Mami Bestseller Staffel 5 – Familienroman. Marianne Schwarz
sieht es, jetzt haben Sie wieder Farbe. Es tut mir leid, daß Sie unseretwegen in diese Verfassung gekommen sind.«
»Ich bitte Sie, wer hätte das ahnen können. Jedenfalls war es sehr freundlich von Ihnen, Conny in Ihre Obhut zu nehmen, vielen Dank. Wir werden jetzt gehen, und Sie können auch ruhen. Bitte grüßen Sie Ihre Frau und Ihren Schwager einstweilen. Und du, mein Liebling, bedank dich auch.«
»Unsinn, das braucht sie nicht!« sagte Guido fast schroff, dann strich er Conny über das Haar. »Morgen sehen wir uns wieder, gelt, Kleines? Ich meine, falls es deiner Mami recht ist.«
»Machen wir dann wieder eine Segelpartie?«
Er lachte. »Nein, ich glaube, uns allen ist vorerst ein wenig die Lust dazu vergangen. Aber es wird uns schon etwas anderes einfallen.«
Astrid spürte, daß er ihnen nachsah, als sie gingen. Er hatte also von sich aus vorgeschlagen, daß man sich wiedersah. Bedeutete das etwa, daß er begann, für seine Tochter Gefühle zu entwickeln? Astrid wußte nicht, ob sie sich darüber freuen sollte…
*
Am nächsten Morgen begaben sich Mutter und Tochter schon früh an den Strand. Dort trafen sie Michael Schürmann, der gleich auf sie zukam.
»Nanu, allein heute?« fragte Astrid verwundert, nachdem er in den letzten Tagen ständig mit seiner neuen Flamme zusammen gewesen war.
»Sie hat Sonnenbrand«, seufzte er.
»Ach, die Ärmste.«
»Onkel Michael, gestern sind wir mit dem Boot gefahren und beinahe wären wir ertrunken!« berichtete Conny strahlend.
»Was?« Erschrocken blickte er Astrid an. »Waren Sie am Ende bei dem Sturm draußen?«
»Es hat uns erwischt, als wir nach Formentera hinübersegeln wollten, aber Sie sehen ja, wir leben noch.«
»Wie leichtfertig, bei dem Wetter eine solche Fahrt zu unternehmen«, tadelte er.
»Aber der Wetterbericht war doch gut. Und Conny übertreibt maßlos, so schlimm war es gar nicht, wir kehrten rechtzeitig um.«
»Trotzdem, ich schlage vor, Sie verbringen den Tag mal wieder in meiner Gesellschaft, da sind Sie weniger gefährdet«, schlug Michael grinsend vor.
»Eigentlich wollte ich mich heute mal von allem erholen«, lächelte Astrid. »Ich war nämlich zu allem Übel auch noch seekrank und fühle mich noch etwas abgeschlafft.«
»Dann kann ich mich ja als Krankenpfleger bewähren.«
»Und warum tun Sie das nicht bei Ihrer neuen Freundin? Sie leidet doch
sicher auch, und bei ihr könnten Sie Händchen halten.«
Sein Gesicht verfinsterte sich. »Ehrlich gesagt, ich bin nicht so sicher, ob das nicht nur ein Vorwand war, mich mal loszuwerden. Bei meinem sprichwörtlichen ›Glück bei Frauen‹ scheint es mir eher so zu sein.«
»Aber wie kommen Sie denn darauf? Gibt es Gründe dafür? Ich dachte, Sie sind beide schon im siebten Himmel?« wunderte sich Astrid.
»Das dachte ich auch.« Er seufzte abgrundtief. »Aber ich habe die Sache wohl gleich zu ernst genommen, und nun seilt sich die junge Dame ab, weil ihr das offenbar nicht gefallen hat.
Ich bin eben ein Pechvogel und bleibe es.«
»Sie Armer! Also wenn Sie so trostbedürftig sind, werde ich mich Ihrer wohl doch ein wenig annehmen müssen«, lächelte sie.
»Ich wußte ja, Sie sind die einzig verständnisvolle Seele hier«, strahlte er.
Doch sein Strahlen verging augenblicklich, als er einen schlanken Mann sich nähern sah. Es war Axel, der suchend am Strand entlanggegangen war und Astrid entdeckt hatte.
»Hier sind Sie also. Wollen Sie mit uns etwa nichts mehr zu tun haben?« scherzte er, als sie sich nun umwandte.
»Woher denn, ich brauchte nur einen ruhigen Tag und…«
»… jemanden, der keine riskanten Segeltouren mit ihr macht«, warf Michael Schürmann bissig ein.
Axel ignorierte seine Bemerkung und ließ sich zu Astrids rechter Seite nieder.
»Wie geht es Ihnen heute?«
»Ach, wieder ganz gut, nur ein bißchen matt noch.«
»Und wo steckt unsere junge Dame?«
»Dort am Wasser mit ihren Spielgefährten. Haben Sie Schwester und Schwager heute alleingelassen?«
»Nun ja, man mag ja nicht immer der störende Dritte sein«, lächelte Axel.
»Wie wahr!« murmelte Michael anzüglich, doch wieder überhörte er es.
So saß Astrid an diesem Vormittag mit zwei Kavalieren am Strand, die mehr oder weniger offen um ihre Gunst wetteiferten. Es war ziemlich anstrengend, beiden einigermaßen gerecht zu werden, fand sie. Andererseits freute sie, daß Axel nicht aufgab, so daß schließlich Michael sich erhob und erklärte, er wolle einmal nach der Dame mit dem Sonnenbrand schauen.
»Was war das denn für ein aufdringlicher Bursche?« Axel blickte ihm mißmutig nach, als er durch den Sand davonstapfte.
»Aufdringlich? Ach nein, er ist recht nett, aber mit chronischem Liebeskummer, falls Sie überhaupt wissen, was das ist«, erwiderte Astrid belustigt.
»Allerdings, auch wenn ich damit nicht hausieren gehe, wie andere Leute. Oder was meinen Sie, wieso ich meinen Urlaub mit Verwandten verbringe?« Seine Augen blieben ernst, obwohl er es in spöttischem Ton sagte.
»Wahrhaftig, Sie haben auch Liebeskummer?« staunte Astrid.
»Sagen wir, ich hatte, als ich mich entschloß, Christinas Angebot anzunehmen. Die Frau, die ich heiraten wollte, hat plötzlich nicht mehr gewollt.«
Nun lächelte sie nicht mehr. »Und warum? Oder bin ich zu indiskret?«
»Keineswegs. Für mich war immer selbstverständlich, daß ich in einer Ehe auch Kinder wollte. Es war so natürlich daß ich mir nicht vorstellen konnte, eine Frau, noch dazu die, die ich liebte, könnte das nicht auch wünschen. Aber so war es leider, und als das dann einmal zu einer langen Debatte führte, stellte sich heraus, daß wir uns nicht einigen konnten. Das führte zur Trennung. Anfangs war das nicht leicht für mich, weil ich einfach nicht begreifen konnte, daß ich mich so in Marion getäuscht haben sollte.«
»Das verstehe ich«, nickte Astrid mitfühlend. »Vielleicht wäre es leichter für Sie gewesen, wenn Sie Streit gehabt oder sich nicht mehr geliebt hätten, nicht?«
»Ja, mag sein. Obwohl ich inzwischen bezweifle, ob Marion überhaupt die richtige Frau für mich gewesen wäre. Im nachhinein habe ich manches gesehen, was ich vorher einfach nicht habe sehen wollen. Wenn man verliebt ist, stellt man sich ja gern blind und taub, nicht?«
»So ist es, und manchmal stürzt man ziemlich jäh aus seinen Illusionen.«
»Sie sprechen auch aus eigener Erfahrung, nehme ich an?«
»Sicher, irgendwann macht jeder sie wohl einmal. Aber bei mir ist es lange her.«
»Sie sprechen von Connys Vater?« fragte Axel, und als sie nur nickte, fuhr er fort: »Es ist mir unbegreiflich, daß ein Mann eine Frau wie Sie und so ein entzückendes Kind…, ich meine, ich weiß nicht, wie die Dinge zusammenhängen, aber…« Wieder stockte er verlegen.
»Sprechen Sie es ruhig aus, Sie wollen doch sagen, daß er mich mit dem Kind sitzenließ, nicht wahr?« sagte Astrid gelassen. »Ja, so war es. Er versuchte zunächst sogar, seine Vaterschaft abzuleugnen. Nur die Angst vor einem Skandal war es wohl letztlich, die ihn vor einem Vaterschaftsprozeß zurückschrecken ließ. Bis vor kurzer Zeit kannte er sein Kind nicht einmal.«
»Was für ein Schuft!« empörte Axel sich. »Sie müssen ihn ja hassen.«
»Das glaubte ich eine Zeitlang,