Butler Parker Staffel 10 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 10 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Steven Gateway gefunden. Aber das wissen Sie ja wohl. Ich frage mich nur, weswegen Sie gekommen sind! Mit Ihrem Besuch hätte ich nun wirklich nicht gerechnet!«

      »Ich brauche Ihre Hilfe«, antwortete Jill Mancini, »ich glaube, daß man mich umbringen will’«

      Ihre dunklen Augen nahmen einen hilflosen Ausdruck an, und Rander spürte sofort Sympathie für dieses reizende Geschöpf.

      »Sollten Sie meinem Butler und mir nicht alles der Reihe nach erzählen?« fragte er. Er hatte sich bereits ein erstes Urteil gebildet. Sie mochte einen Diebstahl begangen haben, gut, aber sie war auf keinen Fall ein raffiniertes, billiges Flittchen, das ihm etwas Vorspielen wollte.

      »Kann ich einen Drink haben?« bat sie, »vor lauter Aufregung bin ich ganz trocken im Mund.«

      »Parker. Einen Drink für unseren Gast!« Rander sah an Jill vorbei und nickte seinem Butler zu.

      »Wissen Sie, eigentlich bin ich durch meine Dummheit in diese Geschichte hineingeschlittert«, sagte sie und sah Parker nach, der das Studio verließ, »darf ich mir eine Zigarette anzünden?«

      Sie wartete die Erlaubnis selbstverständlich nicht ab und öffnete ihre gewiß nicht billige Handtasche.

      Und schrie wütend auf, als ihre Hand nicht in der Lage war, aus der Tasche herauszukommen, da Parkers Finger die Bügel freundlich, aber nachhaltig zusammenpreßten.

      »Aber Parker, was soll denn das?« Rander schüttelte mißbilligend den Kopf. »Entschuldigen Sie, Miß Mancini, aber mein Butler dürfte seine übliche Vorsicht diesmal etwas übertrieben haben.«

      Parker blieb neben Jill stehen und sah nun zu, daß sie aus der Handtasche tatsächlich nur eine Zigarettenpackung und ein kleines Feuerzeug holte. Dabei rieb sie sich den Rücken ihrer linken Hand, der wohl etwas überstark mißhandelt worden war.

      »Ich bitte sehr um Entschuldigung und bin das, was man im Volksmund untröstlich nennt«, sagte der Butler und verbeugte sich tiefer als normal vor der jungen, sehr attraktiven Frau, »ich darf Ihnen versichern, daß dies nicht wieder Vorkommen wird. Ich hole jetzt den Drink, Madam!«

      »Hat er etwa geglaubt, daß ich einen Überfall geplant habe?« fragte sie belustigt und sah dem Butler erneut nach. Dabei stand Sie auf und stellte sich so in Position, daß sie die Tür zum Studio genau überblicken konnte.

      »Parker ist eben ein mißtrauischer Mensch«, entschuldigte Rander seinen Butler noch einmal.

      »Was auch richtig ist«, sagte Jill und richtete die Zigarettenpackung plötzlich auf den jungen Anwalt, »keine falsche Bewegung, Mister Rander, sonst drücke ich ab!«

      »Was … was soll denn das?« Rander wiederholte sich, was sein Erstaunen anbetraf, diesmal aber in einem anderen Zusammenhang.

      »Das hier ist eine Schußwaffe!« sagte sie und hob die Zigarettenpackung etwas an. »Mitglieder gewisser Geheimdienste arbeiten damit.«

      »Sind Sie …!« Rander wurde trocken im Mund. Das Mini-Mädchen sah plötzlich gar nicht mehr sonderlich unschuldig aus.

      »Rufen Sie Ihren Butler!« kommandierte sie ungeduldig.

      »Sie wollen doch … ich meine …

      »Rufen Sie schon!« Sie sah zur Tür hinüber, durch die der Butler gegangen war. Rander fühlte, daß ihm der kalte Schweiß ausbrach. Er verfluchte seine Naivität. Er wußte jetzt, daß es um Leben oder Tod ging.

      »Er kommt bereits«, sagte Rander und verspürte eine lähmende Hilflosigkeit.

      Jill Mancini lächelte kalt und trat etwas zur Seite. Sie wartete auf die Ankunft des Butlers, die nicht lange auf sich warten ließ.

      »Der Drink, Sir!« meldete er, während er das Studio betrat. Er blickte seinen jungen Herrn an, dann sah er hinüber zu Jill Mancini und richtete sein Augenmerk auf die Zigarettenschachtel.

      »Eine Schußwaffe, nicht wahr?« erkundigte er sich höflich.

      »Erraten!« Sie lächelte mokant, »und sehr wirkungsvoll, wie Sie gleich feststellen werden!«

      »Darf ich fragen, warum Sie meine bescheidene Wenigkeit umbringen wollen, Madam!«

      »Weil Sie mich kennen! Und dagegen habe ich etwas!«

      »Weil Sie mit den Mördern Mister Gateways Zusammenarbeiten!«

      »In etwa!« sagte sie kühl, »aber das alles wird Sie bald nicht mehr interessieren.«

      »Fürchten – äh – fürchten Sie, Parker oder ich könnte Sie bei der Polizei anzeigen?« brachte Rander sich ins Gespräch, um Parker eine Angriffschance zu geben.

      »Ich fürchte Ihre Hartnäckigkeit«, erwiderte sie, ohne Parker aus den Augen zu lassen, »inzwischen weiß ich nämlich, wer Sie sind. Und ein unnötiges Risiko gehe ich niemals ein!«

      »Sie scheinen sich in gewissen Branchen äußerst gut auszukennen, Madam.«

      »Ich bin auf jeden Fall keine Anfängerin mehr«, erwiderte sie lächelnd, um dann abzudrücken.

      Der Schuß klang noch nicht einmal besonders laut. Parker zuckte zusammen, blieb aber stehen.

      Sie schoß erneut, ohne den Butler aber zu beeindrucken. Darüber vergaß sie Rander, der ohne Rücksicht auf Verluste um den Schreibtisch herumlief, um sich auf Jill Mancini zu stürzen.

      Ein dritter Schuß.

      Parker lächelte und ging langsam auf Jill zu, die zurückwich, irgendwelche sinnlosen Worte stammelte und die Augen weit aufriß.

      Sie merkte kaum, daß Rander ihr die Zigarettenpackung aus der Hand schlug. Sie starrte den Butler an, der jetzt das Tablett mit dem Drink absetzte.

      Es waren die scheußlichen Kopfschmerzen, die Mel aufwachen ließen.

      Er fuhr sich stöhnend über die Stirn, hüstelte und wollte sich aufrichten. Er zuckte zurück, als sein Kopf an einen Gegenstand stieß.

      Nun war er augenblicklich hellwach.

      Seine Hände tasteten verzweifelt umher und erfühlten seinen Partner Joe, aber auch die Kistenwände, die sie einschlossen.

      »Joe … Joe … wach’ auf!« Er rüttelte und schüttelte seinen Kumpan, der leise stöhnte, dann aber sehr schnell zu sich kam und sich ebenfalls den Kopf rammte.

      »Der Teufel ist los, Joe«, sagte Mel, »wir stecken in einer Transportkiste!«

      »Waaas?«

      »Wir stecken in ’ner Transportkiste. Fühl’ doch selbst!«

      »Tatsächlich!« murmelte Joe beeindruckt, »was soll das heißen?«

      »Keine Ahnung!«

      »Aber wer hat uns da reingesteckt?«

      »Wahrscheinlich dieser verdammte Butler. Er hat uns mit irgend ’nem Giftgas eingeschläfert und dann verpackt.«

      »Mann, Mel. Wir fahren ja.«

      »Hiiilfe!« schrie Mel sofort, »Hiiilfe! Hört doch, Jungens! Hiiilfe!«

      Keine Antwort, aber dafür das typische Schaltgeräusch eines schweren Lastwagens. Dann ein Rumpeln, ein schriller Pfiff einer Lokomotive.

      Das Rütteln und Schütteln wurde weicher und ging über in ein schaukelndes Rollen.

      »Der hat uns auf ’n Truck verladen«, sagte Mel verzweifelt.

      »Du meinst, wir schaukeln auf ’nem Lastwagen durch die Gegend?«

      »Klar. Hörst du doch!«

      »Und wohin mag’s gehen?«

      »Weiß ich doch nicht! Los, wir müssen hier raus, bevor wir quer durch die Staaten transportiert werden! Wir müssen uns mit den Schultern hochstemmen.«

      Sie rackerten sich ab und wuchteten sich mit Vereinten Kräften gegen den Kistendeckel.


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