Der neue Sonnenwinkel Box 9 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Box 9 – Familienroman - Michaela Dornberg


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      Inhalt

       Ein unmögliches Paar?

       Wenn ein Traum verweht

       Der Himmel voller Geigen

       Ein dreister Heiratsschwindler?

       Was nun, Astrid?

Der neue Sonnenwinkel – Box 9 –
Ein unmögliches Paar?

      Für einen Augenblick war Rosmarie Rückert wie erstarrt. Zuerst der Schatten, dann der dumpfe Knall …

      War es wirklich geschehen, oder hatte sie sich alles nur eingebildet, getragen von dieser Angst um Heinz, die plötzlich da gewesen war?

      Rosmarie versuchte, sich zu beruhigen und schob ihr Verhalten darauf zurück, dass halt alles ein wenig zu viel gewesen war – die Auflösung des großen Villenhaushalts in Hohenborn, der Umzug in den Sonnenwinkel …

      Rosmarie war eine Frau, die sehr gut organisieren konnte, die tatkräftig war. Doch wenn sie ehrlich war, dann war alles doch ziemlich anstrengend gewesen und ihr war mehr als nur einmal bewusst geworden, dass sie nicht mehr die Jüngste war.

      Der Schatten …

      Der dumpfe Knall, Schlag, was immer es auch gewesen war, es hatte sie beunruhigt.

      Warum stand sie jetzt nicht einfach auf, um nachzusehen? Bis zur Terrassentür, von wo aus es gekommen war, waren es nur ein paar Schritte!

      Rosmarie wusste nicht, was sie zurückhielt. Als es allerdings immer unerträglicher wurde, stand sie entschlossen auf, ging zur Terrassentür, riss sie auf, und dann …

      Rosmarie schluckte, denn mitten auf den Steinen lag ein großer schwarzer toter Vogel!

      Das war jetzt nichts Weltbewegendes, so etwas geschah immer wieder, das hatten sie auch bei der Villa gehabt. Warum war sie jetzt deswegen so durch den Wind?

      Rosmarie wusste es!

      Und das hing mit dem zusammen, was Heinz ausgesprochen hatte, ehe er ins Schlafzimmer gegangen war, um sich ein wenig auszuruhen.

      Sie hatte seine Worte noch im Ohr, die sie so sehr beunruhigt hatten – »solange noch Zeit ist«, dann habe sie nicht mehr diesen Klotz am Bein, jetzt sei alles viel überschaubarer, es könne immer etwas passieren, niemand habe das ewige Leben …

      Diese Worte hatten Rosmarie beängstigt, weil sie sich bereits seit einiger Zeit Sorgen um Heinz machte. Es war doch nicht normal, dass ein Mann wie er dauernd müde war, antriebslos.

      Und dann jetzt der schwarze Vogel, es musste ein Rabe sein, und er war besonders groß.

      Doch das war es nicht, was ihr jetzt durch den Kopf ging. Es war ein Zeichen …, sagte man den Raben nicht nach, sie seien Unheilsbringer?

      Die Sorge um Heinz, seine Worte, und nun der Rabe!

      Das hatte etwas zu bedeuten, und sie spürte das Unheil förmlich, es nahm ihr den Atem.

      Rosmarie steigerte sich in etwas hinein, was sie unter normalen Umständen nicht so gesehen hätte. Es wäre dann für sie ein toter Vogel gewesen, und es hätte ihr leidgetan, dass er gegen die Scheibe geprallt war.

      Aber so?

      Sie bekam nicht mit, dass sie nicht mehr allein in dem sehr geschmackvoll eingerichteten Raum war. Erst als sie eine Stimme hörte, wirbelte sie herum.

      Es war Meta, ihre treue Seele, die mit ihnen in den Sonnenwinkel gezogen war und für die sie extra eine Einliegerwohnung hatten bauen lassen, denn ein Leben ohne Meta wäre für Rosmarie und Heinz unvorstellbar. Meta gehörte zu ihnen, sie war mittlerweile längst so etwas wie ein Familienmitglied geworden.

      Rosmarie wurde bewusst, dass sie schrecklich aussehen musste, als Meta sich ganz besorgt erkundigte: »Frau Rückert, geht es Ihnen nicht gut?«

      Rosmarie versuchte sich zusammenzureißen, sie konnte Meta doch jetzt nicht erzählen, weswegen sie so durch den Wind war, deswegen deutete sie auf den auf der Terrasse liegenden toten Vogel.

      »Das arme Tier«, bedauerte Meta, »wir müssen unbedingt etwas auf die Scheiben kleben, was die Flugrichtung der Vögel ändert, denn sonst werden wir häufig solche Zwischenfälle haben, und das wäre schade um die Vögel. Aber der Garten ist groß, die Scheiben sind es ebenfalls …«

      Rosmarie hatte jetzt nicht die Nerven, sich das anzuhören, und sie war froh, dass Meta ihren Satz abbrach, um ihn fortzusetzen: »Ich kümmere mich gleich darum. Eigentlich bin ich gekommen, um Sie zu fragen, ob Sie mich noch brauchen, weil ich sonst gern meine Wohnung weiter einrichten möchte. Sie ist so wunderschön, und ich weiß überhaupt nicht, wie ich Ihnen dafür danken soll, dass Sie das möglich gemacht haben.«

      Rosmarie strich ihr über den Arm.

      »Meta, wenn sich jemand bedanken muss, dann sind wir es doch, mein Mann und ich. Es macht uns sehr glücklich, dass Sie mit uns hergezogen sind.«

      Meta wurde ein wenig verlegen, winkte ab. »Etwas Besseres hätte mir doch überhaupt nicht passieren können. Ich fand den Sonnenwinkel mit diesem unglaublichen See, der fantastischen Ruine Felsenburg als über allem thronende Kulisse schon immer toll. Ich hätte allerdings nicht im Traum daran gedacht, dass ich einmal hier leben würde. So etwas kann sich ein Normalsterblicher überhaupt nicht erlauben.«

      Rosmarie schämte sich beinahe ein wenig, dass sie alles als eine Selbstverständlichkeit hinnahm und Meta reinweg aus dem Häuschen war, dabei bewohnte die bloß eine Einliegerwohnung.

      Sie sagte, dass man sie heute nicht mehr benötige, dass Heinz und sie ja in den ›Seeblick‹ gehen würden.

      »Aber wenn Sie den Vogel …«

      Rosmarie musste den Satz überhaupt nicht beenden, denn Meta versprach, sich sofort darum zu kümmern.

      Rosmarie wollte überhaupt nicht wissen, was nun mit dem toten Vogel geschehen würde. Sie wollte ihn nur nicht mehr sehen, also ging sie nach ein paar Worten, sie hatte es eilig ins Schlafzimmer zu kommen. Und dort sah sie, dass sich Heinz angezogen quer übers Bett geschmissen hatte, und er schlief.

      War er so blass und sah krank aus? Oder sah sie es nur so, weil der Gedanke sie bereits seit einiger Zeit nicht losließ, dass mit ihm etwas nicht in Ordnung sei.

      Sie stellte sich vor das Bett, blickte zu ihm hinunter.

      Ihm durfte nichts passieren! Sie hatten sich doch gerade erst gefunden und hatten ihre Gefühle füreinander entdeckt, und das nach all diesen Jahren, und sie hatten noch so unendlich viel vor. Sie wollten gemeinsam mit einem Camper die Welt erobern, so zu reisen, das war ihre neue Leidenschaft, und sie würden nur auf sich angewiesen sein, und natürlich wollten sie diesmal Beauty und Missie mitnehmen, und die Wohnung in Paris wartete auf sie, der Urlaub mit Cecile in der Provence stand bevor. Rosmarie freute sich schon sehr auf die unendlichen Lavendelfelder, die mit ihrem Duft der ganzen Landschaft eine gewisse Leichtigkeit, beinahe Fröhlichkeit gaben, und die das Herz mit Freude erfüllten. Zumindest ihr ging es so, und selbst wenn es nicht so wäre. Sie liebte Cecile wie eine eigene Tochter, und um Zeit mit dieser liebenswerten jungen Frau verbringen zu dürfen, würde sie sich mit einer armseligen Hütte zufriedengeben.

      Rosmarie beugte sich zu ihrem Mann hinunter, strich eine Haarsträhne aus seinem Gesicht, berührte sanft seine Wange.

      Hatte er es mitbekommen, oder träumte er gerade etwas, was ihm ein leichtes Lächeln auf die Lippen zauberte?

      Sie wusste es nicht, sie wusste nur, dass sie ihn nicht verlieren wollte, und sie würde darauf drängen,


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