Georgiens Herz. Группа авторов
Stadt.
Und der Himmel ist mein himmelblauer Rucksack,
mit dem ich dir die Sonne bringe.
Dalila Bedianidze
Die Kraft
»Sag mir, wo du deine Kraft hernimmst,
sag es mir, sag« –
fragte mich mein untreuer Freund
und lächelte mich dabei an,
ich vergaß,
dass er untreu gewesen ist und …
sagte es ihm …
Tariel Chanturia
Die Carmen
Ich sehe die aufgeschlagenen Zelte am Rande des Weges,
ich sehe die traurige Carmen vor dem Zelt:
Carmen singt!
Carmen tanzt!
Carmen ist gierig nach Kleidern!
Und obwohl ihr Wesen die zweifelhafte Gabe des Verrats
nicht besaß,
– musste sie verraten! – Wo ist der Kerl,
der für ihren Verrat taugt?
Manana Chitishvili
Die Rosen
Ich schaue die goldene Mahd des Feldes an
und gräme mich, der Sommer ist vorbei, er ist gegangen …
du dachtest,
du hättest mir mit dem Dolch einen Stich versetzt,
aber in meinem Herzen blüht eine Rose.
Da kam der Mazili mit der Dunkelheit der Nacht Nabadi
und reichte mir seine blutbeschmierten Pranken …
du dachtest,
ich sei gefallen und habe das Bewusstsein verloren,
aber ich stand mit neuer Größe vom Boden auf.
Alle märchenhaften Säume der Vergangenheit,
die ständig wogen wie das Meer, sind abgerissen,
du dachtest, ich sei am Ende, ich gehe aus,
genau dann habe ich den Hals gereckt, um zu singen.
In der Ferne klirrt eine göttliche Tschangi
Und sie ruft Osiris zur Auferstehung …
Warum erschreckst du mich mit dieser Klaue,
ich bin von einem anderen Licht umhüllt.
Auf den Bergen wuchert der Nebel,
die Sonne zeigt sich durch die Schlossmauer der Wolken
und im Herzen blüht nicht das Blut,
sondern Rosen.
Vasil Beselia
Die Erinnerungen
Solange ich dich wie den Tod
immer wieder suche,
regnet es über mir,
der grüne Regen von der Zeit,
an die ich mich immer wieder erinnere
auf den Wegen von Tabachmela,
von Mohnblumen,
zerkratzten Wangen;
solange ist der Bach aus Erinnerungen
voller Tränen
auf meiner
Insel der Einsamkeit,
und im Traum brennen mir die Hände,
der rosa Busen der Stalaktiten …
… Halte mein Handgelenk genauso wie damals,
wenn du mir einen Kuss gabst,
der war wie ein Schmetterling,
wenn du mich aus der Schlucht der Leidenschaft ziehst,
um mich wieder in die Schlucht zu werfen …
… die Jahre haben sich
gehorsam genährt,
nun lohnt es sich gar nicht mehr,
das Leichentuch der Erinnerungen zu sticken …
Verzeihe mir, einem Normalsterblichen …
ich konnte gar nicht
so verlässlich sein
wie der Tod …
Giorgi Lobzhanidze
Das Herz
posten
Ich bin so allein,
glaube an die bei Facebook geposteten Herzen
wie an einen Gott,
der mich seit meiner Kindheit in den Arm genommen hat
und mich jetzt dem Schicksal ausliefert
und durch enge Tunnel leitet,
jeden allerkleinsten Fehler
reibt er mir unter die Nase …
Nur dadurch fühle ich,
dass er existiert,
und auch durch dich,
die ich wie Gott,
entsetzt vor lauter Einsamkeit,
erfunden habe …
Den in den Februargewässern zappelnden
Fischen kommt es normal vor,
sich die Vorstellung als Wirklichkeit zu backen
und in diesem Öl zu zappeln
wie in einer Pfanne …
Das Brutzeln ist eine Erfindung.
Und der Kohlenmeiler ist es,
das von dir Gedichtete und Geschaffene,
wenn sie dir sagt: »Ich existiere nicht für dich,
ich bin nicht die, die du schufst!
Ich wurde aus dem Garn der Sünde geflochten
und nicht von deiner lichterfüllten Hand!«
So ist es bei den Februarfischen üblich,
sie schwimmen fort
von den heimischen Felshöhlen,
sie brutzeln wie erfunden
in der Pfanne …
Und das ist einfach,
so lange, wie es die Erfindung von jemandem ist,
so wie auf Facebook ein blutrotes Herzicon zu posten,
bis dieses Herz eines Tages wahrnimmt
und lernt
zu schlagen …
Ela Gochiashvili