Butler Parker Staffel 10 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 10 – Kriminalroman - Günter Dönges


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zweite Mann griff nach ihrem Hals, schrie aber überrascht auf, als Jill diesem Angriff rücksichtslos mit einem Karategriff begegnete. Der Mann wimmerte, starrte verblüfft auf sein ausgerenktes Handgelenk und ergriff dann die Flucht.

      Jill Mancini wäre normalerweise am Mann geblieben. Doch diesmal verzichtete sie darauf. Sie kümmerte sich auch nicht weiter um ihre Handtasche. Innerlich war sie einfach noch viel zu müde. Sie sehnte sich nach ihrer Wohnung und nach ihrem Bett.

      Sie beeilte sich, hinüber zur nahen Straße zu kommen. Weitere Verwicklungen konnte sie jetzt nicht gebrauchen.

      »Was ist denn das?« fragte Rander erstaunt und sah seinen Butler irritiert an.

      Rander und Parker standen in einem mittelgroßen Kellerraum, tief unter dem Bürohaus. Der Keller war leer bis auf eine mittelgroße Transportkiste, die auf einem Metallrost stand. Dieser Rost nun wurde auf dem Umweg über ein Gestänge und Zahnräder in einer unregelmäßigen Dauerbewegung gehalten, für die ein Elektromotor sorgte.

      Aus zwei Lautsprechern, die zu einer Stereoanlage gehörten, kamen erstaunliche Fahrgeräusche eines Lastwagens, untermischt von den typischen Begleiterscheinungen eines belebten Highway. Hupen machten sich bemerkbar, Bremsen quietschten, Motoren dröhnten und hin und wieder war das Warnsignal einer Polizeisirene zu hören.

      »Das ist ja sagenhaft echt«, meinte Rander weiter und näherte sich der Transportkiste, »machen Sie hier einen Dauerversuch?«

      »Sehr wohl, Sir, mit den Herren Mel und Joe, die zur Gang des ermordeten Steven Gateway gehören.«

      »Moment! Soll das heißen, daß sich in der Kiste zwei Menschen befinden?«

      »Sie können unbesorgt laut sprechen, Sir«, bemerkte der Butler in seiner höflichen gemessenen Art und Weise, »die Transportkiste wirkt als Resonanzboden für die Geräusche. Man wird uns auf keinen Fall hören können.«

      »Und wozu das alles?«

      »Ich simuliere eine unfreiwillige Fahrt in einem Überland-Speditionswagen, Sir. Ich möchte den beiden Herren Mel und Joe Gelegenheit verschaffen, sich gründlich auszutauschen. Aus Langeweile werden sie es inzwischen längst getan haben, wie ich vermute. Nähere Auskunft wird das Tonband geben!«

      Parker wies hinüber auf ein Kabel, das aus der Transportkiste kam und sich in einen Nebenraum schlängelte.

      Rander folgte Parker in dieses Gelaß, nachdem er noch einmal einen erstaunt-interessierten Blick auf das Schüttelsieb geworfen hatte.

      Parker ließ das Tonband zurücklaufen, schaltete und deutete einladend auf das Gerät, aus dessen Lautsprecher jetzt der Dialog zwischen Mel und Joe kam.

      »Wahrscheinlich handelt es sich um interessante Details«, meinte der Butler, »für eine intensive Auswertung dürfte es meiner bescheidenen Ansicht nach aber noch zu früh sein. Erst dann, wenn ein gewisser Grad der Langeweile erreicht ist, werden die beiden Herren noch intensiver miteinander reden. Ich darf übrigens versichern, Sir, daß die beiden Gangster durchaus angemessen untergebracht sind. Körperliche Qualen stehen sie auf keinen Fall aus!«

      »Irgendwie gefällt mir dieser Trick nicht«, sagte Rander skeptisch. »Sie wissen doch, Parker, daß das Freiheitsberaubung ist, oder?«

      »Durchaus, Sir. Daher werde ich es auf keinen Fall versäumen, mich zu einem späteren Zeitpunkt angemessen zu entschuldigen. Unhöflichkeit soll man meiner bescheidenen Wenigkeit auf keinen Fall nachsagen.«

      Rander lächelte und sah sich noch einmal den Schüttelrost an, auf dem die große Transportkiste stand und durchgerüttelt wurde. Unwillkürlich sprang er zur Seite, als hinter ihm das Warnsignal eines überholenden Wagens zu hören war.

      Er mußte sich bewußt daran erinnern, daß alles nur täuschend echt simuliert war. Wie echt erst mußten die beiden Gangster in der Kiste diese Scheinfahrt genießen und empfinden!

      »Sie haben sich wieder einmal selbst übertroffen«, lobte Rander, als sie wieder oben im Studio des Penthouse waren, »aber wollen Sie mir mal verraten, wie wir diese Jill Mancini wiederfinden? Sie müssen doch zugeben, daß sie vorerst der Schlüssel zu all den Überraschungen darstellt, nicht wahr?«

      »In der Handtasche Miß Mancinis, Sir, befindet sich ein Miniatur-Peilsender.«

      »Naja. Immerhin etwas. Hoffentlich verschenkt sie die Tasche nicht weiter.«

      »Zudem habe ich mir die Freiheit genommen, Sir, zwei bekannte Detektivinstitute anzurufen, die ihrerseits erstklassige Spitzenkräfte auf Miß Mancini ansetzen. Und zwar vom Park aus, wo ich die Dame deponierte, um es so auszudrücken.«

      »Lassen wir uns überraschen …« Rander nickte nachdenklich. »Dieses Mini-Mädchen scheint nach Lage der Dinge Steven Gateway ermordet zu haben, oder?«

      »Möglicherweise, Sir. Sie könnte aber auch nur den Auftrag gehabt haben, meine Brieftasche zu besorgen, die man am Tatort bewußt zurücklassen wollte, um Gateways Leute abzulenken!«

      »Richtig, aber vergessen Sie nicht, daß sie auf Sie geschossen hat. Besonders zurückhaltend ist sie nicht. Skrupel scheint sie überhaupt nicht zu kennen. Noch einmal, Parker, dieser Jill Mancini macht ein Mord überhaupt nichts aus!«

      »Gerade diese Tatsache, Sir, beschäftigt mich ungemein.«

      »Kann ich mir lebhaft vorstellen. Sie schoß immerhin dreimal auf Sie!«

      »Die Tatsache, daß Miß Mancini schoß, Sir, ist recht ungewöhnlich, wenn ich mich so ausdrücken darf.«

      »Weil Frauen normalerweise wenig von Schußwaffen halten, wie?«

      »Sehr wohl, Sir!«

      »Ich darf Sie da an Damen erinnern, Parker, die mit Schußwaffen sehr gut umzugehen verstanden und sich auch nicht genierten, auf uns zu schießen.«

      »In der Tat, Sir.«

      »Glauben Sie etwa, sie könnte unter Hypnose gestanden haben?«

      »Über diesen Punkt, Sir, sollte man ein wenig nachdenken, wenn ich mir die Freiheit nehmen darf, diese Anregung zu geben.«

      »Miß Mancini scheint Ihnen gefallen zu haben, Parker.« Rander drohte ironisch und lächelnd mit dem Zeigefinger, »es paßt Ihnen nicht, daß sie eine Mörderin sein könnte, wie?«

      »Man wird sich mit den bekannten Tatsachen abfinden müssen, Sir.«

      »Ich lege Ihnen nichts in den Weg, Parker. So, und jetzt werde ich mal meine Beziehungen spielen lassen. Ich möchte herausfinden, ob eine Jill Mancini in der Unterwelt bereits bekannt ist.«

      »Wenn Sie erlauben, Sir, werde ich einen kleinen Spaziergang unternehmen.«

      »Keine Extratouren, Parker!«

      »Selbstverständlich nicht, Sir. Ich möchte meinerseits auch nur ein wenig der Unterhaltung pflegen. Mir schwebt da ein flüchtiger Bekannter vor, der ungewöhnlich gut über das orientiert ist, was sich in der Unterwelt an Neuigkeiten ereignet.«

      »Daß Gateway umgelegt worden ist, weiß ich bereits«, sagte Harry, genannt das ›Muschelohr‹, und winkte fast gelangweilt ab, »mußte ja eines Tages so kommen, Mister Parker.«

      »Gibt es bestimmte Gerüchte darüber, von wem er erschossen worden sein könnte?« fragte Butler Parker weiter. Er stand vor der kleinen Theke eines engen, schmalen Ladenlokals, in dem Harry gebrauchtes Werkzeug aller Art verkaufte.

      Sein Angebot war nicht groß, aber das hatte nichts zu besagen. Harry besorgte in Rekordzeit alles, was man wünschte. Und wenn er es selbst stahl oder stehlen ließ! Vom Schraubenzieher bis zum Schweißgerät, vom Flaschenzug bis zum Sprengstoff, alles war bei und von Harry zu bekommen.

      Der Polizei war Harrys wirkliches Gewerbe selbstverständlich bekannt, aber Harry ließ sich entweder nicht erwischen, oder aber die Polizei drückte ein Auge zu, um die Informationsquelle nicht zu verschütten.

      In Kreisen der Unterwelt galt Harry als lupenrein, was er wohl auch


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