Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman - Toni Waidacher


Скачать книгу
hast’ denn beim Essen so seltsam dreingeschaut?« wollte der junge Pfarrer aus St. Johann wissen.

      Der Gruber hämmerte mit Bärenkräften einen langen Holzpfahl ins Erdreich, um damit den Zaun zu stabilisieren. »Weiß net, was du meinst, Hochwürden«, gab er brummig zurück.

      »Ach, nun tu doch net so.« Sebastian Trenker lächelte. »Ich mein’, die Alex und der Florian haben sich ja heut’ ausgesprochen gut verstanden. Und mir ist keineswegs entgangen, daß dir das gar net zu gefallen scheint. Oder täusch’ ich mich da etwa?«

      »Was geht mich das an? Das Madl muß schließlich selbst wissen, was es macht. Hast du doch selbst gesagt.«

      »Sicher. Mich hat halt bloß interessiert, wie du darüber denkst. Ich finde jedenfalls, daß der Florian ein netter Bursche ist.«

      »Ach, diese Kerle aus der Stadt, die kannst doch alle vergessen. Die haben nur ihr Vergnügen im Sinn. Was richtige Arbeit ist, wissen die doch gar net.«

      Der Geistliche runzelte die Stirn. »Na, das würd’ ich dann doch net sagen. Ich glaub jedenfalls net, daß es große Unterschiede zwischen Stadt- und Dorfburschen gibt. Und ich fänd’ schon, daß der Florian recht gut zur Alex passen tät’.« Sebastian mußte unwillkürlich grinsen. Er fand tatsächlich, daß der Florian Martens ein netter Bursche war. Äußerlich gab er sich zwar gern etwas oberflächlich, aber der Pfarrer hatte schnell gemerkt, daß dies nur aufgesetzt war. Schließlich verfügte der Geistliche über eine gehörige Portion Menschenkenntnis.

      Allerdings wußte er auch, daß es dem Gruber-Johannes gar nicht passen würde, wenn aus den beiden jungen Leuten ein Paar wurde.

      Und Grubers Reaktion bestätigte ihm dies auch sogleich: »Hör bloß damit auf, Hochwürden. Von dem Schmarren will ich nix mehr hören, verstanden?«

      Sebastian Trenker mußte sich wohl oder übel geschlagen geben.

      Fürs erste jedenfalls…

      *

      Es war gegen sechs Uhr am Abend, als sich Alexandra Gruber entspannt in ihrem Stuhl zurücklehnte und dem neben ihr sitzenden Florian ein Lächeln zuwarf.

      »Na, da haben wir ja heut’ ganz schön was g’schafft«, sagte sie.

      Florian nickte. »Bist aber auch wirklich eine gute Lehrerin, das muß ich schon sagen.«

      »Danke für das Kompliment. Aber du bist auch wirklich ein sehr guter Schüler. Hast gut gearbeitet.«

      Er lächelte ein wenig verlegen. »Nun übertreib mal net«, sagte er.

      »Ich übertreib doch gar net. Nein, wirklich: Du kannst sehr stolz auf dich sein, Florian.«

      Jetzt wurde der Bursche noch verlegener. Eine ganze Weile schwiegen beide, dann sagte Alexandra:

      »So, und jetzt gehen wir ein bisserl an die frische Luft, ja?«

      Er blickte sie an und nickte. »Sehr gerne.«

      Wenige Minuten später traten sie ins Freie. Die Sonne war noch nicht untergegangen, aber es würde nicht lange dauern, bis sich die Dämmerung über das Land legte. Noch aber war es schön hell,

      die wärmenden Sonnenstrahlen tauchten Felder und Wiesen in goldig schimmernden Glanz. Leichter Wind fuhr zischend durch Sträucher und Bäume, die Blätter raschelten und Vögel sangen ihre Lieder.

      »Wollen wir wieder zum See gehen?« erkundigte sich der Florian. »Mir hat es dort gestern sehr gut gefallen.«

      Sie nickte. »Gern.«

      So liefen die zwei zum See. Leute, die ihnen begegneten, dachten, die beiden jungen Leute wären ein Paar, so vertraut wirkten sie auf Außenstehende. Sie unterhielten sich prächtig, und Florian brachte das Madl auch immer wieder zum Lachen.

      Als sie den See erreichten, setzten sie sich auf eine Holzbank. Von hier aus hatten sie einen fabelhaften Ausblick auf das Wasser und die Umgebung.

      Tief atmete die Alexandra die frische, leicht kühle Luft ein. Es war einfach wundervoll! Ein Blick hinüber zum Florian verriet ihr, daß es dem Burschen ebenso erging. Auch er fühlte sich hier einfach nur wohl.

      Jetzt ging die Sonne unter. Gebannt verfolgten die jungen Leute dieses wundervolle Schauspiel. Als die Sonne schließlich als großer feuerroter Ball am Horizont verschwand und der Mond auftauchte und seinen fahlen Schein auf das Areal warf, nahm die Alex gar nichts mehr um sich herum wahr. Ihr war, als träumte sie, so wunderschön war alles. Und erst jetzt, als sie zum Florian blickte, nahm sie bewußt wahr, daß der Bursche seinen Arm um sie gelegt hatte.

      Plötzlich rann dem Madl ein wohliger Schauer den Rücken herab. Ganz nah war sie dem Florian. Sie spürte die Wärme seines Körpers, und noch nie zuvor in ihrem Leben hatte sie sich so geborgen gefühlt wie in diesen Augenblicken…

      Es war so schön…

      Jetzt drehte sich der Florian weiter zu ihr. Sie sahen sich tief in die Augen. Blick tauchte in Blick. Mit der Hand strich er über ihre Wange. So unsagbar sanft, voller Zärtlichkeit.

      Die Alexandra durchlief es heiß und kalt zugleich.

      »Weißt’ was?« fragte er jetzt leise. Seine Stimme klang weich und war erfüllt von tiefer Sehnsucht.

      Zaghaft schüttelte das Madl den Kopf.

      »Ich glaub’, ich hab’ mich in dich verliebt, Alex«, gestand er dem Madl. Und seine Worte waren noch nicht verklungen, da näherten sich seine Lippen den ihren.

      Zärtlich berührten sie sich. Alexandra wollte den Kuß erwidern, dem Florian zeigen, daß sie ebenso fühlte wie er.

      Doch plötzlich riß sie sich von ihm los.

      Entgeistert starrte er sie an.

      »Aber… was is’ denn nur, Alex?« fragte er irritiert. »Habe… hab’ ich etwas falsch g’macht?«

      Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Florian. Das ist es net. Du hast nix falsch g’macht.«

      »Was ist es dann?«

      Sie schwieg einen Moment. Suchte nach den rechten Worten. »Es ist nur«, versuchte sie zu erklären. »Also, um ehrlich zu sein, geht mir das einfach ein bisserl zu schnell, Florian. Bitte sei mir net bös’, ja? Gib mir einfach noch etwas Zeit.«

      Er schüttelte den Kopf und nickte gleichzeitig. »Natürlich bin ich dir net bös’, Alex. Und natürlich geb ich dir soviel Zeit wie du brauchst. Ich hoff’ nur, du bist mir auch net bös’. Ich wollt’ dich wirklich net überrumpeln. Es ist einfach so passiert, verstehst’?« Er schlug sich leicht mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Was bin ich bloß für ein tollpatschiger Trampel!« stieß er aus.

      Sie schenkte ihm ein Lächeln und sah ihm tief in die Augen »Du bist kein Trampel, Florian«, erwiderte sie ehrlich. »Nein, das bist’ wirklich net. Es ist alles in Ordnung, wirklich. Aber jetzt laß uns heimgehen, ja? Es wird langsam etwas frisch…«

      Er nickte.

      So traten sie also gemeinsam den Rückweg an. Unterwegs sprachen sie erstaunlich wenig. Irgendwie war ein unsichtbares Band zwischen ihnen. Der Florian machte sich Vorwürfe, weil er die Alex so überrumpelt hatte. Aber er hatte wirklich gedacht, daß sie es auch wollte.

      Und während der Florian schweigend grübelte, schlugen auch Alexandras Gedanken wahre Purzelbäume.

      Das Madl war einfach hin und her gerissen!

      Es war so schön gewesen, als sie und der Florian sich so nah waren, als sie dem herrlichen Sonnenuntergang beiwohnten. Und auch der Kuß – eigentlich konnte sich die Alex gar nicht erklären, warum sie urplötzlich so abweisend reagiert hatte. Der Florian war so zärtlich, so fürsorglich gewesen.

      Aber irgend etwas in ihr hatte sich dagegen gesträubt. Sie wußte selbst nicht warum, aber sie glaubte, daß es besser war, es vorläufig dabei zu belassen.

      Als sie den Hof schließlich erreichten,


Скачать книгу