Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman. Patricia Vandenberg
dürfen wir dann doch auf Ihre Hilfe rechnen.«
»Was soll ich denn tun? Daß Jim nicht zurechnungsfähig ist, hilft doch mir nicht. Wer glaubt mir denn?«
»Ich, das habe ich doch schon gesagt.«
»Ich bin nicht verhaftet?« fragte sie bebend.
»Sie haben doch nichts getan, als eben den falschen Mann geheiratet«, meinte er.
»Die Haare haben sie mir gefärbt, und mein Gesicht haben sie auch verändert«, schluchzte sie.
»Und immer hat Dr. Barnet gesagt, daß das alles für Jim ist, damit er gesund wird. Sie kennen doch Jim. Er sieht doch sehr gut aus. Würden Sie denn glauben, daß es da nicht stimmt?« fragte sie, sich an die Stirn tippend.
»Auf Anhieb nicht. Aber ich weiß nicht, wieviel frei herumlaufen, die ganz normal erscheinen, und uns dann doch eines Tages zu schaffen machen. Da haben dann die Ärzte das letzte Wort.«
»Aber ein Frauenmörder ist er nicht«, sagte Juana, »das kann ich schwören. Was Sex anbetrifft, ist er ganz normal. Da weiß ich auch Bescheid.« Und da mußte sogar Baum lächeln.
»Und Sie sind auch eine ganz normale Frau«, sagte er. »Daran wird niemand zweifeln.«
»Ich möchte auch lieber mit einem ganz normalen, anständigen Mann verheiratet sein, der ein bißchen Geld hat«, sagte sie, als sie bei ihm im Wagen saß.
»Na, wie Sie aussehen, wird sich doch einer finden lassen«, meinte er gutmütig. »Diese Ehe kann annulliert werden oder geschieden. So genau kenne ich Ihre Gesetze nicht.«
»Aber die hunderttausend Dollar Belohnung wären ganz schön gewesen. Damit hätte ich schon was anfangen können«, seufzte sie.
»Vielleicht bekommen Sie eine Belohnung«, sagte der Kommissar. »Nicht von Barnet, sondern von Juanita Ramirez. Aber zuerst müssen wir Barnet haben.«
»Wenn ich den treff’, dann kann er etwas erleben«, sagte Juana.
Er warf ihr einen raschen Seitenblick zu. »Ja, ich könnte mir vorstellen, daß Sie uns eine große Hilfe wären«, stellte er fest.
»Dann mal zu, finden Sie ihn.«
Sie hatte sich zu einer ganz angenehmen Überraschung entpuppt, und wer wollte es ihr verdenken, daß sie den versprochenen hunderttausend Dollar nicht widerstehen konnte. Es war nur eine Frage, ob sie die jemals gesehen hätte, und dieser Gedanke kam Juana nun auch.
»Vielleicht hätten sie mich aus dem Weg geräumt, wenn ich nicht mehr gebraucht wurde«, sagte sie leise. »Wozu haben sie mich eigentlich gebraucht?«
»Sie sollten ihnen zu einem beträchtlichen Erbe verhelfen, das der echten Juanita Ramirez zusteht. Aber um an dieses heranzukommen, hätten sie auch den netten Dr. Keller beseitigen müssen.«
»Madre dios«, stöhnte sie. »In was bin ich da hineingeraten! Ich schwöre Ihnen, daß ich davon nichts wußte.« Und das glaubte ihr der Kommissar aufs Wort, denn Barnet hatte bestimmt nicht mehr Mitwisser haben wollen, als unbedingt nötig waren.
Eine Viertelstunde später lernten sich Juanita Ramirez und Juana kennen. Juanita war schon von Kommissar Baum unterrichtet worden, daß man Juana auch als getäuschtes Opfer betrachten konnte. Sie reichte der andern freundlich die Hand.
Juana war sehr verlegen. »Es tut mir leid, aber ich heiße auch Ramirez«, sagte sie stockend. »Allerdings heiße ich nun leider Stone, aber bestimmt nicht mehr lange. Ich möchte nochmals sagen, daß mir dies alles sehr leid tut. Aber so dumm, wie die gemeint haben, bin ich nun doch nicht. Ich werde schon dazu helfen, daß sie ihre Strafe bekommen.«
»Und Sie werden entschädigt werden, wenn wir alles hinter uns gebracht haben«, sagte Juanita. »Dr. Keller wird das mit Ihnen regeln.«
»Wenn ich hierbleiben könnte«, sagte Juana zögernd. »Es sind hier so freundliche Menschen. Ich könnte die Sprache lernen, und an einer anständigen Klinik arbeiten, wo ich nicht wieder an so einen Arzt wie Dr. Barnet gerate.«
»Wir können mal mit Dr. Behnisch darüber reden. Juana«, sagte Juanita. »Jetzt werden Sie hier auf unsere Kosten Urlaub machen.«
»Jetzt müssen wir aber erst herausbringen, warum Jim mich herkommen ließ«, sagte Juana.
»Wohin sollten Sie kommen?«
»In die Pension Sansibar.«
Und wo die zu finden war, hatte Kommissar Baum schnell herausgebracht. Da er nun wußte, daß Juana ihm helfen wollte, hatte er seine Pläne rasch umgestellt. Es konnte ja möglich sein, daß sie nicht mehr lange nach Barnet zu suchen brauchten, daß er auch in dieser Pension zu finden war. Aber um Zwölf Uhr sollte Carola von Gölltau am Flughafen sein. Sie hatte sich dazu bereiterklärt, wenn auch nur deshalb, um zu beweisen, daß sie mit den Verbrechern nichts zu tun hatte.
Sie war mit einem ganz ähnlichen Köfferchen ausgestattet worden wie jenes, das immer noch im Hotelsafe lag.
Fast wäre alles schiefgegangen, denn Sepp Hoflechner war angerufen worden, und der Anrufer hatte sich als Marian von Eickstedt bezeichnet.
Er hatte angefragt, ob Frau von Gölltau abgeholt hätte, was Senhora Ramirez deponiert hatte.
»Da muß ich mal meine Frau fragen«, hatte Sepp erwidert, um Zeit zu gewinnen, aber es war ein Polizeiinspektor gewesen, bei dem er sich erkundigt hatte, was er sagen solle. Der war nämlich vorsichtshalber im Jagdschlössel zurückgeblieben, um Safe und Inhalt zu bewachen. Und so konnte Sepp mit polizeilicher Genehmigung lügen und sagen, daß Frau von Gölltau den Koffer geholt hatte.
Nun wußte der Kommissar allerdings ganz genau, daß auf gar keinen Fall Marian der Mann sein konnte, der Carola von Gölltau treffen wollte. Aber wer würde das sein? Barnet? Oder der noch unbekannte Dritte, den es aller Wahrscheinlichkeit nach gab?
Und dem Kommissar war der Gedanke gekommen, daß Juana diesen Mann erkennen würde. Also fuhr er mit ihr zum Flughafen zurück und erklärte ihr, worum es ging.
»Das ist ja wie in einem richtigen Krimi im Television«, meinte sie.
»Glauben Sie mir, Juana, nur ganz selten stimmt so ein Krimi mit unserer Arbeit überein. Aber diesmal ist es selbst für mich spannend. Sie müssen sich jetzt nur hübsch im Hintergrund halten. Wenn Sie erkannt würden, könnte alles vergeblich gewesen sein, und jener Unbekannte taucht unter. Kennen Sie viele Leute, die mit Stone und Barnet zusammengekommen sind?«
»Viele nicht, aber ein paar schon«, erwiderte sie. »Dabei war ich nie, wenn sie mit anderen zusammentrafen, aber neugierig bin ich auch. Wir haben ja bei der Klinik gewohnt, und gearbeitet habe ich da auch. Da habe ich schon ab und zu etwas mitbekommen. Schwere Fälle hat Barnet ja nicht aufgenommen. Meistens Alkoholiker und Drogensüchtige, und nur Zahlungskräftige, das können Sie glauben. Vor allem waren es Frauen, aber darüber denke ich erst jetzt nach. Wissen Sie, was ich jetzt denke?«
»Sagen Sie es mir, Juana«, meinte der Kommissar mit einem versteckten Lächeln.
»Daß ich froh sein kann, wenn ich da heil herauskomme. Ich verstehe bloß nicht, daß die sich so sicher fühlen.«
»Wahrscheinlich deshalb, weil sich Dr. Barnet sehr überschätzt und uns für blöd hält. Oft genug wird ja auch darüber geschrieben, daß bei uns alles zu bürokratisch zugeht.«
Juana bedachte ihn mit einem fast ehrfürchtigen Lächeln. »Aber so menschlich«, sagte sie leise.
Da lachte er. »Das läuft einem wie Öl herunter. Meistens bekommen wir was anderes zu hören, Juana.«
»Und Sie sprechen so gut englisch«, sagte sie bewundernd. »Sogar richtig amerikanisch.«
»Ich war ein paar Jahre in Amerika, bei Verwandten. Hier habe ich auf der Schule nämlich nicht gespurt, und meine Mutter hatte Angst, daß ich unter die Räder komme, da mein Vater früh gestorben war. Da wurde ich dann in Detroit auf ein College geschickt. Aber dann packte mich der Ehrgeiz und das Heimweh,