Dr. Laurin Staffel 17 – Arztroman. Patricia Vandenberg
hatte er Lena reinen Wein einschenken müssen, denn sonst wäre sie um nichts in der Welt in das fremde Land gefahren, dessen Sprache sie nicht verstand.
Vierzehn Tage ließen sich Arnold und Agnes Heltcamp auch von Lena verwöhnen, bevor sie die Heimreise antraten. Es war der schönste Urlaub in ihrem bisherigen Leben gewesen, wie sie der treuen Seele beim Abschied versicherten.
»Das könnte oft so sein«, versicherte Lena verschmitzt. »Es ist doch schade, wenn das Haus leer steht. Mir kann es nur recht sein, wenn alles Leben bekommt.«
»Passen Sie gut auf die Mädchen auf«, bat Agnes.
»Mach dir keine Sorgen, Mami«, beruhigte Anja die besorgte Mutter, »wir ziehen uns gegenseitig empor. Schön wäre es gewesen, wenn du noch geblieben wärest, aber du kannst Papa ja nicht allein lassen, ihr haltet es ja ohne einander nicht aus.«
»Und was soll ich Uwe und Patrick berichten?«
»Dass es wunderschön ist«, erwiderten Anja und Nele wie aus einem Mund, »aber sie rufen ja sowieso jeden Tag an.«
Aber dann, nach weiteren vier Wochen, kam ein Tag, an dem die jungen Männer nicht anriefen.
Abwechselnd gingen die Mädchen zum Telefon, während Lena mit unergründlichem Lächeln in der Küche herumwirtschaftete.
»Die Leitung ist nicht gestört«, sagte Anja.
»Vielleicht ist sie überlastet, das passiert manchmal. Es ist jetzt Urlaubszeit, da telefonieren die Leute mehr ins Ausland«, meinte Nele.
»Ich rufe jetzt zu Hause an«, meinte Anja. »Es wird doch nichts passiert sein?«
»Es ist nichts passiert«, rief Lena aus der Küche. »Sie kommen!«
»Sie kommen!«, rief Anja jubelnd aus, als sie hörte, dass draußen ein Wagen bremste. Und dann liefen sie beide hinaus, so jung, so voller Freude, dass Lena gleich die Tränen kamen.
»Uwe!«, rief Nele, und schon lief sie ihm entgegen.
Anjas Herz klopfte so stürmisch, dass sie keinen Laut über die Lippen brachte, als Patrick ihr mit ausgestreckten Händen entgegenkam.
»Anja«, sagte er zärtlich, »meine Anja!«
Sie umarmten sich lange, während Uwe und Nele schon bei Lena in der Küche waren. Dann legte Patrick seine Hände um Anjas Gesicht.
»Ich liebe dich«, flüsterte er.
»Ich weiß es, und ich glaube an unsere Liebe«, erwiderte sie. Und als er sie küsste, dachte sie an nichts mehr als an diesen Mann.
»Was hast du aus dem Spatzen gemacht, Lena?«, fragte Uwe indessen mit strahlendem Lächeln. »Jetzt wagt man ja, sie richtig in den Arm zu nehmen.« Damit meinte er Nele, die sich gern in den Arm nehmen ließ.
»Ich habe nur fürs Essen gesorgt«, sagte Lena schmunzelnd. »Was sonst dazu beigetragen hat, dass sie beide so schön sind, weiß ich nicht.«
»Ich bin nicht schön, und ich will auch nie schön sein«, widersprach Nele.
»O doch, du bist schön«, sagte Uwe, »für mich bist du die Schönste, Nele.« Und dann küsste er sie vor Lenas Augen.
»Sag lieber, die Liebste«, flüsterte Nele.
»Die Einzige«, fügte er hinzu.
Gar zu gern hätte Lena ja gewusst, was Patrick und Anja sich zu sagen hatten, aber sie ahnte es, da sich die beiden so lange nicht blicken ließen.
»Was habt ihr denn die ganze Zeit getrieben, Uwe?«, fragte sie.
»Gearbeitet haben wir, Lena. Was meinst du denn? Und Patrick hat ein anderes Haus eingerichtet.«
»Hat er? Na, wenn nur in der Küche alles am gleichen Platz steht«, brummelte sie in sich hinein.
»Darauf hat er schon geachtet«, meinte Uwe lächelnd. »Mit dir will er es sich ja nicht verderben.«
»Wird schon recht sein. Aber jetzt könntet ihr euch zu Tisch setzen. Die Mädchen haben ja nichts gegessen, weil ihr nicht zur rechten Zeit angerufen habt.«
*
Einige Monate später, als in heimatlichen Gefilden schon der erste Schnee gefallen war, saßen sie an einer noch weitaus festlicheren Tafel.
An diesem Tag hatte Lena nicht kochen müssen. Doch sie hatte überhaupt keinen Hunger, so glücklich war sie, denn es war der Tag, an dem Anja Patrick Heyms Frau geworden war und Uwe Verlobung mit Nele feierte.
»Bis dass der Tod euch scheidet«, hatte der Pfarrer gesagt, wie Patrick es gewünscht hatte, und für Lena war dies das höchste aller Gefühle.
Agnes ließ ihres Mannes Hand nicht los. »Ich werde erst ganz glücklich sein, wenn wir ein Enkelchen im Arm halten können, Arnold«, flüsterte sie. »Patrick behandelt Anja wie ein rohes Ei.«
»Bin ich nicht so mit dir umgegangen?«, fragte Arnold Heltcamp.
»Ich kann mich erinnern, dass du ziemlich stürmisch warst. Genauso, wie Uwe mit Nele umgeht.«
»Das ist auch was anderes«, erwiderte er. »Bei den beiden ist es genauso wie bei uns. Wir haben noch eine Tochter bekommen.«
»Als Ausgleich, denn von Anja werden wir nicht mehr viel haben. Patrick will sie ganz für sich.«
»Bis sich alles eingependelt hat«, meinte Arnold gelassen. »Bis wir Großeltern sind. Er ist viel zu gutmütig, als dass er uns an diesem Glück nicht teilhaben lassen würde.«
Lange brauchen sie darauf nicht zu warten. Nur achtzehn Monate, aber die Hälfte davon war schon freudige Erwartung. Und vorher hatten auch Uwe und Nele schon geheiratet. Bei ihnen kündigte sich schon sehr bald Nachwuchs an.
Dr. Laurin wurde ganz hübsch in Atem gehalten, aber mehr von Patrick und den Großeltern als von den werdenden Müttern.
Dennoch atmeten alle auf, als Anja an einem drückend heißen Julitag einem gesunden Sohn das Leben schenkte. Schwester Marie machte gleich drei rote Sternchen hinter diesem Datum. Patrick Heym junior, der mehr als sieben Pfund auf die Waage brachte, ließ seine kräftige Stimme ertönen, und er beruhigte sich erst, als er seinem Vater in den Arm gelegt wurde.
Lena stand daneben, starr vor Staunen, als Patrick mit zärtlicher Stimme auf das Baby einredete.
»Du weißt, dass ich dein Vater bin, mein Sohn, und ich liebe dich. Aber deine Mutter liebe ich noch mehr, und das wird so bleiben fürs ganze Leben. Und jetzt bist du brav, damit deine Mami schlafen kann.«
Der kleine Patrick gab nur ein zufriedenes Tönchen von sich, als er auch ein Weilchen in Anjas Arm ruhen durfte. Der große Patrick betrachtete beide mit unendlich zärtlichen Blicken, und die gute Lena zerdrückte draußen vor der Tür ein paar Tränen der Rührung, wie auch Agnes Heltcamp.
Arnold machte die Tür leise wieder zu, als Patrick seine Anja in die Arme nahm und innig küsste.
»Nun ist alles gut, Liebste«, sagte Arnold Heltcamp mit bewegter Stimme zu seiner Frau. »Wir werden gewiss noch einige Enkelkinder bekommen.«
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