Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac

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set­zen, und das ist ein Spiel, wo du nicht al­lein be­tei­ligt bist, son­dern wo du Teil­ha­ber hast, die sich als ge­ris­se­ner er­wei­sen kön­nen, als du bist. Mei­net­we­gen gib dei­nen Ball, kauf neue Mö­bel, das ist zwar über­flüs­sig, das kann uns aber nicht rui­nie­ren. Aber ge­gen die Sa­che mit den Ter­rains an der Ma­de­lei­ne leh­ne ich mich di­rekt auf. Du bist Par­fü­me­rie­händ­ler, blei­be das, aber wer­de nicht Ter­rain­händ­ler. Wir Frau­en, wir ha­ben für so et­was ein in­stink­ti­ves Ge­fühl, das uns nicht täuscht! Ich habe dich ge­warnt und nun kannst du ja nach dei­nem Kop­fe han­deln. Du bist Han­dels­rich­ter ge­we­sen, du kennst die Ge­set­ze, du hast dein Schiff gut ge­steu­ert und ich wer­de im­mer mit dir gehn, Cäsar! Aber ich zit­te­re so lan­ge, bis un­ser Ver­mö­gen si­cher an­ge­legt und Cäsa­ri­ne gut ver­hei­ra­tet ist. Gebe der Him­mel, daß mein Traum nicht eine War­nung war!«

      Die­se Un­ter­wür­fig­keit war Bi­rot­teau pein­lich, und er ge­brauch­te eine un­schul­di­ge List, zu der er schon bei ähn­li­chen Ge­le­gen­hei­ten ge­grif­fen hat­te. »Höre, Kon­stan­ze, eine bin­den­de Er­klä­rung habe ich noch nicht ab­ge­ge­ben; aber ich habe so gut wie zu­ge­sagt.«

      »Ach, Cäsar, dann ist es er­le­digt, re­den wir nicht wei­ter dar­über. Erst kommt die Ehre, dann das Ver­mö­gen. Und nun geh schla­fen, mein Lie­ber, wir ha­ben kein Holz mehr. Und im Bet­te wer­den wir bes­ser re­den kön­nen, wenn dir das Spaß macht. Ach, die­ser scheuß­li­che Traum! Mein Gott, wenn man sich so dop­pelt sieht! Es ist furcht­bar! Cäsa­ri­ne und ich, wir wer­den ge­hö­rig be­ten, daß die Ter­rain­sa­che glückt.«

      »Ge­wiß wird die Hil­fe des Him­mels nichts scha­den«, sag­te Bi­rot­teau fei­er­lich. »Aber die Nu­ß­es­senz ist auch eine Macht, mein Kind. Ich habe die­se Er­fin­dung wie die der Sul­tan­in­nen-Dop­pel­pas­te ei­nem Zu­fall zu ver­dan­ken: das ers­te­mal, als ich ein Buch öff­ne­te, dies­mal, als ich den Stich von Hero und Le­an­der be­trach­te­te. Du er­in­nerst dich, wo eine Frau Öl auf das Haupt ih­res Ge­lieb­ten gießt; ist das nicht rei­zend? Die si­chers­ten Spe­ku­la­tio­nen sind die auf die Ei­tel­keit, die Ei­gen­lie­be und die Prah­le­rei. Die­se Ge­füh­le wer­den nie­mals aus­ster­ben.«

      »Ach ja, das sehe ich.«

      »In ei­nem ge­wis­sen Al­ter sind die Män­ner, die kein Haar mehr ha­ben, zu al­lem fä­hig, um wie­der wel­ches zu be­kom­men. Seit ei­ni­ger Zeit höre ich von den Fri­seu­ren, daß nicht nur das Ma­kassar­öl geht, son­dern alle Ar­ten von Haar­fär­be­mit­teln und von Mit­teln, bei de­ren An­wen­dung an­geb­lich die Haa­re wach­sen. Seit dem Frie­dens­schlus­se sind die Män­ner viel mehr hin­ter den Wei­bern her, und die ha­ben die Kahl­köp­fe nicht ger­ne, nicht wahr, mein Lieb­ling? Die Nach­fra­ge nach die­sem Ar­ti­kel er­klärt sich also aus der po­li­ti­schen Si­tua­ti­on. Ein Mit­tel, das die Haa­re ge­sund er­hält, wür­de ab­ge­hen wie war­me Sem­meln, und um so mehr, da die­se Es­senz si­cher von der Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten ap­pro­biert wer­den wird. Mein lie­ber Herr Vau­que­lin wird mich wohl auch da­bei wie­der un­ter­stüt­zen. Mor­gen gehe ich hin und un­ter­brei­te ihm mei­ne Idee, und da­bei wer­de ich ihm den Stich ver­eh­ren, den ich nun end­lich, nach zwei­jäh­ri­gem Su­chen in Deutsch­land, er­hal­ten habe. Er be­faßt sich ge­ra­de mit der Haar­un­ter­su­chung. Chif­fre­ville, der Teil­ha­ber bei sei­ner Fa­brik che­mi­scher Pro­duk­te, hat es mir mit­ge­teilt. Wenn mei­ne Er­fin­dung mit sei­nen Re­sul­ta­ten über­ein­stimmt, wird mei­ne Es­senz von bei­den Ge­schlech­tern ge­kauft wer­den. In mei­ner Idee, ich wie­der­ho­le es, steckt ein Ver­mö­gen. Ich kann wahr­haf­tig des­halb nicht schla­fen. Glück­li­cher­wei­se hat der klei­ne Po­pi­not das schöns­te Haar, was man sich den­ken kann. Wenn man dann noch ein Kon­tor­fräu­lein nimmt, mit Haar, das bis auf die Erde fällt, die, wenn das gin­ge, ohne bei Gott und Men­schen An­stoß zu er­re­gen, sa­gen könn­te, daß das Co­ma­gen­öl (es wird je­den­falls ein Öl sein) das be­wirkt hat, dann wer­den sich alle Grau­köp­fe dar­auf stür­zen, wie das Elend auf die Welt. Sag mal, Klei­ne, und was wird mit un­serm Ball? Ich bin nicht bös­ar­tig, aber ich möch­te gern die­sen Kerl, den klei­nen du Til­let, da­bei se­hen, der mit sei­nem Ver­mö­gen groß­tut und mir auf der Bör­se im­mer aus­weicht. Er weiß, daß ich et­was, das er ge­macht hat, ken­ne, was nicht schön war. Vi­el­leicht bin ich doch zu gut zu ihm ge­we­sen. Ist es nicht ko­misch, mein Kind, daß man im­mer für sei­ne gu­ten Ta­ten be­straft wird, hier auf Er­den ver­steht sich! Ich habe wie ein Va­ter ge­gen ihn ge­han­delt, du weißt gar nicht, was ich al­les für ihn ge­tan habe.«

      »Ich be­kom­me eine Gän­se­haut, wenn du nur sei­nen Na­men er­wähnst. Wenn du ge­wußt hät­test, was er aus dir ma­chen woll­te, hät­test du über die ge­stoh­le­nen drei­tau­send Fran­ken nicht ge­schwie­gen, denn ich habe er­ra­ten, wie die Sa­che ar­ran­giert wor­den ist. Hät­test du ihn der Po­li­zei an­ge­zeigt, dann hät­test du viel­leicht vie­len Leu­ten einen gu­ten Dienst er­wie­sen.«

      »Was be­ab­sich­tig­te er denn aus mir zu ma­chen?«

      »Ach, nichts. Wenn du heu­te auf mich hö­ren woll­test, dann wür­de ich dir den gu­ten Rat ge­ben, Bi­rot­teau, dei­nen du Til­let bei­sei­te zu las­sen.«

      »Wür­de man es aber nicht merk­wür­dig fin­den, wenn ich einen Kom­mis, für den ich für die ers­ten zwan­zig­tau­send Fran­ken, mit de­nen er sein Ge­schäft an­ge­fan­gen hat, Bürg­schaft ge­leis­tet habe, nicht ein­la­de? Geh, laß uns gü­tig sein um des Gu­ten wil­len. Üb­ri­gens hat sich du Til­let auch viel­leicht ge­bes­sert.«

      »Hier wird ja nun wohl al­les drun­ter und drü­ber ge­hen.«

      »Was re­dest du da von drun­ter und drü­ber? Al­les wird hier wie am Schnür­chen gehn. Hast du denn schon ver­ges­sen, was ich dir über die Trep­pe und das Mie­ten der Räu­me im Nach­bar­hau­se, nach der Ab­ma­chung mit dem Schirm­händ­ler Cay­ron, ge­sagt habe? Wir müs­sen bei­de mor­gen zu Herrn Mo­li­neux, sei­nem Haus­wirt, gehn, und ich habe mor­gen so viel Ge­schäf­te wie ein Mi­nis­ter …«

      »Du hast mir mit dei­nen Pro­jek­ten den Kopf ganz ver­wirrt,« sag­te Kon­stan­ze, »ich fin­de mich nicht mehr zu­recht. Und im üb­ri­gen will ich jetzt schla­fen, Bi­rot­teau.«

      »Also gu­ten Mor­gen«, sag­te er. »Höre doch, ich sage dir gu­ten Mor­gen, denn es ist schon Mor­gen, mein Lieb­ling. Ach, sie schläft schon, das gute Herz. Ja, du sollst sehr reich wer­den, oder ich will nicht mehr Cäsar hei­ßen.«

      2

      Ein kur­z­er Blick auf das frü­he­re Le­ben des Ehe­paars wird den Ein­druck be­stä­ti­gen, den der lie­be­vol­le Streit der bei­den Haupt­per­so­nen die­ser Er­zäh­lung her­vor­ru­fen muß. Die­se Schil­de­rung der Sit­ten des De­tail­lis­ten­stan­des wird gleich­zei­tig er­klä­ren, durch wel­che ei­gen­ar­ti­gen Um­stän­de Cäsar Bi­rot­teau Bei­ge­ord­ne­ter und Par­füm­händ­ler, frü­he­rer Of­fi­zier der Na­tio­nal­gar­de und Rit­ter der Ehren­le­gi­on ge­wor­den war. Wenn man das in­ners­te We­sen sei­nes Cha­rak­ters und die Trieb­fe­dern zu sei­nem Auf­stieg klar er­kennt, wird man auch ver­ste­hen, wes­halb kom­mer­zi­el­le Un­glücks­fäl­le, die selbst be­deu­ten­de Köp­fe über­wäl­ti­gen, für klei­ne Geis­ter zu un­heil­ba­ren Ka­ta­stro­phen wer­den. Ge­scheh­nis­se kön­nen nie ab­ge­löst für sich be­ur­teilt wer­den, ihre Aus­wir­kun­gen hän­gen völ­lig von den be­trof­fe­nen In­di­vi­du­en ab: das Un­glück ist für


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