Mainfranken Reiseführer Michael Müller Verlag. Hans-Peter Siebenhaar

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im historischen Fischerviertel der Alt­stadt gelegen. Die gemütliche, rustikale Wein­stube (Blick auf den Main) zählt zu den be­liebtesten Restaurants im histori­schen Zen­t­rum. Neben der saisonalen Kü­che gibt es hier exzellente Fischgerichte (Fo­relle, Waller etc.) und offene Weine (z. B. aus Mainberg) zu ver­nünftigen Prei­sen. Reichhaltige, preiswer-te Ta­ges­karte. Neben der einladenden Gast­stube im Erd­geschoss befindet sich noch ein ele­gantes Speisezimmer im ersten Stock. Freundli­cher Service. Di-Sa ab 18 Uhr. Fi­scher­rain 67, Tel. 09721/185888, www.weinstube-hess.de.

      Gefahr für den Gaumenschmaus

      Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die Hygiene­vor­schriften einem traditionellen Gaumenschmaus in Schweinfurt und dem Umland den Ga­raus machen: der original Schweinfurter Schlachtschüssel. Bislang noch als Kulturgut vor bürokratischem Regulierungseifer geschützt, gilt das im Gan­zen gekochte, frisch geschlachtete Schwein, das portionsweise ohne Teller heiß aus dem Kessel direkt auf den Holztisch kommt, Kennern als Gipfel des Fleischgenusses. Das gesellige Vergnügen wird noch von einigen Gastwirt­schaften in und um Schweinfurt angeboten, die Originalität allerdings bleibt immer mehr auf der Strecke: Die armen Schweine, die bei Pfeffer und Salz, Sauerkraut und Brot ihrer Zweckbestimmung zugeführt werden, stammen meist aus gro­ßen Mastbetrieben und werden in Schlachthöfen zerlegt. Schwein gehabt, wer noch bei einer Hausschlachtung dabei sein darf ... Die besten Chancen dazu hat man bei Gaststätten, die zu­gleich Metzgereien be­treiben, wie das Weiße Roß in Bergrheinfeld und die Metz­gerei Lutz in Dingolshausen.

      Über Jahrzehnte haben die Kühltürme des Kernkraftwerks Gra­fen­rheinfeld und die Dampfwolken über ihnen das Bild des Maintals rund um Schwein­furt ge­prägt. Damit war 2015 Schluss. Mit dem Aus für die Atom­energie in Deutsch­land verändert sich die fränki­sche Land­schaft. Statt Kühltürmen prä­gen Wind­räder auf den Bergketten und So­lar­an­lagen in der freien Flur und auf immer mehr Haus­dächern das Bild. Schön ist weder das eine noch das an­de­re.

      Schloss Mainberg: Das Bauwerk 5 km östlich von Schwein­furt macht der Be­zeich­nung Schloss alle Ehre: Die im­po­sante Anlage mit ihren drei mar­ka­nten Stufengiebeln und dem Bergfried er­hebt sich ma­leri­sch über die Weinberge am Main. Zu den Gästen des Schlosses gehörten einst Ludwig Bechstein, Kö­nig Lud­wig I., Otto von Bismarck und Graf Zeppe­lin. Die Ursprünge des vier­flü­ge­ligen Gebäudes in dem gleich­na­mi­gen Ort reichen bis ins 13. Jh. zu­rück, als der Turm entstand. Im Lauf der Jahr­hunderte wechselte Mainberg mehr­mals die Besitzer, welche die An­lage immer wieder umbauten und er­wei­ter­ten. Ab dem späten 15. Jh. war es fürst­li­che Residenz der Henneberger, 1542 ging es schließlich in den Besitz des Würzbur­ger Hochstifts über. Nach ei­ner kurzen Herrschaft des Groß­her­zogs Ferdinand von Toskana (1806-1814) fiel es schließlich an Bayern. Ab 1822 war das Schloss in Be­sitz des Indus­triellen Wilhelm Sattler, der im Nach­barort Scho­nun­gen eine Far­ben­fa­brik be­trieb, wo er unter anderem das be­rühmte Schwein­furter Grün pro­du­zier­te (der Boden des einstigen Fab­rik­ge­ländes ist bis heute hochgradig mit Schwermetallen verseucht, die Sa­nie­rung des Areals ist einer der größten Altlastenfälle in Bayern). Ab 1916/17 gehörte Schloss Mainberg der Indus­triel­lenfamilie Sachs, 1932 wurde hier Gunter Sachs geboren.

      Die naturbelassenen Ufer des Main sind ein Eldorado für Vögel

      Nachdem das Schloss zwi­schen­zeit­lich von der Stadt Schweinfurth er­steigert worden war, ist es heute wieder in Pri­vat­be­sitz. Allerdings ist es derzeit auf­grund zahl­reicher unsachgemäßer Um­bau­ten ein­sturz­gefährdet und für Be­sucher nicht zugänglich.

      Grafenrheinfeld: Die „Schatzkammer“ in diesem kleinen Ort, ein Museum un­ter­ge­bracht im alten Brauhaus direkt neben der Pfarrkirche, beherbergt einen rei­chen Bestand an liturgischem Gerät und kirchlichen Textilien. Überregional be­kannt wurde Grafenrheinfeld durch sein Atomkraftwerk, das einzige in Fran­ken, das im Jahr 2015 vom Netz ging.

      ♦ An allen kirchlichen Hochfesten und nach Ver­einbarung geöffnet. Kirchplatz 9, 97506 Grafen­rheinfeld, Tel. 09723/91330.

      Gochsheim: Um die evangelische Kir­che sowie im Anschluss an das Alte Rathaus be­findet sich eine der größten Kir­chenburgen, die Gadenanlage mit dem Reichs­dorf­museum. Hier ist ein Hei­mat- und Volkskundemuseum ein­ge­richtet, das Zeug­nisse der hiesig­en Hand­wer­ker­tra­di­tion, bäuerlicher Wohn­kultur sowie eine Fahr­rad­samm­lung ausstellt.

      ♦ April bis Okt. jeweils am ersten Sonntag im Monat und an kirchlichen Feiertagen 14-17 Uhr. Am Plan 2, 97463 Gochsheim, Tel. 09721/630323 (Historischer Förderkreis Gochs­heim), www.reichsdorfmuseum.de.

      Grettstadt: Ein Ausflug hierher, 10 km südlich von Schweinfurt, lohnt sich vor al­lem wegen des malerischen Ortsbilds. Wahrzeichen ist eine eindrucksvolle, 400 Jahre alte Stufenlinde, die in Main­franken ihresgleichen sucht. Der unge­wöhn­liche Baum bildet zusammen mit einer Rokokokirche und dem Rathaus, einem Renais­sance-Fachwerkbau von 1590, den malerischen Dorfmittel­punkt.

      Übernachten/Essen Zur Einkehr und Über­-nachtung bietet sich das Gasthaus Straub an. Hier werden Kellerbier vom Fass und preis­werte fränkische Gerichte serviert. Haupt­str. 28, Tel. 09729/331. Mo 14-22, Di-Mi 9-22, Fr-So 9 -22 Uhr, Do Ruhetag.

      Gunter Sachs: Frauenheld, Unternehmer, Foto­graf, Kunst­sammler

      „Die Playboys sind so tot wie die Musketiere oder Troubadoure“, erklärte der am 14. November 1930 auf Schloss Mainberg ge­bo­re­ne Industriellen­sohn Gunter Sachs, der dennoch das Image des Le­bemanns nie richtig los wurde. Der ehemalige Ehemann der fran­zösischen Schauspielerin Brigitte Bar­dot war nicht nur Mit­glied im exklusiven Kreis des Jet-Sets, sondern mach­te sich auch ei­nen Namen als sachkundiger Kunstsammler und inter­na­ti­onal re­nommierter Fotograf. Seine persönlichen Kontakte zu Ma­lern wie Salvador Dalí halfen ihm, bereits in jungen Jahren eine be­deu­ten­de Kunst­sammlung aufzubauen. Jahrelang war der gebürtige Main­berger einer der meistbeschäftigten Fotografen der legen­dä­ren Modezeitschrift Vogue. Üb­ri­gens fließen sämtliche Er­löse sei­ner Fotografien in eine Stiftung seiner Frau Mirja, die not­lei­den­den Kindern in aller Welt hilft. Eine Leidenschaft von Sachs war die Astrologie. Hierfür gründete er ein For­schungs­institut in der Schweiz. Jahrelang geisterte Sachs lediglich als Frauenheld durch die inter­nationale Regenbogenpresse. Auf der Strecke blieb dabei im Bild der Öf­fent­lichkeit seine Tätigkeit als Manager im eigenen Un­ternehmen.


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