Chinesische Medizin gegen Krebs. Georg Weidinger

Chinesische Medizin gegen Krebs - Georg Weidinger


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      Jedes Individuum hat eine bestimmte Anlage, eine bestimmte Schwachstelle, bestimmte ererbte Gene. Diese «Konstitution» trifft dann auf den Alltag und die tägliche Lebensführung.

       Die Aufgabe der Chinesischen Medizin ist es, die Schwachstelle frühzeitig zu erkennen und auszugleichen.

      Denken Sie an obiges historisches Beispiel aus dem Huang Di Nei Jing der eingedrungenen Kälte. Wäre das Abwehr-Qi (Zheng-Qi) stark, weil der Betroffene sich gut trainiert und auf die Ernährung achtet, könnte Kälte gar nicht eindringen. Und wüsste er von seiner Schwäche mit der Kälte, könnte er diese meiden, indem er sich viel wärmer anzieht, regelmäßig warm isst und trinkt und auf Harmonie in Familie und Arbeit achtet. Und die ganze Kaskade an möglichen Erkrankungen wäre erst gar nicht entstanden ...

      So hat man zum Beispiel auch in mehreren westlichen Studien nachgewiesen, dass Aflatoxin, das Toxin des Schimmelpilzes Aspergillus flavus, Leberkrebs auslöst. Wenn man sich aber vegan ernährt, entsteht kein Leberkrebs, da durch diese Ernährungsform die Leber entlastet und damit deutlich stärker wird und nun auch mit dem Toxin fertig wird.

      Zur chinesischen Behandlung von Krebs brauchen wir zwei Diagnosen: die westliche und die chinesische. Für die westliche Diagnose gibt es einen Namen (zum Beispiel Coloncarzinom T1N0M0) der Krebsform mit Beschreibungen aus Blutuntersuchungen mit Tumormarkern, bildgebenden Verfahren, Scans, Staging (wie weit der Tumor in Wachstum und Ausbreitung fortgeschritten ist) und Prognose. Für die chinesische Diagnose gibt es meist zwei bis drei Namen (zum Beispiel Blut-Stagnation, leere Hitze, Nieren-Yin-Mangel) mit Beschreibungen aus der Puls- und Zungendiagnose, dem Aussehen, dem Geruch, der Farbe, der Lautstärke der Stimme sowie dem Strahlen (dem «Shen») von Augen und Gesicht.

      Dazu kommen noch die subjektiv beschriebenen Symptome des Patienten wie Schmerzen, Appetit, Magen-Darm-Probleme, Stuhlqualität und -quantität, Gewichtsprobleme, Durst, Schlaf, Körpertemperatur, persönliche Kraft, abnormes Schwitzen, Stimmungslage.

      Wichtig ist dann noch die Erhebung der Patientengeschichte mit Informationen zu Lebensführung, Ernährung, Bewegung, Schlafverhalten, chronischem Stress, Depression, Alkohol- und Drogenkonsum sowie ob der Patient giftigen Substanzen ausgesetzt ist.

       Zwei Faktoren sind die Meilensteine chinesischer Gesundheit: Guter Schlaf und regelmäßiger (täglicher gut geformter) Stuhl!

      Bei Frauen kommt dann traditionell chinesisch noch die regelmäßige, beschwerdefreie Regelblutung dazu, da sie ein Ausdruck der Gesundheit der Gebärmutter ist, dem wahren Zentrum der Frau.

      Schläft jemand nicht gut, kann sich der Körper in der Nacht nicht ausreichend regenerieren und alle am Tag entstandenen Schäden in den einzelnen Zellen nicht hinreichend reparieren. Guter Schlaf erlaubt es dem Wie-Qi, dem oberflächlichen Abwehr-Qi der Lunge und Teil des Zheng-Qi, in zwölf Zyklen durch den ganzen Körper zu zirkulieren, um wirklich jede einzelne Zelle zu erreichen und im Falle des Falles zu reparieren. Westlich entspricht das der Wirkung der Wachstumshormone, welche bei Erwachsenen nur in der Nacht zur Regeneration des Körpers wirksam sind. Die Wachstumshormone werden beim schlafenden Menschen nur im Tiefschlaf, dem Slow Wave Sleep (SWS) oder Delta-Schlaf, ausgeschüttet. Die Chinesen sagen: Der gesunde Schlaf ist traumlos. Man träumt nur in der REM-Phase. Folgt nach dieser eine Non-REM-Phase mit Delta-Schlaf, können wir uns an den Traum nicht mehr erinnern. Traumlos!

      Der tiefe Schlaf ermöglicht es auch der Leber, effektiv zu entgiften, sowohl von Chemikalien als auch von Chemotherapeutika als auch EMOTIONAL, da, chinesisch gesprochen, die Leber unser «emotionalstes Organ» ist.

      Tiefer Schlaf schafft einen ruhigen Geist, dieser ist wiederum Teil eines gesunden Immunsystems.

      Ein gut geformter regelmäßiger Stuhl spricht für eine gute Verdauungsfunktion. Der Körper holt sich alles aus der Nahrung heraus, was er braucht, und scheidet den Rest aus. Der Rest ist gesunderweise eine gut geformte Stuhlwurst einmal am Tag. Chinesisch sprechen wir vom Verdauungsapparat als Mitte oder Milz oder Pi. Wenn es der Mitte gut geht, produziert sie viel Qi und Blut, der Mensch hat dann viel Energie, sieht gesund aus und fühlt sich auch so.

      Gerade während einer Chemotherapie ist es unbedingt notwendig, die Mitte kräftig zu erhalten, um die Regeneration des Körpers von der Behandlung zu ermöglichen. Viele Patienten beschreiben, dass sie sich seit der Diagnose «Krebs» viel mehr um ihre Mitte kümmern (was ich in meinen Büchern als «lieb sein zur Mitte» oder «lieb sein zur Milz» bezeichne) und trotz Krebstherapie viel besser fühlen als all die Jahre zuvor. Das bestärkt mich in meiner Überzeugung, dass eine gesunde Mitte die Voraussetzung für Gesundheit generell ist.

       Die Ursachen von Krebs

       Ungleichgewicht zwischen Qi, Blut und Gefühlen

      Sind Qi und Blut nicht im Gleichgewicht, resultiert daraus eine Blockade, eine Stagnation. Qi ist der Inbegriff für Energie, welche gleichmäßig im Körper fließen soll, und Blut ist der Inbegriff von Materie, welche gleichmäßig im Körper fließen soll.

       Das Qi reitet auf dem Blut wie ein Jockey auf einem Pferd.

      

      Blut nährt und befeuchtet den ganzen Körper. Blut kühlt. «Ruhig Blut» sagt man bei uns. Man soll ruhig bleiben. Chinesisch ist Blut die Basis für Ruhe und Stabilität im Körper. Ist genug Blut in den Organen, sind die Geister, die in den Organen wohnen, welche auch unseren Gefühlen entsprechen, entspannt.

      Mit dem Blut gelangt die Energie zu jeder einzelnen Zelle in unserem Körper, wodurch diese ihre Arbeit aufnehmen können. Westlich gesprochen könnten dann all die Zucker und Aminosäuren und Fette eine Entsprechung für Qi sein, die mit dem Blut im Körper verteilt werden und die Kraftwerke der Zellen, die Mitochondrien, letztendlich mit Energie versorgen.

      Qi und Blut werden von unserem Verdauungsapparat, westlich dem Gastrointestinaltrakt, chinesisch von unserer Milz (Pi), unserer Mitte, hergestellt.

      Das Ergebnis ist das gleiche wie im westlichen Denken. Nur die Sprache, die den Vorgang beschreibt, ist eine andere.

      Wenn sich Qi nicht gut bewegt und der Körper nicht gut mit Energie versorgt ist, egal, ob der Jockey oder das Pferd das Problem ist, wird der Blutfluss träge. Ist das Blut eine längere Zeit träge, gerinnt es und bildet Verklumpungen. Die westliche Medizin beschreibt einen Anstieg an Fibrinogen und anderen Gerinnungsfaktoren sowie eine erhöhte Viskosität (Zähflüssigkeit) des Blutes. Die Blutgerinnung läuft vermehrt ab, Blutplättchen lagern sich ab und erschweren zusätzlich den glatten Blutfluss. Weitere Faktoren wie nicht verarbeitete Emotionen und innere Spannungen führen zusätzlich zu einer Engstellung kleiner und kleinster Blutgefäße und blockieren wiederum den regulären Fluss des Blutes. Kommt aus der Ernährung schwer Verdaubares hinzu, erhöht sich die Viskosität des Blutes weiter. Bewegt sich jemand nicht täglich ausreichend, fehlt auch noch der körperliche Antrieb für einen glatten Blutfluss.

       Die Disharmonie von Qi und Blut und die daraus resultierende Blut-Stagnation entstehen durch mehrere Faktoren: müde Mitte mit wenig Qi und/oder Blut, nicht verarbeitete Emotionen, schlechte Ernährung, wenig körperliche Bewegung, fehlender Shen.

      Der Shen ist der Geist des Herzens. Er schenkt uns Lebensfreude und Kreativität und verleiht unserem Leben einen Sinn. Der Shen braucht viel Blut im Herzen und einen glatten Fluss im Körper, um strahlen zu können. Der Shen schenkt uns Hoffnung und gibt uns die Kraft, auch


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