Mami Bestseller Staffel 5 – Familienroman. Marianne Schwarz
sich keine. Nun begann sie zu ahnen, daß dem nicht so war. Christinas folgende Worte bestätigten das denn auch.
»Wir hätten auch so gern ein Kind, wissen Sie« sagte sie leise. »Leider kann ich keine bekommen, wie mir die Ärzte sagten. Und ich war nicht nur bei einer Kapazität.«
»Das tut mir leid für Sie«, murmelte Astrid betroffen und mit ehrlichem Mitgefühl. »Aber die besten Ärzte können irren, man hört doch immer wieder von fällen, in denen Frauen entgegen aller Diagnosen doch noch Kinder bekommen.«
»Sicher, aber ich kann nicht mehr an ein solches Wunder glauben. Auch mein Mann, der zuerst noch optimistisch war, hat die Hoffnung inzwischen aufgegeben.« Sie starrte trübe vor sich hin.
»Hat er das gesagt?« fragte Astrid betroffen, es klang auch ein wenig empört.
»Nicht direkt, aber man spürt es doch. Unsere Ehe…« Sie unterbrach sich, weil sie wohl merkte, daß dieses Geständnis allzu persönlich werden würde. »Nun ja, man muß sich eben damit abfinden.« Sie lächelte gezwungen.
»Vielleicht sollten Sie einfach nicht mehr daran denken und sich nicht selbst unter einen Zwang stellen. Wenn man so unter einem Druck steht, klappt vielleicht gerade deshalb nichts«, sagte Astrid tröstend.
Christina zuckte nur mit den Schultern und sprach dann von etwas anderem. Astrid mußte noch eine Weile über das Gespräch nachdenken. Wenn Guidos Frau wirklich kein Kind bekommen konnte, dann kam einem unwillkürlich der Gedanke, ob das Schicksal sich am Ende auf diese Weise an ihm rächte. Schlimm war nur, daß ihn das nicht allein traf, sondern diese doch nette Frau nicht weniger. Es schien die Ehe zu belasten, das hatte der unbeendete Satz doch beinhaltet. Wie gut konnte sie sich vorstellen, daß Guido nicht der Mann war, solch einen Schicksalsschlag mit seiner Frau zusammen durchzustehen. Ein Egoist war er, das hatte sie ja auch erfahren!
*
»Du kannst froh sein, nicht an einen solchen Mann geraten zu sein«, meinte Tante Marlene, mit der sie am Abend darüber sprach.
»Ja, das denke ich auch«, stimmte Astrid zu.
»Nur meine ich, du bist zu jung, um für immer allein zu bleiben«, fuhr die Tante fort. »Du brauchst gar nicht die Stirn zu runzeln, Kindchen, weil ich schon wieder davon anfange. Wenn ich nur daran denke, daß du doch im Laufe der Jahre schon einige wirklich nette Männer kennengelernt und alle wieder in die Wüste geschickt hast, wie man so sagt.«
»Jemanden nett finden, heißt eben nicht, jemanden zu lieben, Tante Marlene. Ich kann doch keine Hoffnungen erwecken, wenn ich von vornherein weiß, daß ich sie nicht erfüllen kann.«
Wenige Tage später begab sie sich in ein Reisebüro, und als sie dort ihre Wünsche darlegte, zog die junge Frau, die sie bediente, ein bedenkliches Gesicht.
»Wir sind ziemlich ausgebucht diesen Sommer. Bedenken Sie, es sind nur noch vier Wochen bis zu den großen Ferien. An was für ein Land hatten Sie denn speziell gedacht?«
»Ach, das ist mir eigentlich gleich. Wir wollten halt irgendwohin, wo man sich auf das Wetter verlassen kann und wo Strand ist.«
»Mögen Sie es mehr ruhig oder mehr lebhaft?«
»Ach, so in der Mitte halt.«
Doch die Angebote, die die junge Frau ihr unterbreitete, gefielen Astrid nicht so sehr. Einige waren auch einfach zu teuer, und nachdem das Geschäft alle ihre Ersparnisse geschluckt hatte, konnte und wollte sie sich nicht zu sehr verausgaben. Schließlich gab es auf Ibiza noch ein sehr gutes Angebot in einem schönen kleinen Hotel.
»Ich kenne es selbst und kann es nur empfehlen. Es liegt ruhig, ganz im Grünen und doch strandnah, und mit dem Bus ist man schnell im Ort.« Die Angestellte zählte noch weitere positive Punkte auf.
»Ich weiß nicht«, sagte Astrid unschlüssig, »das hört sich zwar alles sehr gut an, aber ich war schon auf Ibiza und wollte eigentlich mal was anderes sehen.«
Aber schließlich entschloß sie sich doch, das Angebot anzunehmen, denn die Vergleiche fielen immer wieder zu seinen Gunsten aus. Und warum, so sagte sie sich, sollte sie nach so vielen Jahren nicht wieder einmal dorthin fahren, wo sie über die Sache mit Guido Brambeck ohnehin längst hinweg war.
Conny freute sich auf den ersten Flug ihres Lebens, und als es soweit war und sie auf dem Flugplatz auf ihren Abflug warteten, war sie ganz aufgeregt.
»Können wir auch bestimmt nicht runterfallen, Mami?« erkundigte sie sich, während sie schon andere Flugzeuge aufsteigen sahen.
»Ach wo«, beruhigte sie Astrid, denn wozu dem Kind Angst machen. »Du wirst sehen, es wird dir gefallen, die Welt einmal von oben zu betrachten.«
»Und zu sehen, wie klein von dort alles ist«, ergänzte ein junger Mann, der neben ihnen saß, lächelnd. Er war allein, und schon die ganze Zeit hatte Astrid seine Blicke gespürt. Er mochte zwei, drei Jahre älter als sie sein, war ein großer blonder Mann, der sehr sympathisch wirkte.
»So klein?« Conny zeigte mit zwei Fingern, wie sie es sich vorstellte.
Er lachte. »Ja, alles sieht aus wie Bausteine aus einer Spielzeugschachtel.«
»Kann man von oben auch runterspucken?« erkundigte sich die Kleine.
Belustigt schüttelte er den Kopf. »Nee, Lütte, das geht leider nicht, sonst hätte ich es auch schon versucht. Aber die Fenster eines Flugzeugs lassen sich nicht öffnen.«
»Schade«, bedauerte Conny, und es klang so drollig, daß die beiden Erwachsenen lachen mußten.
»Wo werden Sie wohnen?« wandte sich der Fremde nun an Astrid, und sie sagte es ihm. »Ach, so ein Zufall, das Hotel habe ich auch gebucht«, meinte er erfreut.
»Kennen Sie es?«
»Ja, ich war schon mal vor zwei Jahren dort. Es ist toll, wirklich. Man ist auch sehr kinderfreundlich, und vor allem ist dort keine Massenabfertigung. Deshalb habe ich es auch wieder gebucht, obwohl ich an die Insel keine so gute Erinnerungen habe. Persönlicher Art, meine ich.« Er verzog den Mund.
»Sie auch?« rutschte es Astrid heraus, obwohl sie es gleich bereute. Was ging es einen Wildfremden an, was so lange vorbei war?
»Sind wir Leidensgenossen?« grinste er verständnisvoll.
»Ach, in meinem Fall ist es schon beinahe nicht mehr wahr. Nichts mehr, was mich noch in irgendeiner Weise bewegen könnte«, erwiderte Astrid schnell.
»Wie schön, dann kann ich ja hoffen, daß ich die traurigen Erinnerungen auch überwinde. Vielleicht will ich sogar hinfahren, um zu sehen, ob die Insel aus der Nähe überhaupt noch so erinnerungsbeladen ist.«
»Aha, eine Art Schocktherapie also«, lächelte Astrid.
Er konnte nicht mehr antworten, denn der Flug wurde aufgerufen, die Wartenden erhoben sich und bewegten sich in Richtung Ausgang.
»Wir sehen uns ja noch, nicht?« rief der junge Mann ihnen noch nach, ehe sie im Gewühl auseinandergerissen wurden.
*
Das Hotel hielt wirklich, was es versprochen hatte. Sie bekamen ein schönes Doppelzimmer mit Balkon und Meerblick. Das Haus lag in einem wunderschönen parkähnlichen Garten, es waren nur wenige Meter bis zum Strand, den sie gleich erst einmal besichtigten.
Ihr Reisebegleiter befand sich beim Abendessen an ihrem Tisch. Ganz zufällig habe man sie zusammengesetzt, behauptete er, aber so ganz traute Astrid dem nicht. Er stellte sich als Michael Schürmann vor, und Astrid war nicht böse, daß er bei ihnen saß. Allerdings hatte sie nicht vor, den ganzen Urlaub in seiner Gesellschaft zu verbringen. Wenn es sein mußte, würde sie ihm das auch in aller Freundlichkeit sagen.
Zu Connys Freude gab es noch einige gleichaltrige Kinder unter den Gästen, mit denen sie sich schon am nächsten Morgen am Strand zusammenfand. Das war angenehm für Astrid, so konnte sie in ihrem Liegestuhl in der Sonne liegen. Wenn sie gelegentlich den Kopf hob, um nach Conny zu schauen, sah sie, daß Michael Schürmann ganz in der Nähe