G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner


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dreht sich Trevor wieder zurück, hebt den Revolver an und sieht den einen Mann seinen Colt zu Boden werfen. Der Mann sagt japsend und voller Furcht: »Hört auf, hört auf! Slim ist tot und Stevens liegt im Straßenschlamm. Hört auf – aufhören! Ich passe, Trevor, ich passe!«

      Langsam und etwas benommen, den Schmerz im linken Arm, geht Trevor über die Straße auf Stevens zu. Er behält den Revolver in der Hand und sagt knapp und kalt: »Werft eure Revolver weg, wenn ihr es nicht fortsetzen wollt!«

      Die drei Männer oben halten die Hände vom Körper weg und stehen still, während Trevor neben Stevens anhält und ihm den zweiten Revolver nimmt.

      »Du hast das Gras angesteckt«, sagt Trevor scharf und zieht Stevens aus dem Schlamm auf den Gehsteig. »Stevens, du und Hardkins, ihr beide seid es gewesen. Nun, Mann, ich werde dich zum Sheriff bringen!«

      »Ich sage nichts«, keucht Stevens heiser. »Das beweise mir erst einmal. Ich sage nichts. Lass mich laufen, dann rede ich, aber sonst …«

      »In Ordnung, dann rede und verschwinde, aber sieh zu, dass du mich nie wieder triffst und die Hand am Revolver hast, Mann!«

      Stevens atmet heftig und presst seine Hand auf seine Schulter. Einige der Männer kommen jetzt und wollen ihn stützen, aber er schüttelt nur matt und ablehnend den Kopf und torkelt allein auf den Vorbau des Saloon zu, auf dem Slim Dorlanay reglos liegt.

      »Dieser Narr«, murmelt Stevens dann schwach und lehnt sich ächzend an die Wand. »Ich hätte es wie Byrd machen sollen. Schon Hardkins hat es vorausgesehen und ist ausgestiegen, aber ich Narr musste ja schlauer sein. Trevor, er wollte die Herde nach Sedalia bringen und um jeden Preis vor dir dort zu sein, um sie verkaufen zu können. Hör zu, Mann, er hat sie verkaufen und mit dem erzielten Geld verschwinden wollen. Das ist sein ganzer Plan gewesen!«

      Die Männer Dalbys und Bassetts fluchten wild los und werfen bittere Blicke auf Slim Dorlanay, aber der kann sich nicht mehr rechtfertigen.

      »Darum also hat er mich mit Gewalt aufhalten wollen«, murmelt Trevor düster. »Er hat wohl Angst gehabt, ich würde ihn bis in die Hölle verfolgen, wenn er Adam betrogen hätte. Und damit hat er es genau richtig gewusst! Tut mir leid, Leute, ihr würdet keinen Cent Traillohn erhalten haben, das wisst ihr wohl jetzt. Ich brauche einige Männer für eine gute Mannschaft, aber gemeutert wird bei mir nicht. Wenn ihr wollt, dann überlegt euch die Sache. Ich denke, ihr kennt mich. Ich brauche euch alle. Vielleicht rechnet ihr euch aus, dass ihr sonst keinen Cent Trailgeld zu erwarten habt!«

      Und da sagt hinter ihm, vielleicht sechzig Schritt entfernt, Steingesicht Byrd mit seiner eiskalten und durchdringenden Stimme: »Trevor, mein Freund, du hast etwas vergessen – mich! Komm da herunter, ich warte so lange!«

      Die Männer fahren alle zusammen und wenden sich dann um. Sie sehen Steingesicht Byrd an einer der Stützen des Gehsteigdaches lehnen.

      »Mischt euch nicht ein«, ruft Trevor. »Byrd, was willst du?«

      »Sehen, ob du auch mich schlagen kannst«, antwortet Byrd ruhig. »Die Sache ist für dich noch nicht zu Ende, mein Freund. Einen ganz richtigen, fairen Kampf. Komm herunter!«

      »Byrd, dabei kannst du sterben!«

      »Es ist meine Sache, wenn ich sterben will. Finde heraus, ob du es schaffen kannst.«

      »Trevor, sei kein Narr, er ist unheimlich schnell«, zischt Bassettt scharf. »Trevor, du brauchst nicht zu kämpfen, du bist verwundet.«

      »Vielleicht bin ich das, aber Byrd wird dann warten. Ich laufe ihm nicht davon. Er denkt an seinen Hund und sonst nichts! Byrd, ich komme!«

      »Das habe ich gewusst!«

      Trevor geht langsam vom Gehsteig und sieht Byrd klein und mager heruntersteigen. Auch Byrd kommt jetzt auf die Straße, lässt seine rechte Hand tief hängen und hält dann in etwa dreißig Schritt Entfernung an.

      »Du hast deinen Indianer geschickt«, sagt Byrd dann tonlos. »Du hast ihn geschickt, und er hat meinen Hund umgebracht. Ich habe versprochen, mich dafür zu rächen.«

      »Dein Hund ist immer eine Bestie gewesen, Byrd!«

      »Vielleicht. Aber treu war er. Ein Tier ist besser als zehn Menschen!«

      »Nun gut, kann sein. Wenn du es nicht anders haben willst, dann …«

      Er hört das Trommeln der Hufe und den gellenden wilden Schrei, der links aus der Gasse kommt und sich an den Häusern bricht.

      Und er weiß in dieser Sekunde, dass niemand so schreien kann wie Saguaro.

      Der Chihuahuaindianer stößt seinen wilden, fürchterlichen Kriegsschrei aus und rast – Trevor begreift nicht, woher er auf einmal kommt – auf seinem großen Gaul wie der Blitz aus der Gasse heraus.

      In derselben Sekunde aber wirbelt auch schon Byrd herum. Und diesmal verzieht sich das Steingesicht zu einer wilden Grimasse. Dann brüllt auch Byrd, als wenn ein Hund zu heulen beginnt und rennt dem Pferd entgegen.

      »Byrd, stehen bleiben – stehen bleiben, Byrd!«, brüllt Trevor los, aber der kleine Mann rennt mit unheimlicher Behändigkeit über die Straße, dem Pferd entgegen auf seinen Todfeind los.

      »Byrd, halte an, halt!«

      Jetzt sieht ihn der Chihuahua und stößt den zweiten gellenden und schrillen Schrei aus.

      Saguaro greift jäh nach unten, beugt sich weit über den Hals des Pferdes und sieht jenen Mann vor sich, der ihm den Wolfsbastard auf den Hals gehetzt hat.

      Wie der Blitz kommt Saguaros Hand hoch und in ihr funkelt das breite beidseitig geschliffene Messer.

      »Ah, du – du knirpsiger Teufel!«

      »Du hast meinen Hund umgebracht!«

      In dieser Sekunde richtet sich Saguaro auf, das Messer wirbelt durch den Regen los.

      Der kleine Mann vor dem großen Pferd duckt sich und schießt. Über ihn hinweg surrt das Messer in den Schlamm, doch die Kugel trifft den Indianer.

      Noch ein Krach, und das Pferd Saguaros, dieses große, prächtige Pferd, stellt sich hoch, macht dann einen gewaltigen Satz, als der Indianer ihm die Hacken in die Seite jagt und springt.

      »Du – du verdammter Teufel«, sagt der Indianer leise und sieht sein großes Pferd auf den kleinen Mann zufliegen.

      »Da, nicht schießen mein Pferd tot!«

      Sie sehen es alle und bewegen sich vor lauter Entsetzen nicht. Das Pferd springt genau auf Byrd los, der den Arm hochreißt und schießen will, während er sich wegwerfen möchte.

      Das Pferd drückt den Arm des kleinen Mannes mit Gewalt herum, der Schuss kracht und der Gaul geht zu Boden.

      Aus dem Sattel fällt Saguaro mitten in den dicken Schlamm und bleibt reglos liegen. Genau zwischen ihm und Byrd liegt das große prächtige Pferd.

      Byrd liegt ganz still. Die Kugel aus seinem eigenen Revolver hat ihn getroffen, als das Pferd gegen den Arm gesprungen ist.

      Der kleine Mann hat die eine Hand ausgestreckt und sieht seinen großen schrecklichen Wolfsbastard kommen. Das Tier beugt den Hals und leckt ihm die Hand.

      Steingesicht Byrd beginnt zu lächeln und weiß nicht, dass es die Wellen jener Pfütze sind, in die er gefallen ist, die ihm über die Hand rinnen.

      Er hat seinen Hund bei sich. Und der Hund leckt ihm die Hand.

      »Viel treuer als ein Mensch«, flüstert Steingesicht Byrd und lächelt, doch niemand hört ihn reden. »Viel treuer als ein Mensch. Bravo, Dingo – braver Hund!«

      Drüben aber, drüben liegt der Indianer und bewegt die Hand. Er sieht auf den Griff seines Messers, der aus dem Schlamm ragt und zieht sich mühsam weiter.

      Es wird schwarz vor seinen Augen, ehe er das Messer erreichen kann, doch der letzte Befehl ist an die Muskeln gegangen, er schiebt sich das letzte Stück und hat den Griff in der Hand.

      Saguaro


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