Jakobsweg Infos: 101 Dinge, die man über den Jakobsweg wissen muss. Renate Florl

Jakobsweg Infos: 101 Dinge, die man über den Jakobsweg wissen muss - Renate Florl


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großen Anklang. Man muss sich diese Dimension einmal vor Augen halten: Jedes Jahr reisen tausende von Menschen aller Altersgruppen aus der ganzen Welt an, um zu Fuß und mit wenig Gepäck – also so ähnlich wie eine Schnecke mit ihrem Häuschen – nach Santiago de Compostela zu wandern. Es ist ja tatsächlich so: Wer morgens startet, weiß oft noch nicht, wo er am Abend sein nächstes Nachtlager finden wird. Wer morgens um 7 Uhr auf den letzten 100 Kilometern vor Santiago de Compostela unterwegs ist, wird sich manchmal ein Lächeln nicht verkneifen können: Wo sonst auf der Welt sind um diese Uhrzeit wirklich schon Scharen von Wanderern auf den Beinen? Dabei sind einige der Pilger um diese Zeit auch schon mal bereits länger unterwegs. Bevor der Tag anbricht, wandern viele bereits mit Stirnlampen. Wie Glühwürmchen ziehen manche Pilger durch die Nacht. Da kann so schnell kein anderer Trail mithalten …

      Unterwegs zu Fuß und hoch zu Ross

      Eine kleine Anekdote dazu: Im Hochsommer bricht man gerne früh auf. Klar, die Temperaturen können am Nachmittag zum Wandern auch mal zu hoch werden. Für Fußpilger sind die deutlichen Markierungssteine mit ihren Pfeilen im Licht der Stirnlampe oder in der aufkommenden Dämmerung auch in einem Waldstück gut zu sehen. Gut, manchmal muss man tatsächlich auch einmal an einer Verzweigung ein paar Schritte näher hingehen, um den Pfeil deutlich erkennen zu können.

      Doch anders sieht das bei einem Reiter aus: Von seinem Sattel herab sind die wichtigen Zusatzpfeile an einer Gabelung im Walddunkel nicht immer zu erkennen. Einmal überholte uns ein Reiter am frühen Morgen und an der Gabelung kurz darauf ritt er hin und her und wusste nicht weiter. Von seinem Ross herab konnte er die Pfeilrichtung im Halbdunkel nicht erkennen. Wir konnten ihm den richtigen Weg weisen, wofür er sehr dankbar war. Man kann sich ja ausmalen, dass das jeweilige Absteigen vom Pferd nicht wirklich spaßig ist.

      Ein fremdes Land zu bereisen, kann auch heute noch ein Abenteuer sein. Wenn wir aufbrechen, werden wir es ja selbst erleben … Was sagen wir denn, wenn uns etwas seltsam oder ungewohnt vorkommt? Genau: »Das kommt mir spanisch vor.« Doch was hat das mit Spanien zu tun?

      Man sagt, dass diese Redewendung aus dem 16. Jahrhundert stammt. Kaiser Karl V. war 1516 spanischer König geworden, 1519 wurde er zum deutschen Kaiser gekrönt. Dieser neue Kaiser führte eine Reihe ungewöhnlicher Sitten an seinem Hof ein. Unter anderem soll er wohl die spanische Sprache zur neuen Verkehrssprache erklärt haben. Dieser plötzliche Einzug neuer Regeln war für die Untertanen des Kaisers ungewohnt. Sie kamen ihnen eben »spanisch« vor. Und was sagen die Spanier als Gegenstück dazu? »Esto me suena a chino«, also: »Das kommt mir chinesisch vor.«

      Spannend und entspannend – Abenteuer Jakobsweg

      2 Alto del Perdón

      »Wo sich der Weg des Windes mit dem Sternenweg kreuzt«

      Dieser markante und weithin sichtbare Höhenzug Alto del Perdón (»Berg der Läuterung«) befindet sich auf einer Höhe von 770 Metern zwischen Pamplona und Puente la Reina. Schon vor vielen Jahrhunderten war der Alto del Perdón ein heiliger Platz. Hier oben war ein Ort der Marienverehrung mit zwei Einsiedeleien. Heutzutage drehen sich auf dem meist recht windigen Höhenrücken der Sierra del Perdón eine ganze Reihe von Windkraftanlagen, die man schon aus vielen Kilometern Entfernung sieht. Und ein langer Pilgerzug mit Menschen und Tieren ist hier oben bei jeder Witterung unterwegs. Das eindrucksvolle Metallkunstwerk, das gerne und viel fotografiert wird, wurde von der navarrischen Wasserkraft- und Windanlagengesellschaft gestiftet, die die Windräder betreibt. Und auf diesem Kunstwerk findet man auch den oben zitierten Spruch in spanischer Sprache: »Donde se cruza el camino del viento con el de las estrellas«, was man übersetzen kann mit: »Wo sich der Weg des Windes mit dem Sternenweg kreuzt«.

      Auf dem wunderschönen Platz auf diesem Höhenrücken sorgt an manchen Tagen ein Verkaufswagen mit Speisen und Getränken für das leibliche Wohl. Das Angebot wird von den durchziehenden Pilgern natürlich sehr gerne in Anspruch genommen. Die phänomenale Fernsicht an Tagen mit klaren Wetterbedingungen bleibt einem überaus lange im Gedächtnis.

      Wird gerne fotografiert: das Kunstwerk auf dem Alto del Perdón

      3 Ankommen

      Ich komme an … Ich werde wohlwollend aufgenommen … Es kommt darauf an …

      In dem Wort »Ankommen« schwingen mehrere Bedeutungen mit. Zum einen komme ich auf dem Jakobsweg jeden Tag an einem anderen Ort an und damit habe ich zumeist auch mein selbst gestecktes Tagesziel erreicht. Ein Tagesziel, das jedes Mal ein Stück näher dran ist am »großen Pilgerziel« Santiago de Compostela. Das rein äußerliche Ankommen in einem Ort oder einer Stadt ist dabei natürlich nur die eine Seite. Das verbindet man in der Regel mit einem angenehmen Gefühl wie beispielsweise Erleichterung, Freude, Dankbarkeit, Beine ausstrecken, Ruhe oder vielem anderem mehr.

      Eine andere Seite des Ankommens ist die Bedeutung als »wohlwollende Aufnahme« in einer Pilgerherberge oder anderen Unterkunft. Dieses Gefühl des Ankommens tut der Seele gut, man fühlt sich aufgehoben und lässt die Mühen des Tages von sich abfallen. Wenn sich dann noch herausstellt, dass nette Mitpilger, die man schon einmal getroffen hat, ebenfalls an gerade dieser Stelle Station machen, dann ist das Gefühl von Fremdsein sehr schnell vorbei.

      Und schlussendlich kommt es in der dritten Bedeutung darauf an … Es kommt darauf an … Welche Assoziationen tauchen da in meinen Gedanken auf? Wirkt sich das aus auf meine Entscheidungen? Es kommt darauf an, was ich daraus mache …

      Herzlicher Willkommensgruß auf dem Camino

      4 Arnika

      Probates Mittel für vielerlei Beschwerden

      Wer tagtäglich zu Fuß unterwegs ist, den können auch mal kleine Wehwehchen plagen. Beim Wandern sticht das Knie oder man hat sich den Knöchel verstaucht, was macht man dann? Oder man hat eine Prellung oder möchte einer Entzündung entgegenwirken? Möchte man da gleich zum Arzt gehen? Dieser Aufwand ist für die meisten Pilger zu hoch.

      Zuerst lindert man die Beschwerden auf andere Art und Weise. Da helfen zum Beispiel Quarkwickel. Wer die Echte Arnika als homöopathisches Mittel (Arnica montana beispielsweise als Globuli = Kügelchen) oder als Salbe kennt, möchte nicht mehr darauf verzichten. Die Verarbeitung der Pflanze mit den leuchtend gelben Blüten hilft bei vielen Gelenk- und Muskelschmerzen. Auch kleinere Verletzungen und Blutergüsse reagieren mit rascher Heilung darauf.

      Die Arnika wächst in den alpinen Regionen und zählt europaweit zu den geschützten Pflanzen. Neben Deutschland erhält man in Frankreich Arnica


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