Verführung der Cyborgs. Grace Goodwin

Verführung der Cyborgs - Grace Goodwin


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an den kalten, klinischen Blick der Ärztin erinnerte, die mir das Zeug zur Vorbereitung auf meine Reise hineingeschoben hatte.

      Und somit hatte ich darüber auch wieder genug nachgedacht.

      Mit einem zittrigen Atemzug schloss ich die Augen und bemühte mich, stattdessen an Kjel zu denken, an der Lust festzuhalten, die immer noch durch meinen Körper rauschte. Meine Pussy war geschwollen und heiß, das Pulsieren meines Orgasmus wie Nachbeben in meinem Inneren. Meine Hand brannte, und ich rieb sie durch die Handschuhe hindurch, die ich trug. Ich fragte mich, ob das Mal auf meiner Handfläche wirklich rot war, oder ob es eine seltsame, nachhallende Täuschung war, die mein Geist heraufbeschworen hatte, um mich zu quälen.

      Mein Traummann war fort. Der Alptraum über den gebrochenen Körper meines Sohnes war fort. Und die Realität? Die Realität bestand darin, auf das Innere eines Frachtcontainers der Koalitionsflotte zu starren. Nein, es war nicht stockfinster. Nein, es war nicht erdrückend. Ich hatte mich an den Geruch von Erde und Bäumen gewöhnt, hier in meiner Ecke, wo ich einen bequemen Stuhl hatte, der fest verankert war. Ich hatte Essen, Wasser und Licht.

      Es war nicht ideal, aber sie hatten mir eine Pille gegeben, damit ich schlafen konnte. Ich fühlte mich ruhig—zu ruhig—und ich hatte den Verdacht, dass diese besondere Pille ein wenig zu gut gewirkt hatte. Ich hatte schon immer empfindlich auf Medikamente reagiert. Die wollten wahrscheinlich nicht, dass ich auf halbem Weg ausflippte, aber zugegebenermaßen wollte ich das auch nicht.

      Wenn ich lange genug darüber nachdachte, wohin ich unterwegs war—was ich tun musste—wäre es ein Leichtes, meinen verdammten Verstand zu verlieren. Ich blieb ruhig, schlief, vertrieb mir die Zeit mit einem Tablet voller Filme. Das perfekte zweitägige „Faulenzer-Fest“, solange ich nicht darüber nachdachte, dass ich gerade mit Lichtgeschwindigkeit in einem Frachtschiff durchs Weltall schoss.

      Achtundvierzig Stunden war ich schon in diesem Würfel eingeschlossen. Ja, ich war vollständig mit Koalitions-Tarnrüstung und Helm ausgerüstet. Die Ärztin mit den zusammengekniffenen Augen im Abfertigungszentrum in Miami hatte mir versprochen, dass ich mit den Luft- und Stromaufbereitern, die in den Anzug eingebaut waren, zwei Wochen lang überleben konnte. Viel länger als die zwei bis drei Tage, die die Reise in Anspruch nehmen würde.

      Aber ich war mir nicht sicher, ob ich dem Weib trauen konnte. Mein Kopf tat immer noch weh, wo sie mir eine Nadel in den Schädel gejagt hatte, um mir eine sogenannte neuronale Prozessor-Unit einzupflanzen, ein Gerät, mit dem ich angeblich sogar die Alien-Sprachen verstehen würde, die mir auf meinem Reiseziel unterkommen würden: dem Gefängnisplaneten, der nur als „die Kolonie“ bekannt war.

      Die Kolonie war so etwas wie ein schmutziges kleines Geheimnis, von dem niemand wissen sollte. Ein paar Erdensoldaten hielten sich laut Berichten dort auf, von der eigenen Regierung wie Dreck weggeworfen. Vor ein paar Monaten hatte Senator Brooks aus Massachusetts Nachricht erhalten, dass sein Neffe, ein Navy SEAL, der sich freiwillig zur Koalitionsflotte gemeldet hatte, unter mysteriösen Umständen auf dieser weit entfernten Welt umgekommen war. Und Captain Brooks hatte anscheinend irgendwo da draußen im Krieg noch einen Bruder.

      Der Senator liebte seine Schwester, und die liebte ihre Söhne. Die Familie Brooks war wohlhabend und einflussreich, mit einer stolzen Militärgeschichte, die bis in den US-Bürgerkrieg zurückreichte. Mama Brooks war außer sich vor Wut gewesen, als ihre Söhne sich zur Koalitionsflotte gemeldet hatten. Und jetzt, wo einer von ihnen noch da draußen war und der andere unter mysteriösen Umständen gestorben...nun, da wollte sie Antworten.

      Und sie war gewillt, für diese zu zahlen. Zahlen. Drohen. Schmeicheln. Fordern. Sie war gewillt, meinem Sohn etwas anzutun, um die Wahrheit über ihren zu erfahren. Ich konnte die Liebe einer Mutter nachvollziehen, den schonungslosen Schmerz, den sie mit sich brachte. Ich hatte zugestimmt, den Auftrag anzunehmen. Nicht, weil ich wollte, sondern weil es Wyatt noch mehr Schmerzen bereiten würde, es nicht zu tun. War ich aber erfolgreich, würde das für seine Operationen bezahlen und dafür, sie von den besten Ärzten, die die Familie Brooks sich leisten konnte, durchführen zu lassen.

      Und leisten konnte sie sich viel.

      Dafür musste ich nichts weiter tun, als ihnen die Wahrheit über die Gefängniskolonie zu liefern. Über das verseuchte Fleisch unserer Krieger. Die Wahrheit darüber, was mit unseren Militärkräften passierte.

      Captain Brooks hatte seinem Land gut gedient, dann hatte er sich freiwillig dazu gemeldet, als Koalitionskämpfer ins All zu ziehen und den mysteriösen Feind zu bekämpfen, den noch niemand gesehen hatte. Den Hive. Gerüchte und Verschwörungstheorien waren überall. Aber diese Kreaturen waren angeblich furchterregende Wesen direkt aus Star Trek. Monster, die so schrecklich waren, dass die Regierungen der Erde beschlossen hatten, die Bedingungen der Koalition zu erfüllen und Bräute und Krieger zu schicken, um uns vor einer Hive-Invasion zu beschützen.

      Viele Leute glaubten nicht, dass der Hive existierte. Glaubten, dass das Ganze eine Regierungsverschwörung war, eine Vertuschungsaktion, ein Weg, Menschen einer geheimnisvollen Alien-Macht zu opfern, ohne Unruhen auszulösen. Manche meinten, unsere Freiwilligen waren nicht mehr als Vieh auf der Schlachtbank. Die Informationen, die von den Nachrichtensendern verbreitet wurden, waren vage. Keine Bilder von diesen Hive waren je veröffentlicht worden. Sie waren nur die Bösewichte im All, weit weit weg, mythische Kreaturen, die uns nichts anhaben konnten. Aber das schien nur das zu sein, was die Regierung uns wissen lassen wollte. Menschen in Machtpositionen argumentierten, dass die Wahrheit darüber, was da außerhalb unserer Atmosphäre, hinter dem Mond und außer Reichweite unserer Space Shuttles vor sich ging, eine Massenpanik auslösen würde. Ausschreitungen. Chaos in den Straßen.

      Sie wollten scheinbar, dass die Wahrheit verborgen blieb, zu unserem eigenen Schutz.

      Das war mir alles egal. Mir ging es nur um Wyatt und meine Mutter. Wenn mir jemand Geld dafür geben würde, die Wahrheit zu finden, dann würde ich losziehen. Die Wahrheit interessierte mich nicht. Mich interessierten weder Verschwörungstheorien noch Vertuschungsaktionen. Was mich interessierte, das war das Geld, welches mir dieser Auftrag einbringen würde. Die Operationen, die Wyatt brauchte, und für die dieses Geld bezahlen würde. Mich interessierte die Gesundheit meines Sohnes.

      Und falls ich versagte? Nun, dafür würde ich bezahlen müssen. Sie würden ihm wehtun. Sie würden meine Mutter töten und meinen Jungen foltern. Diese kleinen Details hatten sie mir erst ganz am Ende mitgeteilt, natürlich.

      Aber ich glaubte ihnen die Drohungen. Etwas in Mrs Brooks‘ fanatischem Blick jagte mir einen Schauer über den Rücken. Sie hatte beide Söhne verloren, und anscheinend auch den Verstand und jeden Sinn für menschlichen Anstand. Nun, es gab kein Zurück mehr. Mein einziger Fokus war es nun noch, zurück nach Hause zu Wyatt zu gelangen, der wahrscheinlich gerade in diesem Moment unter seiner Power Rangers-Kuscheldecke schlief und seinen Plüschtiger namens Roar an sein süßes, unschuldiges kleines Kinn gedrückt hatte.

      Weltraum-Aliens waren nicht meine größte Angst. Aber wenn Wyatt nicht normal laufen konnte, nicht wachsen, immer dazu gezwungen sein würde, nur zuzusehen, wie die anderen Jungs herumtobten und spielten? Das würde sein kleines Herz brechen, und ich würde nicht akzeptieren, dass mein Baby litt. Nicht mit mir.

      Und diese Drohungen, die sie gegen ihn ausgesprochen hatten? Ich ertrug es nicht, darüber nachzudenken. Ich würde schlicht und einfach nicht versagen.

      Ich erschrak, als der Container unter mir ruckelte, und ich merkte, dass wir uns bewegten. Ein Schwingen, als würden wir von einem Kran gehoben und durch die Luft gehievt werden.

      Alles verlief genau so, wie sie es mir gesagt hatten.

      Zwei Tage an Bord eines Frachters, Ankunft auf der Kolonie. Wir waren vor ein paar Stunden gelandet, und das Dröhnen der Schiffsmotoren ließ mir bei der Landung die Zähne im Kopf klappern. Ein kleiner Ruck, als wir auf der Oberfläche des Planeten aufsetzten. Und jetzt, wenige Stunden später, wurde ich abgeladen und in ihre neue Lagerhalle gebracht. Ich war mit einer Ladung von Saatgut aus dem Salvard Global Saatgut-Keller verladen worden. Ich hatte so lange auf ihr Logo gestarrt, dass ich es schon im Schlaf zeichnen könnte.

      Anscheinend arbeitete die Kolonie


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