Ihre Partner, die Viken. Grace Goodwin

Ihre Partner, die Viken - Grace Goodwin


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aber wir waren nicht ganz so desillusioniert wie er. Oder doch? Der Traum verblasste zusehends, genau wie der Traum von einem echten Match.

      “Verdammt,” brummte ich.

      “Unmöglich?” fragte der Doktor. “Ich denke nicht.” Wir hatten ihn schon total vergessen. Mit leuchtenden Augen wandte er sich uns zu. “Es gibt keine Frau im Universum, die jedes einzelne eurer sexuellen Bedürfnisse erfüllen kann? Falsch. Da ist eine.” Er blickte zu Liam. “Eine, die annehmen kann, was ein Mann aus dem Sektor 1 ihr zu bieten hat.” Dann blickte er zu Evon. “Eine Frau, die willig ist, sich Ansprüchen zu unterwerfen, die nur ein Mann aus dem Sektor 2 stellen kann.” Dann blickte er in meine Richtung. “Eine, die sich mit Freude zurücklehnt und deine Art der Zuwendungen genießt, Rager, vom Sektor 3.”

      Mein Herz schlug schneller und ich versuchte, das, was er da sagte zu verarbeiten. “Doktor?” Schockiert stellte ich fest, dass meine Hände zitterten.

      Er lächelte. “Ich gratuliere, Krieger. Ihr Match wurde gefunden.”

      2

       Isabella Martinez, Planet Viken, IQC-Feld, Transportzentrum

      Aufseherin Egara hatte gesagt, es würde sich wie ein Nickerchen anfühlen, die Sache mit dem Transport durchs halbe Universum. Sie hatte gefragt, ob mir die Weisheitszähne gezogen worden waren und ich hatte mit “ja” geantwortet. Als ich fünfzehn war, hatten sie mir eine Narkose verabreicht und ich war mit einer Mullbinde um die Wangen gewickelt wieder aufgewacht; ohne jede Erinnerung an die zwei Stunden, die es gedauert hatte die betroffenen Backenzähne aus mir herauszuholen. Gott sei Dank.

      Als ich blinzelnd die Augen aufmachte und versuchte herauszufinden, wo ich jetzt war, erinnerte ich mich an diese Unterhaltung. Ich hatte keine komischen Medikamente im Blut. Kein Kieferchirurg, der sich mit einer Lampe an der Stirn über mich drüber lehnte oder Blutgeschmack im Mund.

      Nein. Als ich nach meinem Abtransport vom Bräuteabfertigungszentrum in Miami aufwachte, erblickte ich drei große Typen, die mich allesamt auf eine Art anstarrten, dass ich mich fast hin und her winden wollte.

      Aliens. Es waren Aliens.

      Und ich war in einem Land, das sich weit, weit weg von der Erde befand.

      Es mussten Aliens sein, oder hatten sie mir eine echt krasse Droge reingepfiffen, denn diese drei hier? Sie waren rattenscharf. Brandheiß. Magazin-Titelseiten-Supermodel-gepaart-mit-Holzfäller-heiß. Und sie waren groß, so groß, dass sie mich überragten, obwohl sie mich in Hockstellung umzingelten. Ich befand mich nicht auf einem Zahnarztsessel, sondern lag auf dem Boden ausgestreckt. Als ich mich von der harten, unbequemen Oberfläche nach oben drückte, wuselten sie hastig herum und halfen mir dabei, mich aufzusetzen.

      Der unerwartete Körperkontakt ließ mich zurückschrecken, ich war überwältigt. Sie waren mir so nahe. So intensiv. Eine Sekunde lang fühlte ich mich wie eine Made unterm Mikroskop. Das erste Mal in meinem Leben hatte ich Mitleid mit einem Insekt.

      Ich blickte kurz an mir herunter, denn ich fürchtete, dass ich voller Blut oder schlimmer noch, vollkommen nackt war. Als ich aber das schlichte weiße Kleid erblickte, dass mir vom Hals bis zu den Knöcheln reichte, seufzte ich erleichtert. Wie eine zweite Haut schmiegte es sich an meine Kurven, sexy und unschuldig zugleich.

      Ich schaute nochmal auf das hinreißende Kleid und atmete tief durch, dann nahm ich meinen gesamten Mut zusammen und blickte auf. Mich zu zieren oder die Schüchterne zu spielen würde mir nicht helfen. Nicht hier. Eben war ich quer durchs Universum gereist, um einen Fremden zu heiraten, um mit ihm zu schlafen und “Ich will, auf immer und ewig” zu einem Mann zu sagen, den ich noch nie vorher getroffen hatte. Aufseherin Egara hatte auch etwas Komisches über meine Partner verlauten lassen. Als ginge es um mehr als einen Mann. Aber ich hatte einfach nur genickt und angenommen, dass ich mich verhört hatte.

      Vielleicht hatten sie mich ja wirklich unter Drogen gesetzt, denn diese drei Typen waren dabei, mich wie ihre liebste Zuckerschnecke zu beäugen, so als ob jeder von ihnen mich gleich ablecken wollte. Bei der Vorstellung leckte ich mir die Lippen, woraufhin ihre Blicke auf meinen Mund wanderten. Ich schwöre, einer der drei machte ein knurrendes Geräusch in der Brust. Ihre Hände lagen auf mir, sie stützten mich behutsam, als ob ich von alleine nicht sitzen konnte und die Hitze ihrer Handflächen ließ mich erschaudern, als sich wie ein Tropensturm in mir das Verlangen aufbaute. Mein gesamtes Leben lang war ich von Dunkelheit gepeinigt worden, hatte ich mich nach dem verzehrt, was ich nicht haben konnte. Aber das war mein altes Leben, richtig? Ich hatte eine Broschüre vom Programm für interstellare Bräute gelesen und in dieser hatte gestanden, dass die Übereinstimmungsrate bei den Verpartnerungen bei über 97 % lag.

      Allerdings war ich schon immer einsame Spitze, wenn es darum ging, die Ausnahme vom Regelfall zu sein. Unter meinen Freundinnen in der Grundschule war ich die einzige, die nicht in Tommy Parker verknallt war. Die einzige Achtklässlerin im Mathe-Club. Die einzige weibliche Programmiererin in einem schnelllebigen Silicon-Valley-Startup, bis die beschissene Einstellung der Männer dort im Büro mich zu etwas getrieben hatte, was ich noch immer nicht wirklich bereute.

      Sicher, ich war dafür ins Gefängnis gegangen, aber anschließend bin ich hier gelandet, mit den drei schärfsten Typen, die ich je gesehen hatte und die mich gerade anglotzten, als wäre ich ein Dessert. Nicht nur ein einfaches Dessert, sondern ein heißer Schokoladenkuchen mit einem Herz aus geschmolzenem Fondant, Karamelltopping und einer Kugel sahnigem Vanilleeis als Beilage.

      Das ultimative Dessert.

      Aber solange sie mich anfassten, konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Vielleicht war es auch wegen des Trips durch eine Art dunkle Materie, quer durchs Weltall, mit einer irren Transporttechnik, die direkt aus einer Folge Star Trek hätte stammen können. Ich wollte aufstehen, aber alles im Raum drehte sich und ich plumpste direkt wieder zu Boden.

      “Sie ist verletzt.” Der blonde Typ fing an zu reden.

      “Warum ist der Doktor nicht hier?” Dieser Typ hatte dunkles Haar, es war unglaublich schwarz und fast so lang wie meines.

      “Ich werde ihn holen.” Der Typ mit welligen, kupferfarbenen Haaren stand auf und, heilige Scheiße, war er groß. Wie ein Riese. Ich legte den Kopf in den Nacken und blickte zu ihm auf, als er die Männer hinter der Steuerkonsole anschrie. Es war, als wäre ich gerade bei Dreharbeiten für einen durchgeknallten Science-Fiction-Streifen hereingestolpert … mit riesigen, verdammt heißen Aliens. Nur, dass diese hier menschlich aussahen. Ein Kopf, zwei Augen, breite Schultern, schmale Hüften und überall Muskeln. Ihre Haut war weder blau, noch war sie mit Schuppen bedeckt und da waren weit und breit keine Tentakel zu sehen. Sie sahen besser aus als Menschen, zumindest meiner Libido nach zu urteilen.

      “Mir geht’s gut,” sagte ich. Ich räusperte mich einmal und versuchte es erneut. “Wirklich.” Das war nicht gelogen. Der Raum hatte aufgehört sich zu drehen und mein vernebelter Verstand wurde zusehends klarer und nervöser. War einer dieser Typen mein Match? Ich war zu aufgeregt, um nachzufragen, aber Himmel, ich wollte noch nicht einmal daran denken. Nicht ernsthaft. Alle drei waren umwerfend und auf keinen Fall wollte ich vor die Wahl gestellt werden.

      Der Riese machte auf der Stelle kehrt, als er meine Stimme hörte und blickte zu mir herunter. Dann ging er in die Hocke, eine absichtliche Geste, damit wir auf Augenhöhe waren.

      “Ich bin Rager, einer deiner Partner.”

      Er redete kein Englisch, aber ich konnte ihn verstehen. Merkwürdig. Aber klar doch. Mit den Fingern befühlte ich den Knubbel über meinem Ohr. Aufseherin Egara hatte mir erklärt, dass sie mich für den Transport bereit machen würden, inklusive NPU, einer neuralen Prozessionseinheit. Sie sagte, dabei handelte es sich um eine Art Dolmetschertechnik, die sich direkt ins Sprachzentrum in meinem Gehirn einhaken würde, damit ich alle Sprachen des Universums verstehen könne. Das Ganze erschien mir surreal, bis jetzt.

      “Rager.” Der Name


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