Gampe's Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz, Karlsbad, Franzensbad und Marienbad. Gampe Theodor

Gampe's Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz, Karlsbad, Franzensbad und Marienbad - Gampe Theodor


Скачать книгу
Napoleon soll dies selbst gethan haben als er hier während der Kämpfe 1813 um die Pässe des östl. Erzgebirges nächtigte. Die beistehenden franz. Worte, zu deutsch: »Er war ihrer unwürdig, der Verräther«, sollen gleichfalls von Napoleons Hand herrühren.

      Von hier führt der Weg über etwas eintönige, oft aber auch aussichtsreiche Höhen nach Börnersdorf, Breitenau und Fürstenwalde auf den Mückenberg, der das Mückenthürmchen trägt.

      Mückenthürmchen. 815 m ü. M. Gasthaus. Gute Unterkunft. Stallungen. Etwas billiger ist der nur wenige Minuten entfernte Gasthof an der Strasse nach Graupen. Die Rundschau ist grossartig und wird von vielen Kennern selbst der Aussicht von der Schneekoppe und dem Brocken vorgezogen. Thatsache ist, dass jenen Landschaftsbildern ein böhmisches Mittelgebirge fehlt, so grossartig sie auch sein mögen. Die Aussicht erstreckt sich über einen Umkreis von 600 km. Es gewährt eine ganz ausserordentliche Ueberraschung plötzlich das gebirgige nordböhm. Land mit dem Teplitzer Thalkessel und dem vulkanischen Kegeln bis zum Borcen bei Bilin auftauchen zu sehen. Links liegen das Elbsandsteingebirge, dahinter das Lausitzer Gebirge, der Isarkamm und das Riesengebirge. Rechts sehen wir den Kamm des Erzgebirges bis zum Keil- und Fichtelberg und Theile vom Karlsbader Gebirge. Von Dresden sieht man die Antonsstadt, die Prinzenschlösser und ferner den Loschwitz-Pillnitzer Höhenzug mit dem Borsberg. Gegen die norddeutsche Tiefebene ist die Aussicht nur durch die Sehkraft beschränkt.

      Bei der Kapelle zu St. Wolfgang betreten wir die Teplitzer Strasse und gelangen hinab nach Graupen. Der Fall bis zu dieser Stadt beträgt 497 m, wir sind also nachzu 5 Dresdner Schlossthürme abwärts gestiegen.

      Graupen. Stadt Dresden. Kronprinz Rudolph. Wein und Bier bei Herm. Kohlschütter. Alte intr. Bergstadt, die ihren Namen von den hier abgebauten Zinngraupen entlehnte. 2500 Einw. In der Stadtkirche die heilige Stiege mit 28 Marmorstufen, die von den Gläubigen nur knieend erklommen wird. Zwei Figurengruppen »Gericht über Jesu« und das »Fegefeuer.« Die erstere ist nicht ohne Kunstwerth, die letztere wird durch rothes Glas noch schauerlicher, als sie der »Künstler« gemacht.

      Die Rosenburg über der Stadt steht an der Stelle, wo sich die Veste Graupen oder Hundsstein erhob, die 1429 von den Hussiten zerstört wurde. Die alten Ruinen sind geschickt für die neueren Bauten ausgenützt. Schöne Gartenanlagen. Rosenzucht. Beliebter Ausflug der Teplitzer. Die Aussicht auf den Teplitzer Thalkessel und das Mittelgebirge ist umfassend und anmuthig.

      Die Wilhelmshöhe liegt gleichfalls auf einem aussichtsreichen Felsvorsprung. Vielbesuchtes Rest. mit Fremdenbetten. Sommerfrische. Das Rest. hat seinen Namen von Friedrich Wilhelm III. König von Preussen, der hier besonders gern weilte.

      Die Geyersburg liegt 3½ km gegen Osten von Graupen entfernt. Aussichtsreicher Weg am Berghang. Intr. Ruinenstätte über welche viele Sagen im Volk lebendig sind. Aussicht oben verwachsen, doch thuen sich öfter Blicke auf historische Stätten auf. 1040 schlugen hier Kaiser Heinrichs Mannen den Herzog Bretislav von Böhmen. Am 11. Febr. 1126 kämpften Lothar I. und Sobeslav I. von Böhmen gegen einander. Nach Aussig zu liegen die blutgetränkten Felder, auf denen am 14. Juni 1426 die Hussiten die Meissner schlugen. Das Schlachtfeld bedeckten 23 000 Leichname. Gegen Kulm hin sind die Denkmäler der Kulmer Schlacht sichtbar. Siehe Seite 20.

      Mariaschein. 2 km von Graupen. 1240 Einw. Anker. Zum Bleileben. Grosses Jesuitenkloster mit weithin leuchtenden Dächern. 22 Patres mit über 200 Zöglingen. Grössere wissenschaftliche Sammlungen für Lehrzwecke, auf Ersuchen zugänglich. In der Klosterkirche, die zugleich berühmte Wallfahrtskirche ist, ein wunderthätiges Marienbild, zu welchem aus Schlesien und Böhmen, aber besonders aus der Sächs. und Preuss. Lausitz viele Gläubige (zahlreiche Wenden) Wallfahrten veranstalten. Zu Pfingsten, Mariageburt und an einigen Heiligentagen gleicht der Ort einem Messplatz. Im Kreuzgang viele kunstlose Wandgemälde, doch intr. durch seltsame Geschichtsauffassung. Das Mariabild ist von Thon. Man erzählt von ihm eine merkwürdige Fluchtgeschichte zwischen Graupen und Mariaschein. Ein Mädchen, von einer Schlange gebissen, soll um Hilfe gerufen haben und diese erschien in Form eines Muttergottesbildes, das eine Nonne vor den Hussiten in einer nahen Linde verborgen hatte. Die Bürger von Graupen trugen das Bild im Triumph nach ihrer Stadtkirche, aber dreimal kehrte dasselbe bei nächtlicher Weile nach der Linde zurück. Hierauf sei nun eine Kapelle erbaut worden, welche endlich dem Bild als dauernde Wohnung convenirte. Das heutige Jesuitenkloster hat das Gut Sobochleben im Besitz.

      Man fährt von Graupen mit Dampf oder geht über Probstau (S. 27) und Weisskirchlitz (S. 27) nach Teplitz. Den Bahnhof Graupen-Rosenthal erreicht man von Graupen aus auf dem Ave-Mariasteig.

      Teplitz siehe Seite 21.

      3. Dresden-Mügeln (12 km). Dohna (3 km). Weesenstein (3 km). Glashütte (12 km). Bärenstein (8 km). Lauenstein (3 km). Mückenthürmchen (9 km). Teplitz (12 km).

      Nach Mügeln mit Dampf. Von hier bis Glashütte Post oder auch billigen Stellwagen. Mügeln liegt am Einfluss der rothen Müglitz in die Elbe, deren rothgefärbte Gewässer (durch die Zinnwäschen bei Altenberg) noch lange in der Elbe sichtbar sind. Auf der Höhe über Mügeln liegt Grosssedlitz mit seinem grossen altfranz. Park. Kolossale Schnitthecken. Erotische Skulpturen. Bassins. Der Umweg dahin beträgt 2 km. Man geht dann nicht die Strasse sondern über die Höhe nach Köttewitz und trifft in Weesenstein wieder mit der Strasse zusammen.

      Dohna lassen flüchtige Wanderer links oben am Thalhang liegen. 2000 Einw. Das Schiesshaus steht inmitten der alten berüchtigten Veste Dohna, von der nur noch karge Ueberreste vorhanden. 1402 lag Burggraf Jeschke von Dohna fast mit der ganzen Ritterschaft der Umgebung in hartem Zwist, bis ihn Markgraf Wilhelm von Meissen vertrieb und seine Burg einäscherte. In der Stadtkirche sehenswerter goth. Altar mit Figuren von Semper restaurirt.

      Wir gehen im schönen Müglitzthale aufwärts nach Wesenstein. Ein Fusspfad, vom Gebirgsverein angelegt, geht auch ab Dohna über die Höhen dahin. Weigand's Gasthof dicht am Schloss mit schattigem Garten. Das merkwürdig gruppirte, malerische Schloss mit mancherlei Sehenswürdigkeiten ist Eigenthum des Prinzen Georg, Herzogs zu Sachsen. Meldung beim Schlossverwalter. Die Gebäude sind in einer Weise übereinander gesetzt, dass sie im Innern wie ein einziger Bau von 8 Stockwerken erscheinen. In die Belletage steigt man hinab, in die Keller hinauf. Die Pferdeställe liegen im dritten Geschoss. Viele Andenken an König Johann, der hier öfter literarischen Arbeiten oblag. Ueber 800 fürstliche Portraits, darunter solche von Meisterhänden. Uralte Gewölbe aus romanischer Zeit. Folterkammer, in Sachsen einzig in ihrer Art. Schöner Schlosspark. König Albert verlebte hier zumeist seine Knabenjahre. Zum Pavillon 1 km stark bergauf. Beliebter Aussichtspunkt auf das stille Oertchen mit dem Schloss und auf das Elbthal. Näheres siehe Gampe's Weesenstein. Dresden, Bleyl und Kaemmerer.

      Anmerkung. 5 km oberhalb Weesenstein liegt rechts an der Strasse der Rabenhorst, eine imposante Felspartie. Pfade führen hinauf nach Maxen. Rittergut mit Schlosspark. Am 17. Nov. 1759 trug sich hier der Finkenfang zu. General Fink wurde mit seinen 13 000 Preussen vom östr. General Daun gefangen genommen. In der Nähe Kalkbrüche. (Maxener Marmor.) Der Umweg beträgt 4 km.

      Bei weiterem Vordringen im Thal berühren wir Schlottwitz. Links der Todtenstein. (An der Neumühle Achate, Amethyste, Jaspis, Hornblende.) Vor Glashütte bei der Krugmühle eine Felspartie, Wittichs Schloss genannt, wo im 15. Jahrh. ein Wegelagerer Namens Wittich gehaust haben soll.

      Glashütte. Post. Stadt Dresden. 2000 Einw. In einem Seitenthale der Müglitz gelegen. Eine Glashütte war nie hier, der Name entstammt den Glaserzen (Eisenerze), die hier gefunden wurden. Glashütte ist der Sitz einer hochberühmten Uhrenindustrie. Die Uhrmacherschule zählt gegen 40 Schüler. Das Hauptverdienst fällt dem Uhrmacher Adolph Lange zu († 1875). Derselbe errang im Ausland mehrfach erste Preise und auf dessen eisern-solide Geschäftsprinzipien


Скачать книгу