel besser. Ich lächle Greta dankbar an. Dann bemerke ich, dass auf dem Tischchen vor dem Sofa zwei halb volle Weingläser und einige flackernde Teelichter stehen.

      »Was macht ihr denn hier?«, will ich wissen und merke, dass Papa und Greta verlegen werden.

      »Wir, image …«, stammelt Papa, »wir haben gearbeitet … an einer Präsentation. Also, an einer ganz wichtigen.«

      Er lügt, das merke ich sofort an seinen roten Ohren. Greta lächelt verschmitzt. Okay, die beiden haben ein Geheimnis, so viel ist mal sicher. Wäre Greta vielleicht eine gute neue Mutter?, überlege ich.

      »War es ein gruseliges Monster?«, fragt Papa und streicht mir besorgt über den Rücken. Sofort schießen mir wieder die Tränen in die Augen. Verdammt!

      »Nein. Es war wegen der image«, platzt es aus mir heraus. »Die Lehrerin heißt Teufel und sie hat eine Peitsche und die Ameisen haben mich ausgelacht.« Ich schniefe und Papa schaut mich mitleidig an.

      »Ach Milli, das war doch nur ein Traum.«

      »Nein, das ist bestimmt total furchtbar da. Bitte, Papa, ich mach ALLES, ich verspreche es. Ich gebe mir ganz viel Mühe und so, aber image

      Mit dem Ärmel wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht und schiele zu Greta, um zu sehen, ob sie mich jetzt total albern findet. Sie runzelt die Stirn und seufzt.

      »Das hört sich echt ziemlich grässlich an«, sagt sie.

      Und ich bin froh, dass sie mir recht gibt. Vielleicht kann sie Papa ja überzeugen.

      »Als ich so alt war wie du, hatte ich auch Probleme in der Schule«, erzählt sie, »bei mir war es Mathe. Ich dachte, ich kapier das nie. Aber dann war ich im Sommer in einer Ferienschule in den Bergen und das hat mir geholfen. Das war in … Bergaudorf, glaube ich.«

      Papa lächelt sie die ganze Zeit voll nett an, aber als sie Bergaudorf sagt, zuckt er richtig zusammen.

      »Bergaudorf im Chiemgau?«, fragt er erstaunt und zieht dabei die Augenbrauen hoch.

      »Ja, da gibt es ein Internat und die haben eine Sommerschule. Kennst du das?«

      Aber ich bin nicht sicher, ob Papa überhaupt gehört hat, was Greta ihn gefragt hat, denn er ist plötzlich ganz woanders. Irgendwie traurig schaut er aus. Also stupse ich ihn an und hole ihn ins Hier und Jetzt zurück.

      »Hallo? Erde an Papa!«

      »Bergaudorf … ja, ja, ich kenne den Ort – sehr gut sogar. Ferienschule, was meinst du, Milla? Wäre das vielleicht eine gute Idee?«

      Also mal ehrlich, wenn euch jemand fragt, ob ihr Ferienschule für eine gute Idee haltet – dann schreit ihr sicher nicht image, oder?

      »Schule in den Ferien? Ist das euer Ernst?«, frage ich und versuche, nicht ganz so entsetzt zu klingen.

      Greta lacht. Bis eben fand ich sie noch nett, aber das mit der Ferienschule ist wirklich die blödeste Idee, die ich jemals gehört habe.

      »Ich hatte echt eine tolle Zeit dort und Mathe habe ich da auch verstanden«, versucht sie es noch einmal.

      »Klingt doch super«, meint jetzt auch Papa und lächelt mich aufmunternd an.

      Wie bitte? Ich finde, das klingt image Wozu sollen denn die Ferien gut sein, wenn man da in die Schule muss? Das ist sicher verboten! Das ist Kinderquälerei! Aber das traue ich mich nicht zu sagen.

      »Vielleicht können wir ja so die Sache mit der Förderklasse lösen. Ich glaube, wir sollten uns diese Superschule am Wochenende mal anschauen«, schlägt Papa vor.

      Super Idee! Warum ins Freibad gehen oder grillen, wenn man sich auch eine Ferienschule anschauen kann? Ist Papa verrückt geworden? Ich zucke mit den Schultern. Was für eine schreckliche Nacht, erst der Albtraum und jetzt auch noch das …

      Papa bemerkt mein finsteres Gesicht. Also steht er auf, packt mich, wirft mich über seine Schulter und dreht sich mit mir im Kreis. Das macht er immer, wenn er mich zum Lachen bringen will, und obwohl ich eigentlich zu alt für so etwas bin, funktioniert es auch dieses Mal: Ich kann nicht anders, als loszugackern. »Nein, hör auf!«, schreie ich lachend.

      »Zu spät. Ab ins Bett mit dir, Prinzessin!«, sagt er und hüpft mit mir über der Schulter in Richtung Kinderzimmer.

      »Gute Nacht, Milla. Schlaf gut!«, ruft mir Greta hinterher und winkt. Ich winke zurück. »Gute Nacht, Greta.«

      Als Papa mich zudeckt, erinnere ich mich an etwas.

      »Was hat Greta gesagt? Wie heißt das Dorf, wo die Ferienschule ist?«

      »Bergaudorf«, antwortet Papa leise und irgendwie wehmütig.

      »Da waren wir schon mal, oder?«

      »Ja, das ist das Dorf, wo deine Mama herkommt«, erklärt er und ich bekomme ein komisches Gefühl in der Brust.

image

      SAMSTAG,

      noch eine Woche bis zu den Sommerferien

      Heute fahren Papa und ich also zu dieser Superschule in den Chiemgau. Das ist in Oberbayern – OBER, weil es eben OBEN ist, wegen der hohen Berge und so image.

      Lupo


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