G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner


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kommt mit einem Leinenbeutel und ihren Waffen, hebt den Beutel einem der Männer entgegen und tritt dann mit gezogenem Revolver zurück. Jetzt stehen alle Meuterer auf dem Vorbau und sehen zu, wie die Gruppe anreitet. Stevens muss den stöhnenden, aber nicht aufwachenden Slim halten, reitet nur ein Stück bis zum nächsten Saloon und steigt dort wieder ab.

      »Kommt«, sagt er finster. »Wir tragen ihn hinein. Dieser verdammte Dalby mit seiner Schrotflinte! Komm schon, fass an, Luke!«

      Es dauert keine drei Minuten, dann kauert Slim Dorlanay auf einem Stuhl, wird mit Gewalt von Stevens munter gemacht und blickt verstört um sich.

      »Was – was ist passiert?«

      »Du bist fertig, sie wollen nicht mehr. Sei froh, wenn sich nicht der Sheriff um dich zu kümmern beginnt«, erwiderte Stevens bitter. »Wie konntest du Narr auf Jay schießen? Es sind Zeugen genug da, die alles beschwören werden. Werde schon richtig munter! Du bist fertig, Slim, niemand wird dir mehr gehorchen wollen. Du wirst auch keine Mannschaft mehr zusammenbekommen. Wach auf, Mann!«

      Slim Dorlanay wacht wirklich auf, sieht sich aus flackernden Augen um und begreift dann ganz, was geschehen ist.

      »Du bist fertig. Mein Geld – schnell!«

      »Du – du willst mich verlassen?«

      »Genau das! Ich werde es wie Hardkins machen! Das Geld, Slim!«

      Er zieht seinen rechten Revolver und sieht Stevens kurz an, aber auch Stevens greift nicht ein. Ächzend holt Slim das Geld aus der Tasche, zählt Byrd seinen Anteil hin und schiebt es ihm zu.

      »Da, nimm«, sagt er keuchend. »Nimm – und fahr zur Hölle damit. Ich bin noch lange nicht fertig mit ihnen, ich bin noch lange nicht …«

      »Fertig, das bist du!«

      Er steckt das Geld mit der linken Hand ein, hält in der rechten seinen Revolver und geht langsam rückwärts aus der Tür.

      Slim Dorlanay aber sitzt da und stiert auf die sich leise bewegenden Flügel der Schwingtür. Er hört die Schritte auf dem Vorbau, dann das Janken des Sattels und die Hufe im Schlamm patschen. In seinem Kopf breitet sich eine Leere aus, die ihn zu einem erstarrten Abbild eines Narren werden lässt. Er sitzt da und lässt seine Unterlippe hängen. Draußen reitet Byrd davon, der Mann, der nie ganz zu durchschauen und der doch sein schnellster Mann gewesen ist. Byrd lässt ihn sitzen!

      Steingesicht Byrd blickt sich nicht mehr um, er reitet die Straße hoch. Seine Maske ist starr wie immer. Regen peitscht in sein Gesicht, aber er merkt es kaum. Byrd denkt wieder an seinen Wolfsbastard.

      Dann schrickt er zusammen. Er hört den Hufschlag eines Pferdes und sieht, ehe er nach rechts in die Gasse einbiegt, den Schatten eines Reiters auf einem Schimmel.

      Steingesicht Byrd wird jäh hellwach, treibt sein Pferd scharf an die Hauswand und sieht sich um. Im nächsten Moment erkennt er auch schon Trevor Joslyn, der nun sein Pferd zurückhält und langsamer wird. Jetzt muss er die fünf Pferde am Vorbau des Saloons sehen.

      Trevor treibt seinen Schimmel hart nach links, denn er hat Slims Pferd ausgemacht.

      »Sieh einer an«, sagt Byrd, ohne groß die Lippen zu bewegen. »Ist es schon so weit, dass Freund Slim ersticken muss? Nun, wer immer lebend aus dem Saloon kommen mag – wird es Trevor sein, dann werde ich auf ihn warten!«

      Trevor geht mitten auf der verschlammten Fahrbahn weiter und kommt vor den Saloon. Langsam greift er zum Hals hoch, löst die Schnur seines Ölumhanges und nimmt den Hut ab.

      Und wieder sagt Byrd, als er erkennen muss, dass Trevor seinen Revolver unter den Hut gesteckt hat, um die Patronen nicht feucht werden zu lassen: »Schlau – schlau! Man kann immer noch etwas lernen, denn sicher ist Trevor durch den Fluss geschwommen.«

      Einen Augenblick steht Trevor Joslyn still, der Revolver wandert unter seine Achsel.

      Dann aber wirft er die Ölhaut hinter sich auf den anderen Gehsteig und dreht sich voll dem Saloon zu.

      »Slim komm heraus! Hier ist Trevor Joslyn! Komm heraus, Slim, ich habe mit dir zu reden!«

      Seine Stimme schallt laut durch den fauchenden Wind, den klatschenden Regen und bricht sich drüben an den Hauswänden. Die Worte schallen bis zum nächsten Saloon, dringen bis in den Store, das Barbiergeschäft und die Bäckerei.

      Aus dem Store sehen blitzschnell drei, vier Männer heraus. Dalby macht die Tür auf, Bassett kommt nach draußen. Hinter ihnen schieben sich die anderen Männer auf den feuchten Vorbau unter das Regendach. Sie sehen den Mann nun alle.

      Er steht mitten auf der Straße, der Mann, der seinen Hut leicht in die Stirn gezogen hat und dem der Regen über Rock und Weste peitscht.

      »Slim«, ruft Trevor noch einmal heiser, »komm heraus, wenn du kein Feigling sein willst. Slim, komm heraus!«

      In diesem Augenblick greift eine Hand von innen über die Kante des einen Schwingtürenflügels hinweg.

      Dann geht die Tür auf.

      Slim Dorlanay kommt langsam auf den Vorbau.

      Er hat seine Jacke offen, tritt zwei Schritt vor und wartet dann auf seine Männer. Sie kommen hinter ihm aus der Tür. Nur Stevens fehlt, das sieht Trevor augenblicklich. Steingesicht Byrd ist auch nicht da.

      Eine Sekunde später erkennt er die Bewegung am Tor des Hofes vom Saloon und sieht Stevens dort auftauchen.

      »Slim, du weißt, weshalb ich gekommen bin«, sagt Trevor ganz ruhig und gelassen. »Wo ist Byrd?«

      »Vor fünf Minuten weggeritten, du Narr«, erwidert Slim bissig. »Das ist sogar die Wahrheit!«

      »He, Trevor«, ruft einer der Männer da von rechts. »Ich habe ihn wegreiten sehen, es stimmt. Diesmal lügt er nicht! Damit du es weißt: Wir haben genug von ihm, er taugt nichts.«

      »Gut«, erwiderte Joslyn knapp. »Slim, kommst du? Ich warte nicht mehr lange und werde …«

      In diesem Moment stößt Stevens das Tor auf und springt mit einem Satz auf die Straße. Eine Bewegung, die Trevor von Slim ablenken soll. Zwar sieht Trevor für eine Sekunde nach Stevens, aber dann bemerkt er aus den Augenwinkeln den Satz, den Slim Dorlanay macht und wendet blitzschnell den Kopf zurück.

      Trevor sieht Dorlanay ziehen, duckt sich etwas und greift unter die Achsel. In einer Sekunde erkennt er den Trick Dorlanays, der ihn von sich ablenken wollte, und duckt sich tief ab.

      Dorlanays Revolver kommt hoch, doch schießt Slim zu überhastet. Die Kugel jagt keinen halben Schritt vor Trevors linkem Stiefel in den Schlamm der Straße und jagt eine Fontäne Dreck gegen die Beine Trevors.

      Jetzt zieht auch Stevens, aber da feuert Trevor schon auf Dorlanay. Der brüllende harte Donner der Schüsse rollt über die Straße hinweg und erwischt Dorlanay mitten in der verzweifelten Rechtsbewegung. Slim will sich zur Seite werfen, als er den Revolver Trevors auf sich gerichtet sieht. Die Kugel, die ihn in der Schulter treffen soll, trifft ihn mitten in der Brust und lässt ihn gegen die anderen drei seiner Männer zurücktaumeln. Er prallt auf zwei von ihnen, hindert sie am Ziehen und sieht dann nichts mehr als einen grauen Vorhang, der sich langsam auf ihn niedersenkt.

      Von seiner linken Seite her schießt jetzt Stevens und sieht deutlich, dass Trevor heftig zusammenzuckt.

      Joslyns linker Arm bekommt einen harten dumpfen Schlag, wird etwas nach hinten gerissen und bringt den Revolver Trevors, der Dorlanay umfallen sieht, wobei er einen seiner Männer mitreißt.

      Trevor begreift kaum, dass der Riese Dorlanay von einem Schuss in die Schulter umfallen soll, aber die Kugel von Stevens erinnert ihn jäh an diesen Mann.

      Er nimmt die Hand wieder leicht herum, drückt dann ab und sieht zugleich in Stevens Hand die Feuerwolke aufdonnern. Dicht an seiner rechten Seite vorbei faucht die Kugel. Sie schlägt wenige Schritt hinter ihm in die Wand des nächsten Hauses.

      Stevens taumelt drüben gegen das Tor zurück, aber der Torflügel, der von einem


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