Mami Bestseller Staffel 5 – Familienroman. Marianne Schwarz
»Nun, das überrascht mich nicht, denn wir nehmen ja nicht an, daß euer Sohn ein x-beliebiges Mädchen zu heiraten gedenkt«, lächelte Hildegard.
»Nein, das ist sie nicht, aber in anderem Sinne, als du jetzt meinst, Hilde. Sie stammt nicht aus unseren Kreisen, weißt du.« Elisabeth sagte es mit leiser Ironie.
»Nein? Aber wenn wir sie doch kennen? Es wird ja wohl nicht gerade euer hübsches Dienstmädchen sein, oder?« scherzte Hildegard.
Wieder fiel Elisabeth auf, wie hochmütig diese Frau doch war. Natürlich glaubte sie nicht im Ernst an das, was sie sagte.
»Nein, aber sie ist Friseuse, Friseurmeisterin, um genau zu sein.«
»Großer Gott, Elisabeth, wie leid mir das tut!« rief Hildegard Brambeck entsetzt. »Das muß ja ein schwerer Schlag für euch gewesen sein. Wie kommt er denn bloß an so eine? Obwohl…«, sie zögerte, »… auch Guido vor Jahren einmal so eine ärgerliche Liebschaft mit einem Mädchen dieser Berufsgruppe hatte und…«
»Ich weiß«, fiel Elisabeth ihr ins Wort, »und ihr habt kräftig auf ihn eingewirkt, daß er dieses Mädchen mit einem Kind hat sitzenlassen!«
»So, dann wißt ihr es also? Ich dachte immer, Guido hätte es Christina nie erzählt.«
»Es blieb ihm nichts weiter übrig, denn das Schicksal geht manchmal sonderbare Wege, meine liebe Hildegard.« Elisabeth lächelte fein und erzählte ihr dann, wie alles gewesen war.
Hildegard bekam ein verkniffenes Gesicht. »Lieber Himmel, wie peinlich! Wie konnte Christina ihre Friseuse auf die Jacht einladen! Manchmal zeigt sie genauso soziale Ambitionen wie ihr Vater. Dein Mann neigte schon immer dazu, sich mit Leuten auf eine Stufe zu stellen, die…«
»Zum Glück ist er so, ich wollte ihn nicht anders!« fiel Elisabeth ihr ärgerlich ins Wort. »Und was nun die Mutter eures Enkelkindes betrifft, so ist sie es, die Axel heiraten wird. Mit anderen Worten, obwohl ihr seinerzeit alles getan habt, das zu verhindern, gehört sie demnächst mit zur Familie.«
»Nein!« entfuhr es Hildegard Brambeck entsetzt.
»Doch, so ist es, und Astrid und die Kleine werden auch auf meiner Geburtstagsfeier anwesend sein.«
»Das…, das ist ja der reinste Affront, Elisabeth! Wie kannst du uns das antun wollen! Ja, glaubst du denn, wir würden überhaupt kommen wollen, wenn das so ist?«
»Ja, denn obwohl ich mir denken konnte, wie ihr reagiert, habe ich euch soviel Format zugetraut. Christina, die das alles viel mehr betrifft, hat sich fabelhaft verhalten, wolltet ihr euch denn von ihr beschämen lassen? Und möchtet ihr euer Enkelkind nicht auch einmal kennenlernen? Es ist so ein goldiges Kind, seine Mutter so eine feine Person, ich bin sicher, ihr werdet eure Meinung ändern, wenn ihr sie kennengelernt habt.«
»Das…, das muß ich erst mit Albert besprechen«, wich Hildegard aus.
»Tu das«, nickte Elisabeth gelassen.
Wie stürmisch die Auseinandersetzung der Eheleute verlief, konnte sie nur vermuten. Nicht einmal Guido erfuhr es, aber irgendwie war es Albert Brambeck offenbar doch gelungen, sie zum Kommen zu bewegen. Einige Tage später teilte sie es ihr telefonisch mit.
*
Astrid war ziemlich nervös, als sie zum Landhaus fuhren. Axels Mutter hatte vorsichtig durchblicken lassen, wie schockiert Hildegard Brambeck über die Neuigkeiten gewesen war.
»Reg dich nicht auf, Liebling, zum Eklat werden sie es bestimmt nicht kommen lassen, dazu sind sie viel zu sehr auf Form bedacht«, meinte Axel.
Als sie ankamen, waren die Brambecks jedenfalls schon dort, wie sie an dem Wagen erkannten. Wie immer begrüßte Elisabeth Astrid und Conny
überaus herzlich und blinzelte Astrid aufmunternd zu, als sie sie dann den beiden anderen vorstellte.
Sie waren überrascht. Was für eine attraktive Frau! Und sie mußten auch anerkennen, daß sie die ungewöhnliche Situation selbstbewußt meisterte. Man merkte Astrid nicht an, wie nervös sie war unter den prüfenden Blicken. Man wechselte ein paar höfliche Worte, dann wandten Hildegard und Albert Brambeck sich dem kleinen Mädchen zu.
Mein Gott, wie sie Guido gleicht, schoß es der Frau durch den Kopf. Was für ein reizendes Geschöpfchen! Ein seltsam wehmütiges Gefühl durchrann sie, als sie sich hinunterbeugte.
»Du bist also Constanze?«
»Ja, aber alle sagen Conny zu mir. Bist du Guidos Mama?« fragte das kleine Mädchen unbefangen.
»Das bin ich. Kennst du mich denn?« Hildegard Brambecks Stimme klang ein wenig belegt.
»Wir haben ihr natürlich gesagt, wer heute alles kommen würde«, warf Axel ein und schob sie Albert Brambeck zu. »Und das ist Guidos Vater, Connylein.«
»Guten Tag!« Sie streckte ihm die Hand hin und wunderte sich, daß der Mann mit den silbergrauen Haaren sie so sonderbar anschaute. Genauso sonderbar, wie seine Frau zuvor. Wie seltsam die Erwachsenen doch manchmal waren!
Doch dann vergaß sie es, denn ihre Mami erinnerte sie an das Geschenk, das sie dem Geburtstagskind mitgebracht hatte.
»Geburtstagskind?« Die Kleine lachte hellauf. »Aber Tante Jansen ist doch kein Kind mehr, Mami!«
»Da hast du leider recht, Mäuschen«, schmunzelte diese, »aber so sagt man halt, wenn einer Geburtstag hat, selbst wenn er schon uralt ist. Verrückt, nicht?«
»Ach, nein, uralt bist du ja gar nicht«, tröstete Conny sie hastig, »bloß ein kleines bißchen.«
»Na, Lisbeth, wenn das kein Kompliment ist!« Viktor Jansen lachte dröhnend.
Connys Geschenk war ein selbstgemaltes Bildchen, das ihre Mami hübsch gerahmt hatte. Es war wunderhübsch geworden, denn Conny malte nicht nur für ihr Leben gern, sie besaß auch zeichnerische Talente.
»Es bekommt einen Ehrenplatz«, versprach die Beschenkte gerührt.
»Mami und Axel haben auch ein Geschenk, über das du dich mächtig freuen wirst«, verriet die Kleine dann mit geheimnisvoller Miene.
»Ach, wirklich, bekomme ich noch etwas von ihnen, obwohl sie doch schon so herrliche Blumen und die wunderschöne Brosche mitgebracht haben?«
»Nun sag es schon, bevor es dir das Herz abdrückt, du kleine Plaudertasche«, forderte Axel sie lachend auf.
»Axel und meine Mami heiraten ganz bald. Guckt mal, was sie für schöne Ringe haben!« berichtete Conny strahlend.
»Ihr habt euch verlobt?« tat Elisabeth überrascht.
»So ist es, liebe Mama«, lächelte Axel.
»Wie ich mich freue!« Sie umarmte beide zugleich.
Vater Albert schmunzelte. »Du tust, als sei es eine Riesenüberraschung, meine Liebe, dabei hast du es doch erwartet.« Er küßte seine künftige Schwiegertochter herzhaft. »Ich freue mich, mein Kind!«
Natürlich beglückwünschten sie nun auch die Brambecks, und sie taten es immerhin mit Würde, ohne sich anmerken zu lassen, wie ihnen dabei zumute sein mochte.
Der Hausherr hatte gerade Sekt aus dem Keller geholt, damit man auf das Ereignis anstoßen konnte, als draußen ein Wagen vorfuhr.
»Das werden Christina und Guido sein. Warte noch mit dem Einschenken, Schatz«, bat Elisabeth.
Schon als sie eintraten, fiel Astrid auf, wie sie strahlten. Nach Begrüßung und Glückwünschen für das Geburtstagskind wollte der Hausherr nun, endlich einschenken, doch Christina bat ihn lächelnd, noch ein wenig zu warten.
»Wir haben nämlich eine Neuigkeit, auf die wir dann gleich auch noch anstoßen können«, erklärte sie.
»Noch eine Neuigkeit? Das scheint ja ein bedeutsamer Tag zu werden.« Elisabeth sah ihre Tochter fragend an.
»Wieso,