Jakobsweg Infos: 101 Dinge, die man über den Jakobsweg wissen muss. Renate Florl

Jakobsweg Infos: 101 Dinge, die man über den Jakobsweg wissen muss - Renate Florl


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seit langer Zeit gilt das Cruz de Ferro als ganz besonderer Punkt auf dem Camino Francés. Die Stelle mit dem besonderen kleinen Eisenkreuz, das sich an der Spitze eines langen Holzstabes befindet, liegt auf einer Höhe von rund 1.500 Metern.

      Es ist eine alte überlieferte Tradition, dass man an dieser Stelle einen Stein als Symbol für seine Lasten und Sorgen ablegt. Manche Pilger bringen diesen Stein sogar im Rucksack von zu Hause mit, andere suchen sich unterwegs ein Exemplar. So hat sich ein ganzer Berg von Steinen am Fuß des Kreuzes gebildet. Mittlerweile sieht man am Cruz de Ferro auch beliebige andere Dinge, die dort von den Pilgern abgelegt werden. Es gibt auch Stimmen, die erklären, dass das eigentliche Cruz de Ferro früher einmal einen Platz in der Nähe – und dafür weiter entfernt von der Straße – gehabt haben soll. Es wurde jedoch für die Auto- und Bustouristen an den heutigen Platz an der Straße verlegt. Für die Pilger macht es keinen Unterschied und warum sollen sich diejenigen, die nicht (mehr) gut zu Fuß sind, nicht auch an gewissen Highlights des Weges erfreuen dürfen?

      Das Cruz de Ferro ist eine wirklich symbolträchtige Stelle.

      16 Dankbarkeit

      Dankbarkeit hat eine erstaunliche Kraft

      Wenn man sein Tagesziel, sein Wochenziel oder Santiago de Compostela erreicht hat, ist es ein herrliches Gefühl, es geschafft zu haben. Man ist erfüllt von Freude, Dankbarkeit und Glück. Eine so große Entfernung nur mithilfe der eigenen Füße zurückgelegt zu haben, ist immer wieder von Neuem ein eindrückliches Erlebnis.

      »Danke« sagen kann man als Pilger doch tagtäglich für vieles mehr: für ein Lächeln, für einen netten Gruß, für einen Schluck Wasser zur richtigen Zeit, für eine Auskunft. Die Dankbarkeit wie auch die Aufmerksamkeit gegenüber kleinen Dingen wachsen mit jedem Tag des Unterwegsseins.

      Wofür können wir, kann ich persönlich an diesem Tag dankbar sein? Vielleicht regt sich bei dem einen oder anderen auch Widerstand und er stellt sich eher die Frage: Muss ich überhaupt dankbar sein? Erinnert mich dies an meine Kindheit, wo es mir beigebracht wurde, »Bitte« und »Danke« zu sagen? Oder: Soll ich dankbar sein für Situationen, die mir überhaupt nicht gefallen? Interessant: Wenn ich auch dankbar sein kann für Situationen, die mir im ersten Moment weniger gefallen, dann nähere ich mich dem innersten Wesen der Dankbarkeit: Denn alles, was mir widerfährt, ist ein Geschenk an mich und möchte mir bei meiner Entwicklung helfen.

      Ups, damit rechnet man doch im Allgemeinen nicht. Nicht immer erkenne ich dieses Geschenk für meine Entwicklung (hin zu mehr Geduld, mehr Gelassenheit, mehr Liebe und vielem mehr) auf den ersten Blick. Doch wir haben sicher schon die Erfahrung gemacht, dass sich die Einstellung zu einer Situation im Laufe der Zeit verändert. Wer einmal erfahren hat, welche Kraft die Dankbarkeit mit sich bringt, wird ihr mehr und mehr in seinem Leben einen Platz einräumen wollen.

      Geschmückter Erntedankaltar

      17 Der Mond ist aufgegangen …

      … so sind gar manche Sachen, die wir getrost belachen, weil uns’re Augen sie nicht seh’n …

      Sicher kennt jeder den Text und die Melodie dieses bekannten Abendliedes. Selbst einen Mondaufgang – besonders bei Vollmond – zu erleben, ist ein Ereignis, das einen tiefen Eindruck in der Seele des Betrachters hinterlässt. Diese Stimmungen sind ganz besondere Momente. Und wenn wir nach dem Neumond wieder die schmale Mondsichel an einem klaren Himmel erkennen können, wissen wir, dass der Mond nicht wirklich eine Sichelform hat, sondern sich uns nur in diesem Moment so präsentiert. Ob es auf der Welt noch andere und weitere Dinge gibt, von denen wir nur Ausschnitte oder Teile sehen? Fällt uns dies wirklich immer auf? Oder nehmen wir von diesem Ausschnitt oder diesem Teil an, dass er das Ganze darstellt?

      Machen Sie sich ein vollständiges Bild!

      Eine Geschichte dazu: Es waren einmal fünf weise Männer, die ihr Augenlicht verloren hatten. Gemeinsam reisten sie durch die Lande. Eines Tages bekamen sie von ihrem König eine Aufgabe gestellt. Sie sollten herausfinden, was ein Elefant ist. Und so machten sie sich auf die Reise. Sie kamen nach Indien und wurden zu einem Elefanten geführt. Die fünf Gelehrten standen nun um das Tier herum und versuchten, sich durch Ertasten ein Bild von dem Elefanten zu machen. Als sie zurück zu ihrem König kamen, sollten sie ihm über das Tier berichten. Der erste Weise hatte am Kopf des Tieres gestanden und den Rüssel betastet. Er sprach: »Ein Elefant ist wie ein langer Arm.« Der zweite hatte das Ohr des Elefanten ertastet und sprach: »Nein, ein Elefant ist vielmehr wie ein großer Fächer.« Der dritte der Männer sprach: »Aber nein, ein Elefant ist wie eine dicke Säule.« Denn er hatte ein Bein des Elefanten berührt. Der vierte Gelehrte sagte: »Also ich finde, ein Elefant ist wie eine kleine Strippe mit ein paar Haaren am Ende.« Er hatte nur den Schwanz des Elefanten ertastet. Und der fünfte Weise berichtete seinem König: »Ein Elefant ist wie eine riesige Masse, mit Rundungen und ein paar Borsten darauf.« Dieser Gelehrte hatte den Rumpf des Tieres berührt. Nach diesen widersprüchlichen Äußerungen fürchteten die Gelehrten den Zorn des Königs, konnten sie sich doch nicht darauf einigen, was ein Elefant wirklich war. Doch der König lächelte weise: »Ich danke euch, denn ich weiß nun, was ein Elefant ist: Ein Elefant ist ein Tier mit einem Rüssel, der wie ein langer Arm ist, mit Ohren, die wie Fächer sind, mit Beinen, die wie starke Säulen sind, mit einem Schwanz, der einer kleinen Strippe mit ein paar Haaren daran gleicht, und mit einem Rumpf, der wie eine große Masse mit Rundungen und ein paar Borsten ist.« Die Gelehrten senkten beschämt ihre Köpfe, nachdem sie erkannten, dass jeder von ihnen nur einen Teil des Elefanten ertastet hatte und sie sich zu schnell damit zufriedengegeben hatten.

      Aufbruch bei morgendlichem Vollmond in Roncesvalles

      Nicht immer sehen wir das Ganze.

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