Mami Staffel 12 – Familienroman. Sina Holl

Mami Staffel 12 – Familienroman - Sina Holl


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bei einem Geburtstag.«

      »Na also, worauf warten wir denn noch?«

      Sonja bewohnte eine Altbauwohnung mit hohen Fenstern und knarrenden Dielen. Silvia mochte es, wie die Freundin die Räume eingerichtet hatte.

      »Setz dich hin, ich koche einen starken Kaffee. Aber lauf in der Zwischenzeit ja nicht weg.«

      »Bestimmt nicht.« Silvia ließ sich in einem der bequemen, altmodischen Sessel nieder. Vielleicht war es ganz gut, sich endlich einmal auszusprechen.

      »Also, schieß los«, sagte Sonja, als sie wenig später mit einem vollgestellten Tablett zurückkam. »Was ist dein großes Geheimnis, kleine Silvia?«

      »Tja, am besten fange ich am Anfang an.«

      »Das ist eine wundervolle Idee – und denke daran, daß dein Geheimnis bei mir in guten Händen ist.«

      »Das weiß ich doch.« Silvia lächelte müde und begann zu erzählen: »Ich habe dir ja erzählt, daß Stefan und ich früher ein Paar waren. Als er mich verließ, war ich todunglücklich. Immer wieder hoffte ich auf ein Zeichen von ihm, aber außer ein paar belanglosen Briefen hörte ich nichts mehr von ihm. Etwa eine Woche, nachdem Stefan die Stadt verlassen hatte, bemerkte ich, daß ich mich gesundheitlich nicht besonders fühlte. Ich führte diesen Zustand mit dem Liebeskummer, den ich wegen Stefan hatte, in Zusammenhang und ignorierte ihn. Etwas später verschwand das Unwohlsein wieder und ich lernte Robert kennen. Ich fühlte mich sehr einsam und genoß die schmeichelhaften Komplimente, die er mir machte. Sein gutes Benehmen und wie er mich nach Strich und Faden verwöhnte, imponierte mir. Ich bildete mir ein, mich in ihn verliebt zu haben und verdrängte Stefan aus meinem Herzen. Kurze Zeit später fiel mir auf, daß meine Hosen und Röcke zu eng wurden und ich zugenommen hatte. Ich hatte einen bestimmten Verdacht und machte einen Schwangerschaftstest – er war positiv. Robert war ganz aus dem Häuschen, und auch ich habe mich wahnsinnig darüber gefreut, ich wollte so gern Mutter werden. Robert machte mir auf der Stelle einen Heiratsantrag, den ich gerne annahm. Auf sein Drängen suchte ich schließlich einen Arzt auf, um die Schwangerschaft bestätigen zu lassen. Stutzig wurde ich erst, als der Arzt mir den Geburtstermin ausrechnete. Sonja, ich war bereits im fünften Monat!«

      Die Freundin hatte mit vor Spannung großen Augen zugehört und nickte jetzt verstehend. »Das Kind konnte nicht von Robert sein, nicht wahr?«

      »Ja, das wurde mir augenblicklich klar. Stefan ist Janas Vater. Ich habe damals lange mit mir gerungen, Robert die Wahrheit zu sagen, doch dann hielt ich es für besser zu schweigen. Was hätte ich sonst auch tun sollen? Robert hätte sich wahrscheinlich auf der Stelle von mir getrennt, wenn ich ihm gesagt hätte, daß ich von einem anderen Mann ein Kind bekommen würde.«

      »Und so hast du all die Jahre geschwiegen?«

      »Ja, anfangs hatte ich große Gewissensbisse, doch als Jana geboren wurde und Robert so stolz auf seine vermeintliche Tochter war, brachte ich es nicht mehr übers Herz, ihm die Wahrheit zu sagen.«

      »Ist er denn nicht stutzig geworden, daß das Kind viel zu früh kam?«

      »Jana hat sich viel Zeit gelassen, sie wurde fast zwei Wochen nach dem errechneten Termin geboren. Robert habe ich dann gesagt, daß sie zu früh geboren wäre. Sie war so klein und zierlich, da fiel es nicht auf, daß ich geschwindelt hatte.«

      »Ich verstehe«, sagte Sonja. »Aber woher weiß Robert jetzt davon?«

      »Es ist mir bei unserem letzten Streit herausgeplatzt. Robert hat mich so gereizt, daß ich ihm ins Gesicht geschleudert habe, daß er nicht Janas Vater ist. Daraufhin hat er sofort das Haus verlassen und spielte den hintergangenen Ehemann. Aber ich habe gemerkt, daß mein unfreiwilliges Geständnis ein guter Grund für ihn war, die Scheidung einzureichen.«

      Es blieb eine Weile still, nachdem Silvia ihren Bericht beendet hatte. Dann fragte Silvia: »Glaubst du, daß Robert vor Gericht sagen wird, daß ich ihm ein Kind untergejubelt habe und deshalb vielleicht nicht fähig bin, seinen Sohn weiter zu erziehen?«

      »Nein, das glaube ich nicht – und wenn, wird es den Richter wenig interessieren. Immerhin hast du Robert nicht arglistig getäuscht, du wußtest doch anfangs gar nicht, daß das Kind nicht von ihm war…«

      »Das muß ich aber erst einmal beweisen.«

      »Ach, laß dir deswegen keine grauen Haare wachsen. Dem Richter geht es nur um Alex’ Wohl. Aber was viel wichtiger ist: Du solltest Stefan sagen, daß er eine Tochter hat.«

      »Niemals!« rief Silvia aufgebracht. »Bitte, versprich mir, daß du ihm nichts sagst.«

      »Natürlich sage ich ihm nichts, was hältst du denn von mir? Das ist allein deine Entscheidung.«

      »Eben.«

      »Aber ich würde es ihm trotzdem sagen. Er hat ein Recht, es zu wissen.«

      Silvia schüttelte traurig den Kopf. »Und dann? Möglicherweise fühlt er sich mir gegenüber verpflichtet, und das will ich auf keinen Fall. Du weißt doch, daß seine Freundin demnächst kommt.«

      »Nun, den Blicken nach zu urteilen, die Stefan dir zuwirft, hat er keine besondere Sehnsucht nach dieser Anke.«

      »Wie kannst du so etwas sagen?«

      »Ich habe Augen im Kopf, meine Liebe. Ich glaube, daß ihr beide auf dem besten Weg seid, wieder ein Paar zu werden.«

      »Ach, du bist ja verrückt!« rief Silvia und lachte gelöst. Es hatte nicht nur gutgetan, sich bei der Freundin auszusprechen – auch die Neuigkeit, daß Stefan anscheinend noch immer Interesse an ihr zeigte, machte sie froh. Doch dann verfinsterte sich ihr Gesicht wieder.

      »Was ist denn jetzt wieder los?« fragte Sonja erschrocken.

      »Wie soll es jetzt bloß weitergehen? Ich muß um meinen Sohn bangen, und der Mann, den ich…«

      »… den du liebst?« fragte Sonja vorsichtig. »Schön zu hören, daß du doch nicht zu meiner Zunft gehörst, die sehr gut ohne Mann leben kann.«

      Silvia sah verlegen auf ihre Hände. »Ich habe wohl nie aufgehört, Stefan zu lieben.«

      Die Freundin legte beruhigend eine Hand auf Silvias Arm. »Es wird alles gut, glaube mir.«

      *

      »Das ist ja der Gipfel!« sagte Stefan entrüstet, als Silvia ihm bei ihrem nächsten zufälligen Treffen im Gerichtsgebäude von Roberts plötzlichen Ansprüchen erzählte. »Was ist das denn für ein Vater, der sein Kind aus seiner gewohnten Umgebung reißt, nur um Genugtuung zu bekommen?«

      »Ich denke, er will sich an mir rächen, weil ich es abgelehnt habe, noch einmal einen Neuanfang mit ihm zu starten. Natürlich hängt er auch sehr an Alex.«

      »Und was ist mit Jana? Für sie will Robert nicht das Sorgerecht haben?«

      Silvia wurde blaß. »Jana war schon immer ein richtiges Mama-Kind, wenn du verstehst, was ich meine.«

      »Leider kann ich dir bei deiner Scheidung überhaupt nicht helfen; ich würde es so gerne tun.« Stefan sah Silvia mitfühlend an.

      »Das ist nett von dir, aber dabei kann mir kein Mensch helfen. Ich weiß zwar, daß Alex bei der Anhörung spontan sagen wird, daß er bei mir und Jana bleiben will – aber ich hätte ihm die Vorstellung beim Familienrichter gern erspart.«

      »Laß den Kopf nicht hängen, Silvia.« Stefan hätte gern tröstend seinen Arm um ihre Schulter gelegt, doch das traute er sich nicht. »Es wird schon alles gutgehen.«

      Silvia nickte müde. »Ja, Sonja meint das auch. Ach, wenn doch schon alles vorüber wäre.«

      Sie wandte sich zum Gehen. »Entschuldige, wenn ich dich mit meinen Problemen belaste.«

      »Aber ich bin doch froh, daß du mit mir über deine Sorgen sprichst! Übrigens war der Abend letztens mit dir wunderschön.«

      Silvia lächelte. »Ja, es hat mir auch gut gefallen, aber man kann die Zeit nicht zurückdrehen, nicht


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