Mainfranken Reiseführer Michael Müller Verlag. Hans-Peter Siebenhaar

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De­cken­bemalung (1707-09, Zen­tral­pers­pek­ti­ve von der Mit­te des Rau­mes). Durch se­ine Fresken ver­suchte Hof­maler Mel­chior Steidl, den nied­ri­gen Raum hö­her wir­ken zu las­sen. Die Säle wur­den mit aus Wien im­por­tier­ten Fay­ence­öfen be­heizt; die Be­feue­rung er­folg­te durch se­pa­rate Be­diens­te­ten­gänge. In den Räu­men leb­te Kö­nig Otto I. von Grie­chen­land bis zu sei­nem Tod 1867 mit sei­ner Ge­mah­lin Ama­lie, nach­dem der Wit­tels­bacher fünf Jahre zu­vor aus Hel­las ver­trie­ben worden war.

      Staatsgalerie: Die Galerie der Bay­e­ri­schen Staats­ge­mäl­de­samm­lung mit Schwer­punkt Spätgotik und Ba­rock ist im 1. Stock des Gebsattelhauses (west­licher Flügel) un­ter­ge­bracht. Zu sehen sind zahl­rei­che Bil­der be­rühm­ter Künst­ler aus der Dü­rer­zeit, zum Bei­spiel Mi­cha­el Wol­ge­mut, Hans Bal­dung Grien oder Hans Wolf. Wich­tigs­tes Ex­po­nat ist die Lu­cre­tia von Lukas Cra­nach d. Ä. Ein Flü­gel der Neuen Re­si­denz wird auch von der Baye­ri­schen Staats­bib­lio­thek genutzt (→ Museen).

      ♦ Tägl. 9-18 Uhr (Okt.-März 10-16 Uhr). Ein­tritt 4,50 €, erm. 3,50 €. Dom­platz 8. Füh­run­gen durch die Prunk­räume etwa al­le 20 Min. An der Kasse auch In­fos und Tickets zu Dom­berg­führungen, die die Neue Re­si­denz, die Alte Hofhaltung und den Dom um­fassen (4 €, erm. 3 €; Kombiticket in Verbindung mit Schloss Seehof 7 €, erm. 5,50 €). Tel. 0951-519390, www.schloesser.bayern.de.

      Nicht immer ist der Rosengarten der Residenz so menschenleer

      Ro­sengarten

      Die von der Residenz ein­gerahmte Ter­ras­se, voll vom Duft tau­sender Ro­sen­bü­sche, bietet einen ma­le­rischen Blick zum Michelsberg und über die Stadt. Um den Springbrunnen sind Ro­sen­bee­te mit Rokokofigürchen (an­tike Göt­ter und Jahreszeiten) von Fer­dinand Tietz sym­metrisch an­ge­ord­net - es sind al­ler­dings nur Kopien, die Originale wer­den im His­torischen Museum auf­be­wahrt. Der pit­toreske Pavillon wurde als Teehaus mit chinesischem Rokoko­dach erbaut und dient heute tagsüber als Café (nur im Sommer).

      ♦ Kam­mer­mu­sik-Serenaden: Für die abendli­chen Konzerte von Juli bis September (20 Uhr) kann man sich keinen schö­neren Rah­men vorstellen. Tickets ab 23 € (bis 10 J. frei) Dom­platz 8. www.rosengarten-serenaden.com.

      Katakomben des fränkischen Roms

      Das Bamberger Berggebiet wurde im 17. und 18. Jh. durchlöchert wie ein Schwei­zer Käse - in den feinkörni­gen Sand­stein ließen sich spie­lend Stollen trei­ben. Die Ge­wölbe waren sozusagen der überdi­mensionale Kühl­schrank der Stadt. Die konstant niedrigen Tempera­turen waren op­timal für die La­ge­rung von Bier, Wein und Nah­rungs­mitteln. Lan­ge schlum­merte die Un­ter­welt Bam­bergs im Dunkel des Vergessens, ehe sie von den Na­zis wiederentdeckt wur­de. 1944 be­zo­gen zwei Bamber­ger Rüs­tungs­zu­liefer­be­triebe Stollen unter dem Stephans- und Kaulberg. Am 22. Feb­ruar ka­men bei der Bom­bardie­rung des Stephans­berg­bun­kers 54 Men­schen um, da­run­ter auch Zwangsarbeiter. In die­ser Zeit wur­den unterir­dische Ver­sor­gungslager an­gelegt, die die Stadt nach Kriegs­ende kurzzeitig in ein Schla­raffen­land ver­wan­del­ten: Wein, Scho­ko­lade, Zigaret­ten in Hülle und Fül­le. Wochenlang soll der wür­zige Ge­ruch des Weines über dem Ste­phans­berg gelegen haben. Die „Ka­ta­kom­ben des fränkischen Roms“ kön­nen im Rah­men einer Gruppen­be­sich­ti­gung be­gangen werden.

      ♦ Führungen: Zuletzt Mai bis Okt. immer Fr 20 und Sa 14.30 Uhr, 12 €/Pers. Gelegentlich auch Kinderfüh­run­gen. Ta­schen­lampe für je­den ist Pflicht, war­me Klei­dung und feste Schuhe werden empfohlen. An­mel­dung unter Tel. 0951-2976200. Infos und Ter­mine auch bei der Tourist-Information.

      Karmelitenkloster auf dem Kaulberg

      Hinter der ba­ro­cken Eingangsfassade war­tet ein wun­der­schö­ner romanischer Kreuz­gang (1392) mit schönen Ka­pi­tell­motiven auf seine Entde­ckung. Se­hens­wert ist auch die Karme­li­ten­kir­che, die von Leonhard Dien­tzenhofer zwi­schen 1692 und 1701 ba­rock um­ge­stal­tet wurde.

      ♦ Klosterpforte tägl. 8-11.30 und 13-18 Uhr. Preis­gekrönter Klosterladen („schönster Klos­terladen Deutschlands“) in ei­nem 400 Jah­re alten Gewölbe (Di-Sa 10-18 Uhr), hier kann auch ein Audioguide für die Besichtigung ge­lie­hen werden (4 €). Karme­li­ten­platz 1 (Kaul­berg), Tel. 0951-95290.

      Obere Pfarre

      Der hohe Turm mit der einstigen Tür­mer­wohnung prägt die Silhouette der Bam­berger Altstadt. Die Obere Pfarre, ein Bau aus dem 14. Jh., ist die größ­te go­tische Kirche der Stadt. Be­ach­tens­wert sind die Brautpforte an der Nord­sei­te und das Gnadenbild der thro­nen­den Muttergottes im Zentrum des Hoch­al­tars.

      ♦ Eisgrube 4, Un­te­rer Kaulberg.

      Synagoge

      Der Turm der Oberen Pfarre war einst bewohnt

      Die jüdische Gemeinde Bam­bergs ist durch den Zuzug von Bür­gern aus Ost­eu­ropa wieder gewachsen. Das neue Ge­meindezentrum mit Sy­na­goge, Mik­we und Ge­mein­schafts­räu­men an der Willy-Lessing-Straße (Nä­he Schön­leins­platz) wurde 2005 ein­geweiht. Zu den Vortragsveranstaltun­gen und Got­tes­diensten sind Besucher herzlich will­kommen.

      ♦ Willy-Lessing-Str. 7a, Tel. 0951-297870.

      Michelsberg und Benediktiner­klos­ter

      Auf Ausläufern des Steigerwalds thront das einstige Kloster St. Michael über der Stadt. Nicht nur wegen der schönen Aus­sicht, auch wegen der außer­ge­wöhn­lichen Deckenmalerei in der frü­he­ren Klosterkirche lohnt ein Besuch. Ge­gründet wurde St. Michael schon un­ter Heinrich II., als die Ge­gend noch nicht vollständig christianisiert war. Als mächtiger Streiter gegen das Hei­den­tum erhielt Erzengel Michael die Pa­tenschaft. Im 12. Jh. erlebte das Klos­ter sei­nen geistigen und wirt­schaft­li­chen Höhepunkt. Nach Brand­ka­tas­tro­phen und star­ker Beschädigung in den Bau­ernkriegen machten Leonhard und Jo­hann Dient­zen­hofer aus der mit­tel­al­ter­lichen Klosterburg zwischen 1696 und 1725 ei­ne weit­ge­hend barocke An­lage. Davon zeugt auch das Innere der Klos­terkirche. Ku­rios ist am Ende des rech­ten Seitenschiffs die Heilig-Grab-Ka­pelle: An der De­cke ein bildreicher To­ten­spiegel. Die Stuck­re­liefs zeigen un­gewöhnliche Sichtweisen: Da holt der Tod Arme und Reiche, Kinder und Alte, aber er bläst auch Sei­fen­blasen und denkt, einen Toten­schä­del be­trach­tend, über sich selbst nach. Heute sind im ehemaligen Kloster ein Altersheim und das Brauermuseum zuhause (→ Mu­seen).

      Der „Himmelsgarten“ von Sankt Michael - ein gemaltes Blumen-Früchte-Kräuterbuch

      Manchmal haben Katastrophen auch etwas Gutes, zum Beispiel die vom 27. April im Jahre 1610. Da brannte die Mi­chels­kirche, wie die Bamber­ger das Gotteshaus nennen, lichter­loh. Nur die Fun­damente blieben stehen. Als das Dach vier Jahre später völlig neu aufgebaut war, ging der Abt da­ran, sich für die Aus­stat­tung des gotischen Deckenge­wölbes etwas Be­son­deres ein­fallen zu las­sen. Ein Himmelsgarten zum Lob Gottes sollte dar­aus wer­den. So pin­selten im frühen 17. Jahrhundert versierte Fres­ken­ma­ler 580 Pflan­zen bo­tanisch genau an die De­cke - ein gemaltes Blu­men-, Früch­te- und Kräuterbuch sozusagen: Maiglöck­chen, En­zian, Sei­fen­kraut, Ka­mille, Jas­min, Tomate, Ananas, Granat­apfel, Tabak und so fort. Manchmal irr­ten die Künst­ler al­lerdings ein wenig: So ist die Bohnenblüte gelb statt weiß und


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