Zu viele Putzfrauen. El Awadalla
alten Meier Putzfrau war, öfter etwas verschwunden sei.
Auf der Bank dauert es ziemlich lange, bis Lena das Geld aus ihrem Bausparvertrag ausgezahlt bekommt, weil von der Bausparkassa noch nichts überwiesen wurde und daher ihr Überziehungsrahmen erhöht werden muss, doch leider ist der Zuständige, der das versprochen hat, gerade nicht auffindbar, und außerdem wäre er sowieso nur der Vertreter der Kontobetreuerin, die ausgerechnet jetzt auf Urlaub ist.
Nach mehreren Telefongesprächen zwischen Bankangestellten ist es endlich so weit: Lena kann ihr Geld abheben, draußen wartet Christian schon im Taxi.
Während der Wartezeit hat ihn die Meierin alle fünf Minuten angerufen und damit gedroht, doch noch auf die andere Interessentin zurückzugreifen.
Eine Woche später ist der Frisiersalon wieder leer, langsam kommt Lena der Verdacht, dass hier nur Friseur gespielt wird. Das Ehepaar Meier ist sehr freundlich, schüttelt Hände, bietet Kaffee an. Herr Meier geht den Hausherrn holen und kommt nicht wieder. Dafür schlurft endlich der Janicek herein.
Janicek ist ein alter Mann mit gefärbtem Schnurrbart. Er steckt in einem Arbeitsmantel, Modell Fünfzigerjahre, darunter trägt er einen Steireranzug. Er macht noch einmal eine Führung, warnt vor der vielen Arbeit, die auf Christian und Lena zukomme, sagt: »Sie können das auch umwidmen lassen als Wohnung, nur ich mach’s nicht, weil mir der Papierkram zu viel ist.«
Der Ablösevertrag mit den Meiers wird unterschrieben, während Janicek abwechselnd begehrlich auf Lenas offene Brieftasche und ihren Ausschnitt schielt. Seit es den Euro gibt – Janicek rechnet immer noch alles in Schilling um –, machen solche Summen eine Brieftasche nicht mehr so dick.
Lena gibt der Meier die Bestätigung für die angezahlten fünftausend zurück und packt das restliche Geld aus. Janicek kriegt seine tausend, den Rest will er später haben. Die Miete werde er aber schon erhöhen müssen, sagt er, während er das Geld zählt. Christian und Lena wollen sich nicht aufregen, bei den heutigen Mieten ist das noch immer eine Mezzie.
Janicek fragt, ob Lena eine Bestätigung für die Kaution haben will. Natürlich will sie. Dann müsse er aber leider die Mehrwertsteuer dazurechnen, sagt er und geht mit dem Geld durchs Hinterzimmer weg. Er kommt mit einem handgeschriebenen Zettel zurück. Dann will er Christian die Fassade zeigen, sie gehen hinaus und schauen die aufgemalten Köpfe an, die der Janicek wieder in Schönbrunner Blassgelb übermalt haben will. Im Flüsterton warnt er Christian vor der Meierin, der er alles zutrauen würde.
Lena und die Meier handeln einstweilen um den Preis für zwei Trockenhauben, die Lena von Christian zu Lampen umbauen lassen will. Die Meier möchte für jede Haube 300 Euro haben, zwei will sie um fünfhundert hergeben. Wie alles im Salon, stammen auch die Trockenhauben aus den Fünfzigerjahren, sie sind rosa und tragen den stolzen Namen »Salon superb«.
Lena zahlt 450 Euro und verlangt eine Quittung. Die Hauben müssen einstweilen an der Wand bleiben, so wie sie jetzt sind. Wenn die Meier auszieht, können Christian und Lena mit dem Umbau anfangen.
Der Janicek kommt mit Christian zurück. »Den Mietvertrag können wir aber erst am 14. Februar machen«, sagt er, »weil der Hausverwalter jetzt auf Urlaub ist und erst am 13. zurückkommt.«
Lena findet es zwar bemerkenswert, doch nicht weiter bedenklich, dass sowohl Janiceks Kur als auch der Urlaub des Hausverwalters an einem Mittwoch enden. Der Alte teilt Christian umständlich die Adresse des Verwalters mit. Die Meier bespricht inzwischen mit Lena, wie sie die Abrechnung von Telefon, Strom und Gas organisieren werden. Dann erzählt die Friseurin noch von ihren Problemen mit der Bank. Eine Bestätigung über die Ablöse gibt es nicht. Nur der Kauf der Trockenhauben ist schriftlich bestätigt. Als Christian und Lena sich verabschieden wollen, kommt tatsächlich eine Kundin zum Haareschneiden. Die Meier erklärt ihr ausführlich, dass jetzt geschlossen sei, sie solle morgen wiederkommen.
Zwei Tage später läutet schon um halb acht in der Früh das Telefon, Lena hebt verwundert ab, die Meier meldet sich flüsternd, fragt, ob sie doch noch zwei, drei Monate im Geschäft bleiben könne, da sie jetzt so viel Kundschaft habe. Lena lehnt ab, meint, sie könne jetzt nichts mehr ändern, weil ja schon Verträge abgeschlossen sind. Beim Frühstück erzählt sie Christian vom Anruf der Meier und ihrer Antwort, die er für richtig hält. Sie reden noch über Meiers seltsame Vorstellungen, als das Telefon schon wieder läutet. Sie haben noch ein richtiges Festnetztelefon aus der Zeit, als Christians Eltern hier wohnten.
Christian hebt ab und eine Frau Fuchs stellt sich als Hausbesitzerin vor. Sie möchte noch einmal achttausend Euro Kaution haben. Christian sagt ihr, mit dem Janicek seien nur viertausend ausgemacht worden, und tausend habe er außerdem schon kassiert.
Die Frau erklärt, dass das Haus ihr gehöre und der Alte gar nichts zu sagen habe.
»Übrigens«, sagt sie, »seien Sie vorsichtig mit der Meierin, das ist keine Gute.«
Zehn Minuten später ruft Janicek selber an und bestätigt die Forderung der Frau Fuchs, die sich als seine Tochter herausstellt. Die Tausend seien gar keine Kaution gewesen, sagt er, sondern die Gebühr für die Mietvertragserrichtung.
Christian und Lena spielen Möglichkeiten durch, noch mehr Geld aufzutreiben. Das wird aber zu schwierig. Wenn die Meier das Geschäft unbedingt länger als ausgemacht behalten will, muss sie ihnen eben die ganze Ablöse wieder zurückzahlen.
Lena ruft im Frisiersalon an. Sie nimmt das Gespräch auf, die Meier bemerkt nichts. Lena schlägt ihr vor, das Geld zurückzugeben, dann könne sie das Geschäft auch behalten.
»Nein«, sagt Agnes Meier traurig, »ich hab das Geld ja nicht mehr, ich hab damit den Kredit zurückgezahlt, und mir sind, ich sag’s Ihnen ehrlich, von dem Ganzen nur 1600 Euro übrig geblieben.«
Lena erzählt ihr von dem Telefonat mit Frau Fuchs, das veranlasst die Friseurin zu einer ausführlichen Beschimpfung der Hausbesitzerin, die sowieso nichts zu sagen habe, weil der Alte den Mietvertrag mit Lena abgeschlossen habe und auch schon leicht verkalkt sei.
Alles Wichtige hat die Meier nun bereitwillig aufs Band gesprochen. Am nächsten Tag soll Lena schon wieder in den Frisiersalon kommen, wegen der Telefonummeldung. Bei dieser Gelegenheit will sie sich auch gleich Meiers Mietvertrag anschauen. Sie wird ihr nicht sagen, dass sie kein Festnetztelefon braucht.
Die Meier hat mit dem Geld gar keinen Kredit zurückgezahlt. Stattdessen hat sie eine Kreuzfahrt gebucht, für zwei Personen.
Lena nimmt Ingrid, die sie als Arbeitskollegin vorstellt, in den Frisiersalon mit, damit eine Zweite das Gespräch über das Geld mitanhören und, wenn später notwendig, bezeugen kann. Ingrid hat fest versprochen, nüchtern zu erscheinen. In Meiers Mietvertrag steht, dass Janicek der Hausbesitzer ist. Doch der Vertrag ist fast vierzig Jahre alt. Lena bringt die Rede aufs Geld, keiner der beiden streitet den Betrag ab. Agnes Meier rechnet wie schon am Telefon vor, wie viel ihr geblieben sei, rechnet auch noch die Kreditzinsen mit. Ingrid hört schweigend zu, findet nur die Trockenhauben ganz toll.
Nach dem etwa halbstündigen Gespräch schreiben Ingrid und Lena etwa zwei Stunden an Gedächtnisprotokollen und finden es erstaunlich schwierig, die Dinge in die richtige Reihenfolge zu bringen.
Noch sind die verlangten achttausend Euro für die Hausbesitzerin aufzutreiben, und dann für den Janicek noch viertausend oder auch nur dreitausend, das ist noch nicht so ganz klar. Christian fordert von einem Freund eine alte Schuld ein, was leider erst tausend Euro ausmacht, Lena borgt sich dreitausend von ihrer Tante Traude aus.
Die Fuchs ruft wieder an, sie fragt Lena, ob noch Interesse am Mietvertrag bestünde, sie könne auf ihr Geld nicht verzichten, denn bisher hätten alle Mieter nur die Wände aufgerissen und seien dann ausgezogen. »Sie können da drin machen, was Sie wollen«, sagt sie und beschwert sich dann, von der Agnes Meier übergangen worden zu sein, da sie genau in jener Woche, in der der Vertrag abgeschlossen wurde, auf Urlaub gewesen sei. Doch Lena kann sich genau erinnern, dass die Friseurin bei einem ihrer Besuche erzählt hat, die Besitzerin sei gerade da, auf der Handy-Aufnahme sagte sie, sie sei vorher bei der Fuchs oben gewesen.
Zum Treffen mit dem Hausverwalter fährt Lena mit dem Taxi, weil