Tumult auf Viken. Grace Goodwin
brauche ich Sie auf ihrer Heimatwelt. Auf Viken. Im Trixon-Resort. Sie werden es ja wohl schaffen, dass ein Mann immer bei Ihrer Partnerin bleibt. Sie müssen Ihre Pflicht tun und die anderen Koalitionswelten beschützen. Halten Sie diese Waffen im Blick. Wir sind zu dicht am Ziel, um einfach aufzugeben. Partnerin hin oder her.”
“Das gefällt mir nicht.”
“Ist mir egal. Sie machen Ihren Job. Haben wir uns verstanden?” schnappte er.
Ich würde mich nicht noch einmal vor ihm verneigen. Er war mein Vorgesetzter, aber er war auch ein richtiger Arsch und er wusste es. Uns zu zwingen unsere Partnerin zu benutzen, sie zu befriedigen, um einen Waffenschmugglerring zu infiltrieren? Die Vorstellung sie so zu hintergehen bewirkte, dass ich am liebsten auf etwas einprügeln wollte. Auf ihn.
Ihre Lust sollte unverfälscht sein, unbeeinträchtigt von Unwahrheiten oder Doktor Helions Befehlen. Aber so würde es nicht laufen. Nicht, solange wir uns auf Viken aufhielten. “Sobald das hier vorbei ist, werden wir unsere Frau aufs Schlachtschiff Zeus transportieren. Alarr Ende.” Das war alles, was ich dazu zu sagen hatte.
Ich beendete die Verbindung und wandte mich den beiden Männern zu, die meine Partnerin mit mir teilen und mir dabei helfen würden sie zu beschützen und zu verwöhnen.
Die mir dabei helfen würden ihr etwas vorzumachen.
Taig war dunkelhaarig, seine welligen Strähnen waren ein wildes Durcheinander, das ihm knapp unters Kinn reichte. Er sah aus wie ein Barbar, mit breiten Schultern und schweren Muskeln, was gar nicht so unpassend war, immerhin stammte er aus dem Sektor Drei. Das stahlgraue Band an seinem Arm verriet seine Zugehörigkeit zu diesem Sektor und tat allen verfügbaren Frauen gleichzeitig kund, dass er es liebte sich an der feuchten Hitze zwischen ihren Schenkeln zu laben; fast genauso sehr wie Oran es liebte seine Gefährtin zu dominieren und zu unterwerfen.
Oran kam aus dem Sektor Zwei und war wie dort üblich von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet. Die Farbe stand im satten Kontrast zu seinem hellblonden, kurzgeschorenen Haaren. Seine eiserne Willenskraft aber war es, was uns in der Vergangenheit mehr als einmal das Leben gerettet hatte und auf die ich mich auch jetzt verlassen würde. Er würde unsere Partnerin erbittert verteidigen.
Auf die beiden war Verlass. Das hier war nicht unsere erste gemeinsame Mission, wohl aber das erste Mal, dass der Geheimdienst uns auf unsere Heimatwelt Viken entsandt hatte. Die Rückkehr war bittersüß und unser Aufenthalt im Trixon-Resort kam mit der ständigen Erinnerung daher, dass wir keine Partnerin hatten. Keine Frau, die es zu schützen und zu verwöhnen galt. Die anderen Männer mit ihren zufriedenen Partnerinnen zu sehen hatte bewirkt, dass ich mich plötzlich nach Dingen sehnte, von den ich jahrelang nicht einmal zu träumen gewagt hatte.
Ein Zuhause. Familie. Kinder. Einen Grund weiterzukämpfen. Diesen Trost benötigte ich jetzt mehr denn je. Zehn Jahre lang den Hive nachzuspüren hatte tiefe Narben hinterlassen, die niemals völlig verheilen würden. Und diese emotionalen Risse hatten mit der Zeit angefangen mich zu zermürben. Taig und Oran gegenüber würde ich es zwar nie zugeben, aber ich war dabei kaputtzugehen und ich brauchte unsere neue Partnerin, um mich wieder ganz zu machen.
Sie war ein Geschenk. Eine Gabe, die ich behüten, verehren und verwöhnen wollte. Beschützen wollte. Helion aber verlangte, dass wir sie benutzten. Sie anlogen. Ihr Vergnügen bereiteten, um uns auf der Jagd einen Vorteil zu verschaffen.
Der Gedanke ließ mich vor Wut aufschäumen und dennoch war klar, dass ich seinem Befehl Folge leisten würde. Sobald meine Partnerin nämlich vor mir stand, würde ich mich nicht davon abhalten können sie kreuz und quer auf meinem Schwanz kommen zu lassen. Ich malte mir ihre Lustschreie aus, sobald wir ihren Körper wieder und wieder zum Orgasmus bringen würden. Die Macht unseres Samens würde sie ununterbrochen um mehr betteln lassen. Immer mehr.
Ich rückte meinen Schwanz in meiner Uniform zurecht und starrte auf den mittlerweile leeren Bildschirm: “Ich glaub’s einfach nicht.”
“Langsam fange ich wirklich an, diesen Prillonen zu hassen.” Oran schritt mit angespanntem Rücken vor der Tür auf und ab und sein wachsamer Blick fiel immer wieder auf die Ausgänge unseres Quartiers.
“Er macht nur seinen Job,” bemerkte Taig. “Wir machen unseren und gleichzeitig können wir unserer Partnerin auch noch so viele Orgasmen besorgen, dass sie gar nicht merken wird, dass wir auch noch aus einem anderen Grund hier sind. Wenn wir sie dann zum Schlachtschiff zurückbringen, wird sie an unseren Gefühlen für sie keinen Zweifel mehr hegen. Und wir werden sie aus der Schusslinie halten. Wir sagen ihr, dass diese besondere Kennenlernzeit von Anfang an geplant war. Für sie. Eine spezielle, traditionell Vikensche Paarung, die wir arrangiert haben, um sie glücklich zu machen.” Taig lungerte jetzt auf einem Stuhl ausgebreitet, das eine Bein vor sich ausgestreckt und das andere über die Armlehne gehängt und sein Fuß schaukelte unbeschwert.
Er war der Schlingel unter uns. Redegewandt und charmant mit den Damen, einem Feind aber würde er die Kehle aufschlitzen, noch ehe diesem klar wurde, dass sein Lächeln nicht ganz bis zu seinen dunklen Augen reichte. Er würde unsere Partnerin ebenfalls gut beschützen. Und sie mit einem oralen Geschick beglücken, das ich einfach nicht besaß. Der Gedanke störte mich nicht, denn ich würde sie auf andere Arten befriedigen.
Ich fuhr mit den Händen über meine dunkelbraune Uniform und runzelte die Stirn: “Mir gefällt diese Sache nicht. Sie ist unsere Partnerin und keine Marionette für Helions Spielchen.”
“Alarr, wir alle sind Marionetten. Und wir müssen diese Waffen aus dem Verkehr ziehen oder es wird noch ein Massaker geben.” Taig hatte nicht unrecht. Vor wenigen Monaten erst waren auf einem illegalen Umschlagplatz außerhalb des Koalitionsgebiets dutzende Unschuldige abgeschlachtet worden. Die Waffen der Angreifer? Unsere. Koalitionsbestand. Und wir hatten die letzten paar Monate damit verbracht, ihnen bis nach Viken nachzuspüren. Als der Geheimdienst sie bis hierhin zurückverfolgt hatte, hatte Doktor Helion uns vom Schlachtschiff Zeus abgezogen und uns in unsere Heimatwelt versetzt.
Ich verstand die Logik dahinter, aber das hieß nicht, dass ich lange Wochen damit verbringen wollte, als Single durch ein Erotikparadies zu schlendern. Ohne Partnerin.
Aber wir hatten unsere Zeit hier genutzt. Wir hatten einen Hinweis darauf, dass in den nächsten Tagen eine weitere Waffenlieferung über die Bühne gehen würde.
Vielleicht könnten wir ja unsere Partnerin beglücken … und sie gleichzeitig ausreichend ablenken, um sie aus der Sache rauszuhalten.
Viken hatte einen besonderen Platz in meinem Herzen. Der Planet war meine Heimat. Aber meine Familie war seit langem tot und vergessen. Ich war ewig nicht mehr zuhause gewesen und meine Cousins hier führten ihr eigenes Leben. Es wurde Zeit mich wieder an die Arbeit zu machen und alle Koalitionswelten zu verteidigen. Viken war einfach zu klein. Ich fühlte mich hier klein.
Ein nagelneues Schlachtschiff und ein neuer Kommandant erwarteten uns. Kommandant Zeus hatte sich in der Auswahl auf Prillon Prime mühelos durchgesetzt und die anderen Kandidaten so schnell besiegt, dass sich die Nachricht seiner Unbarmherzigkeit wie ein Lauffeuer in der Koalition verbreitet hatte. Schlachtschiffkommandanten gehörten zur Elite, selbst unter den Prillonischen Kriegern. Ihre Familiennamen gründeten später Dynastien, die über Jahrhunderte fortbestanden.
Hinzu kam, das Zeus nur zur Hälfte Prillone war und sein Ruf war in der gesamten Flotte regelrecht in Flammen aufgegangen. Er war halb Prillone und halb Mensch. Von der Erde.
Der kleine Planet war erst seit wenigen Jahren Probemitglied der Koalition, sein Einfluss aber war rasch gewachsen. Zuerst hatten die drei Könige eine menschliche Frau als Partnerin genommen, dann hatte Prime Nial persönlich zusammen mit seinem Sekundanten Ander eine menschliche Frau in der Kampfarena von Prillon Prime vor den Augen der gesamten Koalition für sich beansprucht. Ihre kehligen Lustschreie waren live auf jedes Schlachtschiff und jeden Planeten übertragen worden. Seit dem war sie mehr als eine Legende. Jessica Deston, die unerschrockene, leidenschaftliche Frau, von der jeder ledige Mann in der Koalition träumte, sie zu erobern. Sie zu ficken. Davon, solch einer starken, ungestümen Frau würdig zu sein.
Ein Blick auf ihren Zweitpartner