West-Östlicher Divan. Johann Wolfgang von Goethe

West-Östlicher Divan - Johann Wolfgang von Goethe


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das Mädchen blüht,

      Sie will zart geworben sein,

      Die den Rohen flieht.

      Auch ist gut Bescheidenheit,

      Spricht ein weiser Mann,

      Der von Zeit und Ewigkeit

      Mich belehren kann.

      Dichten ist ein Übermut!

      Treib es gern allein.

      Freund' und Frauen, frisch von Blut.

      Kommt nur auch herein!

      Mönchlein ohne Kapp und Kutt,

      Schwatz nicht auf mich ein!

      Zwar du machest mich kaputt,

      Nicht bescheiden, nein!

      Deiner Phrasen leeres Was

      Treibet mich davon,

      Abgeschliffen hab ich das

      An den Sohlen schon.

      Wenn des Dichters Mühle geht,

      Halte sie nicht ein:

      Denn wer einmal uns versteht,

      Wird uns auch verzeihn.

      Al – Leben

      Staub ist eins der Elemente,

      Das du gar geschickt bezwingest,

      Hafis, wenn zu Liebchens Ehren

      Du ein zierlich Liedchen singest.

      Denn der Staub auf ihrer Schwelle

      Ist dem Teppich vorzuziehen,

      Dessen goldgewirkte Blumen

      Mahmuds Günstlinge beknieen.

      Treibt der Wind von ihrer Pforte

      Wolken Staubs behend vorüber,

      Mehr als Moschus sind die Düfte

      Und als Rosenöl dir lieber.

      Staub, den hab ich längst entbehret

      In dem stets umhüllten Norden,

      Aber in dem heißen Süden

      Ist er mir genugsam worden.

      Doch schon längst, daß liebe Pforten

      Mir auf ihren Angeln schwiegen!

      Heile mich, Gewitterregen,

      Laß mich, daß es grunelt, riechen!

      Wenn jetzt alle Donner rollen

      Und der ganze Himmel leuchtet,

      Wird der wilde Staub des Windes

      Nach dem Boden hingefeuchtet.

      Und sogleich entspringt ein Leben,

      Schwillt ein heilig heimlich Wirken,

      Und es grunelt, und es grünet

      In den irdischen Bezirken.

      Selige Sehnsucht

      Sagt es niemand, nur den Weisen,

      Weil die Menge gleich verhöhnet,

      Das Lebend'ge will ich preisen,

      Das nach Flammentod sich sehnet.

      In der Liebesnächte Kühlung,

      Die dich zeugte, wo du zeugtest,

      Überfällt dich fremde Fühlung,

      Wenn die stille Kerze leuchtet.

      Nicht mehr bleibest du umfangen

      In der Finsternis Beschattung,

      Und dich reißet neu Verlangen

      Auf zu höherer Begattung.

      Keine Ferne macht dich schwierig,

      Kommst geflogen und gebannt,

      Und zuletzt, des Lichts begierig,

      Bist du, Schmetterling, verbrannt.

      Und solang du das nicht hast,

      Dieses: Stirb und werde!

      Bist du nur ein trüber Gast

      Auf der dunklen Erde.

      Tut ein Schilf sich doch hervor,

      Welten zu versüßen!

      Möge meinem Schreibe-Rohr

      Liebliches entfließen!

      Hafis Nameh

      Buch Hafis

      Sei das Wort die Braut genannt,

      Bräutigam der Geist;

      Diese Hochzeit hat gekannt,

      Wer Hafisen preist.

      Beiname

      Dichter

      Mohamed Schemseddin, sage,

      Warum hat dein Volk, das hehre,

      Hafis dich genannt?

      Hafis

      Ich ehre,

      Ich erwidre deine Frage.

      Weil in glücklichem Gedächtnis

      Des Korans geweiht Vermächtnis

      Unverändert ich verwahre

      Und damit so fromm gebare,

      Daß gemeinen Tages Schlechtnis

      Weder mich noch die berühret,

      Die Prophetenwort und Samen

      Schätzen, wie es sich gebühret;

      Darum gab man mir den Namen.

      Dichter

      Hafis, drum, so will mir scheinen,

      Möcht ich dir nicht gerne weichen:

      Denn, wenn wir wie andre meinen,

      Werden wir den andern gleichen.

      Und so gleich ich dir vollkommen,

      Der ich unsrer heil'gen Bücher

      Herrlich Bild an mich genommen,

      Wie auf jenes Tuch der Tücher

      Sich des Herren Bildnis drückte,

      Mich in stiller Brust erquickte,

      Trotz Verneinung, Hindrung, Raubens,

      Mit dem heitern Bild des Glaubens.

      Anklage

      Wißt ihr denn, auf wen die Teufel lauern,

      In der Wüste, zwischen Fels und Mauern?

      Und wie sie den Augenblick erpassen,

      Nach der Hölle sie entführend fassen?

      Lügner sind es und der Bösewicht.

      Der


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