Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12). Madeleine Puljic

Mission SOL 2020 Paket (1 bis 12) - Madeleine Puljic


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an. Erst einmal abtasten, ich will wissen, wie stark sie wirklich sind. Keine Risiken eingehen, lieber die Schiffe aufgeben als eine Mannschaft riskieren.«

      Ob A-Kuatond sich davon beeindrucken ließ, wenn die Korvetten und Kreuzer angriffen? Vermutlich nicht. Es hätte nicht der Mentalität der Zentrifaal entsprochen. Aber hoffen durfte man.

      »Bordwaffen der SOL bei achtzig Prozent Leistungsfähigkeit«, meldete SENECA.

      Das änderte die Lage! Rhodan sah nun eine Möglichkeit, der Ritterin klarzumachen, dass er keine leeren Drohungen von sich gab. Genau eine. Wenn dabei etwas schiefging, hatte seine Beibootflotte ein Problem. Oder genauer: 1706 Probleme.

      »Erneut anfunken!«, befahl er. Vielleicht war die Eskalation noch zu verhindern.

      Viena Zakata versuchte, die Verbindung herzustellen. Erfolglos, A-Kuatond nahm das Gespräch nicht an.

      »Wir beschleunigen«, entschied Rhodan. »Auf halbe Lichtgeschwindigkeit. Einen Einzelsprung mit dem Hypertakt-Triebwerk schaffen wir, SENECA, oder?«

      »Wir halten die Position!«, ertönte eine Stimme hinter ihm. »Keine aggressive Handlung.«

      Rhodan wirbelte herum. Eroin Blitzer stand keinen halben Meter entfernt, genau dort, wo Tess Qumisha ihn zuvor angesprochen hatte. Doch anders als die Hyperphysikerin hatte Rhodan den Androiden nicht kommen hören.

      »Du hast meine Befehle nicht infrage zu stellen«, sagte der Terraner.

      Der Androide ging nicht darauf ein. »Wir benötigen die Unterstützung der Ritter, oder zumindest Informationen von ihnen.«

      »Sie töten ein ganzes Volk!« Rhodan ließ seinem Zorn freien Lauf. »Das mag deinen Auftraggebern egal sein, mir aber nicht!«

      »Du gefährdest deine Mission«, sagte Blitzer in seiner unnatürlichen, nervenzehrenden Ruhe.

      Ihr Streit wurde von einer neuen Funksendung unterbrochen. Diese kam allerdings nicht von A-Kuatond, sondern von der Oberfläche des Planeten. Unvermittelt wurde ein eigenartiges Wesen mit hellblauer Haut, extrem kurzen Beinen und acht Tentakeln mit Augäpfeln im Komholo sichtbar.

      »Nicht angreifen!«, forderte es. »Ritterin, du hattest recht. Die Truvaud in diesem System sind unschuldig.«

      Was Rhodan mit seinen Drohungen nicht geschafft hatte, erreichte diese Gestalt mit drei einfachen Sätzen. Die Jagd auf die Truvaud, sowohl im All als auch auf der Oberfläche des Planeten, endete abrupt.

      A-Kuatond erschien in einem weiteren Holo. »Udimor«, sagte sie knapp. »Ich warte schon auf deinen Bericht.«

      »Ich habe Kontakt zum Torrov dieser Welt«, sagte dieser Udimor. »Es war nicht einfach – er hat eine schwere Hirnverletzung erlitten, und Teile seines Schädels wurden mit einem für mich nicht leicht zu durchdringenden Metall rekonstruiert. Ich konnte erst mit seiner Einwilligung in seine Gedanken eindringen. Und die hat er erst gegeben, nachdem er die Unausweichlichkeit seiner Niederlage erkannt hat.«

      Der Aufzeichnungsfokus seines Übertragungsgeräts erweiterte sich und zeigte einen der gejagten Einwohner dieser Welt. Er lag mit schweißnassem Fell am Boden, offensichtlich bewusstlos.

      »Der Prozess war für uns beide fordernd«, entschuldigte sich Udimor. »Er ist aber wohlauf und wird bald zu sich kommen.«

      »Was hast du entdeckt?«, fragte A-Kuatond ungeduldig – ein Gefühl, das Rhodan mit ihr teilte.

      »Die letzten Eltail haben sich selbst getötet, bevor die Truvaud diese Welt erreicht haben«, berichtete das Wesen mit den Augententakeln.

      Wenn Rhodan sich das richtig zusammenreimte, besaß es telepathische Fähigkeiten.

      Udimor deutete auf den Bewusstlosen. »Trurull hat darauf gebrannt, sich in einer Schlacht auszuzeichnen, fand jedoch eine entvölkerte Welt vor. Und mehr als das: Er wurde kurz nach der Landung von einer Mine verletzt, die vom Krieg der Eltail untereinander zurückgeblieben war.«

      »Aber die Standbilder?«, fragte die Zentrifaal. »Die Siegesmonumente?«

      Udimor richtete die Augen gen Himmel oder Decke. »Stärke und kriegerische Erfolge sind wichtig in der Kultur der Truvaud. Für Trurull war es eine Katastrophe, dass er den Planeten kampflos übernehmen konnte. In seinem Trauma hat er sich eine Phantasie zusammengereimt, wie er die Eltail getötet hat. Die wird in den Statuen verewigt. Und wer sie infrage stellt, wird gejagt. Es gibt nicht mehr viele, die offen an ihrem Herrscher zu zweifeln wagen.«

      »Also doch ein Mörder«, stellte A-Kuatond fest.

      »Korrekt«, sagte Udimor. »Aber kein ganzes Volk von Mördern. Und Trurull selbst hat mit mir kooperiert, um sein Volk zu schützen.« Das Wesen hielt kurz inne. »Na ja, wohl auch, um selbst die verdrängte Wahrheit zu erfahren. Aber der Effekt ist ...«

      Rhodan bemerkte, wie Trurulls Lefzen über den Hauern zuckten. Es sah für ihn nicht nach einem Reflex aus, sondern deutlich nach einer bewussten Bewegung.

      »Pass auf!«, rief er Udimor zu. »Er ist wach!«

      Doch die beidseitige Gesprächsverbindung bestand nur zwischen Udimor und der Ritterin. Rhodan war lediglich stummer Zuhörer. Seine Warnung blieb ungehört.

      Trurull sprang auf und verbiss sich ohne Vorwarnung in Udimors Arm.

      Das kleine Wesen mit den Augententakeln hatte keinen erkennbaren Hals, keine Kehle, an der man es mit einem Biss hätte töten können. Aber die brauchte Trurull auch nicht. Er hatte Udimor mit dem ersten Angriff kampfunfähig gemacht, seinen Waffenarm durchtrennt. Danach biss er immer wieder und wieder zu. Udimor schrie, er brüllte; dann wimmerte er nur noch.

      Und dann war er still.

      Rhodan konnte größtenteils nicht sehen, was geschah, weil der Rücken des Truvaud die Übertragung ausfüllte. Er konnte es sich jedoch denken.

      Trurull drehte sich zur Kamera um, die Schnauze mit den beiden Hauern, Fell und Kleidung blutverschmiert. »Niemand verbreitet solche Lügen über mich!«, brüllte der Truvaud. »Niemand wird meinen gewaltigen Triumph schmähen! Niemand ...«

      Der Rest ging in einem unartikulierten Schrei A-Kuatonds unter.

      *

      Die Holoverbindung brach ab. SENECA projizierte wieder die taktische Lage im System, mit hundertfünfzehn SOL-Beibooten, 1706 Pyramiden und inzwischen etwa zweitausend Sichelraumern sowie den beiden großen Mutterschiffen. A-Kuatonds Einheiten nahmen den unterbrochenen Angriff sofort wieder auf, und sie agierten mit einer neu gewonnen Präzision und Kompromisslosigkeit. Wie Rhodan schon befürchtet hatte: Bislang hatten die Pyramiden nicht alles gezeigt, was in ihnen steckte. Mit dem Tod von A-Kuatonds Vertrautem hatte ihre Befehlshaberin jedoch alle Zurückhaltung fallen lassen.

      »Dieser Idiot!«, schrie Rhodan niemanden im Besonderen an. Der Truvaud hätte nichts tun müssen als zu schweigen, um sein Volk möglicherweise vor dem Untergang zu retten. Aber nein, er musste sich ja unbedingt als blutrünstiger Krieger gerieren.

      »Wir sind schon seit einer Weile auf Sprunggeschwindigkeit«, informierte ihn SENECA.

      »Danke.« Rhodan nickte konzentriert. »Beibootflottille, Befehl von vorhin steht. Wir greifen die Pyramidenraumer von zwei Flanken an. Ziel ist, sie in folgendem Sektor zusammenzuhalten.« Er malte mit einem Finger das Zielgebiet als Leuchtspur ins taktische Holo und leitete die Information an die Beibootflotte weiter.

      »Wir greifen nicht an!«, mahnte Blitzer erneut. »Wir müssen eine friedliche Verständigung mit den Rittern suchen!«

      Rhodan war es egal. Er wartete, bis alle Pyramidenschiffe in der Zielzone zusammengetrieben waren.

      Dann befahl er die Transition in die unmittelbare Nähe.

      Die Bordgeschütze der SOL sprachen. Sie gaben alles, was das Schiff an Feuerkraft aufbieten konnte, ohne die Modifikationen aus dem Kolonnen-Dock zu nutzen. Diese hätten Reichweite und Feuerkraft erheblich gesteigert, aber Rhodan wollte sie als Überraschung zurückhalten, falls


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