Wien by NENI. Haya Molcho
Josef Floh, Inhaber des Restaurants Der Floh in Langenlebarn, unweit von Wien. Er war einer der Ersten, die in Österreich aus lokalen Bio-Produkten unkonventionelle, raffinierte Gerichte kreierten, in denen Bodenständigkeit sich mit Spitzenqualität verbindet. Sascha war sehr lernbegierig, schätzte den intensiven Fokus auf Regionalität, war fasziniert von der Arbeit mit Wildbret. Auch im Plachutta, der ersten Adresse für klassische Wiener Rindfleischküche, hat er Erfahrung gesammelt.
Was bedeutet die Arbeit als Koch für ihn, wollen wir wissen. „Verantwortung“, meint er, „vor allem großen Respekt für die Zutaten“. Schicke modische Trends sind nicht Seins. Er kann sich begeistern für die unterschiedlichen Konsistenzen von Gemüsen, von Wiesenpflanzen und Kräutern, aber ebenso auch fürs Beizen und Fermentieren. Viele seiner Gerichte entstehen aus dem, „was gerade in der Küche herumliegt oder übrig bleibt“, aus allen Teilen eines Tieres oder einer Pflanze. Der Gedanke, etwas wegzuwerfen, schmerzt ihn, und sei es nur ein Stück Zwiebel. Er setzt hinzu: „Überlegen Sie nur, wie lange es gedauert hat, bis diese Zwiebel gewachsen ist.“ Er liebt es, Innereien zuzubereiten. Einem Freund, der behauptete, er würde niemals Zunge essen, servierte er einmal dünne Scheiben Zunge in einem leckeren Jus mit viel Gemüse, ohne ihn zu warnen. Der Freund war begeistert von dem köstlichen Essen und lieferte unfreiwillig den Beweis, wie wichtig die psychologische Komponente beim Genuss ist.
Und wie ergänzen sich der Koch und der Töpfer in ihm? Sascha sieht viele Ähnlichkeiten zwischen Kochen und Töpfern. So wie er es nicht mag, an feste Rezepte gebunden zu sein, experimentiert er, wenn er die Glasur für eine Vase oder einen Teller vorbereitet. Er beschreibt den Prozess: „Vielleicht könnte hier ein wenig mehr Kupfer oder eine Prise Eisen ein großartiges Ergebnis bringen. Das Kneten von Ton oder Teig ist so taktil. Was im Brenn- oder Backofen passiert, ist in seiner Vielfalt unendlich faszinierend. Das langsame Aufheizen des Brennofens auf 1200 °C, 150 °C pro Stunde, erfordert Geduld und das Abkühlen über zwei oder drei Tage erst recht.“ Als wir fragen, ob er sein Kochen und Töpfern für eine Kunst hält, antwortet er mit der für ihn typischen Mischung aus Understatement und Bodenständigkeit: „Ich will ein Handwerker sein. Beides ist mein Handwerk.“
In Zukunft sieht sich Sascha sowohl als Töpfer als auch als Koch. Er wurde zum Küchenchef des Restaurants Schubert in der Wiener Innenstadt bestellt, das im Sommer 2020 unter neuer Leitung eröffnet hat. Sein neuer Arbeitsplatz bietet ihm Raum für ein eigenes Töpferstudio, er kann die Speisen gleich auf von ihm kreiertem Geschirr planen. Irgendwann in den kommenden Jahren möchte er gerne nach Kritzendorf zurückkehren, an den Ort seiner Kindheit. Er träumt von einem Bauernhaus in der Nähe der Donau mit Küche und Atelier für seine Töpferwaren. Zu Mittag möchte er dort große Tische für Gäste decken. Als er sagt: „Ich habe meinen Weg gefunden“, haben wir keinen Zweifel daran, dass Sascha sowohl die Leidenschaft als auch die Geduld hat, seinen Traum zu verwirklichen.
ADRESSE
Schreyvogelgasse 4–6
1010 Wien
WEB
KNUSPRIGE OFENKARTOFFELN MIT KÄFERBOHNEN UND WILDKRÄUTERSALAT
FÜR 4–6 PERSONEN ALS HAUPTSPEISE
Für den Käferbohnensalat:
250 g getrocknete Käferbohnen
1 Lorbeerblatt
100 g Zwiebeln
200 g Rinder- (S. 266) oder Gemüsefond (S. 268)
75 g Essig
20 g Salz
frisch gemahlener
schwarzer Pfeffer
40 g Zucker
125 g Kürbiskernöl
Für die Kartoffeln:
ca. 500 g mehlige
Kartoffeln (oder 1 Ofenkartoffel pro Person)
ca. 125 g saure Sahne Schnittlauchröllchen zum Bestreuen
Salz
frisch gemahlener
schwarzer Pfeffer
frisch geriebene
Muskatnuss
Öl zum Frittieren
Für den Wildkräutersalat:
80–100 g gemischte
Wildkräuter nach Saison, z.B. Schafgarbe, Spitzwegerich, Bärlauch, Sauerklee, Sauerampfer, Bachkresse, Löwenzahn, Gänseblümchen, Brennnessel, Johanniskraut, Veilchen, Lavendelblüten
3 EL Weißweinessig
2 EL Rapsöl
Salz
frisch gemahlener
schwarzer Pfeffer
Zucker
Am Abend des zweiten Tages vor dem Servieren die Bohnen für den Käferbohnensalat in kaltem Wasser einweichen.
Am nächsten Tag die eingeweichten Käferbohnen abseihen und mit Lorbeer in reichlich ungesalzenem Wasser ca. 30 Minuten kochen, bis sie gar sind. Anschließend abseihen und mit heißem Wasser abwaschen.
Zwiebeln schälen und fein würfeln. Den Fond aufkochen. Vom Herd nehmen und Zwiebeln, Essig, Salz, Pfeffer und Zucker dazugeben. Zum Schluss das Kürbiskernöl mit einem Schneebesen einrühren. Käferbohnen in ein Einmachglas füllen, mit der noch warmen Marinade bedecken und das Glas schließen. Abkühlen lassen und über Nacht im Kühlschrank lagern.
Am nächsten Tag für die Ofenkartoffeln den Backofen auf 190 °C Umluft vorheizen. Die Kartoffeln im Ganzen ca. 40 Minuten im Ofen garen.
Anschließend herausnehmen und noch heiß halbieren. Das Innere vorsichtig mit einem Esslöffel aushöhlen und mit dem Löffelrücken zerdrücken. Mit saurer Sahne, Schnittlauch, Salz, Pfeffer und Muskatnuss verrühren.
Ausreichend Öl in einem hohen schmalen Topf erhitzen. Die ausgehöhlten Kartoffelschalen je nach Größe gegebenenfalls nochmals halbieren und im heißen Öl goldgelb und knusprig frittieren. Auf Küchenpapier abtropfen lassen und leicht salzen.
Für den Wildkräutersalat die Kräuter zupfen, mit Essig, Öl, Salz, Pfeffer und Zucker marinieren und abschmecken.
Marinierte Käferbohnen auf Tellern anrichten. Die frittierten Kartoffelschalen mit dem abgeschmeckten Kartoffelinneren füllen, auf die Bohnen setzen, mit Schnittlauch bestreuen und mit dem Wildkräutersalat anrichten.
POCHIERTES EI MIT ZWEIERLEI BLUMENKOHL UND BLATTSPINAT
FÜR 6 PERSONEN ALS LEICHTE HAUPTSPEISE
2 mittelgroße Köpfe
Blumenkohl
Salz
frisch gemahlener
schwarzer Pfeffer
5 EL Sonnenblumenöl
90 g Butter
400 g Gemüsefond (S. 268), ersatzweise
Wasser