Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12). Madeleine Puljic

Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12) - Madeleine Puljic


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nahm A-Kuatond an. Ein Kontakt mit den Fremden versprach zumindest Antwort auf einige ihrer Fragen.

      Ein Wesen erschien im Kommunikationshologramm, das grob an einen Zentrifaal erinnerte. Allerdings war die Haut nicht weiß, sondern von einem hell rötlichen Ton. Es trug tiefdunkelgelbes Fell auf dem Kopf, und seine beiden Hände waren zueinander spiegelverkehrt aufgebaut. Diese Gestalt hatte Finger am Ende beider Arme statt einer Krallen- und einer Schaufelhand.

      Der auffälligste Unterschied waren jedoch die Augen. Das Wesen hatte kein schwarzes Sichtband, sondern wie viele andere Spezies zwei getrennte Augen – in diesem Fall graublau. Das an sich war nichts Ungewöhnliches, aber etwas daran war besonders. A-Kuatond fand keinen passenden Ausdruck. Der Blick dieses Wesens hatte etwas ... Erfahrenes? Überlegenes? Erhabenes?

      Alles richtig, aber alles nicht ausreichend.

      Etwas Kosmisches. Das traf es möglicherweise. Dieses Wesen hatte mehr Dinge gesehen als selbst A-Kuatond in all den Jahren, um die ihr Leben von BARIL verlängert worden war.

      Sie bemerkte noch etwas anderes in seinen Augen. Was war das? Überraschung? Nur für einen kurzen Moment.

      »Ich bin Perry Rhodan vom Raumschiff SOL«, stellte der Fremde sich vor. »Wir fordern euch auf, den Angriff auf die Planetenbevölkerung sofort einzustellen.«

      A-Kuatond war erstaunt – in allen Szenarien, die sie als wahrscheinlich erachtet hatte, war die Ernte das eigentliche Anliegen der Fremden. Und nun sollte sie damit aufhören? Die Ernte wurde sogar als Angriff bezeichnet? Was ging da vor?

      Egal wie viel kosmische Erfahrung der Fremde gesammelt haben mochte: A-Kuatond war ebenfalls nicht in ihrem allerersten Einsatz. Und sie würde sich ihre Schlacht nicht nehmen lassen!

      »Die Ernte geschieht in BARILS Willen und auf BARILS Gebot hin«, erwiderte sie. »Sie wird stattfinden. Die Truvaud haben das Gleichgewicht in Yahouna gestört, und sie erhalten nun ihre gerechte Strafe.«

      »Du rottest eine ganze Planetenbevölkerung aus!« Zorn schlich sich in Rhodans Stimme. »Es gibt kein Verbrechen, für das diese Strafe gerecht sein kann!«

      »BARILS Urteil lautet anders«, hielt A-Kuatond ihm entgegen. »Und du weißt nicht, wovon du sprichst. Die Kefinga, die Kussu, die Marrab – sie alle wurden von den Truvaud ausgerottet. Sie haben sie gehetzt, in die Enge getrieben und zerfleischt, ohne Gnade. Bis auf ein paar wenige, die nur durch Zufall überlebten. Und für die gilt: Ist das wirklich ein Leben, wenn man weiß, dass man zu den Letzten seines Volkes gehört?«

      Eine Frage, die sie sich selbst nie zu stellen versuchte. Der Dienst für BARIL gab ihr Gelegenheit genug, sich davon abzulenken.

      Rhodan zögerte einen winzigen Moment, dann schüttelte er den Kopf. »Einen Mord mit einem Mord zu vergelten, ist keine Gerechtigkeit. Millionen Morde durch Millionen auch nicht. Stell den Angriff sofort ein!«

      »Selbstverständlich ist das Gerechtigkeit«, erwiderte A-Kuatond irritiert. »Es ist die einzige Gerechtigkeit. Nur so lässt sich das Gleichgewicht wiederherstellen!«

      »Dann ruf wenigstens eine Waffenruhe aus!«, verlangte Rhodan. »Ich will mehr über die Situation wissen. Bis dahin werde ich nicht tatenlos zusehen, wie du ein ganzes Volk abschlachtest!«

      »Und mit welchem Recht erteilst du hier Befehle?« A-Kuatond amüsierte sich über die Anmaßung.

      Ein winziger Teil von ihr stimmte dem Fremden jedoch zu. Forderte er nicht genau das von ihr, was sie selbst im Grunde gewollt hatte? Die Truvaud zu schonen? Sprach sie mit dem Verstand eines Ritters, wenn sie das plötzlich verweigerte? Oder war es der Jagdrausch, der ihr Handeln anleitete?

      »Mit dem Recht des ehrbaren Kriegers«, sagte Rhodan. »Zentrifaal lieben den Kampf, aber sie sind keine Mörder.«

      A-Kuatond erschrak. »Du kennst mein Volk?« Sie hörte ein Beben in ihrer Stimme, das es nicht hätte geben sollen. Sie verfluchte sich leise – nun war es dem Fremden doch gelungen, sie zu verunsichern.

      »Ich habe mit Zentrifaal gekämpft«, antwortete Rhodan. »Mit A-Caliform und seinem Clan. Sie hätten ein solches Massaker nie geduldet!«

      A-Kuatond hielt inne und rang um Beherrschung. A-Caliform, der sich für die Zentrifaal geopfert hatte. Sie kannte die Historie.

      Nur, dass sein Opfer vergeblich gewesen war. Die Zentrifaal waren genauso Geschichte wie der große Clanführer selbst. Aber wenn es zur Auseinandersetzung gegen Perry Rhodan und die SOL kam, würde sie diesen Gegner nicht töten. Er hatte ihr einige Fragen zu beantworten.

      Ein Test!, redete sie sich ein. Es ist alles eine große Prüfung. BARILS Stimme zweifelte an ihr, und sie hatte diesen Rhodan geschickt. Es konnte nicht sein, dass jemand in Yahouna war, der die Zentrifaal kannte. Und dass dieser Jemand genau an diesem Ort auftauchte – genau in dem Moment, da sie den Rittereid zwar nicht brechen, aber doch dehnen wollte ...

      »Ich bin keine Zentrifaal mehr«, verkündete sie kühl. »Ich bin eine Ritterin BARILS, und ich erfülle BARILS Willen, den Willen des Universums. Alles strebt nach Gleichgewicht. Wer Leid verbreitet, wird Leid erfahren.«

      Damit beendete sie das Gespräch und widmete sich wieder dem Kampf gegen die Sichelraumer.

      Sollte der Gesandte der Stimme sehen, dass sie ihre Aufgabe ernst nahm.

      15.

      Eine Zentrifaal? Solange die Funkverbindung stand, hatte sich Perry Rhodan beherrscht. Nun, nach ihrem Ende, fürchtete er, kein besonders intelligentes Gesicht zu ziehen. Dieses Volk war vor kosmisch betrachtet lächerlich kurzer Zeit künstlich gezüchtet worden und existierte nur in seiner Ursprungsgalaxis Plantagoo, soweit er wusste. Diese lag von der Erde aus gesehen in mehr oder minder entgegengesetzter Richtung zu Tare-Scharm und Yahouna, und zwar mindestens sechzig Millionen Lichtjahre von der aktuellen Position der SOL entfernt.

      Was also tat eine Zentrifaal in Yahouna?

      Und wenn er schon dabei war: A-Kuatond hatte von sich selbst eindeutig als weiblich gesprochen. Doch ihr Name trug ein vorgestelltes A, was bei den Zentrifaal dem Rang eines Clanchefs entsprach. Die jedoch waren, zumindest soweit Rhodan es wusste, ausnahmslos männlich. Hinter dieser Ritterin stand somit mehr als ein Rätsel.

      Ob sie ihm je die passenden Lösungen dazu verraten würde, war jedoch mehr als fraglich. Er und A-Kuatond standen sich als Feinde gegenüber, und bei aller Faszination für intergalaktische Mysterien würde er keinem Genozid schweigend zuschauen.

      »Verteidigung?«, fragte er.

      »Siebenundsechzig Leichte Kreuzer und achtundvierzig Korvetten sind einsatzbereit«, meldete Akim Xerayne.

      Knapp hundertzwanzig Einheiten, überschlug Rhodan. Gegen gut 1700 unterschiedlich große Pyramidenschiffe. Die meisten waren kleine Tetraeder von etwas mehr als sechzig Metern Kantenlänge, entsprachen somit grob der Größenordnung der Korvetten. Dazwischen gab es unterschiedlich große Raumfahrzeuge in Form von fünfflächigen Pyramiden, teils etwas, teils deutlich größer als die terranischen Kreuzer.

      Von der Kampfkraft her schienen diese Einheiten den Beibooten der SOL unterlegen zu sein, aber der Eindruck konnte täuschen. Es war keineswegs gesagt, dass die Sichelraumer der Truvaud die Pyramiden überhaupt so weit gefordert hatten, dass sie bereits ihr ganzes Arsenal hätten offenbaren müssen.

      Und dann war da natürlich der riesige Tetraederstumpf. Das Mutterschiff, von dem A-Kuatonds Funksignal gekommen war. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor.

      »Die Ortung ist wieder weitgehend einsatzbereit«, meldete SENECA. »Ich kann die vorläufigen Ergebnisse unserer Sonden bestätigen: Die Pyramidenschiffe sind robotgesteuert. Es befinden sich keine Lebensformen an Bord.«

      Damit fiel zumindest eine Sorge von Rhodan ab. Sie brauchten keine Gewissensbisse zu haben, wenn sie A-Kuatond in ihre Grenzen wiesen.

      Blieb nur das nicht unerhebliche Problem, dass die Ritterin über eine Flotte verfügte, die jener der SOL um mehr als den


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