Wien by NENI. Haya Molcho
Sigmund Freud war Stammgast im Café Korb. Von 1908–1910 nutzte er den Herrensalon im 1. Stock als Treffpunkt für seine „Mittwochs-Gesellschaft“, eine wöchentliche Zusammenkunft zum Thema Psychoanalyse. Vier Jahrzehnte später, 1948, kaufte Susannes Vater das Café für ihre Mutter, um ihr eine Aufgabe zu geben. 1950 übernahm sie die Leitung. Susanne wuchs sozusagen im Café Korb auf und half hier schon als Kind mit. Es war schon immer Teil ihres Lebens.
Nach dem Tod ihres Vaters ließ ihre Mutter in den 1960er Jahren den Innenraum ganz im Sinne der damaligen Zeit komplett erneuern. Susanne beschreibt liebevoll das alte Korb: Holzböden, Stühle von Thonet, Marmortische, Kristall-Luster. Kaum etwas davon ist geblieben, das Korb präsentiert sich heute im Stil der 1950er und 60er Jahre. Als ihre Mutter im Jahre 2000 starb, übernahm Susanne das Café und hauchte ihm neues Leben ein. Wie sie selbst verbindet es Tradition und Moderne auf eine ganz spezielle Art und spiegelt auch ihre Heimatstadt wider. Die einstige Kegelbahn im Untergeschoß wurde 2002 von Susanne als „Art Lounge“ eingerichtet. Vorbild dafür waren die Clubs und Jazz-Salons, die sie während ihrer Aufenthalte in New York kennengelernt hatte. Die Künstler Peter Weibel, Peter Kogler und Günter Brus haben den Raum gestaltet, regelmäßig finden hier Konzerte, Lesungen, Diskussionsveranstaltungen und vieles mehr in einzigartiger Atmosphäre statt.
Kaffehaus-Ober im Smoking kümmern sich um die Kunden, von denen viele – wie wir – Stammgäste sind. Drei junge Männer winken lächelnd und kommen zu uns, um mit Susanne zu plaudern. Susanne winkt zurück, freut sich offensichtlich sehr über die Begegnung und ist zum Scherzen aufgelegt. Es ist nicht das erste Mal, dass unser Interview von Bewunderern unterbrochen wird, die Hallo sagen und mit dieser Wiener Ikone plaudern wollen. Susanne nimmt sich Zeit für alle, sie bleibt fröhlich und ist eindeutig eine Inspiration. Ihr Motto „Sanftmut als Stärke“ beschreibt unsere Gastgeberin sehr treffend.
WEB
ADRESSE
Brandstätte 9
1010 Wien
EIERNOCKERL MIT BLATTSALAT
FÜR 4 PERSONEN
Für die Nockerl:
16 Eier
500 g Milch
Salz
frisch gemahlener
schwarzer Pfeffer
300 g Weizenmehl
150 g Zwiebeln
80 g Butter
Schnittlauchröllchen zum Bestreuen
Für den Salat (Mengen je nach Geschmack):
Balsamicoessig
Estragonsenf, alternativ
mittelscharfer Senf
Salz
frisch gemahlener
schwarzer Pfeffer
Zucker
Wasser
Öl
Kopfsalat oder gemischter
grüner Salat
Zwiebelringe
Tomatenspalten
Für die Nockerl einen großen Topf mit Wasser erhitzen. 4 Eier und die Milch verrühren und mit je 1 Prise Salz und Pfeffer würzen. Das Mehl einrieseln lassen und alles gut vermengen.
Den Teig mit einer Teigkarte durch ein Nockerlsieb oder mit einer Spätzlepresse in das kochende Wasser drücken. 5–10 Minuten kochen lassen, bis die Nockerl an der Oberfläche schwimmen. Anschließend abseihen und mit kaltem Wasser abschrecken.
Zwiebeln schälen und würfeln. In einer sehr großen Pfanne in Butter anrösten. (Alternativ mit zwei Pfannen arbeiten.) Die übrigen 12 Eier verquirlen. Nockerl zu den Zwiebeln in die Pfanne geben und die Eier dazugießen. Alles vorsichtig vermengen, die Eier stocken lassen und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Für den Salat Essig mit Senf verrühren, anschließend Salz, Pfeffer und Zucker einrühren. Wasser hinzugeben und unterrühren. Anschließend das Öl langsam einrühren. Salatblätter grob zerrupfen und mit den Zwiebeln, den Tomaten und dem Dressing mischen.
Eiernockerl auf Tellern anrichten, mit Schnittlauch bestreuen und mit dem Salat servieren.
APFELSTRUDEL
FÜR 1 STRUDEL
250 g Weizenmehl plus mehr zum Bestäuben
150 g Wasser
30 g Öl
1 Prise Salz
80 g Butter plus flüssige
Butter zum Bestreichen
150 g Semmelbrösel
1 ½ kg Äpfel
50 g Rosinen
20 g Vanillezucker
1 EL gemahlener Zimt
120 g Zucker
Puderzucker zum Bestäuben
Mehl, Wasser, Öl und Salz gut zu einem glatten Teig verkneten. Anschließend in Frischhaltefolie gewickelt oder mit einem Tuch abgedeckt bei Zimmertemperatur 30 Minuten ruhen lassen.
In der Zwischenzeit Butter in einer Pfanne bei niedriger Temperatur schmelzen, die Semmelbrösel einrühren und goldbraun rösten. Die Äpfel schälen, vierteln, entkernen und in sehr feine Blättchen schneiden. Den Backofen auf 170 °C Ober-/Unterhitze vorheizen.
Für die Weiterverarbeitung eine große Arbeitsfläche oder einen Tisch (mindestens 1 ½ m2, je größer die Fläche, desto einfacher die Zubereitung) mit einem großen Tuch (z.B. Bettlaken) auslegen. Das Tuch mit Mehl bestäuben und den Teig darauf mit einem ebenfalls mit Mehl bestäubten Nudelholz langsam und vorsichtig dünn ausrollen. Anschließend den Teig vorsichtig und mit viel Gefühl von der Mitte ausgehend langsam immer dünner ziehen, dabei unter den Teig greifen und ihn mit den Handrücken dehnen (die Fläche sollte am Ende ca. 1 m2 betragen). Keine Ringe tragen, sonst reißt der Teig! (Für alle, die zum ersten Mal Strudelteig ziehen: Es gibt ausführliche Anleitungen im Internet.)
Butterbrösel, Äpfel, Rosinen, Vanillezucker, Zimt und Zucker gleichmäßig auf dem hauchdünn ausgezogenen Teig verteilen. Nun den Strudel sehr vorsichtig einrollen: Dazu das Tuch an einer Seite leicht anheben und Teig und Füllung langsam aufrollen (dazu das Tuch immer ein kleines Stück weiter heben).
Den Strudel vorsichtig in eine mit Butter ausgestrichene Backform oder auf ein gebuttertes Blech legen und mit flüssiger Butter bestreichen. 1 Stunde im Ofen backen. Danach herausnehmen und noch warm nach Wunsch mit Puderzucker bestäubt servieren.
TIPP:
Wir verwenden am liebsten Äpfel aus der Steiermark.